Ich kann's einfach nicht lassen, bitte entschuldigt. Rückblickend auf meine Tipperei ist's mal wieder etwas länger geworden...
Aber in der letzten Zeit gab es mal wieder Ereignisse... naja. Spannend wird's aber , das verspreche ich!
Das Ding hier kennt Ihr bestimmt alle:
Mehrere Millionen Patientendaten, gut 13.000 Datensätze aus "D", die Hälfte mit Röntgenbildern, da:
https://www.br.de/nachrichten/deutschla ... tz,RcF09BW
Dabei ging es ausnahmsweise mal nicht um "irgendeinen" Web-/Cloud-Dienst, sondern um Rechner, die durch das Internet erreichbar waren. Teilweise ging es dabei noch nicht mal um Rechner, an denen ein Mitarbeiter arbeitete, sondern um Rechner, die medizinische Geräte steuerten - also Rechner, die für den Nutzer gar nicht direkt bedienbar waren und die zur Nutzung durch den Hersteller vor Ort eingerichtet wurden.
Natürlich ist es blöd, ein geändertes Passwort an so einem Steuerungs-Rechner zu dokumentieren und an jedem Stückchen installierter Software einzurichten, auch muss man sich bei der Fernwartung kurz die Doku ziehen, sonst gibt's halt keinen Zugriff... aber "admin", "password" und auch "schalke04" sind halt keine Passwörter!
Und wenn die Herren Doktoren meinen, dass sie auch transkontinental mal hier, mal dort einem Kollegen über die Schulter blicken wollen, dann kann es unter Umständen sogar nötig sein, diese Passwörter auch untereinander zu kommunizieren. Das ist dann halt so. Alles per default auf Standard stehen zu lassen kann es aber auch nicht so richtig sein.
Das nur am Rande, aber eigentlich wollte ich ganz woanders hin.
Der Europäische Gerichtshof hat einer eigentlich schon recht klaren Forderung noch ein wenig mehr Gewicht verliehen: Cookies!
Jaja, mal wieder Cookies... Wer nachschauen möchte:
http://curia.europa.eu/juris/document/d ... id=1386463
Ein jeder Webseitenbetreiber sollte sich mal anschauen, was seine Webseite tatsächlich so macht, wenn sie aufgerufen wird. Da sind Sachen bei... Oh, wei!
Ich bin kein Freund von diesen nervigen Bannern, die einen vollsülzen, dass Cookies verwendet werden:
1. durch ihre Häufigkeit werden sie kaum noch wahrgenommen und einfach weggeklickert, der Sinn entfällt
2. überall wird z.B. durch das Wörtchen "Einverstanden!" ein echtes Einverständnis abgegeben. Bravo! Einverständniserklärungen müssen aber verwaltet werden. Und der Betroffene hat das Recht, sein Einverständnis zu widerrufen. Und er hat ein Recht darauf zu erfahren, welche Daten über ihn erhoben worden sind. Und das Recht auf Information, Auskunft, Löschung, Sperrung, Berichtigung etc. Wir kennen das ja.
Na, liebe Webseitenbetreiber, dann sammelt mal schön die Daten Eurer Besucher beim Hoster, in der Analyse-Software und auch im CMS, wann dieser denn nun auf Eurer Webseite war und wie er sich auf Eurer Seite bewegt hat (woher er kam und wohin er ging). Achja: "Datenübertragbarkeit" ist auch noch eines der Rechte... Da stelle man sich mal jemanden vor, der sein Surfverhalten von Amazon nun auf eBay übertragen lassen will. Ob das nun besonders sinnig ist, oder nicht: Das Recht besteht - und der Gedanke an so einen Blödsinn lässt mich innerlich schon ein wenig grinsen...
3. diese Cookie-Klamotte wird meist falsch angewendet
Denn wer Cookies setzten will muss VORHER informieren und sich das Einverständis abholen und erst DANN das Cookie auf den Rechner packen. Außerdem gibt's auch technisch notwendige Cookies - da bedarf es meiner zarten Meinung nach keine Einwilligung. Das wäre Quatsch.
Und eben das (so im Groben) wurde durch den EuGH gerade noch mal deutlich gemacht.
Aber nicht nur durch Cookies weiß Google genau, was wir uns so anschauen... schon alleine Googles gern genutzte Schriftarten werden durch's Web und von Googles Servern bereit gestellt - und bei jedem Aufruf einer solchen Seite geht bei Google ein Lämpchen an. Es sind aber nicht nur Schriftarten, sondern auch Bilder, die auf fremden Servern gehostet werden, AddOns, Programmschnipsel etc. Und wenn dann ein Admin Googles DNS in den Router eingetragen hat (weil der so schön schnell ist - aber das hatten wir glaub' ich schon) oder wir unterwegs das Android-Navi anschmeißen... Also denke ich, dass diese Cookie-Geschichte...
4. ... gar nicht weit genug fasst.
Die Sache mit den Cookies... Der Eine oder Andere weiß vielleicht, dass Cookies nicht nur dazu da sind, Surfverhalten zu protokollieren. Es gibt da noch so eine Sache, die nennt sich
Kohle, Schmalz, Zaster, Mammon!
Die Ecke, wo das her kommt, nennt sich "Affiliate-Programm" - und da steckt so einiges an Feuer drin!
Karl-Heinz hat mal wieder seine Bohrmaschine verbummelt, sitzt an seinem Rechner und sucht nach einem würdigen Ersatz. Rechner, Internet, Google, Kaffee, auf geht die wilde Fahrt!
In der Suchergebnisliste tauchen zunächst die bekannten Giganten auf. Ein wenig Amazon hier, ein wenig eBay dort, Würth verkauft nur B2B... Obi, Bauhaus, Hornbach, wer ist Contorion? Supermärkte sind auch dabei: Real, Lidl... Tchibo auch? Ah: die ersten Hersteller! Soso.
Doch irgendwann taucht in der Liste das erste Ergebnis auf... da muss man schon ein kleines Gespür für entwickeln... da zeigt einem einer eine Reihe von Bohrmaschinen, bietet viel sinnloses Blabla, teilweise in fürchterlichem Deutsch, fachlich eher dünn... und hat jede Menge Bohrmaschinen mit einem direkten Link zu (meist) Amazon aufgelistet! (Entschuldigt Jungs, dass ich Euch hier so häufig nenne, aber Ihr seid ja auch ganz weit vorne dabei!)
Das ist dann so einer! Den meine ich! Hier wird's spannend!
Wenn Ihr auf so einer Seite seid, dann haltet mal nur Eure Maus ruhig über das Knöpfchen und schaut Euch den Link an. Da steht nicht (frei übersetzt): Shop - Kategorie - Bohrmaschine - Hersteller, sondern da hängt noch was dran, ein irre langes Stück womöglich zufällig angeordneter Zeichen.
Das ist so ein Link, der für den Bohrmaschinenauflister den Goldesel reckt und streckt: Klickt Karl-Heinz nun darauf, wird er zum Shop geleitet (was Kalle ja tatsächlich so vor hatte), bekommt aber auch ein Cookie auf den Rechner.
Dieses Cookie hat in der Regel eine Gültigkeitsdauer von 30 Tagen und lümmelt nun auf Kalles Rechner rum. Und wenn Kalle sonst keinen folgenschweren Blödsinn macht (wie z.B. Cookies löschen oder einen anderen ähnlichen Link anklickern), dann passiert folgendes: Durch dieses Cookie wurde eine Empfehlung ausgesprochen. Solange das Cookie aktiv ist, wird im Shop protokolliert, was sich Karl-Heinz so alles in seine Wundertüte packt. Kommt es zum Kauf, erhält unser Bohrmaschinenauflister eine Provision über (aufpassen!) ALLE Einkäufe, die Karl-Heinz in der Zeit der Cookie-Gültigkeitsdauer so getätigt hat! Bei A... sind's 5%, 10% gibt's auf Kosmetik. Die Anmeldung zu diesen Programmen ist in der Regel kostenlos, allerdings an ein paar Bedingungen geknüpft.
Nun mag das ja mit unseren Bohrmaschinenauflister ja noch so gehen... immerhin hat er viel Zeit investiert, die Seite zu bauen und im Google-Ranking nach oben zu bekommen, auch steht da dick und fett dran, wohin die Reise geht... doch es gibt da auch Typen, gerne auch Forenbetreiber(!), die betreiben das in einer Art und Weise, die ich schon fast als hinterfotzig beschreiben möchte:
Sucht nach irgendwas im Internet, findet vielleicht eine Antwort in einem Forum und entdeckt dort die reißerischen Beiträge mittendrin, wie "Hier findest Du die Antwort!" oder "Hallo Karl-Heinz. Schau mal hier: irgendeinBlablamitLink. Dort wird jeder fündig."
Das sind wieder diese Affiliate-Links, die Euch ein Cookie setzten. Und beim Forenbetreiber klingelt die Kasse!
Unmöglich! Warum unmöglich? Weil es so versteckt ist! Immerhin kommen diese Beiträge inmitten anderer Beiträge und sind als Beitrag eines Mitglieds getarnt. Jawohl: getarnt! Und das bei Foren, die täglich über 5.000 angemeldete Mitglieder und 100.000 Besucher zählen. Damit ist für mich aber auch klar, dass der Forenbetreiber überhaupt kein Interesse am Foreninhalt hat, sondern die Kohle aus versteckten und getarnten Affiliate-Links ziehen will. Das finde ich dann schon pervers.
Aber auch das mal wieder nur am Rande...
Kurz nach der Cookie-Entscheidung des EuGH hat die Datenschutzkonferenz den neuen "Bußgeldkatalog" herausgebracht - wer mal schauen möchte:
https://www.datenschutzkonferenz-online ... onzept.pdf
Liebe Geschäftstreibende... denkt bitte daran, dass Ihr Eure Klamotten auf Vordermann gebracht habt. Webseite, Datenschutzordner, Leitlinie, Schulungen, Verfahrensverzeichnis, Verarbeitungsverzeichnis, Informationspflichten, Einwilligungen, Datenschutzmanagement etc. ich brauche das ja nicht alles wiederholen, Ihr kennt das ja zur Genüge.
Und die Schlinge zieht sich weiter zu. Mindestlohn, GoBD und offene Ladenkasse sind da sicherlich noch eigene Themen, aber ich bin nur ein kleiner Datenschützer.
Worauf ich eigentlich hinaus wollte... was war das noch gleich... ach ja: Passwörter!
Ich hatte mal wieder so einen komischen Gedanken (na, wenn sich das als richtig raus stellt - dann rappelt's im Karton!) und auf der Recherche danach bin ich mal wieder vom Hölzchen auf's Stöckchen gekommen. Nein, diesmal gibt's keinen S-Haken aus meiner Schmiede...
Ich bin auf ein nettes Projektchen gestoßen, das die größeren und bekannteren Datenlecks der letzten Jahre aufführt. Da:
https://monitor.firefox.com/breaches
Einige dürften längst bekannt sein. Einige sind aber dabei... puh, das hätte ich so nicht gedacht! Immerhin geht es da um Firmen, die sich selbst der Sicherheit verschrieben haben.
Einige sind dabei, deren wohlklingende Namen uns allen bekannt sind. Beispielsweise wird Dropbox mit fast 70.000.000, LinkedIn mit fast 165.000.000 betroffenen Accounts genannt, bei denen E-Mail-Adressen und Passwörter "kompromittiert" wurden. Nun sind diese Einträge aus 2016, was im Zeitalter der IT schon recht staubig klingt.
Aber seien wir doch mal ehrlich: Da das alles kostenloser Krimskrams ist, haben wir alle uns doch schon mal hier und dort ein Konto eingerichtet, um zu schauen, was es denn so zu gucken gibt. Ja, Karl-Heinz, Du auch! Und viele dieser Konten sind noch viel früher eingerichtet worden. Dann haben wir uns umgesehen, ein wenig rumgedaddelt und haben den Mist als Mist verworfen und vergessen.
Wenn aber 2016 ein Datenleck erkannt wird... unser Konto 2003 errichtet und vielleicht vergessen wurde... dann sind auch unsere Daten davon betroffen! Habt Ihr währenddessen alle Eure Kennwörter bei allen jemals auch nur testweise ausprobierten Dienstanbietern geändert?
Schlimmer noch, wenn man darüber nachdenkt, WIE vernetzt der ganze Krempel mittlerweile untereinander ist!
Letztens erst hatte ich einen solchen Kniff ins Rückenmark, als ich eine neue Webseite online stellte. Um eine Webseite bei den großen Datenkraken bekannt zu machen, erstellt man eine Sitemap im Format xml. Dann meldet man sich bei der Suchmaschine an, authentifiziert sich kurz und sagt dann freundlich "Hallo liebe Suchmaschine, schau' Dich doch mal fleißig um, sammle, was Du finden kannst und posaune es in die Welt hinaus!". Um dorthin zu gelangen ruft man die Webmaster-Tools der Suchmaschine auf und administriert sich dann ein wenig.
Der Witz an der Geschichte ist nun folgender:
Das Antriggern der Crawler von Google ist per Google-Account üblich und logisch. Passt ja, wie sollte es denn sonst gehen.
Komisch und etwas befremdlich fand ich allerdings die Anmeldung bei Microsofts Suchmaschine "Bing", da ich mich dort mit entweder meiner Microsoft-Kennung oder wahlweise mit meinem - Achtung! - Google-Account anmelden konnte... Aha. So einfach ist das. Soso.
Aber wir waren ja bei den Kennwörtern.
Dieses kleine Beispiel oben zeigt deutlich, dass viele Dienste untereinander und undurchsichtig verknüpft und verknotet sind.
Das bedeutet aber auch (und es sollte jedem klar und ersichtlich sein!), dass wenn Daten bei Dienstleister "A" komprommitiert werden, im Zuge dessen auch meine Daten bei Dienstleister "B" betroffen sein können.
Noch ein Schwank aus meiner IT-Bude:
Ich bekomme den Rechner eines Sohnes eines Bekannten eines Bekannten (jaja, manchmal sind's irre Wege - ich kenne den Vogel nicht). Rechner kaputt, Auftrag: heile machen.
Also kommt die Kiste auf den Tisch, Platte raus, Sicherung machen, nach wichtigen Daten suchen (jpg, xls, doc, pdf... was man halt so sammelt), damit ich nicht unter Umständen das letze Video von Ommas Geburtstag lösche, das der Nutzer irgendwo auf seinen Rechner gepackt hat, nur halt nicht dahin, wo es sein sollte.
Ah: Fündig geworden! Da hat der Sohnemann brav ein Backup von Papis USB-Stick angelegt. Das ist sehr löblich! Immerhin ist das der Stick, den Papi immer in der Hosentasche hat und der hin und wieder unterm Autositz verschwindet. Oder sonst wo.
Auf dem Stick: Bildchen von Mama. Mama hat sich an zwei Stellen pimpen lassen und Papi hat offensichtlich seine Freude daran.
Was zum Teufel soll das, solche Bilder zu machen (damit geht's los!), diese Bilder auf einen USB-Stick zu packen, auf jegliche Verschlüsselung zu verzichten, diesen Stick überall mit sich herum zu schleppen, ihn hier und dort auch mal zu verlegen, und was, bitte, haben diese Klamotten auf dem Rechner eines 12-jährigen zu suchen?
Vielleicht braucht Papi ja was, was seine Synapsen mal in eine andere Richtung denken lässt...
Worum ging's noch? Ach ja:Eigentlich wollte ich Euch nur daran erinnern, Eure Kennwörter zu ändern. Mittlerweile denke ich über ein Inhaltsverzeichnis nach...
