Rolf_McGyver hat geschrieben:Hutzelbein, jetzt bist Du erstmal am Zuge, um mir die o.g. Infos vollständig zu beschaffen.
Der FI-Schutzschalter ist für mich kein Thema mehr. Ich bekomme nicht nur einen neuen FI-Schutzschalter, ich bekomme einen komplett neuen Sicherungskasten, der neuesten technischen Ansprüchen genügt. Dafür zahle ich auch eine stolze Miete und muss mich ständig mit saftigen Mieterhöhungen rumschlagen. Vor etwa 5 Jahren wurde hier das Haus total generalüberholt und wärmeisoliert. Mit modernster Solartechnik und vielen anderen Dingen. U.a. wurde auch die gesamten Elektroinstallationen erneuert. Nur in meiner Wohnung nicht. In allen anderen Wohnungen aber. Das habe ich bislang nicht mitbekommen. Gestern aber bemerkt, als ich mir beim Nachbarn den Sicherungskasten angesehen habe und festgestellt habe, wie der FI-Schutzschalter von Hager ordentlich funktioniert.
Ich bin beim Thema Austausch von Kondensatoren kein Anfänger. Ich habe mal nachgerechnet, wie lange ich das schon mache. Seit gut 34 Jahren. Ausgetauscht habe ich vermutlich bereits etwa 200 Kondensatoren und noch nie ist etwas passiert. Anfang der 80er Jahre besass ich eines der ersten PC-Netzwerke in Deutschland. Irgendwann habe ich angefangen, meine PCs selbst zu reparieren, weil mir die Netzwerkspezialisten zu teuer wurden, weniger Ahnung hatten als ich und weil mir der amerikanische Geschäftsführer einer Computerfirma, die nebenan ihre Deutschland-Zentrale hatte, die wichtigsten Tricks alle beigebracht hat. Wenn ich Fragen hatte, bekam ich immer eine Anwort oder sogar sofortige Hilfe. Bei Nähmaschinenmotoren oder Anlassern mache ich das allerdings erst seit etwa 2 Jahren als Hobby, weil ich einigen Amis die Zähne beim Anblick von schönen alten deutschen Nähmaschinen lang machen will. Die haben keine solchen Maschinen, hätten sie aber möglicherweise gerne.

Ich bin kaufmännisch bestens ausgebildet. Alte Nähmaschinentechnik ist mein Hobby. Je älter, umso besser für mich zu verstehen. Nähmaschinen, die nach etwa 1965 hergestellt wurden, interessieren mich nicht wirklich. Von Elektrotechnik habe ich keine Ahnung und besitze nur das notwendigste Wissen, das ich brauche. Das genügt mir.
Deine Erklärung ist mir viel zu kompliziert. Du handhabst das sicherlich richtig, wie das ein Fachmann eben macht. Ich handhabe das einfacher, so wie ich das als Laie gerade noch verstehe. Im Grunde mache ich das wie folgt, wenn ich einen Nähmaschinenmotor bekomme:
- Fast alle Motoren werden aufgeschraubt und kontrolliert. Solche Motoren, wie sie Benderman scheinbar hatte, lasse ich mir nicht andrehen.
(Ausnahmen mache ich nur selten, z.B. einen interne Motoren bei einer Pfaff 284 habe ich nicht geöffnet)
- Der Motor wird zunächst innen gereinigt. Kohlestaub und anderen Staub im Motor gibt es bei mir nicht.
- Wenn das einfach geht, versuche ich den Läufer auszubauen.
- Der Läufer wird auf sichtbare Schäden geprüft. Genauso die Motorwirklung und der Zustand der Kabel, die aus der Motorwicklung herauskommen.
- Mittlerweile weiß ich, wie ich den Läufer mit Widerstandsmessungen durchprüfen kann. Dazu gibt es auf YouTube Videos.
- Entsprechend kann ich auch die Verkabelung an der Motorwicklung durchprüfen. Da ich mal einen im Stator eines Singer Motors verbauten Kondensator tauschen musste (der Motor lief in diesem Fall nicht mehr), weiß ich mittlerweile auch, wie ich Kupferlackdrähtchen trotz ihrer Lackisolierung sauber verlöten kann.
- Der Staub wird aus den Kupferlamellen des Kollektors vorsichtig mit einem Tapeziermesser rausgekratzt
- Der Kollektor wird mit sehr feinem Schleifpapier (feiner als 1200er) vorsichtig eben poliert, bis der ganze alte Kohlefilm ab ist.
- Die Motorwelle wird poliert. Die Lagerungen der Welle werden gereinigt und vorsichtig ein klein wenig mit Wattestäbchen beölt.
- Der Zustand der Kohlebürsten wird kontrolliert. Ersatzteile habe ich sofort zur Hand, wenn erforderlich.
- Der Kondensator wird von allen Seiten angesehen. Wenn der nur ein wenig deformiert aussieht, tausche ich den sofort, ohne irgendetwas auszumessen. Wenn ich kein passendes Ersatzteil habe, versuche ich es sofort zu bestellen.
- Der Motor wird wieder zusammengebaut. Dabei achte ich darauf, dass kein Kabelchen klemmt und sich die Riemenscheibe butterweich drehen lässt. Bei leichten Schwergang versuche ich das Problem zu finden.
Erst wenn alles in Ordnung ist, der Motor wieder vollständig zusammengebaut ist, verbinde ich den Motor mit Strom. (Bei Computern mache ich das ziemlich ähnlich. Ich setze keinen Computer unter Strom, den ich nicht vorher gründlich entstaubt habe und in wesentlichen Bereichen geprüft habe). Dabei berühre ich den Motor erstmal gar nicht. In Zukunft könnte ich so, wie das Benderman vorgemacht hat, noch eine Spannungsprüfung durchführen, um herauszufinden, ob möglicherweise Strom auf der Achse liegt.
Ich hatte bei dem Komet Typ 1205.6 Motor, 100W, 220V, 50Hz, 900 pcm, 4000U/min, den Benderman auf seinem 1. Bild gezeigt hat, einen Informationsvorsprung. Ich kannte den Motor und den Kondensator, der innen verbaut ist, bereits sehr genau. Der Motor ist komplett in Plastik eingepackt. Man kommt mit der Spitze der Mulitmeterfühler nur ein klein wenig an die Achse oder an das kleine Schräubchen in der Riemenscheibe heran. Mit dem Finger geht das nicht. Im Motor ist ein FROLYT C 0,1X + 2x2500Y 250~ /2,25 TGL 11840 655 verbaut. Dieser Netzfilter ist 5-adrig. Die beiden Drähtchen aus dem Motor gehen in den Kondensator und auf der anderen Seite auf den Kontakt 1 und 3 in der Steckerbuchse. Ein rotes Drähtchen am Kondensator geht an ein Schräubchen, das sich auf Metall über den Stator befindet. Genau dieses Drähtchen muss bei Benderman das Problem ausgelöst haben. Ansonsten ist der Motor innen relativ hochwertig verarbeitet. Das ist mir bereits beim ersten Aufschrauben aufgefallen. Billig wurde der jedenfalls nicht hergestellt.
Ich weiß nicht, in welchen Zustand sich Bendermans Kondensator befand. Wie der Kondensator in einem meiner Motoren ausschaut, ist auf den nachfolgenden Bildern zu sehen. Das rote Kabelchen auf dem 2. Bild.
Ich habe zwei baugleiche Motoren und bin damit sehr zufrieden. Bei mir gibt es das Problem nicht. Meine FROLYT Kondensatoren sind noch schwer in Ordung. Wenn ich Zweifel hätte, würde ich mir geeignete Ersatzteile von MIFLEX oder ERO sofort besorgen. Noch lieber würde ich aber einen passenden X2 0,1uF Entstör-Kondensator von Conrad verbauen, weil ich die bereits auf 275V ausgelegen kann. Das kann auch die etwas teuere aber möglicherweise bessere Qualität von WIMA sein. Die MIFLEX und ERO Kondensatoren passen zwar perfekt, sind technisch mE allerdings nicht mehr neuster Stand. Wie alt die bereits sind, weiß ich nicht.
Ein ähnliches gelagertes Problem habe ich bei Singer BAG Motoren. Da habe ich den 3-adrigen Original Singer Kondensator Type 2008d fly/2 2x 25000pF 250V 90°C durch einen zweibeinigen True Component MKP X2 0,022uF 275V getauscht und dabei das gelbe Drähtchen vom Kondensator nicht mehr mit dem Motorgehäuse verbunden.
Jetzt kommst du und darfst mich belehren, dass ich dabei ohne Ahnung gepfuscht habe. Und wenn ich das getan habe, würde ich gerne von dir erklärt bekommen, warum ich es getan habe bzw. wie du es besser gemacht hättest. Hauptkritikpunkt wäre möglicherweise das gelbe Drähtchen, dass du auf den nachfolgenden Bild sehen kannst. Das gibt es am X2 Kondensator nicht mehr. Am Motorgehäuse ist kein Drähtchen mehr verbaut.
Genau ein solches Drähtchen hat aber bei Bendermann das Problem ausgelöst. Bislang habe ich es verpasst, meinen Spezi aus der Bauelementabteilung bei Conrad zu diesem Thema zu befragen. Das lag daran, weil ich die Bestellung der Entstör-Kondensatoren in diesem Fall Online aufgegeben habe. Die Befragung kann ich aber noch nachholen. Normalerweise mache ich das vorher, wenn ich keine Ahnung habe. Die Motoren laufen alle perfekt. mE geht das nicht besser. Gleichlaufprobleme gibt es mE keine. Wenn ich da Zweifel hätte, würde ich das Problem solange untersuchen, bis ich es gefunden hätte und dabei alles Mögliche austesten. Die Motoren laufen mit Original Kondensator, ohne Kondensator oder mit X2 Entstör-Kondensator alle auf die gleiche Weise. Bemerkbare Unterschiede gibt es für mich keine. Da diese Motoren auch noch komplett in Bakelit verpackt sind, muss ich keine Angst vor Stromschlägen haben.
Ähnliche X2 Entstör Kondensatoren habe ich auch für Pfaff Anlasser als Ersatzteile auf Lager, so wie das hier im Forum bereits empfohlen wurde.
Ein ziemlich primitives Forschungslabor habe ich inzwischen. Ich versuche allen meinen Nähmaschinen Pfaff-typischen Anlassverhalten beizubringen. Wenn ich das mit Kohleplättchen-Anlassern nicht hinbekomme, nehme ich halt eben einen alten Pfaff-Anlasser. Ein extrem leichtgängige alte Nähmaschine von Singer oder Pfaff, mit einem Komet Nähmaschinenmotor (kann auch einer von Singer oder Pfaff sein) und ein Pfaff Widerstandsanlasser ist z.B. für mich ein wahrer Genuss. Ich würde gerne mit Meßgeräten herausfinden, woran das liegt. Aus meiner Sicht wird das gute Verhalten allein von den Pfaff Anlassern bewirkt. Woran es genau liegt, habe ich noch nicht herausgefunden. Dafür reicht mein technischer Verstand leider nicht aus. Ich vermute es könnte sogar mit einem billigen China-Motoren klappen. Sobald ich den mit einem Pfaff Anlasser verbinde, könnte auch der hervorragend funktionieren. Irgendwann will ich das ohne Meßgeräte noch ausprobieren.
Eine weitere These, die ich einfach mal in den Raum werfe. Ich habe das gelesen, weiß nicht mehr wo, möglicherweise bei Eddi in der Schweiz. Es soll für Funkenstörzwecke vollkommen ausreichen, wenn im Motor oder im Anlasser ein Funkentstörkondensator verbaut ist. Ich habe in jedem Gerät normalerweise einen verbaut, also mehr als möglicherweise wirklich erforderlich.