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meine persönliche, rund 50-jährige Nähmaschinenhistorie

Verfasst: Freitag 5. Dezember 2025, 11:07
von Manohara
nur sehr selten hier, spukt mir seit Langem im Kopf herum, aufzuschreiben, wie mich Nähmaschinen mein Leben lang begleitet haben. Nur lesen bitte, wenn's Spaß macht biggrin


Meine Mutter hatte eine nette, kleine, grüne Bernina Freiarm-Maschine mit einem Kniehebel für den Antrieb. Auf der habe ich 1969 meine Schlaghosen perfektioniert.
In meiner Schule gab es Nähkurse (wo fast nur Mädchen waren). Da habe ich meine erste, vollständige Hose genäht.

Als Student hatte ich - weil das "normal" und billig war, alte, Fußbetriebene Tisch-Maschinen wie Singer und Pfaff.

Meine erste selbst gekaufte Maschine habe ich bei einem alten Nähmaschinenfachmann in Berlin bekommen, der fast blind war, aber eine Nadel ohne Probleme einfädelte.
Der erklärte mir, dass die Phoenix Universa 39 mit einem Riemen (Schnüre mit Metall-Klammern) arbeitete und das sei besonders zuverlässig.
Zickzack lehnte er ab. Das würde alle Maschinen so belasten, dass sie früher oder später alle kaputt seien. Der Mann ist mir bis heute ans Herz gewachsen und leider habe ich ihn nie wieder gesehen. Inzwischen ist er mit Sicherheit längst tot.
Mit dieser Maschine war ich lange sehr zufrieden, aber weil sie viel Platz brauchte, habe ich sie irgendwann über eine Freundin - die sowas organisierte - nach Afrika gespendet, wo sie vielleicht eine Familie ernährt (das stelle ich mir jedenfalls gerne so vor)

Dann gab es eine Zeitlang Pfaff 362 und ähnliche, wobei mich in dieser Zeit die Unterschiede wenig interessiert haben. Nähen konnte man mit allen und irgendwer hatte immer eine.

Irgendwann gingen mir die oft notwendigen Nach- und Einstell-Arbeiten auf den Keks und ich suchte und fand einen Maschinenhändler (der auch viele gute alte Geräte hatte) und habe mir zu einer brandneuen Bernina raten lassen. Worauf ich wert gelegt hatte war, dass sie im Inneren aus Metall gebaut ist und wenig Elektronik hat, die ich damals als immer unzuverlässig erlebt habe.

Diese - mit Kunststoff ummantelte - Maschine hat ca. 1000 D Mark gekostet war umständlich einzustellen und hatte eine - für meinen Geschmack - miserabel schlechte Anleitung in der ich sehr viel und genervt rumgeblättert habe.

Irgendwann ging mir das auch wieder auf den Keks. Außerdem merkte ich, das ich dieses Teil als so uncharmant empfand, dass ich mich nach den soliden und "prickelnden" Gespielinnen meiner Studentenzeit zurück-sehnte und ich versuchte, eine alte Metall-Maschine zu finden.
Das Internet, Lutz, sein Nähmaschinenverzeichnis und zeitnahe Ratschläge von ihm, haben mir geholfen, durch den Dschungel der alten Maschinen meinen Weg zu finden.

Einige habe ich angeschafft, nur um sie besser kennen zu lernen - und bald wieder verkauft (z.B eine Freia, bei der ich voll abgezockt wurde angry )

Die alten, schwarzen Tisch-Maschinen finde ich eindeutig die schönsten - und bin bei einer Pfaff Gewerbenähmaschine gelandet, die ich - mit Lutz schneller Beratung - billig kaufen konnte.
Ein Bisschen habe ich aber doch noch weiter herum geschielt und zufällig ist mir eine Phoenix Universa 249 über den Weg gelaufen. Die ist einen Tick größer als die Schneider-Pfaff und was mich bis heute beeindruckt: es war nicht wahr zu nehmen, dass in ihrem Inneren so viel Mechanik arbeitet.
Jede Maschine bis dahin war hörbar, diese nicht. - Ja, nein, echt nicht!

Das Problem war: dafür gibt es kaum bis keine Füße auf dem Markt zu finden. Mit viel Mühe - und nur 95% funktionierend - habe ich einen Wechsel-Fuß gebastelt, auf dem alle modernen Füße montiert werden können.

Dann fing ich an, ihr einen Tisch mit einem modernen Antrieb zu bauen. Durchdacht und sorgfältig.
Um das Jahr 2017 sind meine Frau und ich von München nach Nordhessen umgezogen, weil das "gut gepasst" hat.

In Witzenhausen konnten wir uns ein ganzes, eigenes Haus leisten, was in Bayern undenkbar gewesen wäre.
In diesem Haus haben mehrere handwerkliche Arbeitsplätze eigene Bereiche ... aber irgendwann wurde mir klar, dass ich zwar mit Vergnügen, aber so selten nähe, dass der Platz für einen solchen Tisch einfach "zu viel" ist.
Schweren Herzens habe ich das erkannt und umgesetzt, so dass jetzt eine Pfaff 1222 unter'm Tisch steht und - dank Dieters Sorgfalt - brav ihren Dienst tut.
Der Phoenix-Wechsel-Fuß liegt seitdem nutzlos herum, aber ich bringe es nicht fertig, mich zu trennen.
Vielleicht baue ich sie ja doch nochmal auf?

Die Pfaff 1222 hat - was die Phoenix nicht hatte - einen oberen Transport, der mir bei manchen Arbeiten sehr hilft, weil ich selbst nicht so viel können muss, sondern die Maschine das für mich übernimmt.
... was für mich in vielen Bereichen meiner Arbeiten gilt: ich selbst bin kein besonders geschickter Handwerker, weswegen ich Maschinen liebe, die viel können.
So entstehen in meinem Atelier viele Arbeiten, die mich besser dastehen lassen, als ich mich fühle.

Das macht mir Freude ;-)

Re: meine persönliche, rund 50-jährige Nähmaschinenhistorie

Verfasst: Freitag 5. Dezember 2025, 12:06
von Ärmel
von Manohara » Freitag 5. Dezember 2025, 11:07
Irgendwann gingen mir die oft notwendigen Nach- und Einstell-Arbeiten auf den Keks und ich suchte und fand einen Maschinenhändler (der auch viele gute alte Geräte hatte) und habe mir zu einer brandneuen Bernina raten lassen. Worauf ich wert gelegt hatte war, dass sie im Inneren aus Metall gebaut ist und wenig Elektronik hat, die ich damals als immer unzuverlässig erlebt habe.
Diese - mit Kunststoff ummantelte - Maschine hat ca. 1000 D Mark gekostet war umständlich einzustellen und hatte eine - für meinen Geschmack - miserabel schlechte Anleitung in der ich sehr viel und genervt rumgeblättert habe.
Darf man fragen, um welche Bernina genau es sich da gehandelt hat... rolleyes
Grüße Heinrich

Re: meine persönliche, rund 50-jährige Nähmaschinenhistorie

Verfasst: Freitag 5. Dezember 2025, 12:36
von Tom Buzzard
Manohara hat geschrieben: Freitag 5. Dezember 2025, 11:07 nur sehr selten hier, spukt mir seit Langem im Kopf herum, aufzuschreiben, wie mich Nähmaschinen mein Leben lang begleitet haben. Nur lesen bitte, wenn's Spaß macht biggrin


Meine Mutter hatte eine nette, kleine, grüne Bernina Freiarm-Maschine mit einem Kniehebel für den Antrieb. Auf der habe ich 1969 meine Schlaghosen perfektioniert.
In meiner Schule gab es Nähkurse (wo fast nur Mädchen waren). Da habe ich meine erste, vollständige Hose genäht.

Als Student hatte ich - weil das "normal" und billig war, alte, Fußbetriebene Tisch-Maschinen wie Singer und Pfaff.

Meine erste selbst gekaufte Maschine habe ich bei einem alten Nähmaschinenfachmann in Berlin bekommen, der fast blind war, aber eine Nadel ohne Probleme einfädelte.
Der erklärte mir, dass die Phoenix Universa 39 mit einem Riemen (Schnüre mit Metall-Klammern) arbeitete und das sei besonders zuverlässig.
Zickzack lehnte er ab. Das würde alle Maschinen so belasten, dass sie früher oder später alle kaputt seien. Der Mann ist mir bis heute ans Herz gewachsen und leider habe ich ihn nie wieder gesehen. Inzwischen ist er mit Sicherheit längst tot.
Mit dieser Maschine war ich lange sehr zufrieden, aber weil sie viel Platz brauchte, habe ich sie irgendwann über eine Freundin - die sowas organisierte - nach Afrika gespendet, wo sie vielleicht eine Familie ernährt (das stelle ich mir jedenfalls gerne so vor)

Dann gab es eine Zeitlang Pfaff 362 und ähnliche, wobei mich in dieser Zeit die Unterschiede wenig interessiert haben. Nähen konnte man mit allen und irgendwer hatte immer eine.

Irgendwann gingen mir die oft notwendigen Nach- und Einstell-Arbeiten auf den Keks und ich suchte und fand einen Maschinenhändler (der auch viele gute alte Geräte hatte) und habe mir zu einer brandneuen Bernina raten lassen. Worauf ich wert gelegt hatte war, dass sie im Inneren aus Metall gebaut ist und wenig Elektronik hat, die ich damals als immer unzuverlässig erlebt habe.

Diese - mit Kunststoff ummantelte - Maschine hat ca. 1000 D Mark gekostet war umständlich einzustellen und hatte eine - für meinen Geschmack - miserabel schlechte Anleitung in der ich sehr viel und genervt rumgeblättert habe.

Irgendwann ging mir das auch wieder auf den Keks. Außerdem merkte ich, das ich dieses Teil als so uncharmant empfand, dass ich mich nach den soliden und "prickelnden" Gespielinnen meiner Studentenzeit zurück-sehnte und ich versuchte, eine alte Metall-Maschine zu finden.
Das Internet, Lutz, sein Nähmaschinenverzeichnis und zeitnahe Ratschläge von ihm, haben mir geholfen, durch den Dschungel der alten Maschinen meinen Weg zu finden.

Einige habe ich angeschafft, nur um sie besser kennen zu lernen - und bald wieder verkauft (z.B eine Freia, bei der ich voll abgezockt wurde angry )

Die alten, schwarzen Tisch-Maschinen finde ich eindeutig die schönsten - und bin bei einer Pfaff Gewerbenähmaschine gelandet, die ich - mit Lutz schneller Beratung - billig kaufen konnte.
Ein Bisschen habe ich aber doch noch weiter herum geschielt und zufällig ist mir eine Phoenix Universa 249 über den Weg gelaufen. Die ist einen Tick größer als die Schneider-Pfaff und was mich bis heute beeindruckt: es war nicht wahr zu nehmen, dass in ihrem Inneren so viel Mechanik arbeitet.
Jede Maschine bis dahin war hörbar, diese nicht. - Ja, nein, echt nicht!

Das Problem war: dafür gibt es kaum bis keine Füße auf dem Markt zu finden. Mit viel Mühe - und nur 95% funktionierend - habe ich einen Wechsel-Fuß gebastelt, auf dem alle modernen Füße montiert werden können.

Dann fing ich an, ihr einen Tisch mit einem modernen Antrieb zu bauen. Durchdacht und sorgfältig.
Um das Jahr 2017 sind meine Frau und ich von München nach Nordhessen umgezogen, weil das "gut gepasst" hat.

In Witzenhausen konnten wir uns ein ganzes, eigenes Haus leisten, was in Bayern undenkbar gewesen wäre.
In diesem Haus haben mehrere handwerkliche Arbeitsplätze eigene Bereiche ... aber irgendwann wurde mir klar, dass ich zwar mit Vergnügen, aber so selten nähe, dass der Platz für einen solchen Tisch einfach "zu viel" ist.
Schweren Herzens habe ich das erkannt und umgesetzt, so dass jetzt eine Pfaff 1222 unter'm Tisch steht und - dank Dieters Sorgfalt - brav ihren Dienst tut.
Der Phoenix-Wechsel-Fuß liegt seitdem nutzlos herum, aber ich bringe es nicht fertig, mich zu trennen.
Vielleicht baue ich sie ja doch nochmal auf?

Die Pfaff 1222 hat - was die Phoenix nicht hatte - einen oberen Transport, der mir bei manchen Arbeiten sehr hilft, weil ich selbst nicht so viel können muss, sondern die Maschine das für mich übernimmt.
... was für mich in vielen Bereichen meiner Arbeiten gilt: ich selbst bin kein besonders geschickter Handwerker, weswegen ich Maschinen liebe, die viel können.
So entstehen in meinem Atelier viele Arbeiten, die mich besser dastehen lassen, als ich mich fühle.

Das macht mir Freude ;-)

Da hättest du wegen mir noch ein paar hundert Seiten weiter schreiben können... Hat Spass gemacht zu lesen....

Re: meine persönliche, rund 50-jährige Nähmaschinenhistorie

Verfasst: Freitag 5. Dezember 2025, 13:16
von Manohara
Darf man fragen, um welche Bernina genau es sich da gehandelt hat... rolleyes
das würde ich natürlich gerne beantworten, aber ich habe die Nummer vergessen und aktuell sehen die wieder alle anders aus ...