Nähmaschinentechnik-Forum

Hallo Leute,

Ich bin neu hier im Forum, weil ich mir eine alte Nähmaschine zugelegt habe und mich mit der Materie noch nicht gut auskenne.

Der Reihe nach:
Ich besitze einen Klappstuhl, bei dem der Stoff nicht mehr gut ist.
Deswegen habe ich "Markisenstoff" gekauft und möchte diesen nun zusammen nähen.
Die Nähmaschine meiner Mutter soll dafür angeblich ungeeignet sein, deswegen habe ich mir kurzerhand eine mechanische zugelegt.


LEWENSTEIN stammt wohl aus den Niederlanden, soweit ich das recherchiert habe.
Grundsätzlich scheint die Maschine zu funktionieren. Man kann am Handrad drehen und sie bewegt sich.

Habt ihr mir vielleicht eine Anleitung dafür?
Das würde mir wirklich weiterhelfen, weil ich nicht weiß, wie ich den Faden genau einfädeln soll.
Evtl. sollte ich die Maschine erstmal gründlich ölen?

Kann man mit dieser Maschine überhaupt dicken Stoff nähen?

Über Antworten wäre ich sehr dankbar.
Grüße

Hallo und willkommen hier,
du hast da eine Schwingschiff- oder Bogenschiffchen-Nähmaschine in sehr gutem optischen Zustand, Glückwunsch.

Ob genau für diese Maschine eine Anleitung zu finden ist weiß ich nicht (ravemachine ist alles zuzutrauen), aber es gibt viele baugleiche oder zumindest bauähnliche Maschinen, deren Anleitung dir weiterhelfen wird.
Du kannst dir zur Einstimmung schon mal das Video der Kayser L anschauen.
Pfaff 11, Singer 27/28/127/128, Gritzner R sind andere +/- baugleiche Maschinen, zu denen es eher Anleitungen zu finden gibt.

Bei der eisernen Mamsell findest du Grundsätzliches zum Maschinentyp.

Dicke Stoffe sind immer relativ. Faustregel: Alles, was unters Nähfüßchen passt. In diesem Fall so ca. 6 mm. Markisenstoff zweilagig sollte also gut machbar sein, wenn es mehr Lagen werden (Ecken) kann es irgendwann eng werden. Ich würde mal ein paar Probenähte machen und stückweise die Stoffdicke erhöhen und schauen, was geht.

Edith meint: Es soll doch "nur" ein Klappstuhl werden, da sind die meisten Stellen vermutlich dreilagig, das sollte die Maschine auf jeden Fall schaffen.
Könnte sein, das der Transport nicht perfekt wird und die Stiche zu kurz, aber dafür könnte man dann den Transporteur einen kleinen Ticken nach oben versetzen und den Nähfußdruck anpassen.

Viel Spaß mit der Nähmaschine
Detlef

Hier ist eine Anleitung einer Stoewer, die könnte passen.
Gruß, Achim

Das ging ja flott,
vielen Dank erstmal für die schnelle Hilfe!

Ich hätte nie gedacht, dass die Nähmaschine so alt ist, erstaunlich.
Ich werde erstmal die Mechanik reinigen und ölen, dann werde ich erste Nähversuche starten.

Laut Anleitung gibt es verschiedene Füßchen, wie bei modernen Maschinen.
Ich habe leider keinerlei Zubehör.

Vermutlich werde ich dafür auch nirgends Zubehör bekommen, oder?

Sind neue Nadeln überhaupt noch erhältlich, oder eher nicht?

Meine näht mit standard 130/705H Nadeln.
Wenn die bei Deiner nicht passen kann man ggf. die Nadelstange versetzen (höher oder tiefer)

Gruß, Achim

Schneider hat geschrieben: ↑Sonntag 18. September 2022, 16:06Ich hätte nie gedacht, dass die Nähmaschine so alt ist, erstaunlich.

Naja, ganz so alt dürfte deine Maschine nicht sein, ich tippe auf +/- 100 Jahre.

Diese Bauform wurde bis in die Nachkriegszeit noch in Deutschland gebaut, als Gritzner R, zum Schluss allerdings in Grün statt Schwarz.

Schneider hat geschrieben: ↑Sonntag 18. September 2022, 16:06 Laut Anleitung gibt es verschiedene Füßchen, wie bei modernen Maschinen.
Ich habe leider keinerlei Zubehör.

Vermutlich werde ich dafür auch nirgends Zubehör bekommen, oder?

Warum denn so pessimistisch?
Ob der Lewensteinhändler noch Zubehör hat weiß ich nicht, aber hier im Forum wirst du garantiert gebrauchte, passende Füße etc. finden und bekommen.
Wobei du mit dem Nähfuß, der dabei ist, wahrscheinlich 95% deiner Arbeiten erledigen kannst.

Schneider hat geschrieben: ↑Sonntag 18. September 2022, 16:06Sind neue Nadeln überhaupt noch erhältlich, oder eher nicht?

Na klar, fast alle Schwingschiffchenmaschinen brauchen Nadeln Typ 705.
Du kannst die Standardnadeln Typ 130/705H verwenden, die bekommst du notfalls sogar im größeren Supermarkt.

Gruß
Detlef

Hallo eine schöne Lewenstein Schwingschiff-Nähmaschine. Vom Dekor der Nähmaschine würde ich sie etwa zwischen den 1920er und 1930er Jahren verorten.

Sie geht zurück auf die 1885 von Lebbenus B. Miller und Phillip Diehl (bei Singer tätig) patentierte „Vibrating shuttle machine“.
Leider habe ich keine original Lewenstein-Anleitung. (Holländisch ist allerdings auch nicht jedermanns Sache.)

Hier ist eine allgemeine Einfädel-Anleitung:
und die recht brauchbare Gritzner-Anleitung:

ravemachine hat geschrieben: ↑Sonntag 18. September 2022, 19:06 Hallo eine schöne Lewenstein Schwingschiff-Nähmaschine. Vom Dekor der Nähmaschine würde ich sie etwa zwischen den 1920er und 1930er Jahren verorten.

Sie geht zurück auf die 1885 von L. Miller und Phillip Diehl (bei Singer tätig) patentierte „Vibrating shuttle machine“.

Dann kann aber die Stoewer-Anleitung nicht von 1879 sein!!!
Außerdem wird dort die "verbesserte Schwingschiffchen-Maschine" vorgestellt, die schon rückwärts nähen kann, die kam ja erst etwas später.
Vielleicht kann jemand an Hand der abgebildeten Plaketten das Druckjahr eingrenzen.

Gruß
Detlef

PS: Bin jetzt echt platt, dass es tatsächlich eine Maschine gibt, von der du keine Anleitung hast

Will sagen: Vielen Dank für all die Anleitungen, die du zur Verfügung stellst!

Ja, bei der Stoewer-Anleitung lag ich voll daneben, sie ist wohl eher von ca. 1890.