pfaffki hat geschrieben: ↑Montag 15. Juni 2020, 23:01 Leider wurde die Maschine nur benutzt, aber nicht außerordentlich gepflegt - nach Abnahme der Bodenplatte sowie der Platine kamen mir einige Nähnadeln entgegen
Ich habe die große Hoffnung, mit der hier vorhandenen geballten Kompetenz die richtigen Schritte anzugehen und durchführen zu können. Ich möchte halt nicht aus Unwissenheit einfach "irgendwo" ölen, schliesslich hat meine Mutter damit lange Zeit mit viel Freude genäht.
Diese Maschine ist pflegeleicht und soll normalerweise nur am Greifer geölt werden. Gut aufbewahrt, vor Staub geschützt ist und außerdem nicht mißhandelt, ist bereits die halbe Miete. Allerdings hat Pfaff diese Maschine nicht mehr für die Ewigkeit gebaut. Dafür war der Preiswettbewerb auf dem Nähmaschienenmarkt ab etwa Mitte der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts zu hart. Auch Sinterlager trocknen irgendwann aus. Kunststoffteile können defekt gehen und Lager können wandern, wenn man sie nicht verstiftet. Um eine solche Maschine vor dem Austrocknen zu schützen, kann man sie auch luftdicht verpacken. Ein NM-Mechaniker kann die Sinterlager in dieser Maschine nach einer ggf. erforderlichen Reparatur mit BP Energol HLP46 oder HLP80 nachölen. Auch etwas wie z.B. LiquiMoly HLP46 eignet sich dafür. Normales harz- und säurefreies NM-Öl sollte man bei dieser Maschine nur am Greifer verwenden. Sinterlager sollten auch nicht mit Benzin, Petroleum oder Spiritus gereinigt werden. Verschmutzte oder verharzte Sinterlager sollen nur mechanisch durch Abbürsten gereinigt werden.
Es ist vermutlich schwer, eine solche Maschine zu finden, die etwa 40-50 Jahre nach ihrer Herstellung noch extrem leichtgängig und einwandfrei funktioniert. Auch wenn das ein erfahrener NM-Mechaniker perfekt macht, kann der Zeitaufwand dafür relativ groß sein. Eine ältere Pfaff 130 oder 230, die bei guter Pflege auch in 100 Jahren noch so wie eine neue NM nähen kann, findet man vermutlich leichter. Dann hat man allerdings keinen doppelten Stofftransport und muss auf einige Nutz- oder Zierstiche verzichten. Auch ein Anfänger tut sich wesentlich leichter, wenn er seine ersten Erfahrungen bei der NM-Wartung mit einer relativ alten NM mit BJ vor etwa 1965 macht. Das lohnt sich in der Regel oft. Da gibt es einige Maschinen, da muss man so gut wie nie schrauben, sondern nur ein wenig ölen. Das reicht bei einer Pfaff 1222E nicht. Früher oder später gibt es bei diesem NM-Modell größere Probleme, leider. Ob sich der Aufwand dann lohnt, muss jeder selbst entscheiden. Ich mache es nur deshalb, weil ich neugierig bin und herausfinden will, was diese Maschine alles kann. Keine NM hat mich bislang geschafft und diese NM wird es vermutlich auch nicht tun. Ich schaue dabei allerdings nie auf die Uhr und mir ist es egal wie lange das dauert.
Wenn du deiner Mutter eine echte Freude machen willst, dann empfehle ich dir, deine Maschine einem Experten wie den Dieter zur Reparatur einzuschicken. Als Anfänger bist du mit dieser Maschine schnell überfordert. Das geht bei diesem NM-Modell nicht so einfach, wie du dir das vorstellst. Das sind 100te von Einzelteilen, die da gut zusammenwirken müssen. Eine etwas ältere Pfaff-Nähmaschine hast du vermutlich wesentlich schneller begriffen und dann die realistische Chance auf ein Erfolgserlebnis. Nur Zerlegen und Weglegen geht bei dieser Maschine relativ einfach. Dafür ist die Maschine aus meiner Sicht aber zu schade. Ohne umfangreiche Erfahrung und gute Dokumentation hätte ich mich an diese Maschine nicht herangewagt. Sie ist auch für mich eine echte Herausforderung.