bitte nicht wundern über den Begleittext.

Ist Geschichte und die finde ich allemal spannender als "im Keller gefunden und hier nun die Fotos..." . Vielleicht spricht das den einen oder anderen auch hier an.
Pfaff 145 Restauration
Also.... vorab etwas zur Geschichte:
Die hier beschriebene Pfaff Nähmaschine ist eine Nähmaschine mit Dreifachtransport, also mit alternierendem Fuß.
Das heißt; Neben dem bei allen Haushaltsmaschinen und vielen Schneidermaschinen üblichen einzigen Untertransport, besitzt diese Maschine auch einen Obertransport, der gemeinsam mit dem Untertransport das Nähgut transportiert, während die Nadelstange diese Transportbewegung inklusiv ihrer vertikalen Bewegung mitgeht und somit ihren Teil zum Transport des Nähgutes beiträgt.
Hinter dem mitgehenden Obertransportfuß ist jedoch ein weiterer Fuß angeordnet. Dieser Fuß arbeitet nur in vertikaler Richtung in Abhängigkeit der Stellung des beweglichen Obertransportfußes.
Will heißen, dass während sich der Ober- und Untertransport vom Nähgut entfernt, nachdem diese das Nähgut weitertransportiert haben, der hintere Drückerfuß das Nähgut zusammen presst, damit es nicht verrutschen kann.
Sobald der Drückerfuß des Obertransportes das Nähgut wieder zusammen presst, um es gleichzeitig nach hinten zu bewegen, fährt der hintere Drückerfuß nach oben und gibt das Nähgut für den Transport frei.
Dies wiederholt sich bei jedem neuen Stich.
Gibt schöne Videos darüber bei YouTube wo man diese Bewegung sehr schön sehen kann.
Auf Grund dieser Bauart ist es möglich schwierige glatte Stoffe und Leder zu verarbeiten, da ein verrutschen der verschiedenen zu vernähenden Lagen nahezu unmöglich ist. Gleichzeitig ist es durch diese Bauweise möglich über Übergänge zu nähen, wo eine Maschine herkömmlicher Bauart ohne den Drückerfuß von Hand zu heben keine Chance hätte das Nähgut an einer solchen Stelle zu "überklettern".
Der Einsatz dieser Nähmaschinen war zunächst für die Militärschneiderei und Sattlerei gedacht, wo man schwere Stoffe und Leder verarbeiten musste.
Eine solche Maschine ersetzte dem Uniformschneider einerseits die bis dato gebräuchlichen großen Geradstichnähmaschinen und andererseits die sogenannten Schuhmachermaschinen, da er mit dieser Maschine sowohl schwere Uniformstoffe als auch dickeres Leder relativ schnell verarbeiten konnte.
So sind diese Maschinen genauso im Sattlerbetrieb zu finden, wo die militärische Sattlerarbeit ein immens großen Anteil der damaligen Arbeit ausmachte.
Das Pferd war auch im 2.Weltkrieg das wichtigste Transportmittel. (zwischen 1939 und 1945 kamen etwa 3 Millionen Pferde allein bei der deutschen Wehrmacht im Einsatz ums Leben).
Nun, meine Maschine ist laut Seriennummer etwa im Juni 1942 hergestellt worden. Also bereits mitten im Krieg und unter vermutlich schwierigen Verhältnissen.
Im Jahr 1942 lag die durchschnittliche Produktionskapazität in den Pfaff Werken bei etwa 2.700 Nähmaschinen pro Monat und aller Modelle zusammen. Nach dem Krieg wuchs diese Zahl rasant an. 1953 waren es bereits fast 20.000 Maschinen pro Monat.
Ich konnte bisher keinen Stempel des Wehrmachtsbeschaffungsamtes auf der Maschine entdecken, so dass man davon ausgehen kann, das diese Maschine wohl eher in der zivilen Schneiderei oder Sattlerei eingesetzt wurde, oder aber der Stempel einfach nicht eingeschlagen worden ist.
Kauf der Maschine:
Die Maschine wurde in einer Auktion recht einfach nur als "Pfaff Nähmaschine" mit drei Fotos und kurzen Text, der darauf schließen ließ, dass der Anbieter keine Ahnung hatte was er dort für ein Modell anbot.
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