Klar wollte man Kosten + Transportkosen etc. einsparen. Da wurde mit Sicherheit in fast allen Bereichen mit sehr spitzen Bleistift gerechnet. Zoll und Transportkosten für Teile, die in Deutschland bei der Herstellung einer Nähmaschine gebraucht wurden, waren vermutlich nicht so hoch und wenn doch, dann hat Singer sicherlich auch noch auf die Zoll-Höhe Einfluss genommen oder eine Sonderregelung für den Zolltarif bekommen. Dann gab es eine neue Zolltarif-Nummer und das Thema war erledigt. Wenn das nicht so lief, wie sich Singer das vorstellte, holte Singer vermutlich die Erpressungskeule raus. Die Maschinen aus Wittenberge sollten auch exportiert werden. Wenn andere Länder dann die Zölle hoch gesetzt haben, hat die ganze Exportwirtschaft in Deutschland gelitten. Wenn die deutsche Exportwirtschaft mehr exportieren wollte, musste erst die Einfuhrzölle in den anderen europäischen Ländern und entsprechend auch in Deutschland gesenkt werden. Das war ein gegenseitiges Geben und Nehmen.inch hat geschrieben:@ hutzelbein
Ich weiß nicht,wo du deine Theorien hernimmst.
Das Singer-Werk Wittenberge wurde ausschließlich zu dem Zweck gebaut,Maschinen in Deutschland zu produzieren und damit den Zoll zu umgehen und Kosten+Transportkosten etc. einzusparen,so,wie das heute noch allerorts üblich ist. Alles,was in Wittenberge produziert werden konnte,wurde also auch dort hergestellt.
Die Nähmaschinen wurden selbstverständlich im Werk eingenäht,das ist übrigens auch im von adler104 erwähnten Singer-Film sehr gut zu sehen. Es war eine riesige Fabrik,da wurden bitte sehr nicht mal wegen 1000 Maschinen die Bänder angeworfen. Solche Fabriken produzieren pausenlos,auch gut im oben erwänten Film zu sehen.
Es wurde nicht alles in Wittenberg produziert. Es gab auch in Hamburg eine Produktionsstätte. Dort befand sich auch die Entwicklungsabteilung. Es war ein Hamburger Singer-Ingenieur, der den Zick-Zack Mechanismus für Singer entwickelt hat. Das ist nicht in Wittenberge passiert.
Selbst an der Zeit für das Einnähen von Nähmaschinen hat Singer geknappst und sicherlich gerne die Arbeit auf die Singer-Fachhändler verlagert, so weit das eben sinnvoll war. Im Werk stand vermutlich zunächst jemand mit einer Stoppuhr daneben und hat gestoppt, wie lange man zum Einnähen maximal brauchen darf. Auf dieser Basis wurde alle Stück-Akkordsätze im Werk für die jeweilige Tätigkeit bestimmt. Alle Mitarbeiter waren weitgehend Spezialisten, die täglich fast immer die gleichen typischen Handbewegungen zum Akkordtarif machten. Allrounder, die fast alles gut konnten oder wußten gab es nur wenige.
Die 1000 Maschinen habe ich nur als Beispiel genommen. Da kannst du noch ein oder zwei Nullen dranhängen, wenn du willst. Umrüstzeiten für Produktionsmaschinen und die damit verbundenen Produktionsausfälle wurden selbstverständlich als Kostenfaktor verstanden. Genauso Lagerkosten incl. Zinsverlust für das im Lagerbestand gebundene Kapital. Der ganze Produktionsprozess war kostenoptimiert. Die optimale Herstellungsmenge eines bestimmten Nähmaschinen-Typs wurde sehr genau ausgerechnet. Dabei hat man sich auch öfter verrechnet, weil man die Verkaufszahlen nur sehr grob abschätzen konnte. Die Fliesbänder sollten dabei möglichst nie stillstehen. Entsprechend wurde auch in Schottland und an anderen Produktionsstandorten gerechnet, aber nicht in der Form, dass möglichst alles in Wittenberge hergestellt werden sollte. Es wurde sehr genau gerechnet, wo die Produktionskosten einschließlich Tranport, Zoll und Lagerkosten günstiger waren. Wenn die Produktion in Schottland günstiger war oder dort aus irgendeinem Grund die Bänder still standen, dann wurde halt dort vorübergehend oder auch längerfristig auch für Deutschland hergestellt. Genauso umgekehrt. Protektionistisches Denken gab es bei Singer nicht. Die Bosse haben alle Entscheider, Politiker und auch die Mitarbeiter gegenseitig ausgespielt, wenn es sein musste. Wenn es in Wittenberge längerzeitig Streiks gab, hat Singer halt die Nähmaschinen vorübergehend vermehrt in Schottland herstellen lassen und die deutschen Belegschaft ausgehungert.
So läuft es auch heute noch. Wenn die Herstellungskosten in Europa oder in Taiwan/China zu hoch sind, dann produziert Singer halt in irgendeinem anderen Entwicklungsland, wo die Mitarbeiter noch sehr arm sind und hungern müssen, wenn sie nichts verdienen. Wieviel Singer dabei verdient, weiß keiner. Mit Sicherheit wird aber auf die Rendite bis auf zwei Stellen hinter dem Komma wert gelegt. Das war auch damals schon so, nur noch nicht so extrem wie heute.