Nähmaschinentechnik-Forum

Hallo in die Runde,
da habe ich mich gerade intensiv mit meiner Singer 66 beschäftigt, kommt mir eine Naumann ins Haus, keine 20 Euro teuer. Sie ist verdreckt, verklebt, schreit förmlich nach Zuwendung! Aber: Nur grob abgewischt und eingefädelt näht sie einfach los: Geradeaus, im Zick und Zack, vor und zurück und schnurrt dabei... Ich bin begeistert.

Wie ist diese Maschine denn zeitlich einzuordnen? Wenn ich richtig gelesen habe, hatte man wohl nur wenige Jahre im VEB solche Maschinen gebaut. Diese weicht von den meisten Bildern, die ich im Verzeichnis gesehen habe ab: Die Platte der Zick-Zack-Einstellung ist anders geformt und auch nicht mit vier Schrauben befestigt, klemmt nur irgendwie dran. Und die Spulvorrichtung ist identisch mit der meiner Singer 66, wenngleich hier die Befestigung der Baugruppe wesentlich solider ausgeführt ist.
Insgesamt scheint die Maschine sehr viel benutzt zu sein. Dekor ist fast überall ab und der Lack hat lauter Macken. Außer dem Markennamen und einem verblichenen SN in der Mitte der Bodenplatte gibt es keinen Hinweis auf den Hersteller, weder auf noch unter der Maschine.

Noch wichtiger: Ich möchte die Maschine natürlich gründlich reinigen und ölen / fetten. Gibt es vielleicht Dinge, die ich lieber unangetastet lassen sollte? Wo sind Fallen, in die ich unwissend stolpern könnte? Die Bedienungsanleitung sagt dazu schon einiges. Aber der Erfahrungsschatz hier im Forum...
Viele vorweihnachtliche Grüße,
Armin

Ach noch was: Tief in der hinteren linken Ecke des Nähschrankes ist eine gußeiserne Schale angebracht. Wozu kann die denn sein?

In die Schale kannst du dein Ölkännchen stellen
Deine Naumann 65 ist das Vorkriegsmodell von Naumann,nach dem Krieg wurde Naumann verstaatlicht und die Naumann 65 weiterentwickelt und weitergebaut vom dann "VEB Schreibmaschinen- und Nähmaschinenwerke Dresden".
Die Naumann 65 ist eine super Handwerker-Nähmaschine.

Die Naumann KL 65 ist für die Damenschneiderei soweit ich mich erinnern kann, eine supersolide Maschine, eine der besten zickzack die ich habe wen nicht die beste.
Zu deiner Frage der Reinigung, bei dem wahrscheinlich notwendigen Reinigen der Plättchen der Fadenspannung unbedingt die Reihenfolge beim zusammenbauen beachten, wenn du die Fadenspannung auseinander hast vielleicht auch mal testen ob die Fadenanzugfeder tadellos funktiioniert oder ob diese verklebt ist. Zum reinigen von Blankmetal empfehle ich mit einer Zahnbürste Silberputzmittel aufzubürsten und mit einem Entrosterspray nachzuwirken, das kommt wie neu, zum Finish ölen. Immer eine Schutzbrille tragen bei der ganzen Chemie, ansonsten bitte eine spezielle Stelle bennen, am besten mit Foto.

Huhu - ich schwöre ja auf meine Naumann. Eine tolle Maschine mit Königswelle. Hab von meiner ein Video gedreht:
https://youtu.be/YYu9SHDl2iU
Tolles Teil - hab noch eine zweite, die seit einiger Zeit zerlegt in der Stube liegt. Wenn du eine Frage hast, immer her damit. Zum Ölen steht alles in der Anleitung.

Danke für die Antworten!
Im Nähmaschinenverzeichnis ist die Reihenfolge der Entwicklungen ein bißchen mißverständlich ausgedrückt. Da hab ich es so verstanden, als sei die 65 eine Weiterentwicklung der 60 gewesen. Auf die Idee, daß die 65 schon vor Kriegsende gebaut wurde, bin ich gar nicht gekommen. Passt aber.
Ich werde mich in den Tagen nach Weihnachten an die Maschine begeben. An die Fadenspannung muß ich auf jeden Fall ran. Davor habe ich ein wenig Bammel. Melde mich bei Bedarf. Das Schränkchen stinkt fürchterlich und sieht auch nicht mehr schön aus. Ich werde es neu bauen - irgendwann...

Schöne Festtage wünsche ich!

Armin

Hallo Armin,
ja,das ist etwas mißverständlich beschrieben. Wegen des frühen Baujahres hast du auch noch das Seidel&Naumannn Emblem auf der Grundplatte.
Es gibt auch recht hübsche Eisengestelle (Schneider-Tische) für die Naumann 65, zu finden auch manchmal unter Textima.

Hallo,
jetzt habe ich noch eine 65 bekommen, diesmal eine volkseigene. Interessant, beide Maschinen nebeneinander zu sehen. Die 65-2 hat einen neu geformten Gußkörper bekommen und Veränderungen bei der Sticheinstell-Mechanik. Nun, sie ist jünger. Und "reifer"? Ich möchte beide Maschinen wieder flott machen. Und dazu habe ich ein paar Fragen:
Bei der Demontage der Fadenspannung komme ich am inneren Spannring nicht weiter. Da bewegt sich nichts. Die kleine Madenschraube scheint auch nur die dahinter liegende Scheibe zu arretieren. Was kann ich tun?
Der Lack und alle Teile sind total verknastert. Ist das ein Einbrennlack und womit kann ich außer Petroleum ran?
Liebe Grüße,
Armin