Nähmaschinentechnik-Forum

Hallo liebe Mitglieder,
ich habe diese Woche eine Nähmaschine gekauft, diese war auf dem Dachboden einer alten Schuhfabrik gestanden. Sie ist relativ groß und wuchtig vom Gestell her und sie ist mit einem Rollfuß ausgestattet und anstatt einer Nadel ist eine Lochpfeife eingespannt zum Leder bearbeiten. Es sind auch noch etliche verschiedener solcher Pfeifen dabei. Leider ist nirgendwo ein Hersteller oder eine Typenbezeichnung vorhanden, nur eine Serienummer an der Hinterseite der Maschine. Jetzt würde mich interessieren ob vielleicht jemand mehr Informationen hätte zu dieser Maschine bezüglich Modell, Hersteller und Alter.
Schonmal vielen Dank vlt. kann mir ja jemand weiterhelfen
Viele Grüße

eine Ringschiff Maschine
Seriennummer auf der Rückseite (spricht für Adler)

Sehr große Wartungsöffnung / Deckel hinten, die quer über den Arm bis nach vorne geht - das ist das imo markanteste Merkmal - weil das eine besondere Gussform voraussetzt. => Adler?

Um die Stichplatte herum eine zusätzliche Fuge auf der Grundplatte, die man auch von unten sehen kann

Das Gestell Mittelteil erinnert an Singer (um 1880) - es ist noch recht grob, schwer und ein dicker Guss.
Das Gestell könnte älter sein als die Maschine => oben & unten nicht zusammengehören.

Mehr weiß ich gerade nicht zu sagen.

Hallo Walder!

Steht auf dem Gußgestell seitlich vielleicht ein Name? Der könnte auf den Hersteller bzw. den Händler hinweisen...

Ich bin selber noch nicht lange genug dabei um eine Maschine nur nach der Optik zu identifizieren...wenn ich raten dürfte oder müsste, würde ich auf einen Singer-Klon tippen. Aber wer den gebaut hat...??

Jetzt kommen hoffentlich noch antworten von Menschen, die sich auskennen.

Viele Grüße

...upps, Nopi ist schon da

Danke für die prompten Antworten.
Also wird es wohl wahrscheinlich eine Adler Nähmaschine sein.
Kann man mit der Seriennummer das ungefähre Alter der Maschine ermitteln, bzw um welches Modell es sich von Adler handeln würde?

Orientiere ich mich an der Bauform und halte an meiner Adler Theorie fest - würde die Maschine ungefähr zwischen 1910 und 1923 verorten.

Die Seriennummern haben wenig bis keine Aussagekraft. Sogar Louis Littauer oder Fritz Schröder und andere Adler Händler mit "eigenen" Plaketten, Decails usw hatten bei Adler eigene Seriennummern. Dazu kommt, das die gängige Praxis eine chronologische Nummer war. 300 Schumacher Maschinen 2000 gewerbliche Maschinen und 10,000 Haushaltsmaschinen pro Jahr und immer fortlaufende Maschinennummern.
Es gab die Archive mit den Notierungen wann wie viele Maschinenköpfe gegossen wurden. Die meisten dieser Aufzeichnungen der Gießereien überlebten den zweiten Weltkrieg nicht und sind irgendwann verschollen oder verbrannt.

zum Teil sind Werbe Aussagen und Jubiläen => "Millionste Maschine" von Pfaff, Singer, Gritzner usw auch in Fachzeitschriften (z.B. österreichische Fahrrad- und Nähmaschinen Zeitung) erhalten. Dass muss man aber alles von Hand zusammentragen und ständig quer prüfen / validieren.

Bei so kleineren Sondermaschinen / Händlern / Herstellern ist die Datenlage aber zu dünn, um solcherlei Aussagen zu treffen.

Die "Bauart" ist wie die Singer 16 (Kurvenfadenhebel), die gab es auch mit Ringschifchen / Long Beak Shuttle (ich hatte mal eine 16K SV 11). Die Pfaff 26 hatte auch ein Ringschiffchen aber einen Gelenkfadenhebel. Evtl ein "Vorläufer" der Pfaff 26? Ich weiß nicht was davor kam, evtl kann man anhand der Seriennummer auf Pfaff als Hersteller schließen...?

adler104 hat geschrieben: ↑Mittwoch 29. März 2023, 12:08 Ich weiß nicht was davor kam, evtl kann man anhand der Seriennummer auf Pfaff als Hersteller schließen...?

ich kenne nicht eine von Pfaff gebaute Maschine, die die Seriennummer hinten auf der Grundplatte eingeschlagen hat

@adler104
Was meinst Du, könnte es eine Standart Maschine sein, die erst "normal" zum Nähen benutzt wurde und dann später den Umbau zur Sondermaschine (Lochstanze) durch eine andere Firma bzw Mechaniker bekam?

Walder1874 hat geschrieben: ↑Montag 27. März 2023, 20:42 Hallo liebe Mitglieder,
ich habe diese Woche eine Nähmaschine gekauft, diese war auf dem Dachboden einer alten Schuhfabrik gestanden. Sie ist relativ groß und wuchtig vom Gestell her und sie ist mit einem Rollfuß ausgestattet und anstatt einer Nadel ist eine Lochpfeife eingespannt zum Leder bearbeiten. Es sind auch noch etliche verschiedener solcher Pfeifen dabei. Leider ist nirgendwo ein Hersteller oder eine Typenbezeichnung vorhanden, nur eine Serienummer an der Hinterseite der Maschine. Jetzt würde mich interessieren ob vielleicht jemand mehr Informationen hätte zu dieser Maschine bezüglich Modell, Hersteller und Alter.
Schonmal vielen Dank vlt. kann mir ja jemand weiterhelfen
Viele Grüße

Gratulation zum Neuerwerb!

Diese um 1900 gebaute Ringschiffchen-Nähmaschine ist ein Singer 16-Klon.


Sie gab es in der Ringschiffchen- und Zentralspulen (CB) - Ausführung.

Hier ist die Anleitung zur Singer 16 mit CB-Greifer:
und die Freiarm-Ausführung, Singer 17, mit Ringschiff:



Ich hatte diese Maschine in der Zentralspulen-Ausführung von Hildebrandt und Co., Deutsche Nähmaschinenindustrie in Düsseldorf.

Hildebrandt (DNI) war lediglich der Händler, hergestellt wurden die Nähmaschinen von Dürkopp.

Mein Exemplar (Dürkopp 14-11) :




Bei Deiner Nähmaschine handelt es sich ziemlich sicher um die Dürkopp 13-11
Die Anleitung:
Die Teile-Liste:

Die Maschine ist laut aussage vom Vorbesitzer von deren Großvater, dieser war Schuster im Sudetenland. Als sie dann von dort vertieben wurden ist diese Maschine mitgenommen worden nach Bayern. Dort hat deren Großvater in einem Hühnerstall wo er damals unterkunft fand sein Gewerbe wieder angefangen und mit dieser Maschine den Grundstein zu seiner Späteren Schuhfabrik gelegt.
Er hat sie auch später umgerüstet zum Löcher stanzen für kleinere Spezialarbeiten.

Danke auch an all die umfangreichen Antworten, jetzt weiß ich schon wieder etwas weiter mit meinem neuen Schmuckstück.

Das Rätsel scheint mir überzeugend gelöst! Genau wie Vinvara hatte ich auf Hinweise durch Ansichten der Seitenteile des Tretgestells gehofft.... Und nun: Die Parallelen und Ähnlichkeiten (fast) aller Einzelheiten des Gestells zu denen bei der Dürkopp und bei der Hildebrandt & Co. sind frappierend. Bei den Maschinenkörpern sieht es nicht anders aus. Bin neugierig, wie es weitergeht mit der Maschine.


emmi