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Re: Pfaff 130 Verschleiß und Vibrationen (auch Pfaff 38/138/238)
Verfasst: Dienstag 5. November 2019, 22:46
von 314ter
Hier mal als Beispiel die beiden Wellen im Bild mit den einstellbaren Spitzen zu beiden Seiten der Wellen.
Das ganze findet sich unter dem Maschinenbett. Die eine Welle dient der Vor- und Zurückbewegung des Transporteurs und die andere Welle ist für die Hoch- und Runterbewegung zuständig. Die Wellen oszillieren nur rotatorisch, sie laufen nicht um. Ist schön zu erkennen, wenn das Handrad bei hochgeklappter Maschine von Hand durchgedreht wird.
Zunächst einfach mal so eine Welle packen und versuchen sie axial hin und her zu bewegen. Wenn kein fühlbares Spiel vorhanden ist besteht normalerweise auch kein Handlungsbedarf.
Wenn Spiel fühlbar/vorhanden: Einstellen durch Lösen der Klemmschrauben für die Spitzen, axiales Verschieben der Spitzen bis Spielfreiheit erreicht ist und dann die Klemmschrauben wieder anziehen. Achtung, nicht mit Kraft die ganze Welle mit einer Spitze axial verschieben, dadurch würden An- und ggf. Abtrieb der Welle verspannt.
138.jpg
Re: Pfaff 130 Verschleiß und Vibrationen (auch Pfaff 38/138/238)
Verfasst: Dienstag 5. November 2019, 22:56
von Ralf C. Kohlrausch
314ter hat geschrieben: ↑Montag 4. November 2019, 10:58
Das ist ja prinzipiell nicht viel anders als beim Einzylinder-Hubkolbenmotor, wenn ich mal primär den Nadelstangenantrieb betrachte. Hier ergibt sich das übliche Problem:
Ich KANN die Masse von Pleuel und Nadelstange als Gegengewicht auf der Hauptwelle in 0° und 180°-Stellung vollständig ausgleichen, DANN schwingt die Maschine in der 90° und 270°-Stellung der Hauptwelle jedoch stark vor und zurück. Um das zu minimieren wurden Kurbelwellen oft zu 50% gewuchtet,
Danke, das war Denkstoff für etliche Stunden. Erinnert mich an den Reihensechszylinder aus meinem ersten BMW, die lebhaften Diskussionen um Audis Fünfzylinder mit Ausgleichswelle, die hämischen Kommentare über VWs V6-für den Golf usw. Die Patente zur Vibrationsminderung sehen tatsächlich zusätzliche Ausgleichsgewichte, bessere Auswuchtung und Ausgleichwellen vor um Vibrationen zu vermeiden. Praktisch eine Nähmaschine in der Nähmaschine. Die eine näht, die andere bewegt sich gegenläufig. Keine Ahnung, warum sich das noch nicht flächendeckend durchgesetzt hat ;-) Brother hat patentieren lassen, Piezoelemente unter das Maschinenbett zu bauen. Die sollen die Vibration registrieren und per Stromimpuls eine Gegenvibration auslösen, so dass sich die Vibrationen gegenseitig auslöschen und die Maschine ruhig steht.
Zumindest ist meine Pfaff wohl nicht die einzige Nähmaschine, die vibriert.
Meine Elna 1 (Grashüpfer) hat ein einstellbares Tariergewicht auf der Greiferwelle, wimre. So etwas hatte ich auch bei der Pfaff gesucht, als ich mit der Ursachenforschung anfing. Aber bei Pfaff galt offenbar: Berechnen, gießen, montieren, muss passen. Meine Kobold-Kupplungsmotoren wurden danach noch individuell gewuchtet durch systematisches Bohren von kleinen Löchern. Auch der langsamlaufende 700er. Diesen Ehrgeiz hatte man in Karlsruhe wohl nicht. Aber das sind ja auch Badener und keine Schwaben.
Gruß
Ralf C.
Re: Pfaff 130 Verschleiß und Vibrationen (auch Pfaff 38/138/238)
Verfasst: Dienstag 5. November 2019, 23:19
von Ralf C. Kohlrausch
314ter hat geschrieben: ↑Dienstag 5. November 2019, 22:46
Hier mal als Beispiel die beiden Wellen im Bild mit den einstellbaren Spitzen zu beiden Seiten der Wellen.
Danke, das war jetzt schneller, als ich selber nachsehen konnte. Den Renters hatte ich schon aufgeschlagen, aber dann wertvolle Zeit mit der Suche nach Postits vertrödelt. Ich hatte allerdings selbst schon die beiden Schaukelwellen abgetastet. Kein fühlbares Spiel. Die Greiferwelle hat fühlbares Spiel in Längsrichtung, vielleicht 0,03 mm. Hier gibt es einen Stellring, enger als diese mit der Fühlerlehre gemessenen 0,03 mm bekomme ich den aber nicht. Laut Wartungsanleitung für die 260 soll am Stellring der Hauptwelle ein geringes Ölspiel bleiben, ich denke, das lässt sich übertragen auf die Greiferwelle.
Gruß
Ralf C.
Re: Pfaff 130 Verschleiß und Vibrationen (auch Pfaff 38/138/238)
Verfasst: Donnerstag 7. November 2019, 16:33
von Ralf C. Kohlrausch
Ralf C. Kohlrausch hat geschrieben: ↑Sonntag 3. November 2019, 14:57
Moinsen,
ich lese immer wieder vergnügt und erstaunt, wie leise und leicht Nähmaschinen bei anderen Forenten laufen, namentlich die Pfaff 130 und 230. Meine Pfaff 130 liegt vibratös etwa zwischen einem russischen Mi-8 Transporthubschrauber, einer Kalaschnikow und einem Schiffsdiesel, bei Vollgas erreicht sie Rauchmelderlautstärke.
Warum?
Mir sind ein paar Sachen aufgefallen, die eigentlich nicht sein können oder sollen:
Mit einem 3000-rpm-Anlassermotor erreicht die Maschine 2400 Stiche/Minute. Das klingt im Haus nach Bohrhammer. Eine ruhiger laufende Pfaff 260 klingt im Haus nach schleudernder Waschmaschine.
Moin,
ich glaube, die offensichtlichste mögliche Vibrationsursache habe ich bisher übersehen: Handradunwucht. Die auf Motorbetrieb umgerüstete 138 aus der Änderungsschneiderei von Karstadt Altona hat bei dieser Gelegenheit auch ein kleineres und leichteres Handrad erhalten. Die Pfaff 260 hat ab Werk ein kleineres und leichteres Handrad. Für die nachträgliche Motorisierung gab es kleinere leichtere Handräder zum Nachrüsten.
Bei meiner 130 habe ich einen Höhenschlag von 5/100 mm gemessen und einen Seitenschlag von 15/100 mm. An der Achse einen Höhenschlag von 5/100 mm. Ich habe das Handrad so lange verdreht, bis ich einen Höhenschlag von 1/100 mm und einen Seitenschlag von 12/100 mm hatte. Toleranzgrenzen dafür habe ich in der Wartungsliteratur nicht gefunden.
Bei der Altonaer Pfaff 138 wurde bei der Umrüstung auch der Tretrad entfernt, bei meiner Vibrator Pfaff sind Tretrad und Riemenschutz noch drin. Beides ist nur an einer Schraube gelagert, besonders der untere Riemenschutz kann mit einem langen Hebel schwingen.
Gruß
Ralf C.
Re: Pfaff 130 Verschleiß und Vibrationen (auch Pfaff 38/138/238)
Verfasst: Donnerstag 7. November 2019, 17:09
von GerdK
Ralf C. Kohlrausch hat geschrieben: ↑Donnerstag 7. November 2019, 16:33
Moin,
ich glaube, die offensichtlichste mögliche Vibrationsursache habe ich bisher übersehen: Handradunwucht. Die auf Motorbetrieb umgerüstete 138 aus der Änderungsschneiderei von Karstadt Altona hat bei dieser Gelegenheit auch ein kleineres und leichteres Handrad erhalten. Die Pfaff 260 hat ab Werk ein kleineres und leichteres Handrad. Für die nachträgliche Motorisierung gab es kleinere leichtere Handräder zum Nachrüsten..
Beim Auto wird die Radunwucht ja mit Klebepads auf der Felge ausgeglichen. Wäre das eine Methode auch für das Handrad? Man könnte es ja im ersten Ansatz mal mit doppelseitigem Montage-Klebeband versuchen + dickes Blechstückchen als Gewicht darauf. Nur um erstmal zu sehen, ob das etwas bringt...
Viele Grüße, Gerd
Re: Pfaff 130 Verschleiß und Vibrationen (auch Pfaff 38/138/238)
Verfasst: Donnerstag 7. November 2019, 22:19
von conny
meine 260 vibriert auch ...
und meine 330 hat auch vibriert
Re: Pfaff 130 Verschleiß und Vibrationen (auch Pfaff 38/138/238)
Verfasst: Freitag 8. November 2019, 12:03
von hulkyoh
Mal was aus der Praxis:
Ich habe eine 260 in dem Schränkchen mit den langen Beinen, falls den einer kennt.
Die Maschine war sehr gepflegt und hat vor 10 oder mehr Jahren mal einen Service bekommen. Ich hab sie dann übernommen und nach ein paar Tropfen Öl ( Keine Wärme und kein Petroleum... )
Nähte sogar die Automatik wieder Fehlerfrei und leichtgängig.
Leider vibrierte die Maschine bei steigender Stichzahl so das man fast nur "halbgas" nähen konnte.
Als ich die Maschine und den Tisch inspizierte, sah ich das die beiden Gummipuffer wo die Maschine vorne aufliegt ( so wie bei jedem Tisch glaub ich ) entweder spröde und steinhart oder sogar schon weggebröselt waren.
Kurzerhand habe ich die Reste entfernt, die Auflagestellen gesäubert und aus dem Fundus eine Gummilippe stattdessen aufgelegt und festgeklebt.
Der Unterschied ist enorm!
Die Maschine kann nun ohne nennenswerte Vibrationen bis zur Maximalen Stichzahl genäht werden. Ähnlich meiner deutlich neueren 1051.
Also nicht nur bei den Maschinen nach Fehlern suchen, sondern auch in der Peripherie. Vor allem bei filigraneren Schränken kann sich die Vibration mal schnell aufschaukeln wenn dem kein Gewicht durch den Nähtisch entgegengesetzt werden kann.
Viele Grüße
Chris