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Re: Gritzner VZ Automatik

Verfasst: Dienstag 6. Juni 2017, 15:16
von komisarrex
Wachteline hat geschrieben:Der Prospekt ist ja interessant. Ich liebe solche Zeitzeugnisse. Ihr bringt mich noch dazu mich nach einer Gritzner umzuschauen. angel
Meine Schwiegermama hatte eine Gritzner, Modell unbekannt und diese leider verschenkt. heul Weil sie zu viel Platz gebraucht hat und sich statt dessen eine billige Quellemaschine gekauft.
Christine, bei mir ist vor einer halben Stunde die 5 Gritzner per Hermes eingeflogen.
Die Gritzner GU ist in einem traurigen Zustand, gleich erst mal gut putzen und viel streicheln.

Wir haben von Gritzner jetzt zwei GU's (einmal mit schwarzen Scheiben und Blumenknopf und einmal mit weißen Scheiben und dem länglichen Knopf um den Transporteur zu versenken) eine GU-L mit nachträlich eingebauten Motor und eine GU-K und hier die VZ Automatik, das geht schneller als man schauen kann. :lol27:

Re: Gritzner VZ Automatik

Verfasst: Dienstag 6. Juni 2017, 15:50
von det
komisarrex hat geschrieben:Bitte schön!!!
Dankeschön Anke!

Besonders interessant finde ich, dass in den Prospekt - offensichtlich aus dem Jahre 1961 - immer noch das Schwingschiffmodell R angeboten wurde.

Ob Inge Meysel wohl wirklich auf der GU-L genäht hat?

Gruß
Detlef

Re: Gritzner VZ Automatik

Verfasst: Dienstag 6. Juni 2017, 15:59
von Klaus_Carina
det hat geschrieben: Ob Inge Meysel wohl wirklich auf der GU-L genäht hat?
Gruß
Detlef
ich denk nicht, dass das auf dem Prospekt Meysels Inge ist- eher ein Double - sonst wäre der Name sicher mehr vermarktet worden -

Re: Gritzner VZ Automatik

Verfasst: Dienstag 6. Juni 2017, 20:28
von duesenberg
Klaus_Carina hat geschrieben:
det hat geschrieben: Ob Inge Meysel wohl wirklich auf der GU-L genäht hat?
Gruß
Detlef
ich denk nicht, dass das auf dem Prospekt Meysels Inge ist- eher ein Double - sonst wäre der Name sicher mehr vermarktet worden -

Damals schon?

Re: Gritzner VZ Automatik

Verfasst: Dienstag 6. Juni 2017, 20:28
von duesenberg
Klaus_Carina hat geschrieben:
det hat geschrieben: Ob Inge Meysel wohl wirklich auf der GU-L genäht hat?
Gruß
Detlef
ich denk nicht, dass das auf dem Prospekt Meysels Inge ist- eher ein Double - sonst wäre der Name sicher mehr vermarktet worden -

Damals schon?

Re: Gritzner VZ Automatik

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2017, 09:36
von Klaus_Carina
duesenberg hat geschrieben:Damals schon?
Klar Klaus - nicht nur 1961 auch weit früher wurde Marketing betrieben - zwar nicht so "amerikanisch" plump aufdringlich wie heute - sondern eher wie es heute als Neuerfindung "virales Marketing" bezeichnet wird. Und da wäre das Thema "Die Meysel Gritznert" nicht nur ein Bericht in der "Heim und Welt" geworden! Das wäre mit dem schlichten Vermerk auf dem Titelblatt "Auch Inge Meysel näht mit Gritzner" in der weißen Kreideschreibschrift, mit denen früher auch der Metzger seine speziellen Angebote auf die Schaufensterscheibe pinselte -

Die Frau, die da vor der Nähmaschine sitzt, ist i.Ü. zudem "nichts besonderes" - so waren die Frauen ab Mitte 30 halt "gestylt" - und Gritzner hat sich Mühe gegeben, keinen "Modell-Typ" vor die Nähmaschine zu setzen, wie es in den 50ern noch im Pencil-Pepita-Kostüm der Fall gewesen wäre - sondern eine Hausfrau, mit der sich alles ab Vierzig identifizieren konnte.

Re: Gritzner VZ Automatik

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2017, 09:59
von nicole.boening
wir betonen das Wort "KONNTE"!!!!!
Meine Großeltern sahen mit Ende 30 älter aus als kurz vor ihrem Tod mit über 80 ... komische Styles damals ...

Re: Gritzner VZ Automatik

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2017, 10:46
von duesenberg
@Klaus
Danke für die Erläuterung! Ich hatte geglaubt, daß solche Marketingaktionen eher im Stillen abliefen. Aber: warum hätte das so sein sollen. Prominente hätten auch 1960 Geld für Ihr Lächeln auf dem Einband haben wollen. Und: "Inge Meysel näht mit Gritzner" wäre natürlich ein Knaller gewesen.

@Nicole
Früher war das Ideal der ältere Mensch. So wollte man sein und aussehen. Daher die Frisuren (und nicht nur die), die auch den Zwanzigjährigen wie 60 aussehen ließen.

Re: Gritzner VZ Automatik

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2017, 10:55
von nicole.boening
... das sehe ich etwas anders - von einem älteren Menschen als Ideal würde ich nicht reden. Die Gesellschaft hatte den Anspruch, dass ältere Menschen sich zurück nahmen. Das Leben war anders getaktet - und die Leute hatten noch nicht registriert, dass eben mit über 35 noch nicht alles vorbei ist. Keine bunten Farben, Faltenröcke und Dauerwelle - bedeckt halten und sich schon mal unsichtbar machen zum sich nach und nach aus dem Leben zu verabschieden. Auffallen, das macht man doch nicht ... Ansprüche hatte man da eh nicht mehr zu haben.

Re: Gritzner VZ Automatik

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2017, 11:45
von Klaus_Carina
nicole.boening hat geschrieben:wir betonen das Wort "KONNTE"!!!!!
Meine Großeltern sahen mit Ende 30 älter aus als kurz vor ihrem Tod mit über 80 ... komische Styles damals ...
man reifte damals - wobei damals sich so lang her anhört, das sind keine 60 Jahre her - man demonstrierte Reife - die Frau war noch kein Sex-Objekt - sondern nach den ersten Kindern (das erste zumeist als Sieben-Monatskind dennoch keine Frühgeburt) geschlechtslos -

Nachzügler, wenn die "ersten" schon 15 und älter waren, waren ein Grund, sich zu schämen. Es gab nicht diesen Jugendwahn, Psychologen waren nur für wahrhaft bekloppte notwendig (und was man dafür erklärte) -
Respekt vor dem Anderen gab es im allgemeinen Gleichklang zumindest einer, oft zweier schrecklicher Kriege - Bescheidenheit im kleinen Glück -

ja, seit wenigen Jahren war gegen Ende der 50er -nach der automobilen Grund-Versorgung auch die Urlaubsreise in den sonnigen Süden, Großglockner- Brenner - Gardasee - Rimini zwar noch lange nicht Standard aber verbreitet. Urlaub in Österreich in Zimmern von "Privatpensionen" mit Waschgelegenheit (große Kanne Wasser und Waschschüssel) samt Gemeinschaftsklo für mehrere Urlauberfamilien gängig (auch an Nord- und Ostsee).

Wir hatten schon 1959 unseren SW-Fernseher (meine verwitwete Patentante schon seit 57 -bei Urlaubsreisen in den Norden durfte ich dann 5 Minuten sehen) und ab 61 ein eigenes Telefon!

So wie heute 40, oder gar 50, 60 oder 70 jährige rumlaufen, wäre damals absolut unmöglich gewesen! Das sind doch keine Backfische mehr! - Schau Dir die ersten Beatles-Auftritte an - solider Anzug, Hemd und Krawatte! Und nicht so schlampig wie heute! Nur die Haare - das ging gar nicht!

Und irgendwann in den60ern begann es dann - egal, ob durch "Beförderungen" oder aber auch die ersten kinderlosen Ehepaare, die damals traurige Ausnahme waren, weil die Begegnung Mann und Frau immer fruchtbar verlief (weshalb Beate Uhse mit Ihrem schlichten Faltblatt zur Verhütung nach Knaus Ogino einen absoluten Bestseller der Zeit landete) - weil man damals eben keine Kinder dennoch Spaß haben wollte - irgendwann gab es welche, die doppelte Einkommen hatten - und dieses "Mehr" nicht mehr für sich behielten, sondern zeigten ( nach US-Vorbild) dann war es mit dem Gleichklang der Gesellschaft vorbei.

Eine Pseudo.Konjunktur boomte bis Anfang der 70er - dann kamen die ersten Firmen, die bis dahin mit Investitionen in Datenverarbeitung (riesige Rechenzentren mit der Kapazität, die nicht mal der Deiner Armbanduhr entspricht) etc. in Finanzprobleme -besser gesagt Liquiditätprobleme. Aber die strengen Bewertungs-, Steuer-gesetze und Bankregeln hinsichtlich realer Sicherheiten verhinderten weitere Kredite. Diese Firmen wurden dann von US-Investoren aufgekauft - Investoren, deren Bonität nach hiesigen Maßstäben keine 2% der der aufgekauften Firma hatte - aber sie hatten das Geld (woher auch immer - egal wie lang) gerade in der Hand - und die Firmen hatten zumeist den Kaufpreis sogar noch im eigenen Kassenbestand - nach hiesigem Verständnis bilanziert, nicht zur Verfügung. Nach Investorenverständnis das Geld zur Investition. Die meisten Firmen haben so ihren Verkaufspreis gleich in bar mitgeliefert. Erst viel viel später in den 90ern kamen die Asset-Stripper - soweit brauchte man in den 70er/80ern nicht gehen.
So gibt es auch aus den 50/60ern im Nähmaschinensektor (Haid&Neu etc.) etliche Beispiele - bei denen allerdings auch die Umsatzzahlen die Situationen verschärften - zudem stille Reserven nicht genutzt werden konnten.