Nähmaschinentechnik-Forum

Ist 2836 identisch mit den letzten vier Ziffern der Seriennummer?

Während wir hier weiterrätseln, kannst Du ja schonmal damit anfangen, die Maschine wieder gängig zu machen.

Dazu erstmal geruchloses Lampenöl oder Petroleum kaufen und alle Stellen, an denen Metall auf Metall reibt, damit betröpfeln, bewegen, abwischen, nochmal von vorn, bis die Maschine schön leicht läuft.

Überall, wo außen Dekoration ist, auf keinen Fall mit wässrigen Reinigungsmitten dabeigehen, nur mit Petroleum.

Aus dem Tisch rausschrauben und alte Zeitung drunterlegen ist empfehlenswert. Der ganze braune Schmodder, der auf der Unterseite zu sehen ist, muss überall in der Maschine weg. Dazu solltest Du auch die Kopfplatte und den hinteren Deckel abschrauben.

Erst dann mit Nähmaschinen/Feinmechanik/Fahrradöl alles schmieren.

Dann kannst Du anfangen, mit der Maschine zu nähen.

claude hat geschrieben: ↑Montag 6. März 2023, 12:23 Dazu erstmal geruchloses Lampenöl oder Petroleum kaufen und alle Stellen, an denen Metall auf Metall reibt, damit betröpfeln, bewegen, abwischen, nochmal von vorn, bis die Maschine schön leicht läuft.

Als eine, die damit gerade ihre ersten Erfahrungen gemacht hat, möchte ich ergänzen, dass sich das erstens sehr lohnt, dass du dafür zweitens aber auch etwas Geduld mitbringen musst. Der alte Schmier löst sich definitiv mit dem Petroleum (findest du, sofern du’s nicht schon weißt oder bereits hast, in der Farbenabteilung eines Baumarkts), aber das geht nicht so schnell, wie man das als Anfänger vielleicht vermutet.
Wärme mithilfe eines Föhns ist da zusätzlich sehr hilfreich.
In der Anwendung rate ich dir, einfach herumzuprobieren, bis du den Bogen raus hast, denn die Wärme lässt das Petroleum auch schneller verdunsten.
Aus dem Grund wird hier im Forum an solcher Stelle immer wieder zu Wärme, Warten und Wiederholen geraten.

claude hat geschrieben: ↑Montag 6. März 2023, 12:23 Überall, wo außen Dekoration ist, auf keinen Fall mit wässrigen Reinigungsmitten dabeigehen, nur mit Petroleum.

Ganz wichtig! Mit Wasser kannst du dem Lack und den Dekorationen nur schaden, deshalb Staub wegpusten und ansonsten mit Petroleum reinigen.

Vielen Dank für Reinigung-Tipps!

Eine Seriennummer habe ich nicht gefunden, nur diese 4 Ziffern auf dem Foto. Viele Grüße!

Doch, erster Beitrag, Bild 4, da wo der Arm in die Grundplatte übergeht, ist unmittelbar davor ein Schlitz mit einer gerändelten Mutter und davor ist die Seriennummer eingeschlagen.

Damit stellst Du die Stichweite, also den Abstand von Stich zu Stich ein.

Foto oder auch nur abschreiben könnte helfen, anhand bekannter Fertigungszahlen zumindest einige Kandidaten auszuschließen.

So...könnte das die Seriennummer sein?

Ja

Es handelt sich um eine Köhler Altenburg , oder um eine LOD Dietrich Altenburg

die Inschrift beste deutsche Nähmaschine hat ihn "verraten"



und findet sich sowohl oben auf der Maschine als auch auf dem Gestell



die Singer Haube hat mal jemand aus versehen drüber gemacht, damit die Nähmaschine auf dem Dachboden nicht so einstaubt (oder so)

Peter Wilhelm Seite 89-92 Text und Bilder

Nachfolgendes Bild zeigt imo die Maschine:
zum Vergleich:

Ich habe mir -mit Genuss- diese Dissertation daraufhin nochmal durchgelesen:

Diese Dissertation an der Uni Jena von 1910 befasst sich mit der Altenburger Nähmaschinen-Industrie und detailliert sowohl den technischen Fortschritt bei der Industrialisierung der Herstellung wie auch Marketing, Export und die Arbeitsbedingungen.

Sie erzählt die Geschichte der drei Mechaniker-Gesellen Leopold Oskar Dietrich, Hermann Köhler und Gustav Winselmann, die nach dem Ende Ihrer Lehrzeit bei Clemens Müller in Dresden (bekannt unter seiner Handelsmarke Veritas) zunächst eine gemeinsame Nähmaschinen-Fabrik gründen und sich dann, einer nach dem anderen, selbstständig machen.

viewtopic.php?f=32&t=11640

Wie kam es eigentlich, daß sowohl L. O. Dietrich, als auch Hermann Köhler den gleichen Spruch "Beste Deutsche Maschine" statt ihrer eigenen Marke verwendeten?
Dietrich (Vesta) hat sich ja bereits 1873 selbstständig gemacht, während es bis 1892 dauern sollte, bevor Winselmann (Titan) und Köhler getrennte Wege gingen.

Auf dem Foto von 1884, das Du der von den Altenburgern Saxonia genannten Maschine zuordnest, ist oben rechts Viva 50.000 zu lesen, vermutlich wird hier also die fünfzigtausendste Maschine gefeiert. Das war entweder bei Dietrich oder bei Köhler&Winselmann.
Langschiffchen wurden hauptsächlich zwischen 1870 und 1890 gebaut, das haut also zeitlich perfekt hin (Diss. S. 8)
Dieses Modell wurde bereits ab 1871 in Altenburg, damals noch von der gemeinsamen Fabrik der Drei, gebaut.

Aber bei den Produktionszahlen (Diss. S. 7f), die für alle drei unternehmungslustigen Mechanikergesellen gemeinsam angegeben werden, und die man deshalb überschlägig durch drei teilen muss, um auf Seriennummern der einzelnen Fabriken zu kommen, landen wir bei der vorliegenden Maschine mit einer Seriennummer jenseits der halben Million bei einem Baujahr deutlich im 20. Jahrhundert.

Ab 1894 werden aber in Altenburg auch schon Schwingschiffchen gebaut, insofern ist diese Maschine vermutlich unter den letzten Langschiffchen, die dort produziert wurden.

Danke Claude

UNGLAUBLICH! Ich bin sehr beeindruckt von Euren Recherchen. Ihr seid wahre Experten. Tausend Dank, das ist ja richtig spannend.
Viele Grüße!