Ich habe es fast geschafft, die Maschine wieder relativ leichtgängig und leise zu machen. Noch nicht so perfekt wie meine Pfaff 130, aber die Maschine hört sich inzwischen wieder wie eine Nähmaschine an. Wenn ich langsam nähe, gibt es kaum was zu hören. Je schneller ich nähe, umso lauter wird sie. Vorgegangen bin ich wie folgt:
- Ich habe die Maschine nochmals bei Tageslicht mit Petroleum gründlich gereinigt. Bei künstlicher Beleuchtung habe ich wohl einige Ritzen übersehen. Mein Ohr hatte ich dabei so ziemlich an jeder Reibungsfläche und überall, wo ich nur ein leichtes Reibungsgeräusch gehört habe, gab es eine intensive Sonderbehandlung (Ein Lauschgerät mit Geräuschverstärker hätte ich gut gebrauchen können). Das klappte aber ganz gut und ging so weit, dass ich die Armwelle auch ohne Handrad leicht hin und herdrehen konnte.
- Alle Stellringe im Unterbau habe ich gelöst. Das leichte axiale Spiel, das ich dadurch bei der Greiferwelle und Greiferantriebswelle erreichen konnte, habe ich genutzt, um mit Petroleum auch die Seiten der Wellenbuchsen besser zu bearbeiten. Verstellt habe ich dabei wohl kaum was. Der Greifer wurde mit einer 0,7mm Lehre, die ich mir zuvor für die korrekte Justierung des Spulenkapsel-Anhaltestücks angefertige habe, wieder in die gleiche Position gebracht. Trotzdem musste der Greifer nochmals leicht nachjustiert werden. Diesmal standen geeignete selbstgebastelte Werkzeuge zur Verfügung (eine 2mm Lehre aus Aluminium und etwas ähnliches wie eine Schlingenhubzwinge – ein Teil von einer ausgeschlachteten Riccar, das ich auf die Nadelstange schieben und mit einer Madenschraube befestigen konnte). Alle Stellringe wurden gereinigt und liegen jetzt wieder dicht an den Buchsen an. Das axiale Spiel wurde dabei wieder beseitigt. Kleine Probleme gab es mit dem Stellring an der beweglichen Transporteur-Hebewellenkurbel. Der musste mE dringend gereinigt werden und es war gar nicht so einfach, den wieder richtig zu justieren, so dass alle Bedingungen, die im Technischen Handbuch stehen, wieder gleichzeitig erfüllt wurden.
- Im Kopfbereich habe ich nochmals versucht, die kleine Kurbelwelle ausbauen. Klappte nicht, obwohl ich dank Dieter wußte, wie ich vorgehen muss. In den Madenschraublöchern habe ich ziemlich viel alten schwarzen Öldreck gesehen. Aceton zum Entfernen hatte ich leider nicht. Ich hab den Ausbau der Kopfteile aber genutzt, um mir das Spiel der Excentergabelstange und des Gleitbolzens genauer anzusehen. Außerdem habe ich noch den Spannungsbolzen der Oberfadenspannung gereinigt. Der war immer noch stark verklebt, so dass er sich axial nur schwer bewegte. Den Bolzen von der Oberfadenspannung habe ich auch nicht herausbekommen. Mit Gewalt wollte ich es nicht probieren. Solange die Pfaff Fadenanzugsfeder funktioniert, ist ein weiterer Ausbau nicht erforderlich. Das Oberfadenspannungsmodul habe ich aber zerlegt und dabei auch festgestellt, dass ein Teil falsch herum montiert war.
- Auf der Armwelle konnte ich mit einem genau passenden Holzstäbchen, das ich als Hebel ansetzte, das Ölspiel der Stellschraube (Steuerexcenter) leicht verbessern. Die Arbeit an dieser Stelle hat nach meinem Eindruck relativ viel gebracht. Die Vermutung, dass da bereits jemand auf das Handrad geschlagen hat und danach die Maschine noch schwerer lief, könnte zutreffen. Im übrigen hatte ich an allen Teilen auf der Armwelle alle Schrauben gelöst. Axial verschieben konnte ich dabei nichts und das wollte ich auch nicht, aber die 60-Jahre alten Schrauben bedurften dringend einer Reinigung. Durch die Schraublöcher konnte ich auch die alte Ölsuppe sehen, die sich auf der Armwelle festgesetzt hat. Auch die habe ich rausgeholt, damit die Schrauben auch von unten wieder sauber sind.
- Die Maschine wurde nochmals sehr gründlich justiert (ich habe mich jedenfalls angestrengt und mittlerweile weiß ich, wie ich vorgehen muss. Dieses Wissen kann ich fast 1:1 auch für meine Pfaff 130 gut gebrauchen).
Folgende Probleme will ich noch lösen:
1) Den Zick-Zack Einstellhebel wollte ich noch von der Rückseite reinigen. Anders als bei der Pfaff 130 ist er aber scheinbar auf der Rückseite verschraubt. Wie ich das ganze Teil einfach abnehmen kann, habe ich noch nicht herausgefunden.
2) Ich muss mir noch eine Motorbefestigungsschraube herstellen. Die 1/4" UNC Schrauben, die ich mir bestellt habe, haben genau den richtigen Gewindegang, aber sie sind mit 6,31mm zu stark. Die Pfaff Motorbefestigungsschraube hat mE einen M6 Durchmesser und den Gewindegang von den 1/4" UNC Schrauben (Ich hasse solche Sonderanfertigungen und einen M6 oder 1/4" UNC Gewindebohrer habe ich leider nicht. Zur Not muss ein passender Schraubenausdreher herhalten, wenn es mit Feile und UNC Schrauben als Gewindebohrer nicht klappt

).
3) Der Pfaff Nadeleinfädler nervt noch ohne Ende. Der ist nicht nur umständlich zu bedienen. Er ist ständig im Weg und irgendwo hackt er fast immer (unter dem Kurvenstück, an der Nähfußfeststellschraube oder am Nadelhalter). Außerdem sind die Schrauben am Einfädler von ziemlich schlechter Qualität und lassen entsprechend keine einfache Feinjustierung zu oder nur mühsam. Könnte sein, dass ich den Zylinderstift noch nicht richtig justiert habe. Wenn ich den zu weit nach rechts verschiebe, funktioniert der Einfädler nicht wirklich und wenn ich den minimal zu wenig rein schiebe, hackt er sich unter dem Kurvenstück in der Lücke zum Nadelstangenzapfen fest. Da bekomme ich ihn dann nicht einfach wieder heraus, muss erst den Zylinderstift wieder verstellen. Er steht jetzt 1mm aus dem rechten Anschlag am diagonalen Schlitz im Einfädlerträger heraus. Das soll nach Renters richtig sein.
Es klapperte relativ laut, so als wenn der Transporteur am Stellring der Transporteurhebewelle oder der Stichplatte anstößt. Tatsächlich war es der Nadeleinfädler, der dieses Klappern verursachte. Es dauerte fast 2 Stunden, bis ich endlich das Zittern des Nadeleinfädlers unter dem Kopfdeckel bemerkte und zur Erkenntnis kam, dass dieses Geräusch nicht vom Unterbau der Maschine kommt – hörbar war dieses Geräusch nur bei relativ schnellen Motorantrieb und je schneller die Maschine lief, umso lauter wurde das Geräusch.
4) Das Tranporteur-Timing oder die Transporteurvorschubbewegung habe mit meiner Pfaff 130 verglichen. Es ist tatsächlich so, dass die Pfaff 130 etwas früher mit der Vorschubbewegung beginnt und entsprechend früher damit fertig ist. Bei meiner Pfaff 130 ist das Transporteur-Timing so eingestellt, dass wenn die Nadelspitze etwa 7mm über der Stichplatte ist (Nähfussunterseite bei hochgestellter Stoffdrückerstange) die Transporteuroberkante auf gleicher Höhe wie die Stichplatte ist. Wenn die Nadelspitze auf Stichplattenhöhe ist, ist der der Transporteur bereits etwa 2mm unter der Oberkante der Stichplatte. Bei meiner Pfaff 230 ist der Transporteur erst dann auf Stichplattenhöhe, wenn die Nadelspitze auf Stichplattenhöhe ist. Es könnte also sein, dass bei der Pfaff 230 die Vorschubbewegung noch nicht ganz beendet ist, wenn die Nadelspitze in einen etwas dickeren Stoff einsticht. Laut Handbuch soll die Vorschubbewegung stimmen, wenn sich die Stellmarke am Transporteurexcenter mit der auf der Armwelle angebrachten Markierung deckt. Das tut sie. Trotzdem könnte es aber auch sein, dass sich, wie Dieter bereits vermutete, die Schnurkette tatsächlich um einen Zahn verschoben hat. Ich weiß nicht, wie ich dieses Problem, soweit es relevant ist, lösen kann. Ausschließen möchte ich nicht, dass sich die Arbeitsmomente des Transporteurs auch bei der Lautstärke bemerkbar machen. Die Schnurkette um einen Zahn auf dem oberen Schnurkettenrad nach hinten schieben (und wieder zurückschieben, wenn die Verstellung nichts bringt oder andere Probleme verursacht) könnte ich natürlich versuchen.
Die Transporteurbewegung stimmt ansonsten in etwa mit der von der Pfaff 130 überein. Verstellen in Höhe oder in Längsbewegung bringt mE nichts mehr. Möglicherweise gibt es aber noch eine Stelle, wo die Lagerstellen der Transporteurhebewelle oder die der Transporteurschiebewelle zu viel Spiel haben. Das werde ich noch kontrollieren und es lässt sich relativ leicht kontrollieren, wenn ich die Schraubverbindungen zur Hebeexcenterstange und zur Excentergabelstange erneut löse. Bislang haben mich nur die Stangen und die Flucht zu den Wellenkurbeln interessiert. Die Transporteurhebewelle und die Transporteuerschiebewelle gehen sehr leichtgängig, möglicherweise weil sie zu viel Spiel haben, was sich erst dann bei der Lautstärke bemerkbar macht, wenn die Maschine relativ schnell läuft. Irgendetwas stimmt im Unterbau noch nicht. Nur was es ist, ist nicht leicht herauszufinden, weil es kein Geräusch gibt, wenn ich nur am Handrad drehe.