Nähmaschinentechnik-Forum

Hallo zusammen,

ich bin mit meinem Latein am Ende und benötige eure Unterstützung ;-)

Die Nadelstange meiner Bernina 1260 hat von heute auf morgen ihren Dienst quittiert.
Es scheint irgendetwas ausgehangen zu sein? Habe alles gereinigt und ein wenig geölt, keine Besserung.
Wenn ich am Drehrad drehe, passiert zwar was, die Nadelstange wird aber einfach nicht mehr "mitgenommen"?

Hier 2 identische Videos des Problems:

4,6 MB - Nadelstange_1260.m4v
https://www.icloud.com/iclouddrive/0f4h ... nge%5F1260

15,2 MB - Nadestange_1260.MOV
https://www.icloud.com/iclouddrive/0b90 ... nge%5F1260


Hatte die Maschine in den letzten Jahren immer mal wieder auf.
Habe aber heute beim auseinanderbauen festegestellt, dass der Bereich um die Nadelstange herum schwer zugänglich ist.
DIe silberne Platte, die über die gesamte Rückseite geht, scheint teilweise auch noch genietet zu sein?
Vielleicht suche ich auch an der komplett falschen Stelle?

Daher meine zwei Fragen:
1. Woran könnte das Problem liegen?
2. Wie sollte ich weiter vorgehen?

Vielen vielen Dank und liebe Grüße aus dem Hohen Norden,
Nähni

neenee, das Problem ist bekannt... es ist der Freilauf,
der beim Lang- und Heftstich (in diesem Fall ganz selten bis nie) genutzt wird;
für diesen wird nur beim 4. Stich bzw. bei jedem 2. Stich die Nadelstange ausgehängt
und dann mit einer langen weichen Feder oben gehalten;
die Ansteuerung des Ausklinkkläppchen bzw. -hebels erfolgt über eine Magnetspule;
diese schiebt -in Aktion- einen Stift in Richtung des Ausklinkhebels, der dadurch aktiviert wird
und dadurch den -an ihm sitzenden- Haltebolzen aus der Bohrung in der Nadelstange zieht;
durch Nichtnutzung verklebt dieser Hebel mit der Nadelstange;
dadurch wird entweder der Freilauf permanent blockiert
oder -wenn der Ausklinkhebel dann doch mal etwas verrutscht-
der Bolzen sitzt fest und gleitet nicht mehr in seine Bohrung
die Nadelstange wird oben gehalten = ein permanenter Freilauf ist die Folge;
um diese Verklebung sicher zu beseitigen,
ist ein kompletterAusbau des Nadelstangensupports erforderlich,
hilfsweise kann auch versucht werden, mit WD 40 o. ä. in Richtung des Ausklinkkläppchens zu sprühen
manchmal klappts, allerdings hält das auch manchmal nicht lange...
auf den Seiten 33-36 des weitgehend identischen 1120 Servicmanuals werden die
funktionen usw. beschrieben;
für dieses bitte eine Mail oder PN senden...

und = diese Alu-Supportplatte ist nur geschraubt (afair 8 Schrauben);
genietet/verschweisst sind nur die Verbindungen des Teleskopauszuggriffs, die bleiben natürlich
an der grossen Alu-Supportplatte dran...

vor dem Ausbau des Nadelstangensupports muss weg
das Handrad (Deckel ausklipsen, Zentralschraube raus, mit re.li wackeln abziehen)
die linke Riemenabdeckung (2 Schrauben oben, 2 von unten durch die Bodenplatte)
die hintere Abdeckung (afair 4 hinten, 1 oder 2 von unten durch die Bodenplatte)
die Hauptplatine (diverse Steckverbindungen und 2 Schrauben,
dann lässt sie sich oben wegklappen und im Scharnier aushängen)
jetzt kann die grosse Alu-Supportplatte weg (afair 8 Schrauben)
danch muss der Verbindungssteg zum Nadelstangenblock weg,
der Lämpchenhalter weg (2 Schrauben),
unten links an diesem muss die Verbindung = die Kupplung zum Stellmotor geöffnet werden,
in der sitzt -als Verbindung- eine Stahlkugel -nicht verlieren!-
nun kann -nach Lockern der beiden Halteachsenschrauben oben-
der Supportblock unten nach aussen geschwenkt werden,
dann muss noch die Verbindung zum Fadenheberhebel entfernt werden
und der gesamte Block kann raus...
evtl. hab ich möglicherweise was vergessen (habs schon x-mal gemacht)
das Handbuch ist jedoch richtig gut =
also erst alles durchlesen und dann nix wie los

achso =
und die senkrechte Verbindungsstange oben links zum horizontalen Füsschenheberhebel -der bleibt auf der grossen Aluplatte - muss aufgetrennt werden =
1 kleiner Benzingring sitzt dort

uu4y hat alles super erklärt. Aber das ist schon alles eine größere Schrauberei.

Bevor ich mich an das Schrauben machen würde, würde ich mit einem Föhn, auf warmer Stufe nicht heiß!!! Eine Weile in Richtung Füsschenstange föhnen.
Also Maschine hinlegen, und nach oben Richtung Füsschen
Mechanik föhnen. Immer mal wieder Pause, dann wieder ein paar Minuten föhnen.
Ich denke da hat sich was verklebt. Das ließe sich durch Wärme lösen.
Dann mal ein wenig WD40 und Füsschenhebel immer zwischendurch bewegen, ebenso Füsschen mit Handrad bewegen versuchen.

Wenn das nicht klappt kannst du immer noch ausbauen.

Viel Glück!

lunetta hat geschrieben: ↑Montag 27. November 2023, 07:15uu4y hat alles super erklärt.

Kann man wohl sagen, Respekt und Danke!

Viele Grüße, Gerd

Ähhh, wow! Und vielen Dank!
Ich kann mich anschließen, bin echt baff über die detailierte Anleitung, damit hätte ich nicht gerechnet! Vielen Dank!

Ich werde mich die Woche Abends hinsetzen, den Tipp mit dem Föhn gehe ich direkt heute abend mal an.
Obwohl, wenn ich das was mache dann eigentlich immer richtig, es juckt in den Fingern ;-)

Ich melde mich mit Neuigkeiten und hoffe, auch wertvolle Informationen und Bilder der Community zurücgeben zu können.

Liebe Grüße,
Nähni ;-)

Bevor du viel auseinander nimmst, wärme und wd 40.
Sonst hast du danach verschlimmbessert;)

Erstes Update:

Gestern Abend mit Föhn und Ballistol mal rangemacht und siehe da, nach 5-10 Minuten behutsamen Föhnen und leichtem Ölen wurde die Nadelstange wieder mitgenommen. Juhu!
Heute ein paar liegengebliebe Dinge genäht und zack, nach ner Stunde selbes Problem. Ein bißchen föhnen und es lief wieder...für ein paar Stiche.
Dann wieder länger geföhnt und zu Ende genäht.

Im Nähzimer ist es kalt, die Bernina steht in Fensternähe...evtl. tut die allgemeine November-Kälte da gerade ihr Übriges...

Ich befürchte ich komme nun nicht drum herum die Bernina auseinander zu nehmen.

Ich schaue morgen abend nochmal, und je nachdem wie es sich entwickelt hat habe ich eine Aufgabe fürs Wochenende.
Nun aber erstmal Feierabend für heute.

Nochmals vielen Dank, ich melde mich mit dem weiteren Verlauf ;-)

neenee, das ist durch Eintrocknen -in rund 30 Jahren- verharztes Öl, das wird bei höheren Temperaturen natürlich schon wieder etwas weicher... da hilft nur ein wiederholtes reichlich Öl Auftropfen auf diesen Verbindungsbereich in Verbindung mit viel Bewegung, dann gibts evtl. eine Chance, dass das auch dauerhaft so bleibt;
andererseits lässt das Problem sich -in nahezu derselben Zeit- durch Ausbau usw. korrekt beheben;
etwas pfriemelig ist die genaue Reihenfolge der Auftrennung der Verbindung zum Fadenheberhebel, da gibts einen sehr kleinen Anlaufring, an dem 2 Schlitzschräubchen sitzen, die sich nur in gewissen Positionen lösen lassen...
naja = learning by doing = das bewährte Prinzip:

uuund = wenn der Block dann schon mal draussen ist, gleich noch den Oberfadenspanner ausbauen und reinigen, weil = an den kommt man sonst nur recht schlecht dran -ohne diesen Ausbau-