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Pfaff 208

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 11:56
von HAD
Hallo Dieter und alls Pfaff- CB-Experten,

wie ich bei meiner Frage unter Oldies nach den Pfaff Seriennummern nach 1975 bereit angeführt habe, hat eine Pfaff 208 bei mir Einzug gehalten. Die Maschine war als unvollständig, aber funktionsfähig verkauft worden. Die fehlenden CB-Kapsel, den fehlenden Nähfuss samt Befestigungsschraube habe ich in meiner Grabbelkiste noch gehabt. DIe Fadenspannung ist bis auf die Plastikkappe mit den Zahlen eigentlich volständig und funktioniert. Der fehlende Anlasser wird bei Gelegenheit ergänzt. Der Motor läuft wenn ich mit Drähten "Saft" an die Stifte der Steckdose zuführe. Der Greifer drehte sich, also war das berüchtigte Segmentzahnrad des Schwenkgetriebes intakt.

Als ich eine Nadel einsetzen wollte stiess ich im wahrsten Sinne des Wortes auf Probleme. Die Nadel stößt nämlich auf dem Ring vor dem Greifergehäuse bzw. auf dem Fadenleitblech daran auf, wo sie nun wirklich nichts zu suchen hat. Also habe ich den Greifer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass da gewaltig gebastelt worden ist, was wohl zum Verkauf als Teilruine geführt hat. Die Nadel läuft ansonsten richtig mittig durch die Stichplatte, oben scheint also alles o. k. zu sein..

Vermutlich wurde das Delrin-Segmentzahrad erneuert. Dann stimmte aber die Greiferstellung nicht mehr - ich fand sie um ca. 180° versetzt vor. Wenn die Nadel wieder von unten auf eigentlich Greiferspitzenhöhe kam, war die Treiberfeder oben. Das liess sich leicht justieren, durch Lösen der Madenschrauben an dem Kegelzahnrad auf der Greiferwelle, Verdrehen nach Justieranleitung, Greiferspitze knapp hinter Nädelöhr, festziehen. Solange der Führungsring nicht vor dem Greifer eingesetzt war.

Nur, die Greiferspitze ist 3mm von der Nadel entfernt (Auf den Bildern nicht darstellbar) und kann so keine Fadenschlinge greifen. D. h. jemand muss beim Aus- oder Wiedereinbau der Greiferwelle mit Gewalt das Greifergehäuse nach hinten gepresst haben. Dass es mit einer dicken Schraube links gesichert ist, war leicht zu erkennen. Um es wieder 3mm nach vorn zu bekommen müssen natürlich das Zahnrad und ein Anschlagring darüber im Getriebegehäuse gelöst werden. Ich habe die Greiferwelle gleich mal wieder ganz herausgebaut, und mir die Reihenfolge gemerkt. Es muss ohnehin alles auf Start gesetzt werden.

Nur bewegen lässt sich das Gussstahl-(oder Sinter?) Greifergehäuse im Aludruckgussmaschinenbett nicht, es ist wie festgenietet. Mit Gewalt will ich nicht herangehen, da Aluguss nur mäßig belastbar ist. Wie kriege ich das Greifergehäuse wieder nach vorne gezogen?

Hilfe! huh
Harald

Re: Pfaff 208

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 13:18
von dieter kohl
serv

bitte nicht die welle verändern, der Vorbesitzer hat nämlich den ganzen schiffbahn-block herausgenommen um das zahnsegment tauschen zu können (wenn du schon daran geschraubt hast, mußt du sehen, wie du die "Grundeinstellung" wieder hin kriegst)

das mach ich nämlich auch genau so, weil damit die wenigsten Einstellungen "flöten gehen"

das gleiche Spielchen treib ich auch mit dem Modell 211, die hat blos den umlaufenden greifer und ein volles Zahnrad "hintendrin"

siehe scans :

Re: Pfaff 208

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 16:45
von Hosenkürzer
Hallo Harald,

na Du kaufst Dir ja auch immer Herausforderungen!

Ich habe zwar von dieser Maschine im Speziellen keine Ahnung, aber vielleicht könntest Du versuchen,
das Alugussteil, in dem das Greifergehäuse sitzt, gezielt anzuwärmen (vorsichtig mit der Lötlampe oder Heissluftgebläse)?
IMG_5439k.jpg
Da ja Aluminium etwa den doppelten Ausdehnungskoeffizienten wie Stahl hat, müsste sich das Teil dadurch ja lockern.

lG Helmut

Re: Pfaff 208

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 17:21
von dieter kohl
serv

die greiferbahn ist mit ihrem hals mit 2 schrauben befestigt

die müssen beide gelöst werden (nicht rausschrauben)

dann geht die Verstellerei ohne Lötlampe, Taschenlampe und Vorschlaghammer

Re: Pfaff 208

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 17:30
von Hosenkürzer
Hallo Dieter,

ich bin davon ausgegangen, daß Harald alle Befestigungsschrauben schon gelöst hat. Aluteile in Stahl (oder umgekehrt), die festgefressen waren (mglw. durch elektrochem. Korrosion), habe ich aber schon zur Genüge genossen. Von einem Vorschlaghammer habe ich aber nichts geschrieben smile !

lG Helmut

Re: Pfaff 208

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 18:04
von dieter kohl
Hosenkürzer hat geschrieben:Hallo Dieter,

ich bin davon ausgegangen, daß Harald alle Befestigungsschrauben schon gelöst hat. Aluteile in Stahl (oder umgekehrt), die festgefressen waren (mglw. durch elektrochem. Korrosion), habe ich aber schon zur Genüge genossen. Von einem Vorschlaghammer habe ich aber nichts geschrieben smile !

lG Helmut
serv

ich würde da, wo DU den gelben Pfeil gemalt hast mit einem kräftigen Schraubendreher hebeln

Re: Pfaff 208

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 19:52
von Hosenkürzer
Vielleicht sogar mit 2 Schraubenziehern (je einer auf beiden Seiten), damit sich das Teil nicht verkantet.

lG H.

Re: Pfaff 208

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 21:43
von HAD
Hallo Dieter, hallo Helmut,

zwischen anderen häuslichen Aufgaben habe ich eine Antwort geschrieben, die aber irgendwie nach dem Absenden in den weiten des www verdampft ist.

Danke erstmal für Eure Antworten. Ja, ich suche mir Herausforderungen, weil ich ja daran etwas lerne. Wenn ich die nicht wollte, auch nicht viel Geld ausgeben kann, würde ich mir bei Aldi oder Lidl eine Singer für 89€ kaufen. Die Herausforderung wäre dann der regelmäßige Weg zur Elektroschrottentsorgung tongue .

Da wie schon erwähnt die Grundeinstellung der Maschine überhaupt nichtmehr gegeben war, habe ich die Greiferwelle ausgebaut. Zum Austausch des Segment-Zahnrads ist das sicher auch notwendig, nicht aber der Ausbau des Greifergehäuses mit der Laufbahn. Beim Umlaufgreifer mag das anders sein, weil das Zahnrad größer ist. Das Greifergehäuse sitzt auch nach der Explosionszeichnung mit nur einer M6 Klemmschraube (s.u. Kringel) gesichert direkt im Getriebegehäuse (rote Linie) und ragt in dieses mit der oberen Lagerbuchse für die Greiferwelle ca. 2 cm in den Luftraum hinein. Vermutlich wurde es werkseitig mit einer Lehre eingebaut, damit die Lage der Greiferlaufbahn die Greiferspitze in die richtige Nähe zur Nadel bringt. Das sollte man sicher nie wieder ausbauen. Da habe ich jetzt kein Maß mehr, da diese Stellung offensichtlich verändert wurde.

Grund für den Ausbau der Greiferwelle war, dass ich mich durchgerungen habe, sanfte Gewalt anzuwenden. Erwärmen hätte eine Vollzerlegung mit Abbau aller Kunststoffteile in der Nähe bedeutet, wurde also ausgeschlossen. Ausserdem wäre die Grundplatte als zusammenhängende Masse mit dem Getriebegehäuse eine zu große Wärmeableitung gewesen. Schraubenzieher hätten sich bleibend verbogen, bevor sich was rührte. Ausserdem weiss ich nicht, was das Alu zu so kleinen Auflageflächen sagt. Ein Bruch wäre der Maschinentod.

Dass eine Kontaktkorrosion ursächlich für den festen Sitz war, erscheint wahrscheinlich. Wenn man Stahlschrauben mit konventioellem Öl als Gleitmittel in Alu schraubt, führen die Fettsäuren zu der gleichen Wirkung, d. h. es gibt eine gute Schraubensicherung.

Übrigens gehen auch Kunststoffzahnräder durch Öleinwirkung zu Bruch, weil Öl als Lösungsmittel und Weichmacher wirkt. Delrin ist eigentlich selbstschmierend, evtl kann man Spezialfette verwenden, die Kunststoffe nicht erweichen lassen.

Ich habe das Greifergehäuse mit einer Armaturenzange gepackt und ganz vorsichtig in zehntelmillimeter Schritten hin und her gedreht und gleichzeitig gezogen. Mit viel Geduld (ohne Spucke) hat es sich etwa 3 mm herausziehen lassen. Da ich mit try and error vorgehen muss habe ich nur sichergestellt, dass die Nadel nicht mehr auf den Greifergleitring mit dem Leitblech auftrifft. Der Greifer war ja noch nicht da. Nach Zsammenbau habe ich den Greifer an dem unteren Zahnrad so justiert, das seien Spitze geanu auf höhe des Nadelöhrs steht, wenn die Nadel aufwärts geht. Vorher war in diesem Augenblick der Treiber an der Stelle.

Nach etwas hin und her wurde der Nadelfaden auch von der Greiferspitze gegriffen. NAch Komplettzusammenbau wird jetzt aber der Oberfaden nicht vollständig nach links über die Kapsel gezogen und fällt auf der rechten Seite in eine Schlaufe. Es stimmt also noch nicht ganz. Setzt ich die Greiferspitze bei gleicher Nadelstellung mehr nach rechts, würde der Oberfaden zwar über die Kapsel laufen, aber nicht mehr sicher vom Greifer erfasst, da die Nadel zum Eingriffzeitpunkt noch zu tief steht. Nähversuche enden trotz hochgeholten Unterfaden sofort mit Fadensalat heul .

Es stellen sich noch Fragen huh :
1. ist die Nadel schon wirklich dicht genug am Greifer? Sie fährt zwar zwischen der "Zinken" des Greifers berührungslos hindurch, aber da geht wohl um eine enge Toleranz. Gibts da ein Maß, eine Fühlerblattlehre hätte ich vom Ventilspieleinstellen beim Auto.
2. muss die Nadelstange nachjustiert werden? Das beeinflusst aber nicht das Timing, sondern nur die Nadelhöhe insgesamt. Bevor ich daran gehe, sollte aber die Grundstellung stimmen.
3. kann es sein, dass das Greifergehäuse jetzt einen kleinen Tick nach links unten verdreht ist? Dann reicht der Weg über die Kapsel natürlich ebenfalls nicht. Ich habe auf der Zeichnung schon gesehen, dass das Leitblech oben auf der Greiferabdeckung jetzt seitenverkehrt mit der schrägen Ecke nach links sitzt. Die Aussparung ist nämlich nicht mittig,

Danke für die Super-Explosionszeichnungen, Ich habe mir zwar alles beim Zerlegen gemerkt, aber es erleichtert die Suche nach versteckten und vergessenen Schraubstellen und der richtigen Lage der Teile.

Morgen hat meine Frau Geburtstag heart , da wird nichts geschraubt angel .

Grüße Harald

Re: Pfaff 208

Verfasst: Mittwoch 24. Februar 2016, 23:47
von Hosenkürzer
Hallo Harald,

wenn ich Dich richtig verstanden habe, beendet der Greifer also seine "Rechtsdrehung" (von vorne gesehen im Uhrzeigersinn) zu früh, sodaß der Fadenhebel den Faden nicht über die Kapsel ziehen kann.

Frage an Dieter: Gibt es eine Möglichkeit, den "Hub" des Greifers zu verstellen? Ist das vielleicht ein Exzenterbolzen (grüner Pfeil)?
Greifergehäuse.jpg
Wenn nicht, dann bleibt imho nur Schlingenhub und/oder Nadelstangenhöhe als Justiermöglichkeit, d.h. Greiferwelle etwas nach rechts verdrehen und Nadelstange etwas höher stellen.

Theoretisch wäre auch möglich, daß sich der Exzenter auf der Armwelle im Verhältnis zur Armwellenkurbel verdreht hätte. Eher unwahrscheinlich, oder?

Ich nehme an, Du hast jetzt den Standard-Schlingenhub von 2mm eingestellt und die Greiferspitze dann 0.5 - 1mm oberhalb des Nadelöhrs.

Beim Nadelabstand zum Greifer besteht Dieter auf <= 0.1mm bei DUG - Maschinen,
ich schätze mal, 0.3 mm funktioniert wahrscheinlich bei dem CB - Greifer auch.

lG Helmut

Re: Pfaff 208

Verfasst: Donnerstag 25. Februar 2016, 12:02
von dieter kohl
serv

um das alles wieder auf die reihe zu kriegen :

1. alles wieder zusammenbauen, die Geometrie beachten (Foto)

2. Greiferbahn mit Greifer so einstellen, dass der Greifer 0,1 mm Abstand zur Nadel hat (Foto)

3. Greifer Timing so einstellen, dass bei 2 mm Schlingenhub :
RECHTS AUFWÄRTSGEHENDER NADEL DIE GREIFERSPITZE GENAU ÜBER DEM NADELÖHR KOMMT (Foto)
(beim Doppelumlaufgreifer ist das bei links aufwärts ... )

4. Nähtest (Foto)

5. Fotos als Anhang hochladen