Hallo Hajo & alle
Nachdem ich mein elektronisches Einfachst-Pedal hier (
https://www.naehmaschinentechnik-forum. ... 5&start=20) im Beitrag Nr. 30 erwähnt hatte, meinte Hajo, ich könnte es hier vorstellen. Dazu sei gleich erwähnt, dass es z.B. bei Amazon mechanische wie elektronische Nähmaschinen-Pedale aus China gibt, die etwa gleich viel oder sogar etwas weniger kosten und auch gut funktionieren (selbst getestet), allenfalls etwas weniger lang leben. Deshalb geht es hier mehr um den Spaß am Selber-Machen-Wollen-Können als ums Sparen.
Mein erster, nur mäßig erfolgreicher Versuch (im selben Gitarrenpedal-Gehäuse) entstand nach einem Bauvorschlag der Zeitschrift Elektor aus dem Jahr 1994, in dem der nicht mehr hergestellte Unijunction-Transistor 2N2646 verwendet wird. Die Maschine (Bernina 530-1) lief damit zwar sehr schön langsam, kam aber nicht auf die volle Drehzahl. Anstatt damit lang herumzuexperimentieren stieß ich auf die an Einfachheit wohl kaum zu unterbietende Lösung mit einem Dimmer- (Phasenanschnitt-) Modul von Conrad, das zwar auch schon eine ganze Weile (fast 20 Jahre!) in meiner Bastelkiste lag, aber noch immer erhältlich und zudem recht preisgünstig ist.
Der Dimmer
besteht aus dem 'Triac-Leistungsregler' von Conrad mit der Bestell-Nr. 1570778 (ca. 7 Euro) und einem Potentiometer von 470 kOhm, das jedoch eine geriffelte und geschlitzte Achse haben muss (siehe Beispielfoto)
- Die Kühlfahne des Moduls ist elektrisch isoliert, es könnte also auch in einem Metallgehäuse befestigt werden. Im ABS-Gehäuse des Proel-Pedals lässt sich das Modul problemlos festschrauben (oder allenfalls sogar kleben)
- Die Verdrahtung ist minimal und anhand des Schemas im Datenblatt von Conrad sehr simpel
- Das Modul ist ohne Kühlmaßnahmen gut für Verbraucher mit einer Leistung bis 200 W
Das Gehäuse
ist ein Gitarren-Pedal Proel GF12L (oder GF12) (unter 50 Euro bei Amazon.de)
- Gehäusematerial ABS, Gehäuseboden Stahl, gummibeschichtet. Für harten Bühnenbetrieb vielleicht nicht genügend stabil, für's Nähzimmer reicht es aber längstens aus
- Die Potentiometer der beiden Typen sind unterschiedlich (20 kOhm bzw. 100 kOhm), was jedoch keine Rolle spielt, da das Potentiometer ohnehin ersetzt werden muss
- 2 Klinkenbuchsen müssen ausgebaut werden
- Feder: Gitarrenpedale federn nicht zurück, der Gitarrist möchte ja seine Wunschlautstärke einstellen können und dann den Fuß für die restliche Pedalerie frei haben. Nähmaschinenpedale müssen aber bei fehlendem Fussdruck zurückfedern. Ich fand in meiner Bastelkiste eine Druckfeder, die recht gut zwischen das Pedal und das eigentliche Gehäuse passte und die nötige Federkraft aufbrachte. Ich befestigte sie mit ein paar kleinen, selbstschneidenden (Blech-) Schrauben, denn nicht fixierte Druckfedern neigen dazu, sich ohne Erlaubnis in die Umgebung zu verflüchtigen
- Das Conrad-Modul benötigt ein Potentiometer von 470 kOhm (oder auch etwas höher). Die Zahnstange des Pedals greift in ein Zahnrad ein, das innen eine Riffelung aufweist, die auf eine geriffelte Poteniometerachse aufgepresst werden kann. Also musste ein Potentiometer her, das nicht nur den richtigen Widerstandswert hat, sondern auch den richtigen Gewindedurchmesser und die passende, geriffelte und geschlitzte Achse. Zum Glück hatte ich vor kurzer Zeit bei Amazon ein Sortiment von Potentiometern geordert, die genau diese Achse haben (
https://www.amazon.de/gp/product/B0BBYZ ... =UTF8&th=1).
Mit etwas Suche bei den üblichen Verdächtigen (Conrad hat nix, aber evtl. Völkner, Reichelt, in der Schweiz Pusterla oder Digitec - ohne Anspruch auf Vollständigkeit) lässt sich sicherlich auch etwas Passendes finden. Der Tausch ist kein Problem. Man muss bloß darauf achten, dass die Nullstellung des Potentiometers mit der Nullstellung des Pedals zusammenfällt.
Der Anschluss an die Nähmaschine
An einem Ende des 2-poligen Kabels zur Nähmaschine ist ja der Bernina-spezifische Stecker montiert. Das andere Ende muss irgendwie ins Pedal geführt werden. Soll es eine Steckverbindung sein, dann muss ZWINGEND ans Kabel eine Kupplung (also ein Weibchen/female), ins Pedal ein Einbaustecker (ein Männchen/male). Denn wenn das Kabel an die Maschine und diese ans Netz angeschlossen wird, könnte man sich ansonsten am Pedal-Ende des Kabels einen zumindest unangenehmen, im schlimmsten Fall tödlichen Stromschlag holen. In der ersten Version hatte ich einen 2-poligen Kleingerätestecker (IEC-60320 C8) installiert und für die Verbindung mit der Maschine ein Kabel mit passender Kleingerätekupplung (IEC-60320 C7) und dem Bernina-Stecker am anderen Ende verwendet. Mit dieser Steckverbindung hätte allerdings - mit einem handelsüblichen Standardkabel - das Pedal versehentlich direkt ans Netz angeschlossen werden können, mit mäßig erfreulichen Folgen.
- Deshalb änderte ich das nachträglich in eine kleine, 2-polige Rund-Steckverbindung, die ich von einer LED-Pflanzenlampe geerntet hatte. Der Einbaustecker passte gut in eines der Löcher für die ausgebauten Klinkenbuchsen und wurde mit einer ordentlichen Menge Heißkleber fixiert. Das Loch für die zweite Klinkenbuchse ist mit etwas 2K-Kleber verschlossen.
- Eine weitere, einfache Möglichkeit wäre natürlich, ein Kabel - mit entsprechend stabiler Zugentlastung - direkt ins Pedal zu führen und festzulöten.
Liebe Grüße
robi
Die Fotos
- Potentiometer mit passender Achse
- Ansicht des Pedals schräg seitlich
- Blick auf Anschluss und Feder
- Die Innereien