Singer 206G Restauration
Verfasst: Montag 29. Oktober 2018, 20:25
Ich arbeite derzeit an drei dieser Maschinen. Wie man sie weitgehend zerlegt, danach wieder perfekt zusammenbaut und einstellt, weiß ich mittlerweile. Mit einer dieser Maschinen habe ich mich bereits vor etwa zwei Jahren intensiv beschäftt. Damals fehlte es noch etwas Erfahrung und die Maschine war ziemlich an allen Stellen verharzt. Es war sogar bedingt durch einen Transportschaden eine Ecke am Maschinenbett (unter dem Handrad rechts) abgebrochen. Damals habe ich diese Maschine zunächst nur als Ersatzteilspender und als geeignetes Schraubobjekt zum Lernen empfunden. Ich wollte auch den nicht mehr einwandfrei funktionierenden Zick-Zack Mechanismus begreifen. Der ist in einer Lagerbuchse mit etwa 3cm Durchmesser verbaut (Singer Part No. 188412 gem. Singer List of Parts for Class 206K Machines). Diese Buchse wurde bei der Herstellung von Singer dick mit Fett überzogen, damit sie sich leichter in den Arm einschieben ließ. Ich konnte den Zick-Zack Mechanismus nicht ausbauen. Die Buchse sass wie eingeklebt fest. Mit dem Hammer konnte ich sie dann aber rausschlagen. Die Buchse ist aus dünnen Spritzguss und sie ging beim Ausbau defekt. Ich habe sie dann aber mit einer 3cm Alu-Rundstange originalgetreu nachgebaut. Der Zick-Zack-Mechanismus funktioniert wieder einwandfrei und vermutlich habe ich jetzt eine der sehr wenigen Maschinen, bei der sich der ganze Zick-Zack Mechanismus einfach ausbauen und dann komplett zerlegen lässt.
Bei den beiden anderen Maschinen habe ich es bereits versucht, den Zick-Zack-Mechanismus ebenfalls auszubauen. Mit einfachen Mitteln geht das nicht und Gewalt darf man gemäß meiner Erfahrung nicht anwenden. Es könnte aber vielleicht doch eine trickreiche Methode geben, bei der man den Mechanismus mit einer Rausdrückvorrichtung von hinten nach vorne irgendwie doch rausdrücken könnte, ohne dass die Buchse defekt geht. Bei Renters Band 3 Seite 195 steht, man solle die Exzenterbuchse nur vorsichtig rausdrücken. Das hat Renters vor etwa 70 Jahren geschrieben. In der Zwischenzeit ist das alte Fett aber vermutlich bei allen Maschinen bereits eingetrocknet. Ich habe daran gedacht, es mit großen Schraubzwingen zu versuchen. Mit dem Hammer schlage ich auf die Buchse nie wieder ein. Und nachbauen will ich die Buchse kein zweites Mal. Das war tierisch viel Arbeit.
Der Ausbau ist bei beiden Maschinen nicht unbedingt erforderlich. Ich konnte den Zick-Zack Mechanismus auch mit Petroleum wieder zum leichtgängigen Verhalten bringen. Man kann von oben durch den Armdeckel und von hinten ganz gut Petroleum in den Mechanismus spritzen. Trotzdem würde ich den Mechanismus gerne ausbauen und ihn innen gründlich reinigen. Ich denke 90 Jahre nach der Herstellung sollte man es irgendwann tun, um die Maschine für die nächsten 90 Jahre im sehr guten Zustand zu halten.
Alle Maschinen nähen wieder einwandfrei, extrem leichtgängig und leise. Schöne Singer Motorenlösungen habe ich inzwischen auch bereits gefunden. Bei einem dieser Motoren war ein Kondensator defekt. Der war doch tatsächlich im Strator verklebt. Erst dachte ich, die gesamte Wicklung des Motors ist durchgebrannt. Nein es war nur der Kondensator und den habe ich inzwischen rausgeschmissen. Wie ich den ersetzen muss, weiß ich mittlerweile. Der perfekte Ersatz kostet bei Conrad nur 44 Cent (Conrad Bestell-Nr.: 1279958-62 müsste gut passen). Bei der Maschine, wo die Ecke abgebrochen war, habe ich eine neue Ecke aus Hartholz angeklebt. Diese Maschine wollte ich jetzt komplett neu mit Einbrennlack lackieren. Ich will es einmal ausprobieren, ob ich das perfekt hinbekomme. Deshalb will ich mir für diese Maschine sogar neue Decals besorgen. Ich weiß, der Aufwand den ich betreibe ist wahnsinnig und wird vermutlich nie bezahlt werden. Trotzdem will ich es versuchen. Ich denke diese Maschine hat es verdient. Die Technik, die Singer in dieser Maschine verbaut hat, war vom Feinsten und es gibt auch heute noch kaum Nähmaschinen, die leichtgängiger nähen können. So steht das auch im Nähmaschinenverzeichnis und ich kann das nur bestätigen.
Ich habe im Grunde nur zwei Problembereiche oder Fragen:
- Gibt es eine Methode bei der ich die Zick-Zack Lagerbuchse relativ bruchsicher ausbauen kann? Ich denke Singer hat bei allen Swing-Needle Maschinen wie der 306, 319 und vermutlich auch der 401 eine ähnliche Buchse verbaut. Es gibt nur zwei Schräubchen, die ich lösen muss und dann muss ich von hinten irgendwie Druck auf die Zick-Zack Lagerbuchse erzeugen und den langsam erhöhen, so viel ist für mich bereits klar. Irgendwie muss ich mir vermutlich eine Rausdrückvorrichtung basteln, ähnlich wie sie die auch ein Fahrrad-Mechaniker hat, wenn er das Tretlager aus einem alten Fahrrad rausdrücken muss.
- Bei der Lackierung wollte ich Einbrennlack von Kaddy-Lack benutzen. Alternativ wie adler104 Spraila aus der Sprühdose. Das ist ein Nitrokombinationslack, bei dem ich allerdings Reaktionen auf den Untergrund oder auf obere Schichten befürchte, weil der Lack vermutlich aggressive Lösungsmittel enthällt. Die andere Alternative wären Sprühlacke auf Alkydharz-Basis. Die hätte ich bereits hier und die benutze ich auch gelegentlich für kleinere Maschinenteile, wie z.B. selbst gebastelten Motorenhalterungen. Bei diesen Lacken habe ich etwas Angst, dass sie weniger gut durchhärten und dann nicht so strapazierfähig sind, wie das ursprünglich bei alten Singer Nähmaschinen der Fall war.
Die Decals wollte ich mit wasserverdünnbaren Lascaux Transparentlack 1 schützen. Den habe ich hier bereits und der kommt bei mir ziemlich oft für andere Zwdcke zum Einsatz. Danach wollte ich die letzten Schichten ebenfalls mit transparenten Einbrennlack überziehen. Ich weiß nicht, wie hitzeempfindlich die Decals und der Transparentlack reagiert. Einbrennen wollte ich den transparenten Einbrennlack nur bei einer relativ moderaten Temperatur von etwa 100°C. Das ist gemäß Herstellerbeschreibung möglich. Hat jemand Ratschläge zu diesem Thema?
Bei den beiden anderen Maschinen habe ich es bereits versucht, den Zick-Zack-Mechanismus ebenfalls auszubauen. Mit einfachen Mitteln geht das nicht und Gewalt darf man gemäß meiner Erfahrung nicht anwenden. Es könnte aber vielleicht doch eine trickreiche Methode geben, bei der man den Mechanismus mit einer Rausdrückvorrichtung von hinten nach vorne irgendwie doch rausdrücken könnte, ohne dass die Buchse defekt geht. Bei Renters Band 3 Seite 195 steht, man solle die Exzenterbuchse nur vorsichtig rausdrücken. Das hat Renters vor etwa 70 Jahren geschrieben. In der Zwischenzeit ist das alte Fett aber vermutlich bei allen Maschinen bereits eingetrocknet. Ich habe daran gedacht, es mit großen Schraubzwingen zu versuchen. Mit dem Hammer schlage ich auf die Buchse nie wieder ein. Und nachbauen will ich die Buchse kein zweites Mal. Das war tierisch viel Arbeit.
Der Ausbau ist bei beiden Maschinen nicht unbedingt erforderlich. Ich konnte den Zick-Zack Mechanismus auch mit Petroleum wieder zum leichtgängigen Verhalten bringen. Man kann von oben durch den Armdeckel und von hinten ganz gut Petroleum in den Mechanismus spritzen. Trotzdem würde ich den Mechanismus gerne ausbauen und ihn innen gründlich reinigen. Ich denke 90 Jahre nach der Herstellung sollte man es irgendwann tun, um die Maschine für die nächsten 90 Jahre im sehr guten Zustand zu halten.
Alle Maschinen nähen wieder einwandfrei, extrem leichtgängig und leise. Schöne Singer Motorenlösungen habe ich inzwischen auch bereits gefunden. Bei einem dieser Motoren war ein Kondensator defekt. Der war doch tatsächlich im Strator verklebt. Erst dachte ich, die gesamte Wicklung des Motors ist durchgebrannt. Nein es war nur der Kondensator und den habe ich inzwischen rausgeschmissen. Wie ich den ersetzen muss, weiß ich mittlerweile. Der perfekte Ersatz kostet bei Conrad nur 44 Cent (Conrad Bestell-Nr.: 1279958-62 müsste gut passen). Bei der Maschine, wo die Ecke abgebrochen war, habe ich eine neue Ecke aus Hartholz angeklebt. Diese Maschine wollte ich jetzt komplett neu mit Einbrennlack lackieren. Ich will es einmal ausprobieren, ob ich das perfekt hinbekomme. Deshalb will ich mir für diese Maschine sogar neue Decals besorgen. Ich weiß, der Aufwand den ich betreibe ist wahnsinnig und wird vermutlich nie bezahlt werden. Trotzdem will ich es versuchen. Ich denke diese Maschine hat es verdient. Die Technik, die Singer in dieser Maschine verbaut hat, war vom Feinsten und es gibt auch heute noch kaum Nähmaschinen, die leichtgängiger nähen können. So steht das auch im Nähmaschinenverzeichnis und ich kann das nur bestätigen.
Ich habe im Grunde nur zwei Problembereiche oder Fragen:
- Gibt es eine Methode bei der ich die Zick-Zack Lagerbuchse relativ bruchsicher ausbauen kann? Ich denke Singer hat bei allen Swing-Needle Maschinen wie der 306, 319 und vermutlich auch der 401 eine ähnliche Buchse verbaut. Es gibt nur zwei Schräubchen, die ich lösen muss und dann muss ich von hinten irgendwie Druck auf die Zick-Zack Lagerbuchse erzeugen und den langsam erhöhen, so viel ist für mich bereits klar. Irgendwie muss ich mir vermutlich eine Rausdrückvorrichtung basteln, ähnlich wie sie die auch ein Fahrrad-Mechaniker hat, wenn er das Tretlager aus einem alten Fahrrad rausdrücken muss.
- Bei der Lackierung wollte ich Einbrennlack von Kaddy-Lack benutzen. Alternativ wie adler104 Spraila aus der Sprühdose. Das ist ein Nitrokombinationslack, bei dem ich allerdings Reaktionen auf den Untergrund oder auf obere Schichten befürchte, weil der Lack vermutlich aggressive Lösungsmittel enthällt. Die andere Alternative wären Sprühlacke auf Alkydharz-Basis. Die hätte ich bereits hier und die benutze ich auch gelegentlich für kleinere Maschinenteile, wie z.B. selbst gebastelten Motorenhalterungen. Bei diesen Lacken habe ich etwas Angst, dass sie weniger gut durchhärten und dann nicht so strapazierfähig sind, wie das ursprünglich bei alten Singer Nähmaschinen der Fall war.
Die Decals wollte ich mit wasserverdünnbaren Lascaux Transparentlack 1 schützen. Den habe ich hier bereits und der kommt bei mir ziemlich oft für andere Zwdcke zum Einsatz. Danach wollte ich die letzten Schichten ebenfalls mit transparenten Einbrennlack überziehen. Ich weiß nicht, wie hitzeempfindlich die Decals und der Transparentlack reagiert. Einbrennen wollte ich den transparenten Einbrennlack nur bei einer relativ moderaten Temperatur von etwa 100°C. Das ist gemäß Herstellerbeschreibung möglich. Hat jemand Ratschläge zu diesem Thema?