Michele005 hat geschrieben: ↑Montag 6. Dezember 2021, 13:27
Liebes Forum,
seit gestern treibt mich wieder mal eine (oder mehrere) eher philosophische Frage(n) um:
1. Warum kaufen wir oder andere Menschen eigentlich seit Jahren Nähmaschinen?
2. Wie hat sich dieser Grund im Laufe der Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte gewandelt?
3. Warum kaufen Menschen auch heute noch Nähmaschinen und führen dazu, dass diese vielen Plastikbomber weiterhin und in nicht unbeträchtlicher Stückzahl produziert werden?
4. Warum kaufen Menschen, die wirklich eine Nähmaschine brauchen keine gebrauchten?
Hmmm hoffe das passt zu Funstuff?
1. realer Bedarf, Nähte in guter Qualität und großen Längen relativ schnell herzustellen, ordentliche Knopflöcher und Knöpfe geschwind annähen, wie ich es von Hand nicht hinbringen kann.
Somit Mittel zum Zweck.
Nähmaschinen gab' s immer in meinem Umfeld in unterschiedlichster Ausformung, konnten aber nicht immer mitbenutzt werden, waren auch defekt oder plötzlich weg - Technik war für mich nie Hinderungsgrund, sondern Herausforderung und Neugier - insofern war eine Eigene schon erstrebenswert. Auch wollte ich nicht Nähwäsche sammeln, um sie dann erst nach Wochen, Monaten erledigen zu können. Das hat schon was Näharbeiten spontan selbst zufriedenstellend zu erledigen, ohne Änderungsschneiderei.
Den Begriff Hobby find ich in dem Zusammenhang schwierig - muß da immer an die annähernd sinnlosen und zudem oft noch hässlichen Ergebnisse von Bastelpackungen aus den 70er Jahren denken....
2. siehe 1. hat sich für mich nicht geändert.
3. Mit dem billig/preisgünstig kaufen - das ist so eine Sache...
Meine erste Maschine ist eine gebrauchte elektrische Phoenix, erstanden 1983 mit der meine Nachbarin nicht zurecht kam der DAU (das Problem saß vor der Maschine). Hab damals 70 DM gezahlt und war Jahre zufrieden... bis die Mucken machte (von Kondensator bis...)Repair-Café gab' s noch nicht. In der Großstadt ist der Reparatur-Fuzzi, den man vom Stammtisch um die Ecke oder z. B. von der Freiwilligen Feuerwehr kennt, nicht so vorhanden. Hab die Maschine dennoch behalten und dank dem Forum später wieder instand gesetzt. Reparatur stand davor in keinem finanziellen Verhältnis - eine Neuanschaffung war nicht drin. Ander Optionen nicht bekannt.
Wo hätte ich damals eine funktionierende, gebrauchte Maschine bezahlbar sicher erwerben sollen?
Hab mir dann so'ne 'Plastikmaschine' von Singer bei Feinkost Albrecht gekauft... das Budget und Wissen gab nicht mehr her
Gleichzeitig die Option der Rückgabe und Garantie. Die Maschine läuft ohne wenn und aber seit 2014. Mir war wichtig wenigsten hier keine Noname Maschine zu kaufen (wohlwissend Produktion in Vietnam o. ä. und nicht mehr im früheren Qualitätsstandard) um möglichst problemlos benötigtes Zubehör wie Spulen und Nadeln bekommen zu können.
Der Zweck heiligt die Mittel: die muss sicher und zuverlässig funktionieren. Wie beim Auto eben auch... und muß kein Mercedes sein. Die läuft und läuft seit dem ohne wenn und aber - was will ich mehr.
Dann habe ich mit Übernahme einer Gartenlaube 2003 eine einfache Tretmaschine von Singer übernommen: 'Willste den Tisch behalten? sonst müssen wir den noch entsorgen!' Laß mal stehen, mag ich jetzt nicht entscheiden, weiss ja gar nicht, was da drin ist, und ob da was funktioniert!) Drinne war eine heute noch funktionierende Nähmaschine (wussten die Vorgänger nicht einmal), die mir dort Jahre später gute Dienste beim Anfertigen von Pflanzenschutznetzen geleistet hat. Und schön leise läuft. Das Gartenhäuschen hat keinen Strom - alles gut! oder?
Hatte eine Singer Brilliant mit 80 Mustern ausprobiert - ich mag den Elektronikkram mit noch zu kuzem Kabel am Fußpedal
nicht, macht noch dazu krach, und wenn es ihr nach ner Stunde zu warm wurde, hat sie Dienst quittiert, LED-Funzel fest verlötet nicht austauschbar. Verlockend waren die Stichmuster.
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Wirtschaftswunder-Schnick-Schnack, braucht nach m. M.
kein Mensch.
Und eine Overlock mußte es mal sein - na ja pienzig ist die. Aber schon klasse, was man damit zu Wege bringen kann.
Eine andere bereits elektrisierte und funktionierende Phönix (interessantes Teil, andere Spule) hat den Weg vom Sperrmüll zu mir gefunden und wurde damit nicht gekauft.
Ansonsten freue ich mich über jede Maschine, die ich wieder ans Laufen gebracht habe.
Eben zwischen Neugier und Herausforderung und Nachhaltigkeit.
Erstaunt bin ich über so manchen Kunststoffzahnrad-Verbau und dessen Untergang mit allen Konsequenzen (primärer Nähmaschinentod) in an sich recht ordentlichen Maschinen, wie z. B. einer Adlerrette oder auch einer Bernina.
Oder auch den Verbau von nicht kompatibler Metalle wie Stahl und Alu bei so mancher Nadelstange/Nadelhalter. Für was das Sparen am gleichen Material und damit an falscher Stelle? Auch so wurde andererseits gesichert, dass neue Nähmaschinen produziert und verkauft werden konnten - und nicht nur 1 Maschine, die üblicherweise mit Eheschließung in den Haushalt einzog, oder gar aus Familienbeständen übernommen wurde.
Und heute: Nur kaum eine Maschine insbesondere mit verbauter Elektronik überlebt den Garantiezeitraum dank Sollbruchstellen.
Oder es muss halt eine Maschine her, die besser ist und mehr kann und das günstige Einsteigermodell ersetzt, wenn der Einstieg in die Nutzung einer Nähmaschine denn geglückt ist.
Wenn nicht wird ja dann i. a. R. auch keine neue Maschine mehr angeschafft, aber man hat's halt mal probiert. Auch das ist legitim.
Ähnlich emotionales oft auch wirtschaftlich geprägtes Handeln , wie oft beim Auto halt auch.