Nähmaschinentechnik-Forum

Ich habe einen Neuzugang bekommen. Eine Meister Noblesse. Die Oma, die damit angeblich genäht hat, ist bereits verstorben. Die Maschine wurde zunächst - wie bei mir üblich - erst gewartet, bevor ich sie mit Motorbetrieb laufen ließ. Im Rahmen der Wartungsarbeit habe ich auch den Kommutator im Motor poliert und den Anlasser innen komplett gereinigt. Alles läuft toll in gewohnter Meister-Qualität, aber jetzt habe ich ein Problem.

In der Maschine ist ein PNE 30 RA 220/66/5500 Motor eingebaut und der Anlasser ist vom Typ FT-1A. Im Anlasser befindet sich ein EROID 0,047µF Kondensator und der hat auf einer Seite einen schwarzen Ring.

Nachdem ich die Maschine mit Motor anlaufen ließ, stellte ich fest das der Motor nach rechts läuft. Wenn ich mit dem Handrad nach vorne drehe, näht die Maschine richtig. Mit Motorbetrieb näht sie rückwärts, weil der Motor nach rechts dreht. Die Oma konnte ich leider nicht befragen, wie der Motor in die Maschine kam. Zunächst habe ich vermutet, dass ich beim Zusammenbau des Motors oder des Anlassers vielleicht einen Fehler gemacht und die Polung vertauscht habe. Das kann allerdings nicht sein. Am Motor habe ich nur die vordere Haube am Komutator und bei den Kohlebürsten abgenommen. Den Kondensator im Anlasser konnte ich zwar verdreht haben. Aber am schwarzen Ring am Kondensator liegt es nicht, das der Motor rechts herum dreht. Egal wie ich den Kondensator drehe oder die Polung am Kohledruckbehälter anschließe, der Motor dreht nach rechts.

Hat jemand eine Ahnung, wie ich diesen Motor zum Linksläufer umfunktionieren könnte und woran es liegen könnte? Wenn der Motor ein Rechtsläufer ist, worauf die Bezeichnung "RA" vielleicht hinweist, wäre das aus meiner Sicht auch nicht schlimm, da ich an meiner Adler 8 ohnehin noch einen nach rechts drehenden Motor brauche. Das würde sogar sehr schön aussehen, weil Motor und Anlasser schwarz sind. Im übrigen funktionieren der Motor und der Anlasser sehr gut.

Problem ist gelöst und ich habe, ohne es zu wollen, wieder was gelernt. Ich habe es doch tatsächlich geschafft, die vordere Haube ab Motor falsch herum wieder auf den Motor zu montieren. So wie ich montiert habe, wurde der Motor zum Rechtläufer. Richtig oder anders herum montiert ist er Linksläufer. Einfacher gehts wohl nicht. Aus solchen Fehlern lernt man und mit der gewonnen Erkenntnis habe ich auch eine Problemlösung für meine Adler 8 gefunden.

Drehrichtungewechsel ist (ich vermute) beim Reihenschluss- Universalmotor durch das vertauschen (Umlöten) der Läufer- oder Statorwicklung ("N" <> "S" des gedachten Magneten tauchen) machbar, so weit ist das klar.

Aber dass das durch pures drehen des Deckels (vermutlich da wo die Kohlen (also Kommutator) sind) möglich ist, habe ich in all den Jahren, ehrlich gesagt noch nicht gesehen (1969-73 Lehre, 1979 Meisterbrief, seit 1982 Elektrotechnikerin), interessant, sehr interessant!!

Zeig doch mal bitter Fotos von dem "Wunderkästchen".

Bei diesem Motor gehen jeweils ein Kabel aus der Wicklung kommend unter die Kohlebürstenbehälter. Die sind dort an-gelötet und die Kohlebürstenbehälter sind an der Haube montiert. Wenn ich also die Haube anders herum drehe, was sehr einfach funktioniert, vertausche ich im Grunde die Polung. Ich vermute, dass es eine Spezialität dieses Motors ist. Eine andere Erklärung habe ich nicht. Geärgert habe ich mich allerdings schon, dass das passiert ist und ich wiedereinmal beim Demontieren nicht genau aufgepasst habe.

Wenn das als Erklärung für das "Wunderkästchen" nicht reicht oder plausibel ist (keine Ahnung!), muss ich den Motor nochmals ausbauen und aufschrauben, was ich nur ungern mache.

Hallo hutzelbein,

genau dieses "Phänomen" habe ich Dir schon in meinem Beitrag:

http://naehmaschinentechnik-forum.de/vi ... 346#p28346

in Deinem Adler 8 - Thread beschrieben.

Wenn Du den Motordeckel mit den Kohlebürstenhaltern um 180° verdreht montierst, hat das den gleichen Effekt wie das Umpolen der Kohlen.

lG Helmut

Wenn das bei jedem Motor so einfach geht, bin ich sehr glücklich.

Und wenn mein voraussichtlicher Neuzugang, eine schöne Phoenix DD6 mit viel Zubehör, auch nach rechts dreht und so toll näht wie meine Adler 8, werde ich diesen Trick wohl noch öfter anwenden.

Meines Wissens sind alle gängigen NM - Motoren sog. Hauptschluss - Universalmotoren und bei denen funktioniert das immer.

lG Helmut

Weil ich die Bilder vom Kondensator, der im Anlasser war, gerade gefunden habe, poste ich die mal. Mich hat der schwarze Ring auf der rechten Seiten irritiert und ich habe dann vermutet, dass die Seite mit dem Ring auf das schwarze Kabel im Anlasser treffen muss. Umgekehrt eingebaut, hat er allerdings genauso funktioniert.

Eroid war ein Markenname von Roederstein (heute Roederstein/Vishay).

Irgendwo habe ich gelesen, dass man bei bestimmten Elektromotoren die Drehrichtung auch umkehren kann, wenn man nur den Kondensator umkehrt.

bei den 380/400 volt-Motoren (Industrie - Kraftstrom)
wird die drehrichtung durch vertauschen der beiden schwarzen drähte bewerkstelligt

ich hatte mal den fall, daß die berufs-schule anrief und bemängelte, daß der neue Bügeltisch defekt sei

es hat sich dann herausgestellt, daß der Lehrer mit den Lehrlingen der elektro-klasse dem nähsaal eine exquisite Ringleitung eingebaut hatte
allerdings hatten die keinen Phasenprüfer zur abnahme verwendet, daher liefen je nach Steckdose die Maschinen mal linksrum und mal rechtsrum

Na ja, ein Drehstrommotor ist wieder eine andere Baustelle...

@hutzelbein

bei einem Folienkondensator (wie die Entstörkondensatoren) ist die Polung wurscht.

Die ist nur bei Elektrolytkondensatoren von Belang, und die kommen für Wechselspannungen sowieso nicht in Frage.

Bei Drehstrommotoren ändert sich die Drehrichtung, wenn man 2 beliebige Phasen vertauscht.

Bzw. bei einem, der mittels Kondensator (Steinmetz-Schaltung) für Einphasen-Wechselstrom adaptiert ist, dadurch, daß man den Kondensator an einen anderen der 3 Anschlüsse des Motors anschliesst.


lG Helmut