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Bogenschiffnähmaschinen
Verfasst: Sonntag 29. Januar 2023, 19:15
von Flickflak
Welche Vorteile haben Maschinen mit langer Spulenkapsel?
Diese Frage gilt auch für Langschiffnähmaschinen
Die Singer 128k ist eine Bogenschiffnähmaschine mit langer Spulenkapsel. Mir ist aufgefallen, dass Singer, Scotland, den letzten Singer 128k im Jahr 1962 produzierte – insgesamt 50.000 in diesem Jahr. Natürlich wurden 1962 noch viele weitere "Kurzspulenmaschinen" produziert. 1904 produzierte Singer in den USA etwas mehr Nähmaschinen mit langen Spulen als mit kurzen Spulen.
Auch in Deutschland wurden Bogenschiffnähmaschinen produziert bis in die 1950er Jahre mit Maschinen wie z.B. Pfaff 16.
Ich denke, wir sind uns einig, dass Bogenschiffnähmaschinen gegenüber gängigeren Nähmaschinen folgende Nachteile haben:
Höherer Vibrationspegel
Weniger maximale Nähgeschwindigkeit
Höherer Produktionspreis
Daher erstaunt es mich, dass sie seit 60 Jahren diese tyb Nähmaschinen mit langer Spulenkapsel produzieren. Sie müssen einen oder mehrere Vorteile haben – aber welche?
Ich habe eine Theorie, dass ein Vorteil sein kann, dass die "Bogenschiffnähmaschinen" mit schwächerem Nähfaden nähen können.
Auch die Qualität und Festigkeit von Nähfäden hat sich im Laufe der Jahre erheblich weiterentwickelt, und Nylon- und Polyesterfäden wurden wahrscheinlich erst in den 1960er Jahren üblich.
Bogenschiffnähmaschinen haben einen typischen Hub des Fadenhebers von 38 mm, während andere Arten von Haushaltsmaschinen typischerweise einen Hub von 67 mm haben. Allein dadurch wird der Nähfaden fast doppelt so stark beansprucht, bevor er schließlich zu einem Stich im Stoff wird. Durch die spezielle Bewegung der Double-Dip-Nadelstange wird der Oberfaden reibungsärmer nach unten und um die Spulenkapsel gezogen. Meine Theorie ist also rein theoretisch.
Was denkst du darüber? Haben Sie gesehen, wie jemand über die Vor- und Nachteile dieser Maschinen geschrieben hat? Hast du irgendwelche Erfahrung?
Re: Bogenschiffnähmaschinen
Verfasst: Sonntag 29. Januar 2023, 19:44
von claude
Singer war zu dieser Zeit nicht mehr so der Innovationstäger...
Insgesamt ist der Nähmaschinenmarkt von einem erschütternden Konservativismus geprägt.
Bessere Garnqualität hat sicher auch geholfen.
CB Schnellnäher gab es bereits deutlich vor dem ersten Weltkrieg:
CB.jpeg
00annonce.jpeg
Re: Bogenschiffnähmaschinen
Verfasst: Samstag 12. August 2023, 21:31
von Asher
VS, also Bogenschiff sind beim Spulenwechsel deutlich einfacher zu bedienen.
Obwohl sie robust sind, sind sie scheinbar eher dejustiert/ausgeschlagen als Zentralspuler (CB) (OS/RS/OH) etc.
Und sie nähen auch nicht unbedingt so präzise.
(auch meine Erfahrung, denn Schiffchen ist nicht so präzise wie drehender Greifer)
Meines Wissens kamen die Bogenschiff sogar nach den CB auf den Markt, konnten aber damals definitiv überzeugen.
Meine Erfahrung:
Bogenschiff (Schwingschiffchen) ist deutlich kraftvoller und genauer als TS (also Schiffchen gerade von links nach rechts-zurück)
(meine VS3, 28, VS3-28 Zwischenversionen,128, 127 im Vergleich zu meinen 48K, 12 und 2 nicht-Singer)
Und CB artige sind noch weit schneller (kraftvoller ? eher Frage des Oberbaus, nicht des Unterbaus) und vom Nähbild präziser.
(Improved Family, 15 home- und industrial Varianten,66, 96k41,96D41,103, 216 und eine non-Singer in Wheeler-Wilson Bauweise
im Vergleich zu vorher erwähnten VS.
Also OS,RS,OH bunt gemischte CB)
(ok, die 96 sind eh Schnellnäher, zudem weit jünger)
kurz:
die VS BOgenmaschinen haben wohl nur so lang überlebt, weil sie:
- wegen weniger erforderlicher Präzision beim Bau kostengünstig waren
- kraftvoll waren (hab mal vollen Arbeitsrucksack durch ne 28 genudelt)
- weil sie als überholte Technik den notorisch klauenden und günstigeren Europäern im Billig-Segment noch paar Kunden abluchsen konnten
Re: Bogenschiffnähmaschinen
Verfasst: Samstag 12. August 2023, 21:33
von Asher
Ach ja,
zur Theorie mit dem Faden:
stimm ich ansich voll bei.
eine CB reisst mir deutlich eher den Faden als eine VS
Re: Bogenschiffnähmaschinen
Verfasst: Sonntag 13. August 2023, 00:03
von js_hsm
Asher hat geschrieben: ↑Samstag 12. August 2023, 21:31
Meines Wissens kamen die Bogenschiff sogar nach den CB auf den Markt, konnten aber damals definitiv überzeugen.
Nach meinem Wissen ist die Entwicklungsreihenfolge:
Langschiff, Bogenschiff, Central Bobbin und dann die Umlaufgreifer...
Parrallel/etwas später zu CB auch die Brillengreifer die ja auch zu den einfach oder doppelt umlaufenden Greifern gehören
Und wenn jemand Probleme mit dem CB Greifer hat liegt es zu 99,9% am Bediener

Re: Bogenschiffnähmaschinen
Verfasst: Sonntag 13. August 2023, 00:47
von Asher
Die Entwicklung ja.
Aber ich hatte einen Artikel zur marktreifen Einführung Singer gelesen
Re: Bogenschiffnähmaschinen
Verfasst: Sonntag 13. August 2023, 10:06
von Lanora
Also ich persönlich fand Langschiff und Schwingschiff Maschinen zum ausgiebigen nähen eher unpraktisch - Rundgreifer (CB/DUG) sind einfacher eingefädelt und nähen schneller ,vor allem ist nicht ständig der Faden leer

.
Re: Bogenschiffnähmaschinen
Verfasst: Sonntag 13. August 2023, 17:01
von Asher
ja da stimm ich zu.
echt sauber eingestellt wie meine 127 ist das Einfädeln (fast) so leicht wie bei CB, aber die meisten zu bekommenden LS/SS (TS/VS) sind eben nicht sauber eingestellt.
Oder überhaupt noch sauber einstellbar. Grad die TS nicht
Schiffchen einwerfen ist ansich weit aus besser, als über Kreuz unter der Maschine fummeln,
die CB raus/reinbekommen.
Aber sie sind wirklich nur für einfache kürzere Näharbeiten, bei schnell, präzise und lang nähen ist CB unschlagbar
Re: Bogenschiffnähmaschinen
Verfasst: Sonntag 13. August 2023, 19:36
von ravemachine
Flickflak hat geschrieben: ↑Sonntag 29. Januar 2023, 19:15
Welche Vorteile haben Maschinen mit langer Spulenkapsel?
Diese Frage gilt auch für Langschiffnähmaschinen
Die Singer 128k ist eine Bogenschiffnähmaschine mit langer Spulenkapsel. Mir ist aufgefallen, dass Singer, Scotland, den letzten Singer 128k im Jahr 1962 produzierte – insgesamt 50.000 in diesem Jahr. Natürlich wurden 1962 noch viele weitere "Kurzspulenmaschinen" produziert. 1904 produzierte Singer in den USA etwas mehr Nähmaschinen mit langen Spulen als mit kurzen Spulen.
Auch in Deutschland wurden Bogenschiffnähmaschinen produziert bis in die 1950er Jahre mit Maschinen wie z.B. Pfaff 16.
Ich denke, wir sind uns einig, dass Bogenschiffnähmaschinen gegenüber gängigeren Nähmaschinen folgende Nachteile haben:
Höherer Vibrationspegel
Weniger maximale Nähgeschwindigkeit
Höherer Produktionspreis
Daher erstaunt es mich, dass sie seit 60 Jahren diese tyb Nähmaschinen mit langer Spulenkapsel produzieren. Sie müssen einen oder mehrere Vorteile haben – aber welche?
Bogenschiffnähmaschinen haben sehr gute Näheigenschaften und verzeihen so manchen Fehler.
1953 schrieb Wilhelm Renters in seinem Buch Der Nähmaschinen Fachmann:
"... Die Nähgeschwindigkeit liegt bei 800 Stichen in der Minute. Für höhere Stichzahlen ist die Bogenschiffmaschine nicht verschleißfest genug.
Trotzdem war die Bogenschiffnähmaschine durch ihre Einfachheit und unempfindlichkeit im In- und Ausland sehr beliebt und ist auch heute noch in vielen Millionen Exemplaren in Gebrauch. ..."
Re: Bogenschiffnähmaschinen
Verfasst: Sonntag 13. August 2023, 22:35
von det
Hallo und
Asher hat geschrieben: ↑Sonntag 13. August 2023, 17:01Aber sie sind wirklich nur für einfache kürzere Näharbeiten, bei schnell, präzise und lang nähen ist CB unschlagbar
nein, für wirklich schnell ist der CB-Greifer nicht geeignet. Auch wenn teilweise 1.600 oder 1.800/min als maximale Geschwindigkeit angegeben werden (iirc z.B. bei Pfaff 38) fühlen sich diese Maschinen eher im Bereich bis etwa 1.000 Stiche/min wohl. Für wirklich schnelles Nähen ist dann der klassische Doppelumlaufgreifer prädestiniert mit 5.000/min und mehr.
Für normale Flick- und Änderungsarbeiten sind die Schwingschiffe aber genauso gut geeignet wie die CB-Greifer, solange nur Geradstich gefordert ist.
Gruß
Detlef