Braunschweiger Hersteller Lincoln-type
Verfasst: Sonntag 15. Oktober 2023, 13:11
Hallo ihr Lieben,
schon Anfang 2023 kam ich ja in den Genuss zwei Maschinen aus einer (sehr umfangreichen) Privatsammlung zu übernehmen. Die erste war durch eine Plakette des Herstellers eindeutig zu identifizieren, die zweite ist leider nicht so einfach. Aber wir lieben ja ein gutes Rätsel und wenn man dabei etwas Licht in die Frühzeit der deutschen Nähmaschinenproduktion bringen kann umso besser.
Durch die recht eindeutige Form ist eine Braunschweiger Herkunft sehr wahrscheinlich. Nur dort wurden Maschinen diesen Typs hergestellt, jedenfalls soweit mir bekannt ist (die eine bekannte Ausnahme ist eine Maschine der dänischen Firma Bendix, siehe Schlingenfänger). Die bekanntesten Maschinen diesen Typs wurden von Grimme & Natalis hergestellt. Daneben gab es aber noch weitere Hersteller. Kurioserweise taucht dieses Modell auch nicht im Ausland auf, obwohl die Braunschweiger Hersteller bereits sehr früh stark im Export waren.
Ich würde mich freuen wenn das geballte Wissen unserer Forengemeinde Infos zu den Braunschweiger Herstellern dieser Maschinen hier in diesem Thread sammeln könnte, speziell wie gesagt zu diesem Modell. Laut Peter Wilhelm "Alte Nähmaschinen" sind für Braunschweig die Hersteller: Apel; Bach & Klie (und die Nachfolger Lehnmann vorm. B&K bzw Hermann Palm); Bremer & Co; Bremer & Brückmann; Borchers; C. Grimme; Grimme, Natalis & Co; Königsdorf & Schulze (Nachfolger Wilhelm Schulze); Kroeter & Jaucke; Merkel & Co; Petri & Co; Müller, Petrri & Co; Ziegenbein & Sievers; Zimmermann & Co; Braunschweiger Nähmaschinenassociation (genossenschaftlicher Zusammenschluss von ca 20 Mechanikern); Sievers & Co, Lutherwerke; Zimmermann & Bischlep, Zimmermann bekannt.
Konzentrieren würde ich mich gerne erst einmal auf die Hersteller C. Grimme; Grimme, Natalis & Co; Königsdorf & Schulze, Wilhelm Schulze, Merkel & Co und die Braunschweiger Nähmaschinenassociation. Diese haben laut Peter Wilhelm nachweislich Maschinen des Lincoln-typs gebaut.
Meiner Maschine bleibt leider eine umfassende Überarbeitung nicht erspart. Der Lack ist rissig und der Rost leuchtet überall rot-orange dazwischen hervor. Falls die Maschine einmal ein schmuckes Dekor getragen hat ist davon leider nichts mehr (und ich meine nicht mal mehr einen Hauch) erhalten geblieben. Ob sie im Anschluss jemals nähen wird weiß ich noch nicht denn es fehlen Spule und Schiffchen. Falls jemand passendes hat, gerne melden. Auch eine Bedienungsanleitung nehme ich gerne.
Die Maschine ist ca 28 cm hoch, 25 cm an der breitesten Stelle und ca 38 cm lang. Über die gesamte Maschine findet man die Zahlenkombi 297 eingestanzt, nicht ungewöhnlich bei Maschinen dieser Epoche. Die Teile einer Maschine wurden händisch angefertigt und sind also passgenau. Im Anschluss an die Fertigung wurde die Maschine wieder in Einzelteile zerlegt und lackiert/ dekoriert. Anhand dieser Nummer konnte man die Einzelteile wieder einem Grundgestell zuordnen. Auf der vorderen Schieberplatte ist zusätzlich die Zahlenfolge 6459. Die Schieberplatte trägt auf der Unterseite eine 297 eingestanzt. Ich gehe also davon aus dass die Schieberplatte original zur Maschine gehört. Warum sich die beiden Zahlenfolgen so dermaßen unterscheiden entzieht sich zur Zeit meiner Kenntnis. Handelt es sich um die 279ste Maschine eines Modells im Fertigungsjahrsjahr? Generell die 279ste Maschine eines Fertigungsjahres? Bezeichnet 6459 die Anzahl der bisher gefertigten Maschinen dieses Typs, eines Fertigungsjahres, aller Maschinen in der Herkunftsfabrik? Wir dürfen erst einmal spekulieren ....
Erwähnenswerte Details dieser Maschine sind des Weiteren der Nähfuss mit Glaseinsatz. Während dieses kleine Detail bisher vor allem durch W&W bekannt ist, hat auch Grimme, Natalis & Co diesen verwendet. Des weiteren hat die Maschine einen Stichlängenversteller der sich durch einen Hebel links vorne bedienen lässt. Eine ähnliche Konstruktion (von unterhalb der Maschine bedienbar) ist auch hier durch Grimme & Natalis bekannt. Auch interessant ist die am Kopf nach links gerichtete Fadenspannung, wie zB bei der Singer 15. Diese konnte ich tatsächlich noch bei keiner vergleichbaren Maschine finden. Andere Maschinen jener Zeit verfügen in aller Regel über am Stirndeckel befestigte Spannungsscheiben durch die der Faden geführt wird. Ich kann natürlich nicht ausschließen dass in den letzten 150 Jahren (?) jemand diese Spannung an der Maschine umgebaut hat. Aktuell gehe ich erst einmal davon aus dass sie original ist.
Ein erster Schritt wird jetzt das säubern der Maschine sein. Viel Staub und Dreck ist nicht. Die Maschine sitzt auch nicht fest, sondern dreht frei. Nach dem groben säubern werde ich die Maschine komplett demontieren und den rissigen Lack entfernen. Lässt sich Grauguss mit Rostumwandler behandeln? Nach dem entfernen des alten Lacks und des Rosts werde ich die Maschine anschließend schwarz neu lackieren. Da kein altes Dekor (mehr) vorhanden ist und die Maschine langsam vom Rost zerfressen wird, ist diese Sicherungsmaßnahme unausweichlich. Normalerweise vermeide ich so etwas ja. Tja, und als letzter Schritt wird alles wieder zusammengebaut. So kann die Maschine dann hoffentlich weitere 100 Jahre bestehen.
Wurde die geschichtliche Entwicklung der Lincoln-Maschinen bzw der produzierenden Unternehmen eigentlich jemals bei Schlingenfänger behandelt? Ist man kein Mitglied hat man ja leider keinen Zugriff auf deren Publikationen.
schon Anfang 2023 kam ich ja in den Genuss zwei Maschinen aus einer (sehr umfangreichen) Privatsammlung zu übernehmen. Die erste war durch eine Plakette des Herstellers eindeutig zu identifizieren, die zweite ist leider nicht so einfach. Aber wir lieben ja ein gutes Rätsel und wenn man dabei etwas Licht in die Frühzeit der deutschen Nähmaschinenproduktion bringen kann umso besser.
Durch die recht eindeutige Form ist eine Braunschweiger Herkunft sehr wahrscheinlich. Nur dort wurden Maschinen diesen Typs hergestellt, jedenfalls soweit mir bekannt ist (die eine bekannte Ausnahme ist eine Maschine der dänischen Firma Bendix, siehe Schlingenfänger). Die bekanntesten Maschinen diesen Typs wurden von Grimme & Natalis hergestellt. Daneben gab es aber noch weitere Hersteller. Kurioserweise taucht dieses Modell auch nicht im Ausland auf, obwohl die Braunschweiger Hersteller bereits sehr früh stark im Export waren.
Ich würde mich freuen wenn das geballte Wissen unserer Forengemeinde Infos zu den Braunschweiger Herstellern dieser Maschinen hier in diesem Thread sammeln könnte, speziell wie gesagt zu diesem Modell. Laut Peter Wilhelm "Alte Nähmaschinen" sind für Braunschweig die Hersteller: Apel; Bach & Klie (und die Nachfolger Lehnmann vorm. B&K bzw Hermann Palm); Bremer & Co; Bremer & Brückmann; Borchers; C. Grimme; Grimme, Natalis & Co; Königsdorf & Schulze (Nachfolger Wilhelm Schulze); Kroeter & Jaucke; Merkel & Co; Petri & Co; Müller, Petrri & Co; Ziegenbein & Sievers; Zimmermann & Co; Braunschweiger Nähmaschinenassociation (genossenschaftlicher Zusammenschluss von ca 20 Mechanikern); Sievers & Co, Lutherwerke; Zimmermann & Bischlep, Zimmermann bekannt.
Konzentrieren würde ich mich gerne erst einmal auf die Hersteller C. Grimme; Grimme, Natalis & Co; Königsdorf & Schulze, Wilhelm Schulze, Merkel & Co und die Braunschweiger Nähmaschinenassociation. Diese haben laut Peter Wilhelm nachweislich Maschinen des Lincoln-typs gebaut.
Meiner Maschine bleibt leider eine umfassende Überarbeitung nicht erspart. Der Lack ist rissig und der Rost leuchtet überall rot-orange dazwischen hervor. Falls die Maschine einmal ein schmuckes Dekor getragen hat ist davon leider nichts mehr (und ich meine nicht mal mehr einen Hauch) erhalten geblieben. Ob sie im Anschluss jemals nähen wird weiß ich noch nicht denn es fehlen Spule und Schiffchen. Falls jemand passendes hat, gerne melden. Auch eine Bedienungsanleitung nehme ich gerne.
Die Maschine ist ca 28 cm hoch, 25 cm an der breitesten Stelle und ca 38 cm lang. Über die gesamte Maschine findet man die Zahlenkombi 297 eingestanzt, nicht ungewöhnlich bei Maschinen dieser Epoche. Die Teile einer Maschine wurden händisch angefertigt und sind also passgenau. Im Anschluss an die Fertigung wurde die Maschine wieder in Einzelteile zerlegt und lackiert/ dekoriert. Anhand dieser Nummer konnte man die Einzelteile wieder einem Grundgestell zuordnen. Auf der vorderen Schieberplatte ist zusätzlich die Zahlenfolge 6459. Die Schieberplatte trägt auf der Unterseite eine 297 eingestanzt. Ich gehe also davon aus dass die Schieberplatte original zur Maschine gehört. Warum sich die beiden Zahlenfolgen so dermaßen unterscheiden entzieht sich zur Zeit meiner Kenntnis. Handelt es sich um die 279ste Maschine eines Modells im Fertigungsjahrsjahr? Generell die 279ste Maschine eines Fertigungsjahres? Bezeichnet 6459 die Anzahl der bisher gefertigten Maschinen dieses Typs, eines Fertigungsjahres, aller Maschinen in der Herkunftsfabrik? Wir dürfen erst einmal spekulieren ....
Erwähnenswerte Details dieser Maschine sind des Weiteren der Nähfuss mit Glaseinsatz. Während dieses kleine Detail bisher vor allem durch W&W bekannt ist, hat auch Grimme, Natalis & Co diesen verwendet. Des weiteren hat die Maschine einen Stichlängenversteller der sich durch einen Hebel links vorne bedienen lässt. Eine ähnliche Konstruktion (von unterhalb der Maschine bedienbar) ist auch hier durch Grimme & Natalis bekannt. Auch interessant ist die am Kopf nach links gerichtete Fadenspannung, wie zB bei der Singer 15. Diese konnte ich tatsächlich noch bei keiner vergleichbaren Maschine finden. Andere Maschinen jener Zeit verfügen in aller Regel über am Stirndeckel befestigte Spannungsscheiben durch die der Faden geführt wird. Ich kann natürlich nicht ausschließen dass in den letzten 150 Jahren (?) jemand diese Spannung an der Maschine umgebaut hat. Aktuell gehe ich erst einmal davon aus dass sie original ist.
Ein erster Schritt wird jetzt das säubern der Maschine sein. Viel Staub und Dreck ist nicht. Die Maschine sitzt auch nicht fest, sondern dreht frei. Nach dem groben säubern werde ich die Maschine komplett demontieren und den rissigen Lack entfernen. Lässt sich Grauguss mit Rostumwandler behandeln? Nach dem entfernen des alten Lacks und des Rosts werde ich die Maschine anschließend schwarz neu lackieren. Da kein altes Dekor (mehr) vorhanden ist und die Maschine langsam vom Rost zerfressen wird, ist diese Sicherungsmaßnahme unausweichlich. Normalerweise vermeide ich so etwas ja. Tja, und als letzter Schritt wird alles wieder zusammengebaut. So kann die Maschine dann hoffentlich weitere 100 Jahre bestehen.
Wurde die geschichtliche Entwicklung der Lincoln-Maschinen bzw der produzierenden Unternehmen eigentlich jemals bei Schlingenfänger behandelt? Ist man kein Mitglied hat man ja leider keinen Zugriff auf deren Publikationen.