Grundsätzliches einmal zur Rüstungsproduktion und Beschaffung in der Zeit zwischen 1933-1945:
Die Nationalsozialisten arbeiteten wie wir wissen von Beginn an, also vom ersten Tag (30.Januar 1933) an, an der Aufrüstung des Deutschen Reichs. Der Krieg als Mittel der Mittelaufstockung und Einflußnahme war bis 1918 ein legitimer Weg.
Am 23. Oktober 1929 begann die Weltwirtschaftskrise die besonders Deutschland wegen der zu leistenden hohen Reparationszahlungen immens hart betraf, wie keinen anderen Staat.
Manche Firmen erholten sich schnell, andere weniger schnell. 1933 war ein Jahr der hohen Arbeitslosigkeit. Dies nutzten die Nationalsozialisten besonders aus, in dem sie den Leuten Arbeit versprachen. Um die vielen Arbeitslosen in Arbeit zu bekommen, mussten erst einmal Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen geschaffen werden. Die Pläne des Autobahnbau's aus den Jahren 1923/24 die A.H. dann umsetzte, waren nur ein Teil davon.
Besonders interessant für ihre Kriegspläne waren jedoch die durch die Weltwirtschaftskrise ins straucheln geratenen Großbetriebe, die sich nicht so einfach erholen konnten.
Einer dieser Betriebe war die Firma Dürkopp in Bielefeld, die bereits von Anfang an das Interesse der Nationalsozialisten auf sich zogen, auf Grund der Lage, Größe, Arbeitskräfteangebot und Mechanisierung der Produktion.
Dürkopp gesundete auf Grund der Rüstungsaufträge. Das zog sich auch bis 1945, d.h. bis zur Zerstörung der meisten Werksanlagen so durch.
Bei Dürkopp war das möglich, weil im Werk ansonsten keine Auslastung vorlag.
Bei Pfaff und Singer war das jedoch anders. Dort gab es Auslastung und somit Arbeit. Für die Nationalsozialisten nicht unbedingt geeignet, um diese Werke zu einer anderen Produktionsform zu bewegen. (Merke- wo Arbeit genug vorhanden war hatten es die Nationalsozialisten auch besonders schwer)
Es ist natürlich durchaus möglich, das bei Singer in irgendeiner Form auch ab 1937 Rüstungsgüter hergestellt wurden. Die Frage ist nur was und wieviel davon hat die Produktion der Nähmaschinen beeinflusst.
Das können nur alte Werkspapiere oder Zeitzeugen verifizieren. Alles andere halte ich für Gerüchte, solange nichts Gegenteiliges bewiesen ist.
Bei Pfaff in Kaiserslautern wurden ab 1941 Verschlüsse für Schiesseisen hergestellt. Das ist soweit auch verifiziert. Und weil Pfaff somit auch ein Rüstungsbetrieb war, wurde dieser Betrieb genauso bombardiert und teilweise zerstört wie die Dürkoppwerke in Bielefeld und die vielen anderen Unternehmen die mit der Herstellung von Rüstungsgütern beauftragt waren.
Man muss dabei sagen, dass die Alliierten recht gut informiert waren was alles wo hergestellt wurde. Selbst das kleine beschauliche Viersen wurde bombardiert, weil dort eines der Stoffproduktionswerke für Uniformstoffe stand.
Und damit kommen wir zum einen auf Wittenberge, wo meines Wissens nur in begrenztem Umfang Rüstungsgüter hergestellt wurden und zum anderen die Muttergesellschaft in den USA lag. (Man beachte in diesem Zusammenhang auch die Ford-Werke in Köln). Beide Werke sind von einer Bombardierung ziemlich verschont worden.
Zum anderen (Uniformstoffproduktion), muss man darstellen, dass die Wehrmacht selbst keine Uniformen, Zelte, Sättel, Zaumzeug usw. herstellte, sondern diese Güter durch das Wehrbeschaffungsamt bei Firmen in Auftragsarbeit herstellen ließ.
Dies geschah besonders ab 1935 und danach, mit dem Aufbau der Wehrmacht, (zuvor deutsche Reichswehr). Die dazu benötigten Schneider- und Sattlermaschinen fielen aber nicht unter der Rubrik Rüstungsgüter! Das ist sehr wichtig!!!
Man muss also auch hier sehr stark differenzieren. Kernzeit für die Umstellung auf Rüstungsgüter war immer erst das Jahr 1940/41, außer bei Betrieben die von vornherein Rüstungsgüter herstellten, wie Krupp, Walther, Mauser und andere Waffenfabriken.
Beispiel Ford:
"Als Nachfolger des Ford Eifel kam 1939 der Taunus G93A („Buckeltaunus“) auf den Markt. Kurz darauf musste Ford auf staatlichen Druck die Produktion privater Pkw einstellen und fertigte nur noch Fahrzeuge für die Wehrmacht.
Ab 1939 firmierte Ford Deutschland als Ford-Werke AG. Während des Zweiten Weltkrieges produzierten Ford-Werke in Deutschland (Köln und Berlin-Johannisthal (Ambi-Budd)), den Niederlanden (Amsterdam) und Frankreich (Automobilwerk Poissy der Ford Société Anonyme sowie als Subunternehmer die Société des Usines Chausson in Gennevilliers) viele Fahrzeuge der deutschen Wehrmacht, insbesondere Lkw (Typ B/V 3000), Schwere Einheits-PKW und Halbkettenfahrzeuge („Maultier“). Ford erklärte, die Kontrolle über die deutschen Werke verloren zu haben, wohl um sich des Makels zu entledigen, sein Unternehmen habe womöglich auf beiden Seiten des Atlantiks vom Zweiten Weltkrieg profitiert. Tatsache ist, dass bis zur Kriegserklärung Deutschlands an die USA im Dezember 1941 annähernd die Hälfte der Aktien in deutscher Hand waren und die Werke ab diesem Zeitpunkt durch den Reichskommissar für die Behandlung feindlichen Vermögens – Johannes Krohn – verwaltet wurden. Die Machthaber im Dritten Reich verboten die Benutzung des Ford-Logos[5], stattdessen prangte während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg der Kölner Dom auf dem Kühlergrill der Ford-Modelle. Als der Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg von britischen und amerikanischen Streitkräften ab 1943 verstärkt gegen Industrieanlagen geführt wurde, gerieten auch die Kölner Ford-Werke ins Visier. Ein Angriff vom 18. Oktober 1944 betraf vor allem das Testgelände und Unterkünfte von Arbeitskräften. Größere Schäden erlitten die Werksanlagen erst beim Einmarsch der Amerikaner, als die deutsche Artillerie von der gegenüberliegenden Rheinseite das Feuer eröffnete."
Quelle Wiki
Beispiel Opel:
"1935 entstand in Brandenburg ein neues Opelwerk zur Montage des Blitz-LKWs für die Deutsche Wehrmacht, das nach Kriegsende demontiert wurde. Ab 1940 musste Opel die Produktion vollständig auf Rüstungsgüter verlagern und fertigte neben Lastkraftwagen und Motoren auch Teile für Raketen, Torpedos und Kampfflugzeuge."
Quelle: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen
oder auch:
https://www.welt.de/print-wams/article1 ... etzte.html
Beispiel Dürkopp:
"Bis 1930 ging die Nähmaschinenproduktion immer weiter zurück und wurde von Kochs Adler übernommen. Dürkopps Belegschaft schrumpfte deswegen auf 700 Mitarbeiter. Schon früh waren die Dürkoppwerke an der Rüstungsproduktion für die Aufrüstung der Wehrmacht beteiligt. Mitte der 1930er-Jahre wuchs die Belegschaft der Dürkoppwerke wieder auf über 2000 Personen an. Man produzierte unter anderem Seitengewehre, Nadellager und Wälzlager für Panzer, Maschinengewehre, Granaten, Flugabwehr-Geschütze, Leichtgeschütze[8][9], Panzerabwehrkanonen, Bordlafetten für Flugzeuge und Zünder.[10] Durch den Aufschwung ab 1933, bedingt durch die Produktion von Rüstungsgütern, erzielte der Betrieb ab 1934 wieder Gewinne. 1933 wurde in Künsebeck bei Halle (Westf.) ein Zweigwerk eingerichtet, mit einer Waffenproduktion und über 2000 Arbeitsplätzen. Noch im selben Jahr übernahm die Familie Barthel (Kommerzienrat Herrmann Barthel) die Aktienmehrheit. Das Reichswehrministerium lieferte Dürkopp kostenlos Maschinen, um die Rüstungsproduktion anzukurbeln. 1944 war Dürkopp der wichtigste Produzent von Wälzlagern für deutsche Panzer.
Die Nationalsozialisten ernannten Dürkopp-Vorstandsmitglied Wulfert zum Wehrwirtschaftsführer. 1941 ernannte die Deutsche Arbeitsfront die Dürkoppwerke zum Nationalsozialistischen Musterbetrieb; 1943 wurden die Dürkoppwerke als Kriegsmusterbetrieb ausgezeichnet. Zeitweise waren bei Dürkopp über 3000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Einsatz, überwiegend aus der Sowjetunion, sowie Frauen im Einsatz.[11] Bei schweren Bombenangriffen auf Bielefeld wurde 1944 der Betrieb zerstört und am 31. März 1945 stillgelegt."
Quelle Wiki
Diese Quellen, bzw. die Quellen der Urheber, sind soweit auch alle verifiziert.
Bei Wittenberge fehlt mir so etwas. Weder bei Wiki noch sonstwo kann ich verifizierbare Daten einsehen.
Aber Geschichte ist ja nur ein Nebenaspekt der aber auch hier nicht gänzlich unberücksichtigt bleiben darf, insbesondere in Hinsicht auf die Produktionszahlen.
Ich glaube nicht das im Singer Werk Wittenberge vor 1940 die Produktion von Rüstungsgütern aufgenommen wurde.
Die Tabelle der Produktionszahlen ist schon informativ, bedarf aber auch einer größeren Verifizierung.
Übrigens habe ich in alten Dürkopp und Phoenix Katalogen aus den Jahren 1915 bis 1925 herausgelesen, dass teilweise noch Nähmaschinen angeboten wurden, deren Produktion schon längst ausgelaufen waren, was den Verdacht auf immense Lagerbestände nach sich ziehen würde.
Man denke nur an die Inflationszeit 1923.
Lagerbestände sind also auch bei Singer anzunehmen. So ist es durchaus möglich, dass eine Nähmaschine, deren Produktionsjahr durch die SN auf ein frühes Jahr hinweist, völlig vom Verkaufsdatum, auch mehrere Jahre abweichen kann.