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Das Deppenapostroph ist Geschichte
Verfasst: Freitag 4. Oktober 2024, 15:45
von Ostrod
Re: Das Deppenapostroph ist Geschichte
Verfasst: Freitag 4. Oktober 2024, 16:30
von claude
Noch schlimmer finde ich ja den Nachtrag:
in der neuen Fassung noch ganz andere Bomben vergraben sind. getimt, gelikt und gefakt (§21 auf Seite 44)
Katastrophe, aber man muss dabei ja nicht mitmachen...
Re: Das Deppenapostroph ist Geschichte
Verfasst: Samstag 5. Oktober 2024, 08:48
von adler104
Sprache lebt.
Re: Das Deppenapostroph ist Geschichte
Verfasst: Samstag 5. Oktober 2024, 09:20
von Ostrod
Das ist gewiss sehr richtig.
Wenn man sich die Entwicklung aber ansieht, liegt es nicht zu fern, daß wir irgendwann bei Lautschrift ankommen und die Groß- Kleinschreibung abgeschafft wird.

Das Zulassen des Deppenapostrophs ist doch ein schönes Beispiel dafür, daß es eben nichts mit Vereinfachung zu tun hat, sondern man einfach nur die Ansprüche/Standards senkt.
Gleiches gilt wohl auch für die "falsch" geschriebenen Anglizismen. Bisher konnte man so super detektieren, wer da versucht auf dicke Hose zu machen, aber wenig drin hat.
Gruß, Lukas
der gewiss nicht fehlerfrei ist und sich sein "daß" mit "ß" nicht nehmen lässt.
PS: Ich hab mir mal die Tagesschau in "einfacher" Sprache angesehen. Nicht nur einfache Sprache, sondern auch richtig falsche Sprache.
Da fragt man sich, wie "richtige" Sprache vermittelt werden soll, wenn es falsch vorgeplappert wird.
Re: Das Deppenapostroph ist Geschichte
Verfasst: Samstag 5. Oktober 2024, 10:15
von adler104
Wennste mir frägst is dat nich ma ne erwenung wert. Sprache ist immer eine Vereinbarung auf Zeit. Auch Groß- bzw. Kleinschreibung. Vereinbarungen werden geändert. Sprache fließt und ändert sich - war schon immer so, auch ohne Vereinbarungen (Neologismen mal "aside"). Manche halten sich dann daran, manche, aus unterschiedlichen Gründen, eben auch nicht. Jeder wie er, sie, es mag.
Köln schreibt man heute mit K, früher schrieb man Cöln. Schreiben wir seither Cöln falsch oder müsste es doch Colonia sein oder doch Koeln / Coeln (Prä-Umlautisch)? Man hat sich halt mal auf Köln geeinigt.
Un wennste ma garnich weida weist sachste dat isn neologismus - feddich.
Un immä än denken: Middem Öl nich spaasam sein!
Bin denn ma raus hier - Mike Drop! Oder doch micdrop?

Re: Das Deppenapostroph ist Geschichte
Verfasst: Samstag 5. Oktober 2024, 14:57
von gadai
Die Tagesschau in einfacher Sprache erinnert mich an die Teletubbies.
War auch nicht vorteilhaft für die Kinder.
Re: Das Deppenapostroph ist Geschichte
Verfasst: Samstag 5. Oktober 2024, 15:29
von adler104
Ist so aber die einfache Sprache holt halt auch Leute ab, die Schwierigkeiten mit unserer sicher nicht immer einfachen Sprache haben. Wundert mich, dass man da jetzt erst drauf kommt.
Re: Das Deppenapostroph ist Geschichte
Verfasst: Samstag 5. Oktober 2024, 17:02
von gadai
Ja aber wie da manches mit einfacher Sprache erklärt wird ist schon grenzwertig.....
Re: Das Deppenapostroph ist Geschichte
Verfasst: Samstag 5. Oktober 2024, 18:29
von Ostrod
Ich wüsste jetzt nicht, was die Sprache einfacher macht, wenn der Genitiv konsequent durch den Dativ ersetzt/kastriert wird.
Wenn überhaupt könnte hier der Infinitiv helfen.
Ich war Anfang der 80er mal in Moskau und quälte mich wunderbar mit meinem Schulrussisch. Die Russen sagten zu mir: Sprich einfach im Infinitiv - wir verstehen dich schon.
Ich war fix und alle. Hatte man uns doch in der Schule endlos mit Grammatik gequält. Die russische Sprache hat übrigens sechs Fälle.
Als ich in den 2000ern mein Französisch, welches seit Mitte der 90er vor sich hin atrophierte, wieder beleben musste, habe ich mir französische Filme angesehen. Bevorzugt solche, deren Inhalt mir bekannt war.
Kinder und auch andere Menschen lernen viel durch Nachahmung.
Daher halte ich das falsch vorplappern für grundfalsch.
Didaktik ist, wenn dennoch etwas hängen bleibt.
Gruß, Lukas
PS: Ich bitte mir nachzusehen, daß mich sowas beschäftigt. Ich bin Schriftstellersohn.
Aber eben dieser Schriftsteller war klug genug, mich auch Toleranz zu lehren. Mich stören also eher meine Fäler, nicht die, welche andere machen.

Re: Das Deppenapostroph ist Geschichte
Verfasst: Samstag 5. Oktober 2024, 19:17
von claude
Das Deppenapostroph zum neuen Regelfall zu erklären, halte ich für eine fatale Tendenz, der allgemeinen Verrohung der sprachlichen Sitten Vorschub zu leisten.
Es ist das Eine, reale sprachliche Entwicklungen zur Kenntnis zu nehmen.
Aber eindeutig Falsches ob seiner bloßen Frequenz für richtig zu erklären, ist nicht der richtige Ansatz.
Auch subtilere Fehler, wie etwa binäre Optionen zu "schätzen", statt sie richtigerweise zu vermuten, ärgern mich erheblich.
Man kann schätzen, daß eine Nähmaschine etwa 13 Kilogramm wiegt, aber daß die Nadel verschlissen ist (entweder sie ist es oder eben nicht), das kann man nicht schätzen, sondern nur vermuten.