Heute, Ostermontag 2022, wird dieses Thema wieder hervorgeholt? Dann muss ich wohl doch von den Kreuzstich-Arbeiten meiner Oma berichten. Meine Oma machte schöne Stickereien auf Leinenquadraten (größer als z.B.Topflappen), die dann mit ca. 5 cm breiter gekaufter Spitzenborte zu Tischtüchern zusammengesetzt wurden. Für letztere Arbeit war natürlich die Nähmaschine vonnöten, ebenso für das Säumen der Leinenquadrate. Die ganze Familie (einschließlich Oma und Opa) zog eines Tages um, 500 km westwärts. Mein Vater richtete sich ein neues Arbeitszimmer ein, nunmehr mit dem Schreibtisch samt Schreibtischstuhl und Bücherschrank des Opas. Kombiniert wurde die Einrichtung mit einem geradlinigen Bett aus hellem Buchenholz mit sehr niedrigem Kopf- und Fußteil sowie dazu passendem Couchtisch. Die Matratze ließ man vom Polsterer mit schwarz-braun-orangefarben meliertem Bouclé-Polsterstoff beziehen, ebenso zwei 1950er-Jahre Sessel. Fertig war der Besprechungsbereich, wobei das zum Sofa verwandelte Bett bei Bedarf durchaus auch zu einem normalen Gästebett hergerichtet werden konnte. Meine Oma wollte passende Sofakissen anfertigen und für den Couchtisch eine Zierdecke sticken, mein Vater verbat sich das. Die Oma konnte es aber nicht lassen und stickte wenigstens die Zierdecke. Es ging um das Arbeitszimmer eines Mannes, da sah sie ein, dass sie nicht mit Blumenmuster überzeugen konnte. Sie stickte also in hundertprozentig passenden Farben zum Bouclé-Polsterstoff (plus ein wenig rot und gelb)
feuerspeiende Drachen in Kreuzstich. Eine quadratische, diagonal aufzulegende Decke. Wo sie wohl die tolle Stickvorlage gefunden hatte? Es sah phantastisch aus! Aber mein Vater legte die Decke nie auf. Vielleicht war es unpraktisch, sie ständig zurechtziehen zu müssen? Er äußerte sich dazu nicht.
emmi