Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

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hutzelbein
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Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#1 Beitrag von hutzelbein »

Hallo liebe Nähmaschinenliebhaber!

Das ist mein erster Post hier in diesem Forum. Der Thread

Pfaff 230 Automatic Schnurkette wechseln

hat mich angelockt, mich hier anzumelden. Ich wollte die Bilder sehen und habe durch sie bereits eine Menge dazugelernt. Soweit ich es kann, will ich hier jetzt etwas dafür zurückgeben, etwas was mich im Ergebnis selbst überrascht hat.

Damit komme ich zu meinen ersten Thema. Die Pfaff 230, von der ich hier reden will, wurde mir geschenkt. Sie ist optisch noch in einem sehr guten Zustand und lief bislang nur als Trittbrettmaschine. Obwohl gut geschützt in einem Original Pfaff Nähmaschinenschrank verbaut und sichtbar wenig benutzt (für mich erkennbar am guten Zustand der Stichplatte und des Transporteurs, und an einer sehr dicken Staubschicht auf dem Trittbrett des Nähmaschinenschranks), ist sie für mich eine sehr harte Nuss. Tatsächlich habe ich noch nie eine Nähmaschine vor mir gesehen, die so verharzt war und so viele Probleme verursacht, wie diese Maschine (von anderen Herstellern kenne ich bereits einige Oldies. Von Pfaff allerdings neben der 230 nur eine Pfaff 130). Sichtbar war die klebrige gelbe Substanz (vermutlich die Reste eines harzhaltigen Öls) zunächst nur an den unteren Kanten des Armdeckels. Der war mit dem Gehäuse total verklebt und nur sehr schwer abzunehmen. Außerdem noch am Spuler. Der war von der klebrigen Substanz für mich total "sinnlos" vollständig eingesifft. Faktisch waren alle wichtigen Bauteilen, auch soweit zunächst nicht erkennbar, betroffen. So gut wie nichts funktionierte an der Nähmaschine noch. Besonders dramatisch: Die Armwelle lässt sich mit dem Handrad nach wie vor keinen Bruchteil eines Millimeters vorwärts oder rückwärts bewegen. Auch mit einem Hebel, den ich anstelle des Handrades an der Armwelle angesetzt habe, klappt das nicht. Die Mechanik ist total festgefahren. Mit roher Gewalt habe ich es bislang noch nicht probiert und mit Hammerschlägen will ich es auch nicht versuchen, solange es noch andere Möglichkeiten gibt. Eine Teildemontage der Maschine wird von mir angestrebt. Solange ich aber die Armwelle nicht bewegen kann, ist auch das nur begrenzt möglich. Meine Reparaturstrategie (dazu brauchte ich mangels Erfahrung einige Zeit an Überlegung) war, die Liste der denkbaren Problemverursacher Schritt für Schritt zu verkleinern. Abgearbeitet habe ich zunächst folgende Bereiche:

- Die Maschine wurde an allen Ölstellen intensiv und mehrmals mit Petroleum bearbeitet. Nur wenn es anders nicht geht, will ich gezielt auch WD40 einsetzen (Petroleum rieche ich allerdings lieber. Auf WD40 reagiere ich leicht allergisch und befürchte immer Lackschäden).

- Alle Bedienelemente (Hebelgriff zum Ausschwenken der Nähleuchte, Zickzack-Einstellgriff, Stichlagen-Einstellhebel, Stichlängen-Begrenzungshebel, Stichsteller-Hebel) funktionieren wieder, scheinbar einwandfrei und auch leichtgängig. Sie waren alle verklebt und bewegten sich nicht mehr. Mit Petroleum, einer langen Spritze, die problemlos bis zum Stichsteller im Innern der Maschine reichte, und mit Wattestäbchen habe ich alle Gelenke, die sich mit den Bedienhebel bewegen sollen, gereinigt und in die dazugehörigen Ölstellen ordentlich Petroleum gespritzt. Mit viel Hin- und Her-Bewegung (ohne Gewaltanwendung) und Petroleum lösten sich die Verklebungen langsam auf. Der Hebelgriff zum Ausschwenken der Nähleuchte war für mich ein besonders hartnäckiger Fall. Ich konnte das Problem nur mit einem strammen Gummi lösen, den ich um die Lampenfassung legte und an dem ich dann zog. Dadurch bewegte sich der Griff etwas und danach habe ich die Verklebung mit viel Petroleum und Hin- und Herschieben des Hebelgriffs aufgelöst.

- Die Transporteurversenkung und der Spuler funktionieren wieder einwandfrei. Gleiche übliche Prozedur wie bei fast allen Nähmaschinen.

- Die Nadelstange war stark verharzt. Nach Öffnen der Höhenverstellschraube konnte ich sie mit Petroleum und einen Föhn wieder gangbar machen. Danach habe ich sie geputzt und geölt. Sie funktioniert in vertikaler Richtung wieder einwandfrei und über den Stichlagen-Einstellhebel oder den Zickzack-Einstellgriffs bewegt sich die Nadelstange auch in horizontaler Richtung wie vorgesehen. Die Höheneinstellung blieb unverändert, weil ich mir eine Markierung an der Nadelstange gemerkt habe. Die Stoffdrückerstange wurde komplett ausgebaut und gereinigt. Auch da blieb die Höheneinstellung unverändert. Die Höhe des Nähfusses habe ich vor Demontage festgestellt und entsprechend habe die Stoffdrückerstange nach der Montage wieder justiert.

- Ich habe bereits versucht, alle Kopfteile (Nadelstangenglied, Nadelstangengliedkurbel und Fadenhebel), wie oben im verlinkten Thread sehr schön zu sehen, auszubauen. Leider ist das nur mit dem ersten Nadelstangenglied gelungen (das habe ich abgeschraubt, gereinigt und neu eingeölt. Das Nadelstangengliedführungsplättchen blieb dabei unverändert in der Maschine), weil ich an die beiden Schraubverbindungen an der Armwellenkurbel nicht herankam. Solange ich die Armwelle nicht drehen kann, klappt der Ausbau nicht vollständig, und solange ich den Fadenhebel nicht abschrauben kann, will ich auch nicht wagen, den Splint der Armwellenkurbel herauszuschlagen. Ich bin auch noch nicht sicher, ob ein kompletter Ausbau wirklich erforderlich ist. Wenn es nicht sein muss, will ich mir unnötige Arbeit natürlich ersparen.

- Der Greifer wurde von mir, wie in der Pfaff 230 Gebrauchsanleitung (S. 38 ff) beschrieben, aufgeschraubt und gereinigt. Die Greiferlaufbahn waren relativ sauber und ok. Nur die Rillen entlang der Greiferlaufbahn bedurften mit einem Zahnstocher eine Säuberung. Einige Roststellen an den Kanten, die die Funktion des Greifers aber bislang wohl kaum beeinträchtigten, habe ich mit feinsten 1200er Schleifpapier, das bereits mehrmals für ähnliche Zwecke benutzt wurde, wegpoliert. Der Greifer wurde danach nochmals gereinigt, wieder eingeölt und zusammengebaut.

- Durch Lösen und Reinigung der Schraubverbindungen an der Transporteurhebeexcenterstange und der Excentergabelstange im Unterbau der Maschine konnte ich sicherstellen, dass sich die Transporteurhebewelle und die Transporteurschiebewelle, und damit der Transporteur, wieder einwandfrei funktioniert. Wenn ich den Stichstellerhebel hin- und herbewege, verschiebt sich auch der Transporteur wie vorgesehen und das sehr leichtgängig. Das habe ich auch dadurch erreicht, weil ich die Exzentergabelstange von oben ordentlich mit Petroleum bearbeitet habe und leicht an dieser Gabelstange hin- und hergerüttelt habe, bevor ich die Schraubverbindung zur Exzentergabelstange wieder herstellte. Bei der Transporteurhebeexcenterstange klappte nur das Aufschrauben und die Reinigung entsprechend. Eine größere Bewegung dieser Stange setzt nach meiner Einschätzung die radiale Beweglichkeit der Armwelle voraus.

- die Wellenbuchsen an der kurzen Greiferwelle und die vordere und hintere Wellenbuchse an der Greiferantriebswelle kann ich inzwischen auch als denkbare Problemverursacher ausschließen. Nachdem ich in alle Ölstellen an den unteren Wellenbuchsen ordentlich Petroleum eingespritzt habe (die zwei an der vorderen und hinteren Wellenbuchse der Greiferantriebswelle sind etwas versteckt und wurden von mir nicht gleich gefunden! Die beiden an der Greiferwelle sind nur von vorne erkennbar!), konnte ich mit einer Rohrzange, die ich am Ende des unteren kleinen Synchroflexriemenrades angesetzt habe, mit relativ wenig Kraftanstrengung erreichen, dass sich die Greiferantriebswelle, die Greiferwelle und auch der Greifer selbst wieder etwas bewegen (vorher war die Greiferantriebswelle in den Wellenbuchsen festgefahren). So etwa 3-5mm ist das radial jetzt in beide Richtungen möglich, allerdings ohne entsprechende Bewegung des oberen Synchroflexriemenrades und der Armwelle. Ich werde versuchen, die Leichtgängigkeit dieses Spiels mit Petroleum und Föhn weiter zu verbessern, so dass das auch ohne Rohrzangeneinsatz klappt.

- Auch das große Kegelrad mit Zickzackexzenter erlaubt ein leichtes etwa 1mm radiales Spiel, so dass ich auch die Kegelradwellenbuchse als möglichen Problemverursacher derzeit wohl ausschließen kann.

Damit verbleiben nach meiner Einschätzung noch folgende Bereiche als mögliche Problemverursacher für die festgefahrene oder verklebte Armwelle übrig:

- mit größter Wahrscheinlichkeit die vordere und die hintere Armwellenbuchse. Nachdem ich die Nadelstange hochgeklappt und das Nadelstangenglied ausgebaut habe, konnte ich relativ viel Rostansatz an den Kanten der vorderen Armwellenbuchse sehen und zwar unter der Armwellenkurbel (von vorne aus Richtung Nadelstange betrachtet). Entsprechenden Rost vermute ich allerdings nicht in der Buchse. Der Rost kommt mE von der Oxidation des aus der Buchse heruntergelaufen säurehaltigen Öls. Möglicherweise war die Qualität des Buchsenmetalls, das Pfaff an dieser Stelle eingesetzt hat, auch nicht besonders gut.

- der Steuerexcenter zur Automatic, der zugleich als vorderer Stellring für die Armwelle ausgebildet ist. Ich habe bereits versucht, das vorhandene geringe Ölspiel zwischen Stellring und vorderer Armwellenbuchse mit in Petroleum getränkter Zahnseide zu reinigen. Das klappte ganz gut. Jedenfalls konnte ich relativ viel Schmutz mit der Zahnseide aus dem Ritz rausziehen. Auch habe ich die Verschraubung bereits gelöst. Den Steuerexzenter konnte ich allerdings noch keinen Millimeter verschieben. Er sitzt noch wie angegossen auf der Armwelle fest. (Das es an dieser Stelle zwei Schrauben gibt, konnte ich erst später sehen! Siehe unten!).

- die Gelenke am Fadenhebellenker, an der Nadelstangengliedkurbel und am Fadenhebel, die ich bislang nicht ausbauen konnte. Diese Gelenke haben in keine Richtung irgendein minimales Spiel. Sie sitzen wie angeschweißt fest und da ich sie von der Armwellenkurbel nicht abschrauben kann, kann ich diese Gelenke auch nicht reinigen. Möglicherweise ist das normal. Ich bin mir da nicht sicher. Fakt ist aber, ich kann das mögliche Problem an diesen Gelenken nicht isolieren.

Im Vergleich zur Ausgangssituation bin ich mE erstaunlich weit gekommen. Das habe ich selbst zunächst nicht erwartet. Ich wollte die Maschine bereits wegwerfen oder als Ersatzteilspender verscherbeln. Aber bis auf die Nähmaschinen mit defekten Kunststoffzahnrädern hat mich noch keine Nähmaschine geschafft !!! (von daher kommt mein Ehrgeiz, auch diese Maschine in Schwung zu versetzen tongue :lol27: ).

Noch habe ich allerdings nicht gewonnen. Ich muss damit rechnen, dass es noch mindestens zwei Stellen in der Maschine gibt, die das Problem gemeinsam verursachen und dass die Maschine zunächst noch schwergängig bleibt. Versuchen könnte ich zunächst, den Steuerexcenter ein wenig zu lockern (die genaue Position werde ich natürlich markieren), um ihn ebenfalls als Problemverursacher auszuschließen. Denkbar wäre dann, dass ich den hinteren Teil der Armwelle bis zur hinteren Armwellenbuchse und danach den vorderen Teil bis zur vorderen Armwellenbuchse (einschließlich aller Kopfteile) für längere Zeit in Petroleum bade (Petroleum an der Lampenfassung und am Synchroflexriemen will ich allerdings vermeiden!).

Gibt es außer WD40 und wiederholten Föhneinsatz noch irgendwelche Tricks, wie ich das Problem in dieser Situation löse oder habe ich die üblichen Möglichkeiten bereits ausgereitzt? Vermutlich fehlt mir ein geeignetes Werkzeug, mit dem ich versuchen könnte, an der Armwelle zu drehen. Die Armwelle mit etwas Pappe schützen und danach die Rohrzange am Ende der Armwelle ansetzen funktioniert vielleicht. Rohe Gewalt will ich dabei vermeiden, um das Problem nicht noch zu vergrößern.

Den vorstehenden Text wollte ich tatsächlich hier im Forum posten. Dann habe ich nach dem Motto „Hilf dir selbst, sonst hift dir keiner“ darauf verzichtet und ohne Petroleumbad einfach weitergemacht. Nachdem ich nochmals alle Ölstellen an den Armwellenbuchsen mit Petroleum verarztet hatte und nach ein paar Stunden Einwirkungzeit einen Föhn ansetzte, habe ich die Rohzange mit dicken Stoff als Schutz am Ende der Armwelle angesetzt. Das war keine gute Idee. Die Rohrzange hat einen Abdruck auf der Armwelle hinterlassen, den ich sorgfältig wieder abfeilen und wegpolieren musste. Stattdessen habe ich dann ein Stück von einer 5mm Alu-Platte in der Nut am Ende der Armwelle als Hebel angesetzt und siehe da, „Hurra Hurra“ -lol: … nicht zu glauben, ich konnte die Armwelle jetzt radial in Bewegung versetzen. Erst langsam vor und zurück, noch relativ schwergängig und dann wieder zurück zur Ausgangsposition. Nach jeder Bewegung wurden alle sichtbaren alte Ölspuren an allen denkbaren Stellen entfernt und auch die Zahnräder mit einer Zahnbürste, Wattestäbchen und Brennspiritus gereinigt. Ich stellte auch fest, dass der Synchroflexriemen an einigen Stellen sehr dick mit altem Öl eingesifft war. Was für ein Sachsinniger, der sich nie bemühte, die Gebrauchsanleitung der Maschine zu lesen und zu verstehen, übernimmt dafür die Verantwortung? Ich musste Brennspiritus verwenden, um diese alten und teilweise sehr dicken Ölspuren zu entfernen. Eine andere Möglichkeit sah ich nicht. So habe ich den ganzen Riemen erstmal gereinigt und entsprechend auch die Riemenräder. Nach einigen Orbits von Umdrehungen konnte ich auch das Handrad wieder anschrauben. Nach fast jeder Umdrehung ging die gesamte Mechanik spürbar leichter und leichter. Als ich halbwegs Leichtgängigkeit feststellen konnte, habe ich einen neuen Rucksackmotor an der Nähmaschine montiert und das Ganze mit viel Petroleum weiter optimiert, dabei das alte Öl mit zunehmender Motorgeschwindigkeit weitgehend aus den Wellenbuchsen herausgeschwemmt. Ich denke, ich werde das Verfahren noch einige Male wiederholen müssen und auch den Steuerexcenter (die zweite Schraube an diesem Teil konnte ich bislang noch nicht sehen, da unter der Armwelle versteckt!) sowie alle Kopfteile nochmals aufschrauben, um auch sie vollständig zu reinigen. Auf eine Demontage der Wellenbuchsen an der Armwelle und an der Greiferantriebswelle will und kann ich aber verzichten. Wenn die Maschine bereits sehr leichtgängig läuft, ist die Demontage mE wirklich nicht erforderlich. Mit Petroleum kann ich den alten Dreck aus den Buchsen auch ohne Demontage ganz gut rausschwemmen, denke ich.

Fakt ist, es hat allein mit Petroleum geklappt. Ich musste kein WD40 benutzen, um das Problem abschließend zu lösen.

Bilder von der Maschine liefere ich noch nach, wenn das hier interessiert. Die Maschine ist jetzt wieder sehr sauber. Viel sauberer als fast jede Maschine, die im Nähmaschinenverzeichnis abgebildet ist. Und sie läuft wieder relativ leicht, allerdings nicht so leicht wie eine alte Pfaff 130, die noch besitze. Die ist extrem leichtgängig und läuft entsprechend leise. So leise, dass sie auch kein Nachbar hören kann, wenn ich nächtelang durchnähe. Keine andere Nähmaschine kann da mithalten. Die paar Prozente, die in Bezug auf Leichtgängigkeit bei der Pfaff 230 vermutlich noch möglich sind, hole ich aber noch raus. So oder so ähnlich habe das auch bei anderen Nähmaschinen bereits geschafft. Ähnliche Probleme wie bei dieser Pfaff 230 hatte ich allerdings noch nie. Mein erster Eindruck: andere Oldies von anderen Herstellern sind gegen Verharzungserscheinungen weniger empfindlich. Möglicherweise liegt es aber auch daran, das ich ein besonderes Exemplar in die Finger bekommen habe, das bislang extrem schlecht oder noch nie richtig gewartet wurde. Ich weiß es nicht, was in den letzten 60 Jahren mit der Nähmaschine alles passiert ist. Ich kann aufgrund bestimmter Indizien nur schwerwiegende Behauptungen anstellen, was deutsche Hausfrauen "ohne Verstand" mit ihren Nähmaschinen alles anstellen!!!

Abschließend würde ich sagen, die Maschine war geschenkt viel zu teuer und es war extrem viel Arbeit, das Problem zu beheben. Aber die zusätzliche Erfahrung, die ich mit dieser Pfaff Maschine gesammelt habe, ist für mich nahezu unbezahlbar. Mit der nächsten Pfaff habe ich aufgrund der gesammelten Erfahrungen vermutlich deutlich weniger Probleme.
Adler 8 - Meister ZZ Automatik - Pfaff 130 - 230 - Phoenix DD 6 - Singer 206D - (u.v.m.)

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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#2 Beitrag von nicole.boening »

hutzelbein hat geschrieben: Ich weiß es nicht, was in den letzten 60 Jahren mit der Nähmaschine alles passiert ist. Ich kann aufgrund bestimmter Indizien nur schwerwiegende Behauptungen anstellen, was deutsche Hausfrauen "ohne Verstand" mit ihren Nähmaschinen alles anstellen!!!
Ich freu mich für dich ... aber das ist gaaaaaaaanz dünnes Eis ... :lol27:
Näh und schraub wie du dich fühlst.

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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#3 Beitrag von conny »

ja, es kommt wohl immer darauf an, wie die Maschinen die letzten Jahrzehnte behandelt wurden.

Meine "neue" 230 ist wohl auch ein härterer Brocken. Alle anderen hatten schon nach ein paar Stunden einweichen wenigstens zaghafte Bewegungen machen können, aber diese jetzt weigert sich hartnäckig.

Ich mag WD 40 lieber riechen, als Petroleum wink
Gruß
Conny

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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#4 Beitrag von Klaus_Carina »

Was einer Maschine bei einem/einer Nutzer/in eventuell passiert ist, kann und sollte man nicht verallgemeinern -
die Hausfrauen haben in den 50er/ 60er Jahren sehr viel mehr mit den Maschinen gearbeitet und "anfangen" können -
und siehe Gebrauchsanweisungen - auch umfangreiche Wartungsarbeiten erledigt.

Und wie sich die Beschreibung liest, könnte es ja auch sein, dass die Nutzerin
einfach eine neue Nähmaschine haben wollte
und dann siehe Dieters bekannten Rat
diesem Wunsch durch Speiseöl
mehr Nachdruck verliehen hat.
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#5 Beitrag von conny »

Nicole, ich habe heute auch wieder an dem Verstand diverser Hausfrauen gezweifelt. Ich sage nur Unterfadenspulen ... mindestens 5 Farben auf einer und mindestens die letzten 3 Garnfarben sind auch noch total verknuddelt dodgy

Klaus-Carina ... die Vorbesitzerinnen meiner letzten beiden Maschinen waren sogar angeblich Scheiderinnen biggrin Ich glaube aber, dass sich danach noch andere dran versucht haben ...
Gruß
Conny

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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#6 Beitrag von nicole.boening »

... das war damals wohl so üblich - ich freu mich auch immer über den Strauß bunter Locken beim Abwickeln alter Spulen - es ist immer eine Überraschung, was als nächstes kommt. Hier gibt es eine professionelle Schneidermeisterin, die näht mit der günstigen Variante der Silvercrest ...
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#7 Beitrag von Klaus_Carina »

conny hat geschrieben:Nicole, ich habe heute auch wieder an dem Verstand diverser Hausfrauen gezweifelt. Ich sage nur Unterfadenspulen ... mindestens 5 Farben auf einer und mindestens die letzten 3 Garnfarben sind auch noch total verknuddelt
Fadenschnippsel verschiedener Farbe auf einer Spule: das ist für mich das Kennzeichen einer "Hausfrau" oder aber
einer "privaten" Änderungsschneiderei (Kinderkleidung) - Die professionellen Schneiderinnen erkennt man an vielen "reinrassigen" Spulen.
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#8 Beitrag von nicole.boening »

Zurück zu Herrn Hutzelbein - wir fühlen alle mit dir und haben ähnliches dabei gefühlt und gedacht, als wir alte festgebrutzelte Schichten alten undefinierbaren Öles aus festsitzenden Mechaniken föhnten. Lach - kommt mir vor als wäre es vorgestern gewesen. Moment - es war vorgestern :lol27: Und so schlimm ist WD40 auch nicht - so lange es dort hin kommt, wo es keinen Schaden anrichtet. Bisher hatte ich noch keine Begegnung mit Lacken, die es nicht vertrugen - bei Decals wäre ich vorsichtig.
Fotos fänd ich schon schick ...
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#9 Beitrag von det »

Hallo Hutzelbein,
irgendwie kommt mir dein Name bekannt vor. Ich verbinde Ihn mit Handkurbeln, kann mich aber auch täuschen.

Eine Pfaff 230 war auch meine aufwändigste Maschine bisher. Wäre es nicht die meiner Mutter gewesen, hätte ich wahrscheinlich zwischendurch aufgegeben.

Bevor ich die Rohrzange angesetzt hätte, hätte ich wahrscheinlich versucht, mit leichten Schlägen auf die Armwelle und die Armwellenkurbel (mit Hartholzzwischenlage) die Blockade zu lösen.

Schön, das es bei dir geklappt hat und vielen Dank für den ausführlichen Bericht!
Detlef
Maschinen: viel zu viele - Zeit dafür: viel zu wenig
- Bekennender Schneckenversender, habt Geduld mit mir -

Katis
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Re: Reparatur einer total verharzten Pfaff 230

#10 Beitrag von Katis »

Klaus_Carina hat geschrieben:
conny hat geschrieben:Nicole, ich habe heute auch wieder an dem Verstand diverser Hausfrauen gezweifelt. Ich sage nur Unterfadenspulen ... mindestens 5 Farben auf einer und mindestens die letzten 3 Garnfarben sind auch noch total verknuddelt
Fadenschnippsel verschiedener Farbe auf einer Spule: das ist für mich das Kennzeichen einer "Hausfrau" oder aber
einer "privaten" Änderungsschneiderei (Kinderkleidung) - Die professionellen Schneiderinnen erkennt man an vielen "reinrassigen" Spulen.
So isses! Bei all meinen Maschinen, die von einer Schneiderin kamen, habe ich auch nur 'reinrassige' Spulen vorgefunden! Und das Aufspulen von 5 Garnfarben/-arten ist m. M. nach eine totale Unsitte, weil man so erst mal diverse Garnfarben abrollen muss, um die Spulen für den eigenen Gebrauch vom Zeug der Jahrzehnte zu befreien (vielleicht ja aber aus der Sicht der damaligen 'Hausfrau' auch verständlich, weil man so keine Spulen zukaufen musste...).
det hat geschrieben: ...

Eine Pfaff 230 war auch meine aufwändigste Maschine bisher. Wäre es nicht die meiner Mutter gewesen, hätte ich wahrscheinlich zwischendurch aufgegeben.
...
Detlef
Genauso war es auch bei mir, als ich die Pfaff 230 meiner Mutter in 2013 reaktiviert habe: Nur die emotionale Bedeutung der Maschine hat mich über Wochen dazu gebracht, noch weiter an ihr (mit letztendlichem Erfolg) zu arbeiten!

conny hat geschrieben: ...

Meine "neue" 230 ist wohl auch ein härterer Brocken. Alle anderen hatten schon nach ein paar Stunden einweichen wenigstens zaghafte Bewegungen machen können, aber diese jetzt weigert sich hartnäckig.

...wink
Conny, das geht mir momentan ganz genauso: Auch meine jüngst erworbene Pfaff 230 weigert sich hartnäckig, gängig zu werden!

Ich kann es, nach Sanierung etlicher verharzter 'Pfaff' Maschinen eigentlich immer noch nicht fassen, wie massiv verharztes Öl, sei es Nähmaschinenöl oder im schlimmsten Fall Salatöl, zu so einer totalen Blockade der Maschinen führen kann, so dass man den Glauben an die Maschine, an sich, und die Möglichkeit, eine solche Maschine jemals wieder gängig zu bekommen, total verliert!

@ Hutzelbein: Glückwunsch zur erfolgreichen Sanierung der Maschine und danke für Deinen Bericht! Aber auch Du bist offenbar durch die Höhen und Tiefen der Sanierung einer 'Pfaff'- Maschine gegangen! Und ich stimme Dir zu: Maschinen anderer Fabrikate, Marken, haben dieses Verharzungsproblem weniger, nur kaum. Die bekommt man relativ schnell nach Reinigung mit Einsatz von WD40, Fön und Ölung wieder funktionsfähig. Gradstichmaschinen sowieso, aber auch Zickzack- und auch Zierstichmaschinen von 'Phoenix', 'Gritzner', 'Bernina', 'Adler' aus den 50-er Jahren sind da leichter wieder in Gang zu bringen als eine 'Pfaff'.

Ich frage mich mittlerweile, woran das eigentlich liegt, habe zwar Vermutungen, aber keine wirkliche Antwort darauf. Vielleicht einige von Euch?

Gruß
Karin
Maschinen: Adler: 5-27 , 37-7 / Anker: 2 x RZ / Bernina: 125, 1020, 950 / Gritzner: GU Zaubermatic, GUL / Pfaff: 15, 30, 38, 130, 230, 338, 260, 362, 138, 122, 142, 483 / Phoenix: 3 – 78, Universa 249 / Singer: 29 K 27 und andere in Bearbeitung...

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