MiW hat geschrieben:hutzelbein hat geschrieben:Varsol ist Testbenzin. Wird auch als Lösemittel für Dammarharze verwendet und dient zur Firnisherstellung. Das ist mindestens so aggressive wie Brennspiritus (Alkohol), wenn es mit Lack in Berührung kommt.
Ich würde sagen falsch, denn auch wenn ich mich wiederhole, Petroleum oder Feuerzeugbenzin ist für mich das Mittel der Wahl.
Beides reagiert
nicht mit dem Schellack.
Varsol kenne ich nicht, wenn es aber Testbenzin ist, ist es auch bestens geeignet.
Der große Vorteil von Feuerzeugbenzin: es ist leicht zu bekommen und billig.
Von Ethylalkohol (Spiritus) würde ich trotzdem die Finger lassen. Das Risiko wäre mir zu groß, dass am Lack Schaden entsteht.
Und im übrigen hat z.B. Isopropanol aus der Apotheke die bessere Fettlöslichkeit (je langkettiger, umso höher die Fettlöslichkeit).
WD40 ist für mich weder Fisch noch Fleisch. WD40 ist ein Kriechöl und Rostlöser. Letztendlich hängt es zwar immer davon ab, was man erreichen will, bei einer Maschine, die im Freien stand, ist es sicher bestens geeignet, bei einer durch Salatöl verharzten Maschine bringt es meiner Erfahrung nach wenig.
Und ich behaupte, auf den Singer Maschinen, die ich hier habe, befindet sich kein Schellack. Auf meiner toll verzierten Adler 8 und bei der Phoenix DD ist das vermutlich noch der Fall. Auf der Singer Maschine von pipejoe möglicherweise auch. Irgendwann sind alle Nähmaschinenhersteller dazu übergegangen, Einbrennlacke zu verwenden. Das muss nach meiner Schätzung etwa um 1930 passiert sein. Bei meinen Singer 206D Maschinen ist das bereits der Fall. Trotzdem lasse ich keinen Tropfen Spiritus auf den Lack kommen. Terpentinersatz, Testbenzin, Mineral Spirit, Verdünner und Reiniger für Kunstharzfarben, reines Balsam-Terpentinöl und Odourless White Spirit habe ich hier auch. Das verwende ich allerdings nicht als Reinigungsmittel bei Nähmaschinen, sondern als Malmittel für Ölfarben oder zur Verdünnung von Silikon. Ich kann mit dem Zeugs besser umgehen, als du glaubst. Wenn ich nicht wüsste, dass Schellack sehr empfindlich auf alles mögliche reagiert, hätte ich einige meiner Nähmaschinen bereits mit Enkaustik Malerei überzogen und dabei auch Schellack und Dammarharze benutzt. Vor Brennspiritus schützen könnte ich so ein Kunstwerk auch noch. Aber jeder Heißluftföhn verursacht leider ein Tal der Tränen. Was dabei herauskommt, ist leider vom Zufall abhängig.
Ich würde behaupten, bei allen Vorkriegsmaschinen muss man noch sehr vorsichtig mit allen aggressiven Reinigungsmitteln umgehen. Bei den ersten Nachkriegsmaschinen von bestimmten Herstellern möglicherweise auch noch etwas. Auf diesem Gebiet muss jeder wissen was er tut.
Petroleum, Geduld und danach gutes Nähmaschinenöl sind vermutlich die besten Mittel. Auf den Metallteilen habe ich es oft eilig. Da will ich schnell saubere Metallteile sehen und verhindern, dass sich alte Ölreste und sonstiger Dreck nochmals verflüssigen kann.
Ich habe meine Singer 206D Maschinen auch alle deshalb demontiert, weil es einfach ging und weil die Ölbohrungen auf dem Maschinenbett zum Unterbau alle mit alten Ölresten und Staub verstopft waren. Wenn man da mit Petroleum reinigt, geht der ganze Dreck in die Lagerungen und dort muss er weiter rausgewaschen werden. Dafür hätte ich gerne eine perfekte Lösung, um all diese Ölbohrungen zu reinigen. Mit Wattestäbchen schiebt man den Dreck noch weiter auf die Wellen und in die Lagerungen. Anders als demontieren geht es oft nicht, wenn man die perfekte Lösung erreichen will. Dann kann man alle Metallteile von den lackierten Teilen trennen und sie gesondert behandeln. Genau das habe ich gemacht und mein Plan ist, es nochmals zu machen. Die Idee, den alten Lack (mit all den kleinen Kratzerchen und Lackabsplitterungen, die bereits vorhanden sind) zu erneuern, habe ich noch nicht aufgegeben. Was Amis können, will ich auch können, aber so, dass der Lack auch in 100 Jahren noch schön aussieht und die Maschine als Kunstwerk nicht in einer Glasvitrine geschützt werden muss, sondern weiterhin als Nähmaschine genutzt werden kann.