Hallo Klaus,
da hast du was missverstanden, die Pfaff 30 gehört immer noch zu meiner ersten Wahl! Nur ist die letzte beschaffte 84er noch einen Tick besser, was das Stichbild angeht und vor allem in der Laufkultur. Mir sind deren Schwächen -alternde Kunststoffteile!- dabei durchaus bewusst. Und allgemein besser sind Doppelumlaufgreifermaschinen nicht, obwohl sie sich bei Benutzung irgendwie "cool" anfühlen. Vielleicht ist es auch die Schnurkette. Ich hab ja noch die Singer 677G mit waagerechtem Umlaufgreifer, die zwar gut näht, aber sich trotzdem anders, irgendwie "härter" anfühlt. Das kann ich "wissenschaftlich" nicht erklären. Meine wirklichen Oldies, die Langschiffchen haben auch ein unglaublich ruhige Stichbild.
Gespalten in der Meinung bin ich über meine Pfaff 208 (bauähnlich Gritzner N, Kayser 46), deren Stichbild irgendwie unruhiger aussieht, wenn auch nicht schlechter als z. B. das von meiner alten Sängerin 15D. Dabei muss sie ja auch noch blindstichlings elastisch zickezacken können, gewissermaßen "Koloraturen singen". Da die Nadelstange dafür seitlich federnd aufgehängt ist, kann sie mit jedem minimalsten seitlichen Zug im Stoff etwas hin und her. Dafür sorgt spätestens die Spannung im um die Kapsel gleitende Faden. Dann muss sich dieser Faden auch noch durch einen Spalt zwischen Kapsel und Treiberfeder zwängen. Das wird nur bei Ziernähten wie Jeans-Seitennähten sichtbar. Und es stört auch keinen wirklich Um bei den Sängerinnen zu bleiben, es entsteht im Steppstich ein leichtes "Tremolo". Bei einer Gradstichmaschine wie der 30 mit fester Nadelstange sieht das natürlich anders aus, zumal nach Aussage vieler Experten der Faden beim CB-Greifer nicht verdreht wird.
Wobei die 84 die Bewegung anders als alle meine anderen dank speziellem, festem Schwenkmechanismus mit senkrechter Nadel, ausführt, wenn auch nur einfach gezickezackt. Da kann nichts hin und her. Bei den Doppelumlaufgreifern liegt nach meiner Beobachtung eine leere Umdrehung ohne Fadenumlauf über die Kapsel zwischen Einfädeln und letztem Festziehen der Schlinge, wodurch m. E. der seitliche Zug auf das Gewebe während des Umlauf geringer ausfällt. Sehen kann man das im 2. Video auf der Seite:
http://www.schwaakundbangert.de/nahmasc ... reifer.htm .
Das Festziehen der Schlinge sieht man am kleinen Ruck auf die Kapsel im 2. Umlauf. Die Nadel und der Transporteur machen derweil nur einen Hub. Wobei ich die oft erwähnte Verdrehung der Fäden nicht erkennen kann. Das Stichbild ist objektiv bei meiner 84 sehr ruhig.
Das war wieder etwas sehr akademisch, ich weiss. Es wird kaum jemand wirklich sehen, der sich nicht dafür interessert. Aber heute seh ich mir jedes Stück an, das meine Frau kauft, wie es genäht ist.
Ich denke, die 208 und 84 waren auch in anderen Preisklassen. Provinz-Operetten-Jodlerinnen kann man ja nicht mit einer Netrebkov vergleichen
. Es ist auch unfair, so alte Sängerinnen wie die Gradstich-15D heute zu beurteilen, wie sie wohl gesungen haben als sie noch jung waren ... Die Netrebkov ist auch hörbar älter geworden und zickt, äh, tremoliert stärker.
Ansonsten mag ich die Sängerinnen und die Pfaffen, hauptsache die Gesangstechnik stimmt
Harald
Singer 12, 48K, 28K, 66K, 15D, 677G; Pfaff B, 30, 230, 84, 208; Bisolt und Locke Wettina Media; Gritzner R; Dürrkopp B; Haid und Neu Gloriosa B; Quelle/Haid und Neu Mercedes de Lux; Mundlos Victoria; Podolsk 142; Neckermann/Kochs 819/00; Babylock EA-605.