Re: Kratzer aus alter Singer entfernen
Verfasst: Samstag 13. Juli 2024, 09:32
Unabhängig von den Widersprüchen in sich zum Thema Ethanol (vergällt als (Brenn-)Spiritus, umgangssprachlich als Alkohol, also das, was zum Beispiel im Asbach-Uralt ballert) ist das vielleicht auch alles ein großes Missverständnis über die verschiedenen Schichten von betagten Nähmaschinen-Lackierungen:
Ältere schwarze Nähmaschinen haben eine extrem durable Grund-Lackierung, die als Japanning bekannt ist.
Sie ist asphalt-basiert, wird in mehreren Schichten aufgetragen und eingebrannt; qualitativ boxt das etwa in der gleichen Kategorie, wie das moderne Pulverbeschichten, nur mit mehr Aufwand und mehr als einer Schicht.
Das ist extrem lösemittelresistent und eigentlich nur abrasiv (Kilometerweise Garn drüberlaufen lassen, schmirgeln, flexen, sandstrahlen) oder mit (sehr heißer) Heißluft kaputtzukriegen.
Eine Ausnahme sind Maschinen aus deutscher Produktion in der unmittelbaren Nachkriegszeit.
Durch Materialmangel wurden dort bei Pfaff, der Not gehorchend, minderwertige Lacke eingesetzt, was zu bald darauf abblätterndem Lack führte.
Pfaff hatte ein globales, kostenloses Rückrufprogramm, um das nachzubessern, aber einige Maschinen haben das verpasst, da hilft für perfekte Ergebnisse wirklich nur, den Nachkriegslack bis aufs blanke Metall abzutragen und neu aufzubauen.
Die Wittenberger Singer-Werke wurden ja komplett als Reparation in das dortige Singer-Werk in Podolsk in der damaligen Sowjetunion als Reparation demontiert.
Die später anlaufende DDR-Produktion wie unter dem traditionsreichen Markennamen Veritas (Clemens Müller, Dresden, erste deutsche Nähmaschinenfabrik) hatte dann keine Mangelwirtschafts-Lackprobleme mehr.
Ramses meint vermutlich die hochempfindliche Schicht zwei Lagen darüber aus klarem Schalllack, die die vergoldete/versilberte Dekoration der Maschine unmittelbar darüber, seien es früher handgemalte Motive oder später industriell hergestellte Schiebebilder, vor Abrieb schützen soll.
Um diese fragile Schicht nicht zu beschädigen, lautet die hier allgemein akzeptierte Empfehlung, ausschließlich unpolare Flüssigkeiten wie Petroleum/Lampenöl zur Reinigung solcher Maschinen zu verwenden.
Schellack ist allergisch auf polare Lösungsmittel wie Wasser, Scheibenreiniger, Spiritus (der ist bi, aber für Schellack auch ungeeignet).
Solange es um Deko-freie Stellen an der Maschine geht, kann man da sehr unbefangen herangehen, um eine Hochglanz-Oberfläche wieder herzustellen.
Allen, die sich, trotz Achims toller Tips, selbst die Lack-Reparatur handwerklich nicht zutrauen:
Wer Autos nach einer Schramme oder Delle wieder gut lackieren kann, kann das auch mit Nähmaschinen.
Das wird bei gewerblichen Lackierereien natürlich ein teurer Spaß, aber oft hat man ja auch jemanden im Bekanntenkreis.
Oder sonst im Repair-Café bzw. Hacker-Space vor Ort, die kompetente Freiwillige am Start haben, die sowas auch, gerade im Hochsommer, für einen Kasten Hopfenkaltschale oder so erledigen :-)
Nachlackierte Stellen sollten entweder aus 2K-Lack sein und nicht unmittelbar durch durchlaufenden Oberfaden beansprucht sein.
Das fräst sich über die Kilometer durch, auch wenn man das erstmal nicht vermuten würde …
Ältere schwarze Nähmaschinen haben eine extrem durable Grund-Lackierung, die als Japanning bekannt ist.
Sie ist asphalt-basiert, wird in mehreren Schichten aufgetragen und eingebrannt; qualitativ boxt das etwa in der gleichen Kategorie, wie das moderne Pulverbeschichten, nur mit mehr Aufwand und mehr als einer Schicht.
Das ist extrem lösemittelresistent und eigentlich nur abrasiv (Kilometerweise Garn drüberlaufen lassen, schmirgeln, flexen, sandstrahlen) oder mit (sehr heißer) Heißluft kaputtzukriegen.
Eine Ausnahme sind Maschinen aus deutscher Produktion in der unmittelbaren Nachkriegszeit.
Durch Materialmangel wurden dort bei Pfaff, der Not gehorchend, minderwertige Lacke eingesetzt, was zu bald darauf abblätterndem Lack führte.
Pfaff hatte ein globales, kostenloses Rückrufprogramm, um das nachzubessern, aber einige Maschinen haben das verpasst, da hilft für perfekte Ergebnisse wirklich nur, den Nachkriegslack bis aufs blanke Metall abzutragen und neu aufzubauen.
Die Wittenberger Singer-Werke wurden ja komplett als Reparation in das dortige Singer-Werk in Podolsk in der damaligen Sowjetunion als Reparation demontiert.
Die später anlaufende DDR-Produktion wie unter dem traditionsreichen Markennamen Veritas (Clemens Müller, Dresden, erste deutsche Nähmaschinenfabrik) hatte dann keine Mangelwirtschafts-Lackprobleme mehr.
Ramses meint vermutlich die hochempfindliche Schicht zwei Lagen darüber aus klarem Schalllack, die die vergoldete/versilberte Dekoration der Maschine unmittelbar darüber, seien es früher handgemalte Motive oder später industriell hergestellte Schiebebilder, vor Abrieb schützen soll.
Um diese fragile Schicht nicht zu beschädigen, lautet die hier allgemein akzeptierte Empfehlung, ausschließlich unpolare Flüssigkeiten wie Petroleum/Lampenöl zur Reinigung solcher Maschinen zu verwenden.
Schellack ist allergisch auf polare Lösungsmittel wie Wasser, Scheibenreiniger, Spiritus (der ist bi, aber für Schellack auch ungeeignet).
Solange es um Deko-freie Stellen an der Maschine geht, kann man da sehr unbefangen herangehen, um eine Hochglanz-Oberfläche wieder herzustellen.
Allen, die sich, trotz Achims toller Tips, selbst die Lack-Reparatur handwerklich nicht zutrauen:
Wer Autos nach einer Schramme oder Delle wieder gut lackieren kann, kann das auch mit Nähmaschinen.
Das wird bei gewerblichen Lackierereien natürlich ein teurer Spaß, aber oft hat man ja auch jemanden im Bekanntenkreis.
Oder sonst im Repair-Café bzw. Hacker-Space vor Ort, die kompetente Freiwillige am Start haben, die sowas auch, gerade im Hochsommer, für einen Kasten Hopfenkaltschale oder so erledigen :-)
Nachlackierte Stellen sollten entweder aus 2K-Lack sein und nicht unmittelbar durch durchlaufenden Oberfaden beansprucht sein.
Das fräst sich über die Kilometer durch, auch wenn man das erstmal nicht vermuten würde …