Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

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carco
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#71 Beitrag von carco »

Ich sach ma nur: Schaut euch mal die Produktionszahlen von Pfaff an. Die sind wohl einigermaßen sicher verifiziert.
Pfaff und Singer waren wohl die größten in Deutschland und die Preise für ihre Erzeugnisse waren auch recht nah beieinander, genauso wie ihre Produkte.
Die Größe des Werkes und somit wohl auch die Produktionszahlen waren dann wohl auch ähnlich. Schließlich ist auch die Aufnahmekapazität ihrer Märkte nicht unendlich.

Pfaff hat bis einschließlich 1945 3.776.641 Nähmaschinen hergestellt.

Warum sollte Singer in Wittenberge dann in kürzerer Zeit 2.5 Mill. Maschinen mehr hergestellt haben? Das würde nur bei wesentlich günstigeren Preisen und höherer Produktivität gehen.

Und ganz wichtig: Singer Wittenberge hatte nur den Markt Deutschland und wenige Anreiner-Staaten zu beschicken.
Singer Kilbowie hatte dagegen den ganzen Commonwealth als Abnehmer.
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#72 Beitrag von det »

carco hat geschrieben:Ich sach ma nur: Schaut euch mal die Produktionszahlen von Pfaff an. Die sind wohl einigermaßen sicher verifiziert.
Pfaff und Singer waren wohl die größten in Deutschland und die Preise für ihre Erzeugnisse waren auch recht nah beieinander, genauso wie ihre Produkte.
Das stimmt nicht ganz, zumindest vor dem 1. Weltkrieg bis in die 1920er (oder 1930er??) Jahre war Gritzner der größte Nähmaschinenhersteller des europäischen Festlands, nur Singer in Schottland war wohl größer.

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hutzelbein
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#73 Beitrag von hutzelbein »

Veritas war die römische Göttin der Wahrheit. Die vom Veritas-Club veröffentlichte Liste kann allerdings niemals als wahr verifiziert werden, sie kann nur mit wissenschaftlichen Methoden ziemlich einfach falsifiziert werden. Die Wahrheit wurde extrem verfälscht und das auch noch stümperhaft. Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Das interessiert mich allerdings nicht weiter. Ich bin an diesem Fall nur interessiert, weil ich auch eine Sammlerbrille auf habe.

Die Singer 206 wurde nach meinen Recherchen weltweit nur in Clydebank und in Wittenberge hergestellt. Amerikanische Nähmaschinenliebhaber kennen sie kaum. Erst mit den späteren Singer 306 und 319 Modellen wurden ähnliche Haushaltsnähmaschinen auch in USA hergestellt. In diesem Zusammenhang habe ich zufällig ein interessantes US-Urteil gefunden, in dem darüber entschieden wurde, ob Singer auf dem Gebiet von Zick-Zack Nähmaschinen in USA eine monopolartige Marktstellung inne hatte:
https://translate.google.de/translate?h ... rev=search

In diesem Urteil steht auf deutsch übersetzt:
Die erste Singer-Zickzack-Nähmaschine, die speziell für den Heimgebrauch hergestellt wurde, war das Modell "206"; Die Einfuhr und der Verkauf dieser Maschine in den USA begann 1951. Die "206" wurde von Singer in ihrem deutschen Werk unter ihrem Tiesler-Patent von etwa 1934 bis zur Eröffnung des Zweiten Weltkriegs hergestellt. Später, ab 1949, wurden ähnliche Maschinen in der Singer-Fabrik in Schottland hergestellt.
Das ist gemäß meinen Feststellungen nicht genau richtig, aber wenigstens annähernd. Die Gesamtanzahl aller in Clydebank hergestellten Singer 206K Maschinen von 1936 bis 1945 - betrug insgesamt 16.000 Stück:

Beweisführung gemäß glaubhafter ISMACS-Datenbank:
EA623928 - EA624927 1.000 30.06.1936
EA802275 - EA803274 1.000 27.11.1936
EB454827 - EB460816 6.000 11.06.1937
EC400674 - EC402673 2.000 29.09.1939
EC586136 - EC589135 3.000 27.12.1939
EC853943 - EC856942 3.000 02.09.1940

Nach Kriegsende kamen nochmals 165.500 Stück hinzu, also etwa das 10-fache.
Beweis:
EE298731 - EE300730 2.000 14.10.1947 (erste Nachkriegsserie)
...
EJ277439 - EJ307438 30.000 09.12.1953 (letzte Nachkriesserie, scheinbar wurde bei dieser Serie die ZZ-Lagerbuchse und möglicherweise auch der ZZ-Hebel erstmals aus Aluminium gefertigt).

Mir fehlt noch die Anzahl der Singer 206D Maschinen, die in Wittenberge hergestellt wurde. Diese Zahl kann ich nur grob schäzen. Bei der Schätzung kann ich allerdings folgende Aspekte als glaubhaft berücksichtigen:

- Laut Wilhem Renters hat Singer in Deutschland erst ab 1935 brauchbare Zick-Zack-Maschinen hergestellt (möglicherweise meinte er in den Verkauf gebracht und die Maschinen wurden ein paar Monate früher bereits hergestellt, also bereits 1934, wie es auch in dem US-Urteil steht). Dieser Hinweis von Renters ist für mich glaubhaft. Spätestens mit der 8. Auflage seines Buches hat er vermutlich auch jeden Druckfehler korrigiert, wann genau im Herbst 1934 oder im Frühjarh 1935 konnte er nicht wissen. Nur den Zeitpunkt der Markteinführung kannte er vermutlich genau.

- Die Maschine war bei der Markteinführung sündhaft teuer (knapp 400 RM = nach heutigem Geldwert etwa 1550 Euro, wie hier im Forum mit einem Verkaufsbeleg nachgewiesen wurde). Die interessierte Hausfrau konnte sich diese Maschine damals um 1935 herum idR noch nicht leisten. Entsprechend niedrig waren die Verkaufszahlen und das was Singer in Wittenberge produziert hat. Andere Singer Maschinen, wie die immer noch massenhaft hergestellte Singer 15, gab es dagegen relativ preiswert zu kaufen.

- Singer hat sich vermutlich bereits ab 1937 auf einen Angriffskrieg der Nazis vorbereitet und die Produktion von Haushaltsnähmaschinen stoppen müssen, weil alle verfügbaren Ressourcen vorrangig für Kriegswaffen oder zur Produktion von Industrienähmaschinen gebraucht wurden. Spätestens ab September 1939 (Kriegsbeginn) hat Singer in Wittenberge kaum noch Haushaltsnähmaschinen hergestellt und wenn doch, dann nur in sehr kleinen Serien (die einfachsten Modelle, die noch dringend gebraucht wurden). Diese Einschätzung stimmt auch mit dem Wortlaut in dem oben zitierten US-Urteil überein.

- Singer hatte in Deutschland vor dem Krieg relativ starke Konkurrenz im Bereich der Produktion von Zick-Zack Nähmaschinen. Hauptkonkurrent war vermutlich Pfaff mit der Pfaff 130 (die laut Renters bereits 1934 in den Handel kam) und die war bei der Markteinführung in Deutschland vermutlich auch sündhaft teuer. In anderen europäischen Ländern und insbesondere in USA war die Konkurrenz weniger stark ausgeprägt. Allerdings wurde in diese Länder auch nur sehr wenige 206D Maschinen exportiert.

Meine urprüngliche Schätzung, dass Singer in Wittenberge nur etwa 10.000 206D Maschinen hergestellt haben kann (möglicherweise waren es nur 6.000 und vielleicht waren es auch 12.000), ist für mich ziemlich glaubhaft. Vermutlich wurden diese Maschinen nur in den Jahren 1934/35 bis etwa 1938/39 in Wittenberge hergestellt. Diese Maschinen wurden überwiegend nur in Deutschland verkauft. Die Maschinen, die eine SN von Clydebank tragen, wurden überwiegend nur in UK verkauft. Meine 206D mit der SN C307xxxx wurde erkennbar relativ früh in Wittenberge hergestellt und meine C366xxxx relativ spät.

Damit bleibt für mich nur noch die Frage offen, wie viele Singer 206D Maschinen es heute noch in den Haushalten und bei Sammlern geben kann. Nach meiner Einschätzung kann es nicht mehr viele geben, die einwandfrei funktionieren. Im guten gewarteten Zustand sind sie äußerst selten. Wesentlich seltener als jede Singer Featherweight und noch relativ seltener, wie jede Pfaff 130, die nachweislch vor 1945 hergestellt wurde. Genau deshalb bin und war ich an diesen Singerlein interessiert. (Edit: Das liegt auch daran, weil es ein Reparaturhandbuch für die Singer 206D nur noch auf Englisch gibt. Dieses muss man etwas ergänzen, wenn man die Singer 206D voll begreifen will. Nicht jeder Nähmaschinenmechaniker kann Englisch lesen und sofort alles begreifen. Bei der Pfaff 130 fällt das etwas leichter, weil es eine gute deutsche Reparatur-Anleitung gibt).

Weil Weihnachten ist: Vom Himmel hoch, o Singerlein, kommet, möglichst alle zu mir.
Zuletzt geändert von hutzelbein am Dienstag 25. Dezember 2018, 19:47, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#74 Beitrag von carco »

"- Singer hat sich vermutlich bereits ab 1937 auf einen Angriffskrieg der Nazis vorbereitet und die Produktion von Haushaltsnähmaschinen stoppen müssen, weil alle verfügbaren Ressourcen vorrangig für Kriegswaffen oder zur Produktion von Industrienähmaschinen gebraucht wurden."

Das ist eine Vermutung von Dir - und diese Vermutung ist falsch!

Eine Rüstungsproduktion in deutschen Nähmaschinenfabriken gab es erst im Laufe des Jahres 1940 bzw. 1941.

Haushaltsmaschinen wurden bis 1940 hergestellt. Zuvor war noch genügend Nachfrage vorhanden.

Wenn Du mehr über Daten aus der deutschen Wirtschaft haben möchtest, empfehle ich Dir einmal Google zu nutzen und deutsche Wirtschaft für die bestimmten Jahrgänge zu erfragen. Dort sind viele Hinweise, wissenschaftliche Aufsätze aus Büchern und sonstiges. Es macht allerdings viel Arbeit und es ist sehr viel zu lesen. Aber immer noch besser als hier immer wieder Vermutungen in den Raum zu stellen.

Vorkriegs-Industrie und Kriegswirtschaft sind Dinge die man sehr genau verifizieren kann. Darüber sind genügend wissenschaftliche Aufarbeitungen publiziert worden. Sie sind aber auch wissenschaftlich zu lesen.
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#75 Beitrag von carco »

"Wenn auch trotz aggressiver territorialer Expansionspolitik bis September 1939 keine Kriegserklärung an das „Großdeutsche Reich“ erging, waren in Deutschland Vorbereitungen dafür getroffen. Am 29. August 1939, drei Tage vor dem Beginn des Krieges, begann die Rationierung mit der Verteilung von Lebensmittelkarten. Eine Hungersnot wie im Ersten Weltkrieg sollte die fehlende Begeisterung der Bevölkerung für einen neuen großen Krieg nicht in offenen Protest verwandeln. Die Wirtschaft selbst änderte sich in der ersten Kriegshälfte kaum im Vergleich zur Wehrwirtschaft der Vorkriegsjahre. Die zügige Niederwerfung Polens im Verbund mit der Sowjetunion war eine Weiterverfolgung der schrittweisen territorialen Ausdehnung, die im März 1938 mit dem Anschluss Österreichs begonnen hatte. Trotz Lebensmittelrationierung war die Wirtschaft weiterhin mit der Herstellung von Konsumgütern befasst, sodass die Zivilbevölkerung die Folgen des Krieges bis zum Beginn der alliierten Bombenangriffe meist als milde empfand."

Quelle Wiki
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#76 Beitrag von hutzelbein »

Weltpremiere! Hutzelbein veröffentlicht seine Approximationsliste zur ungefähren Bestimmung der Herstellungsjahre von Nähmaschinen, die im Singer Werk Wittenberge im Zeitraum 1908 bis 1945 hergestellt wurden. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Genauigkeit. Hutzelbein weiß, dass diese Liste nur sehr grob die Wirklichkeit abbilden kann. Mir ist es allerdings gelungen, den ungefähren Herstellungszeitpunkt aller mir bekannten Singer 206D Maschinen ziemlich genau zu verifizieren. In etwa muss diese Liste stimmen. Sie ist in sich schlüssig. Ich habe sie wie folgt aufgestellt:

Zunächst habe ich mir die Liste zur Bestimmung von SN für Pfaff Nähmaschinen auf ISMACS besorgt
und in ein Spreadsheet übernommen:

http://ismacs.net/pfaff/pfaff_manufacture_dates.html

Dann habe ich anhand der Pfaff SN die Stückzahlen an Nähmaschinen ermittelt, die Pfaff in den Jahren 1908 bis 1945 hergestellt haben muss. Herausgekommen sind ingesamt 2.948.641 Nähmaschinen. Im nächsten Schritt, habe die gleiche Summe an Nähmaschinen, die in Wittenberge von Singer hergestellt wurden grob geschätzt. Mittels Dreisatz habe ich dann anhand der Stückzahlen, die Pfaff hergestellt hat, die Singer Produktionsstückzahlen in den jeweiligen Jahren bestimmt. Dabei bin ich davon ausgegangen, dass die Pfaff Stückzahlen einen Industrietrend abbilden, den entsprechend auch Singer in Wittenberge ausgesetzt war. Bekannt ist nur, dass Singer in Wittenberge das größte Nähmaschinenwerk in Europa gewesen sein soll. Die von mir angegebene Produktionsmenge von insgesamt
4.250.000 Nähmaschinen für das Werk Wittenberge könnte in etwa stimmen. Eine bessere Schätzung kenne ich nicht.

Edit: Die Liste ist nur für solche Singer Maschinen zu gebrauchen, bei denen die SN mit einem "C" beginnt und auf denen ein Original-Singer Decal mit der Aufschrift "Singer Wittenberge" aufgeklebt oder per Metallschild angenietet ist. Fehleinschätzungen +/- etwa 1 Jahr können passieren. Die Liste ist ein Grundgerüst und kann natürlich anhand von verifizierten Maschinen noch verfeinert werden. Gleichzeitig kann anhand dieser Liste aber auch das Baujahr jeder alten Pfaff-Maschine ziemlich genau bestimmt werden, die bis 1945 hergestellt wurde.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Zuletzt geändert von hutzelbein am Dienstag 25. Dezember 2018, 15:52, insgesamt 8-mal geändert.
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#77 Beitrag von hutzelbein »

carco hat geschrieben:"- Singer hat sich vermutlich bereits ab 1937 auf einen Angriffskrieg der Nazis vorbereitet und die Produktion von Haushaltsnähmaschinen stoppen müssen, weil alle verfügbaren Ressourcen vorrangig für Kriegswaffen oder zur Produktion von Industrienähmaschinen gebraucht wurden."

Das ist eine Vermutung von Dir - und diese Vermutung ist falsch!

Eine Rüstungsproduktion in deutschen Nähmaschinenfabriken gab es erst im Laufe des Jahres 1940 bzw. 1941.

Haushaltsmaschinen wurden bis 1940 hergestellt. Zuvor war noch genügend Nachfrage vorhanden.

Wenn Du mehr über Daten aus der deutschen Wirtschaft haben möchtest, empfehle ich Dir einmal Google zu nutzen und deutsche Wirtschaft für die bestimmten Jahrgänge zu erfragen. Dort sind viele Hinweise, wissenschaftliche Aufsätze aus Büchern und sonstiges. Es macht allerdings viel Arbeit und es ist sehr viel zu lesen. Aber immer noch besser als hier immer wieder Vermutungen in den Raum zu stellen.

Vorkriegs-Industrie und Kriegswirtschaft sind Dinge die man sehr genau verifizieren kann. Darüber sind genügend wissenschaftliche Aufarbeitungen publiziert worden. Sie sind aber auch wissenschaftlich zu lesen.
Auf der Liste vom Veritas-Club steht, dass Singer bereits 1937 mit der Kriegsproduktion angefangen hat. Singer hatte bereits den 1. Weltkrieg miterlebt und wusste, was während eines Krieges in etwa passieren wird. Im übrigen waren die Nazis auch nicht ganz doof. Der Angriffskrieg wurde mit langer Hand natürlich vorbereitet und auch bereits einige Jahre davor geplant, wie es in etwa ablaufen könnte oder sollte und was gebraucht wird. Die Nazis haben darauf Einfluss genommen, was vor dem Krieg in Deutschland hergestellt wurde. Das ist überwiegend mit öffentlichen Aufträgen passiert. Die Wehrmacht musste bis zum letzten Mann ausgerüstet werden. Dazu wurden auch jede Menge Industrienähmaschinen gebraucht. Nackt oder nur mit Unterhosen an ist Hitler nicht in den Krieg gezogen. Neben Uniformen, Kampfanzügen, Parker, Unterwäsche, Hemden, Ledermäntel für die SS-Sturmführer, LKW-Planen, Tarn-Netzen wurden auch jede Menge Schlafsäcke, Bettwäsche, Zelte und div. Verpackungssäcke für Munition und anderes Material mit Wehrmachtsaufdrucken gebraucht. Die ganze Hitler-Jugend wurde uniformiert und auch die Hackenkreuz-Fahnen mussten genäht werden. Das ist nicht einfach so eben mal passiert. Jeder Pfeffersack (Unternehmer bzw. Hersteller), der einen Industrieclub besuchte, wusste was Hitler vor hatte. Nur die normalsterbliche, arbeitende Bevölkerung wussten es scheinbar noch nicht.
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#78 Beitrag von inch »

Herzlichen Glückwunsch auch von mir zu deiner Weltpremiere,mit welcher du nun deine Vermutungen mit Hilfe des Dreisatzes manifestieren konntest.
Der Parka wurde schon lange von den Eskimos getragen und fand erst in den 40er Jahren Einzug in die US-Armee. wink
Слава Україні!
Hier geht`s zur Ukraine-Direkthilfe:
https://prytulafoundation.org/en
https://www.ldc-ua.org/en
RTL Kinderhilfe - 10 €/SMS 44844 Stichwort: "Ukraine"

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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#79 Beitrag von hutzelbein »

inch hat geschrieben:Herzlichen Glückwunsch auch von mir zu deiner Weltpremiere,mit welcher du nun deine Vermutungen mit Hilfe des Dreisatzes manifestieren konntest.
Der Parka wurde schon lange von den Eskimos getragen und fand erst in den 40er Jahren Einzug in die US-Armee. wink
Jetzt bist du an der Reihe und kannst die Liste noch weiter verbessern. Auf Urheberrechte lege ich keinen Wert. Dabei musst du nur darauf achten, meine Singer 206D Maschinen nicht erheblich in andere Herstellungsjahre zu verschieben.
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Re: Verifizierte Singer Seriennummern aus Wittenberge bis 1945 zur Baujahrbestimmung

#80 Beitrag von carco »

Grundsätzliches einmal zur Rüstungsproduktion und Beschaffung in der Zeit zwischen 1933-1945:

Die Nationalsozialisten arbeiteten wie wir wissen von Beginn an, also vom ersten Tag (30.Januar 1933) an, an der Aufrüstung des Deutschen Reichs. Der Krieg als Mittel der Mittelaufstockung und Einflußnahme war bis 1918 ein legitimer Weg.

Am 23. Oktober 1929 begann die Weltwirtschaftskrise die besonders Deutschland wegen der zu leistenden hohen Reparationszahlungen immens hart betraf, wie keinen anderen Staat.

Manche Firmen erholten sich schnell, andere weniger schnell. 1933 war ein Jahr der hohen Arbeitslosigkeit. Dies nutzten die Nationalsozialisten besonders aus, in dem sie den Leuten Arbeit versprachen. Um die vielen Arbeitslosen in Arbeit zu bekommen, mussten erst einmal Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen geschaffen werden. Die Pläne des Autobahnbau's aus den Jahren 1923/24 die A.H. dann umsetzte, waren nur ein Teil davon.

Besonders interessant für ihre Kriegspläne waren jedoch die durch die Weltwirtschaftskrise ins straucheln geratenen Großbetriebe, die sich nicht so einfach erholen konnten.

Einer dieser Betriebe war die Firma Dürkopp in Bielefeld, die bereits von Anfang an das Interesse der Nationalsozialisten auf sich zogen, auf Grund der Lage, Größe, Arbeitskräfteangebot und Mechanisierung der Produktion.
Dürkopp gesundete auf Grund der Rüstungsaufträge. Das zog sich auch bis 1945, d.h. bis zur Zerstörung der meisten Werksanlagen so durch.

Bei Dürkopp war das möglich, weil im Werk ansonsten keine Auslastung vorlag.

Bei Pfaff und Singer war das jedoch anders. Dort gab es Auslastung und somit Arbeit. Für die Nationalsozialisten nicht unbedingt geeignet, um diese Werke zu einer anderen Produktionsform zu bewegen. (Merke- wo Arbeit genug vorhanden war hatten es die Nationalsozialisten auch besonders schwer)

Es ist natürlich durchaus möglich, das bei Singer in irgendeiner Form auch ab 1937 Rüstungsgüter hergestellt wurden. Die Frage ist nur was und wieviel davon hat die Produktion der Nähmaschinen beeinflusst.

Das können nur alte Werkspapiere oder Zeitzeugen verifizieren. Alles andere halte ich für Gerüchte, solange nichts Gegenteiliges bewiesen ist.

Bei Pfaff in Kaiserslautern wurden ab 1941 Verschlüsse für Schiesseisen hergestellt. Das ist soweit auch verifiziert. Und weil Pfaff somit auch ein Rüstungsbetrieb war, wurde dieser Betrieb genauso bombardiert und teilweise zerstört wie die Dürkoppwerke in Bielefeld und die vielen anderen Unternehmen die mit der Herstellung von Rüstungsgütern beauftragt waren.

Man muss dabei sagen, dass die Alliierten recht gut informiert waren was alles wo hergestellt wurde. Selbst das kleine beschauliche Viersen wurde bombardiert, weil dort eines der Stoffproduktionswerke für Uniformstoffe stand.

Und damit kommen wir zum einen auf Wittenberge, wo meines Wissens nur in begrenztem Umfang Rüstungsgüter hergestellt wurden und zum anderen die Muttergesellschaft in den USA lag. (Man beachte in diesem Zusammenhang auch die Ford-Werke in Köln). Beide Werke sind von einer Bombardierung ziemlich verschont worden.

Zum anderen (Uniformstoffproduktion), muss man darstellen, dass die Wehrmacht selbst keine Uniformen, Zelte, Sättel, Zaumzeug usw. herstellte, sondern diese Güter durch das Wehrbeschaffungsamt bei Firmen in Auftragsarbeit herstellen ließ.

Dies geschah besonders ab 1935 und danach, mit dem Aufbau der Wehrmacht, (zuvor deutsche Reichswehr). Die dazu benötigten Schneider- und Sattlermaschinen fielen aber nicht unter der Rubrik Rüstungsgüter! Das ist sehr wichtig!!!

Man muss also auch hier sehr stark differenzieren. Kernzeit für die Umstellung auf Rüstungsgüter war immer erst das Jahr 1940/41, außer bei Betrieben die von vornherein Rüstungsgüter herstellten, wie Krupp, Walther, Mauser und andere Waffenfabriken.

Beispiel Ford:

"Als Nachfolger des Ford Eifel kam 1939 der Taunus G93A („Buckeltaunus“) auf den Markt. Kurz darauf musste Ford auf staatlichen Druck die Produktion privater Pkw einstellen und fertigte nur noch Fahrzeuge für die Wehrmacht.

Ab 1939 firmierte Ford Deutschland als Ford-Werke AG. Während des Zweiten Weltkrieges produzierten Ford-Werke in Deutschland (Köln und Berlin-Johannisthal (Ambi-Budd)), den Niederlanden (Amsterdam) und Frankreich (Automobilwerk Poissy der Ford Société Anonyme sowie als Subunternehmer die Société des Usines Chausson in Gennevilliers) viele Fahrzeuge der deutschen Wehrmacht, insbesondere Lkw (Typ B/V 3000), Schwere Einheits-PKW und Halbkettenfahrzeuge („Maultier“). Ford erklärte, die Kontrolle über die deutschen Werke verloren zu haben, wohl um sich des Makels zu entledigen, sein Unternehmen habe womöglich auf beiden Seiten des Atlantiks vom Zweiten Weltkrieg profitiert. Tatsache ist, dass bis zur Kriegserklärung Deutschlands an die USA im Dezember 1941 annähernd die Hälfte der Aktien in deutscher Hand waren und die Werke ab diesem Zeitpunkt durch den Reichskommissar für die Behandlung feindlichen Vermögens – Johannes Krohn – verwaltet wurden. Die Machthaber im Dritten Reich verboten die Benutzung des Ford-Logos[5], stattdessen prangte während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg der Kölner Dom auf dem Kühlergrill der Ford-Modelle. Als der Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg von britischen und amerikanischen Streitkräften ab 1943 verstärkt gegen Industrieanlagen geführt wurde, gerieten auch die Kölner Ford-Werke ins Visier. Ein Angriff vom 18. Oktober 1944 betraf vor allem das Testgelände und Unterkünfte von Arbeitskräften. Größere Schäden erlitten die Werksanlagen erst beim Einmarsch der Amerikaner, als die deutsche Artillerie von der gegenüberliegenden Rheinseite das Feuer eröffnete."

Quelle Wiki

Beispiel Opel:

"1935 entstand in Brandenburg ein neues Opelwerk zur Montage des Blitz-LKWs für die Deutsche Wehrmacht, das nach Kriegsende demontiert wurde. Ab 1940 musste Opel die Produktion vollständig auf Rüstungsgüter verlagern und fertigte neben Lastkraftwagen und Motoren auch Teile für Raketen, Torpedos und Kampfflugzeuge."

Quelle: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

oder auch: https://www.welt.de/print-wams/article1 ... etzte.html

Beispiel Dürkopp:

"Bis 1930 ging die Nähmaschinenproduktion immer weiter zurück und wurde von Kochs Adler übernommen. Dürkopps Belegschaft schrumpfte deswegen auf 700 Mitarbeiter. Schon früh waren die Dürkoppwerke an der Rüstungsproduktion für die Aufrüstung der Wehrmacht beteiligt. Mitte der 1930er-Jahre wuchs die Belegschaft der Dürkoppwerke wieder auf über 2000 Personen an. Man produzierte unter anderem Seitengewehre, Nadellager und Wälzlager für Panzer, Maschinengewehre, Granaten, Flugabwehr-Geschütze, Leichtgeschütze[8][9], Panzerabwehrkanonen, Bordlafetten für Flugzeuge und Zünder.[10] Durch den Aufschwung ab 1933, bedingt durch die Produktion von Rüstungsgütern, erzielte der Betrieb ab 1934 wieder Gewinne. 1933 wurde in Künsebeck bei Halle (Westf.) ein Zweigwerk eingerichtet, mit einer Waffenproduktion und über 2000 Arbeitsplätzen. Noch im selben Jahr übernahm die Familie Barthel (Kommerzienrat Herrmann Barthel) die Aktienmehrheit. Das Reichswehrministerium lieferte Dürkopp kostenlos Maschinen, um die Rüstungsproduktion anzukurbeln. 1944 war Dürkopp der wichtigste Produzent von Wälzlagern für deutsche Panzer.

Die Nationalsozialisten ernannten Dürkopp-Vorstandsmitglied Wulfert zum Wehrwirtschaftsführer. 1941 ernannte die Deutsche Arbeitsfront die Dürkoppwerke zum Nationalsozialistischen Musterbetrieb; 1943 wurden die Dürkoppwerke als Kriegsmusterbetrieb ausgezeichnet. Zeitweise waren bei Dürkopp über 3000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Einsatz, überwiegend aus der Sowjetunion, sowie Frauen im Einsatz.[11] Bei schweren Bombenangriffen auf Bielefeld wurde 1944 der Betrieb zerstört und am 31. März 1945 stillgelegt."


Quelle Wiki

Diese Quellen, bzw. die Quellen der Urheber, sind soweit auch alle verifiziert.

Bei Wittenberge fehlt mir so etwas. Weder bei Wiki noch sonstwo kann ich verifizierbare Daten einsehen.

Aber Geschichte ist ja nur ein Nebenaspekt der aber auch hier nicht gänzlich unberücksichtigt bleiben darf, insbesondere in Hinsicht auf die Produktionszahlen.

Ich glaube nicht das im Singer Werk Wittenberge vor 1940 die Produktion von Rüstungsgütern aufgenommen wurde.

Die Tabelle der Produktionszahlen ist schon informativ, bedarf aber auch einer größeren Verifizierung.

Übrigens habe ich in alten Dürkopp und Phoenix Katalogen aus den Jahren 1915 bis 1925 herausgelesen, dass teilweise noch Nähmaschinen angeboten wurden, deren Produktion schon längst ausgelaufen waren, was den Verdacht auf immense Lagerbestände nach sich ziehen würde.

Man denke nur an die Inflationszeit 1923.

Lagerbestände sind also auch bei Singer anzunehmen. So ist es durchaus möglich, dass eine Nähmaschine, deren Produktionsjahr durch die SN auf ein frühes Jahr hinweist, völlig vom Verkaufsdatum, auch mehrere Jahre abweichen kann.
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