Begriffsfrage zum Stoff-Transportsystem von Nähmaschinen

Hier können alle Technischen Dinge eingetragen werden, die nicht Marken oder Hersteller spezifisch sind.
Also diese die Technisch in allen Nähmaschinen vom Grundprinzip her gleich sind.
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HusPfaSing
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Re: Begriffsfrage zum Stoff-Transportsystem von Nähmaschinen

#11 Beitrag von HusPfaSing »

Hier das magische Teil aus einer Pfaff 1222 Bild rechter Teil:
20251209_124454.jpg
Die Konstruktion ist exakt gleich wie bei der Elna 1!

Bild linker Teil ist Version einer Singer mit Gleitstein (der jedoch fehlt auf dem Bild)

Tourissa hat wieder eine ganz andere sehr einfache Konstruktion (ohne Bild).

Diese Konstrukionen stellen aus einer Pendelbewegung eine modulierbare stufenlos verstellbare Pendelbewegung her von hin und her über 0 zu her und hin. Wobei mir die Elna 1 und Pfaff Version sehr gut gefällt.

Wie nennt sich der Fachbegriff dieser gemeinsamen Funktion als Überbegriff?
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dieter kohl
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Re: Begriffsfrage zum Stoff-Transportsystem von Nähmaschinen

#12 Beitrag von dieter kohl »

serv

Transporteursteuerung
gruß dieter
der mechaniker

sputnik
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Re: Begriffsfrage zum Stoff-Transportsystem von Nähmaschinen

#13 Beitrag von sputnik »

Wie Dieter bereits erwähnte beschreibt man das ganze am besten mit Transporteursteuerung. biggrin

Die im Beitrag #11 gezeigten Gelenke werden häufig als Stichstellergelenke bezeichnet.
(Anmerkung: Man kann generell Wilhelm Renters - der Nähmaschinenfachmann als fachsprachliche Referenz in der deutschen Sprache benutzen.)
Stichsteller.jpg

Die Ansteuerung mit dem Reuleaux-Dreieck wurde nur in der Anfangszeit der (damals langsamlaufenden) Nähmaschinen verwendet und findet sich heute nur mehr aus Kostengünden bei billigen, langsamlaufenden Haushaltsmaschinen. Bei qualitativ "hochwertigen" Haushaltsmaschinen aus chinesischer Produktion :lol27: kann man auch die negativen Auswirkungen des Reuleaux-Exzenters wie Verschleiss und unrunde Bewegung/Kräfte am praktischen Beispiel erforschen. Die Maschinen neigen dazu sich den Lemmingen gleich selbstständig vom Tisch zu stürzen. wink

Wie immer findet man bei Herrn Renters auch detailiertere Beschreibungen der unterschiedlichen Transportvarianten:
Renters S183 s.jpg
Renters S83 s.jpg

Grüsse vom Sputnik
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HusPfaSing
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Re: Begriffsfrage zum Stoff-Transportsystem von Nähmaschinen

#14 Beitrag von HusPfaSing »

Vielen Dank Dieter und Sputnik!

Die Version mit Stichstellergelenken ist somit sogar objektiv gesehen die beste Wahl. Und wieder einmal bin ich entzückt wie durchdacht die Elna 1 kostruiert ist.

Nun wieder zu meiner Frage:

Die Transportsteuerung als Überbegriff ist eher ungeeignet, weil sowohl meine 100 Jährige Clemens Müller Längsschiff eine hat, die Pfaff 12xx sogar deren zwei. Aber nur eine dieser zwei ist verstellbar, die andere ist eine Schubumkehr.

Wäre es verständlich, wenn ich dies Beschreibe als zwei gleichzeitig in Serie geschalteten Transportsteuerungen?

Die Stufenlose wird manuell per Drehrad von 0 bis 4 mm und von der Automatik von minus x bis plus x mm bedient.

Die Schubumkehr wiederum dreht das ganze um und wird sowohl manuell per Hebel, als auch automatisch durch die Knoflochfunktion bedient.

Extemfunkion:

Stichlänge gegen 0 mm
Schubumkehr ein
Nutzstich xy
ergibt einen sinnvollen Nutzstich vorwärts. Einschränkend dabei, ist bei dieser Stichkombination nur vorwärtsnähen möglich.

Die Automatik schalter hin und her zwischen 2 mal vorwärts und einmal rückwärts.
Die manuelle Sichlänge 0 verhindert die 2 Vorwärtsstiche und ergibt 2 Stiche am Ort und einer rückwärts.
Die Schubunkehr dreht das ganze um in 2 Stiche am Ort und einer vorwärts.

Dazu noch eine sinnvolle automatische Stichlage und das ganze macht plötzlich Sinn!

1x vorwärts, 2x seitlich.
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Re: Begriffsfrage zum Stoff-Transportsystem von Nähmaschinen

#15 Beitrag von sputnik »

Ich musste das jetzt mehrfach lesen um zu verstehen was Du meinst. sad Jetzt ist mir das schon klar ... aber ich habe niemals in diesem Zusammenhang etwas von Schub gelesen oder gehört. Das wird immer als Transport, Transporteur, Stofftransport oder ähnlich bezeichnet.
Von daher finde ich die Wortwahl unpassend.

Wie erwähnt ... lies die betreffenden Abschnitte in Renters Nähmaschinenfachmann und bleib bei dieser Terminologie. Ich denke das ist das beste was Du machen kannst. Ich achte dann auch immer darauf für ein Ding nur ein Wort zu verwenden. Von Pfaff gab es Anleitungen wo ein Ding bei jeder Erwähnung mit einem anderen Terminus bezeichnet wurde. Für einen Menschen der vielleicht gerade zum ersten Mal eine Nähmaschine aus der Nähe sieht ist das meiner Meinung nach völlig unzumutbar. Und ich habe auch beim Umschreiben oft noch ein Glossar gemacht wo einzelne Termini ausführlich erklärt werden und hoffentlich auch die absoluten Laien noch mitbekommen worum es geht.

Herzliche Grüsse vom Sputnik
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sputnik
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Re: Begriffsfrage zum Stoff-Transportsystem von Nähmaschinen

#16 Beitrag von sputnik »

Ausgeschlafen und den ganzen Thread nochmal durchgelesen, fällt es mir leichter zu verstehen was Du meinst. biggrin

Ich würde mir als erstes die Anleitung von der Pfaff 230/260/360 ansehen und schauen wie die das beschreiben. Da geht es ja um sehr ähnliche Einstellungen. Im Zweifelsfall entscheide ich mich dann für leicht verständliche Formulierungen welche ein Mensch der noch nie mit Nähmaschinen zu tun hatte hoffentlich auch verstehen kann. Falls ich zur übersichtlicheren Beschreibung nicht allgemein verständliche Worte verwenden muss/möchte beschreibe ich das Wort bei der ersten Verwendung, oder füge bei mehreren Worten auch ein kleines Glossar ain wo man die Bedeutung nachsehen kann.

Ganz schlecht finde ich die Lösung wie die bei Dürkopp eine Zeitlang üblich war und auch bei Pfaff immer wieder einmal vorkam mit Verweisen auf andere Seiten/Abschnitte. Da habe ich bei Schulungen schon erlebt das die anwesenden "Spezialisten" die diese Maschinen schon recht gut kennen den Überblick verlieren wenn sie in der dicken Anleitung dauernd herumblättern und suchen müssen.

Was ich früher als ich für meine Firma/Kunden Anleitungen schrieb war meine letzte Kontrollinstanz immer unsere Reinigungskräfte. Wenn die auf Anhieb verstanden haben was ich meine dann sollte das auch jeder andere normale (nicht Nähmaschinen verseuchte) Mensch verstehen. Ich bemühe mich auch "kurz und bündig" also besser knapp fromuliert und deutlich zu schreiben und nach Möglichkeit trotzdem nicht zu streng/befehlend zu "klingen". Im Wesentlichen möchte ich ja dem geneigten Leser "ein wenig Honig ums Maul schmieren" ... sprich Lust darauf machen sich näher mit der Materie zu beschäftigen ... weiter zu lesen und hoffentlich dann die Anleitung/Beschreibung weiterhin als Nachschlagewerk zu benutzen.

Früher wurden für solche Aufgaben bei grossen Firmen Germanisten beschäftigt die dann in Absprache mit den Technikern deren fachsprachliche Entwürfe in eine gut leserliche Sprache und Form gebracht haben. Diese Zeiten sind aber, wie wir Alle vermutlich schon einmal erfahren durften schon lange vorbei.

Was mir jetzt ausgeschlafen auffällt ist das ich den Sinn und Zweck Deiner Frage im letzten Posting heute Nacht falsch interpretiert habe und deshalb am besten nochmal beginnen sollte. Einmal über etwas geschriebenes zu schlafen kann auch hilfreich sein um manche Formulierungen neu zu überdenken.

Wie wäre es zu schreiben:
........
Diese Maschine bietet mehrere Möglichkeiten die Stichlänge zu verändern welche sich gegenseitig beeinflussen.
Man kann die Stichlänge mit dem Knopf/Hebel von 0mm bis maximal 5mm händisch vorwählen/einstellen.
Mit/durch ... kann man/die Maschine auch rückwärts nähen um Anfang und Ende der Naht zu sichern/verriegeln.

Zusätzlich bietet die eingebaute Automatik eine Auswahl an Nutz- und Zierstichen.
Bei Verwendung der Automatik werden die ausgewählten Sticharten/Muster durch die Einstellungen von Stichlänge, Nahtbreite und Stichlage beeinflusst. (Anm.: Begriffe wie Stichlage oder Riegel würde ich noch extra erklären)
........

Manches kann man ganz einfach beschreiben.
Bei komplexeren Erklärungen kann man mit der Einführung von "neuen" Begriffen (wie z.B. Stichlage) Übersichtlichkeit gewinnen.
Durch Gliederung kann man ebenfalls zur besseren Verständlichkeit beitragen.

Insgesamt ein komplexes Thema zu dem schon viele dicke Bücher gesschrieben wurden. wink

Auf jeden Fall:
- die Zielgruppe nicht vergessen
- negative Beschreibungen vermeiden (mich erinnert Schubumkehr sofort an Flugzeugabsturz)
- Gliederung ... z.B. einer beschreibenden Einführung wo auch neue Begriffe erklärt werden ... folgt eine Aufzählung zur besseren Übersicht

Ob ich einzelne Teile dann als EInstellrad, Drehknopf, Stichsteller oder Längenverstellung bezeichne ist dann eher nebensächlich solange ich bei einem exakt definierten Wort bleibe.

Wie bereits erwähnt auch mal schauen wie andere das schon beschrieben haben und auch im Renters nachschauen wie er das bezeichnet beschreibt.
Aber Achtung! Renters wendet sich im Nähmaschinenfachmann bereits an ausgebildete (Nähmaschinen)mechaniker und setzt Grundlagen voraus welche man manchmal bei anderen Zielgruppen erst wieder erklären muss.

Ich hoffe das hilft Dir ein wenig weiter. wink

Herzliche Grüsse vom Sputnik
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