Nähmaschinentechnik-Forum

Da mein Rechner gerade wie wild beschäftigt ist, Daten zu bearbeiten, habe ich etwas Zeit und wollte schon mal einen kleinen Einblick in das alte Fachbuch "Der Nähmaschinen Mechaniker" geben. Die ursprüngliche Ausgabe stammt in der 2. Auflage von 1929. Das Buch wurde in der Reihe "Altes Wissen" 2016 neu aufgelegt. Bisher habe ich nur quer gelesen und ich werde später mehr drüber schreiben, allerdings bin ich gerade äußerst begeistert und muss einfach schon einmal anfangen.

Vorab der Hinweis, was dieses Buch nicht macht: Es sagt nicht in erster Linie, wie Maschinen repariert werden. Die Themen "Fehlerquellen" und "Ratschläge" umfassen nicht einmal 20 Seiten und sind sehr allgemein gehalten. Aber dafür haben wir ja den Renters.

Was das Buch macht:
Es gibt einen tollen Einblick in die ersten Jahrzehnte der Nähmaschinengeschichte. Es beschreibt die Entwicklung der Technik, die Marktbedingungen, den Nutzen und Markterfolg verschiedener Patente und Firmen. Der Schreiber hat einen guten Markteinblick und gutes technisches Verständnis. Die Sprache ist überraschend lesefreundlich für die Zeit.

Dieses Buch liest sich für mich als Technik begeisterten Menschen wie eine interessante Familienchronik. Man muss natürlich berücksichtigen, dass einige Einschätzungen doch sehr durch die Brille des Autors betrachtet werden und es sicherlich auch andere Standpunkte gibt.

Insgesamt für mich ein super interessantes historisches Dokument mit viel liebenswerter trockener Technik und einem Hauch nostalgischer Geschichte. Als solches äußerst lesenswert. Ich empfehle diese Werk auch allen Nähmaschinenentwicklern, die den Blick für das große Ganze verloren haben.

Beinhalten diese Bücher nur ur-alt Generation von Nähmaschinen oder auch die etwas jüngeren? Wobei ich grad das obere Buch betrachte, könnt es Anfang 19. Jahrhundert sein

Benno1 hat geschrieben:Beinhalten diese Bücher nur ur-alt Generation von Nähmaschinen oder auch die etwas jüngeren? Wobei ich grad das obere Buch betrachte, könnt es Anfang 19. Jahrhundert sein

Da es 1929 das letzte Mal aufgelegt wurde, sind wirklich nur alte Maschinen drin. Das macht es grundsätzlich aber nicht uninteressanter, weil gerade in der ersten Zeit viel experimentiert wurde. Davon wissen heute wohl nur noch wenige. Seit es denn die Doppelgarnrollen-Nähmaschine oder die Entwicklung des Brillengreifers, der Kampf um die Vorherrschaft zwischen oszillierenden und umlaufenden Greifern. Mein Sammelschwerpunkt liegt ebenfalls in der Zeit danach. Das hätte es aber alles ohne die Erkenntnisse aus diesem Buch niemals gegeben.

Mit der Sammelwut hab ich es nicht wirklich aber dafür interessiert die innenliegende Technik und wie sie funktioniert. Ergo aufschrauben, reinschaun, gegebenenfalls reinigen und abschmieren und wieder zu das Teil. Deshalb bin ich auch so ein Elna-Fetischist. Da weiß ich, wo was liegt, wenns was zum reparieren (is eher selten) ist.

Ok - dann ist das Buch wahrscheinlich nichts für dich. Ist halt noch einmal eine andere Ebene - 1. zu wissen, wie etwas ist oder 2. zu wissen, warum etwas ist, wie es ist ...

Hallo Nicole,
ist das ein Original von 1929 oder ein Reprint?
Ich habe auch schon seit - ich glaube Fischkopp war's - das Buch hier vorgestellt hat, ein Auge darauf geworfen.
Bitte Nicole, rede es mir aus!

Gruß
Detlef

Nicole - Ferkel -
den Kraft hatte ich in Amazon aufgemacht - 4 Stück - dann plötzlich 3 weg - 1 an Lager -
dann Telefon, Sohn ruft an, wird am Wochenende kommen - wann wie wo usw. Cheffe informiert, kurz besprochen - Rechner runtergefahren - aber da war doch was - Nach Warten doch wieder Rechner an - doof - ein blödes Mail erfordert ebensolche Antwort - aber irgendwas war doch. Alle Foren, in denen ich so bin nochmal durch -teils beantwortet - in ebay war auch nix - zugemacht - runtergefahren - nächsten Tag nix - Tag zwei fällt mir wieder eein der Kraft auf Amazon - Kraft eingegeben -- NIX - und was meinst Du, an wen ich da sofort gedacht habe: an Dich! Nicol...Nico Nic Ni N grrrr. Na gut, dann gönn ich es Dir halt!

Also - ich war es nicht ... hab meines schon ein paar Tage länger - also direkt nach der Vorstellung gekauft. Ich such mal ein feines Zitat raus. Ich denke, dass einige von euch da eh schon eine Menge wissen. Es ist nur klasse, das noch mal aus erster Hand zu lesen.

det hat geschrieben:Hallo Nicole,
ist das ein Original von 1929 oder ein Reprint?
Ich habe auch schon seit - ich glaube Fischkopp war's - das Buch hier vorgestellt hat, ein Auge darauf geworfen.
Bitte Nicole, rede es mir aus!
Gruß
Detlef

Ich habe das Reprint hier - aber es gibt wohl auch noch hin und wieder die zweit Auflage von 1929 in den Buchläden. Ich kann es dir nicht ausreden - finde es einfach zu spannend. Habe seit Monaten immer auf das Ebay-Angebot gestarrt und bin so froh über den Anreiz, es zu kaufen.

Hier mal eine Leseprobe - vielleicht interessieren euch die Infos gar nicht, die ich so spannend finde:

Leseprobe:

Die weitere Entwicklung des Wilson•Greifers mit Brille.

Die Einführung und Vervollkommnung der Nähmaschinen-
Typen W. & W. Nr. 8 und Phönix A, B und c ·
bedeutete zweifellos einen Wendepunkt in der Entwicklung
der Nähmaschine. Sie brachten ganz erhebliche technische
Vorteile gegenüber den damals vorherrschenden Lang-
schiffchen-Maschinen aller Systeme. Zum Beispiel war die
allgemein gebräuchliche Kurvensteuerung der Nadelstange
durch den viel leistungsfähigeren Kurbelantrieb ersetzt
worden. Sodann war durch die Anwendung der ungleich-
förmigen Umdrehungsgeschwindigkeit des Greifers die
Bahn frei gemacht für die weitere Ausbildung desselben.
Die wichtigste Neuerung war aber zweifellos der durch
eine Kurvennut gesteuerte Fadengeber, der die best-·
möglichste Anpassung der Fadengebermomente an die
Greifermomente gewährleistete. Dieser Fadengeber ist
denn auch Allgemeingut der Nähmaschinentechnik geworden
und hat seinen Erfinder House für immer in die
erste Reihe hervorragender Nähmaschinen-Konstrukteure
gestellt.

Dennoch waren auch diese Modelle noch keineswegs
als ldealnähmaschinen anzusprechen. Der Antrieb der
Nadelstange wurde z. B. noch durch recht schwerfällige
Hebel bewirkt, weil die Antriebswelle unter der
Fundamentplatte, also in weiter Entfernung von der Nadelstange
gelagert war. Fig. 84. Auch der Fadengeber litt
an diesem Übelstand; seine Hebelarme mussten daher zu
groß bemessen werden, wodurch er sich für größere Geschwindigkeiten
nicht eignete.

Sowohl der W. & W. Co. als auch ihrer deutschen
Konkurrenz waren diese Schwächen ihrer Maschinen nicht
verborgen geblieben und beide Firmen waren bemüht, denselben
abzuhelfen. Es ist daher durchaus erklärlich, dass
in den Jahren 1888 und 1889 durch die besagten Fabriken
zwei neue Modelle an den Markt gebracht wurden, deren
Konstruktionsprinzipien nur wenig von einander abweichen.
Dennoch sind beide Erfindungen, wie aus den
Patentschriften klar hervorgeht, vollständig unabhängig
von einander entstanden. Die zufällige Duplizität der
Erfindungen veranlasste aber doch den bekannten, in·
zwischen verstorbenen deutschen Fachschriftsteller Lind zu
der Annahme, dass der amerikanischen Erfindung die
Priorität zuzusprechen sei. Später hat Lind seinen Irrtum
erkannt und ihn in seinem Werke „Der Nähmaschinenbau
und seine Entwicklung" berichtigt.

Danke Nicole,
klingt sehr interessant.