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Gebrauchte Pfaff 335 oder 345, worauf achten

Verfasst: Samstag 18. Januar 2020, 22:08
von Erik Larsson
Hallo, liebe Foristen!

Ich habe drei Maschinen von Pfaff (eine recht alte mit Tretantrieb, eine Tiptronic und eine Creative Vision. Immer wieder habe ich das (Luxus)Problem, dass keine meiner Maschinen sich eignet, um Projekte wie z.B. eine Laptoptasche (aus Taschenfilz), eine Handyhülle oder einen Tagesrucksack (aus Leder) oder eine Tasche (Jeans, Filz, Cordura, Leder) zu realisieren. Meine Maschinen sind entweder mit der Dicke oder der Festigkeit der Materialien überfordert...

Seit geraumer Zeit bin ich (dank der Empfehlung von jemandem mit ähnlichen Anforderungen) auf der Suche nach einer Maschine mit Dreifachtransport und habe mich auf die Pfaff 335 "eingeschossen". Nun sind diese Maschinen ja nicht besonders dicht gesät, zumindest im gebrauchten Zustand und zu einem Preis, der halbwegs zur meiner gelegentlichen Hobbyverwendung passt. Vor einiger Zeit war ich bei einem Herrn, der mit gebrauchten Industrienähmaschinen handelt, dort durfte ich einige seiner Schätze ausprobieren. Die angestrebte 335 war auch darunter und erwies sich erstmal als herbe Enttäuschung – wobei auch hier das Problem ganz klassisch vor der Maschine saß. Obwohl schon eine Umrüstung auf einen neuen 220-Volt-Servomotor erfolgt war (Made in Taiwan, wenn ich mich recht entsinne), kam ich nicht zurecht - für mich nähte die Maschine auch im langsamsten Modus noch zu schnell, und das ließ sich mit dem Fußpedal auch bei vorsichtigster Bedienung nicht vernünftig steuern. Also habe ich mich erstmal wieder nach Hause getrollt, das Ganze ein paar Monate ruhen lassen und versucht, mir die Sache aus dem Kopf zu schlagen.

Dann habe ich beim Durchackern des Forums hier in einem der Beiträge etwas von einem "Speed Reducer" (Firma Sieck) gelesen, der (wenn ich das richtig verstanden habe) dieses Problem evtl. lösen könnte. Falls mir dazu jemand Genaueres verraten kann, würde ich mich sehr freuen.

Was mir beim Kauf einer gebrauchten Maschine dieses Kalibers völlig fehlt, ist die Erfahrung, worauf ich achten muss. Auch hier wäre ich ganz, ganz dankbar für jeden noch so banalen Tipp.

Gibt es evtl. auch irgendwo eine Übersicht über die Unterschiede zwischen 335 und 345 oder sogar über die unterschiedlichen Modelle der 335 ? Es stehen in den Angeboten ja meist noch ein paar Zahlen/Buchstaben dabei, deren Bedeutung mir nicht klar ist. Bestimmt gibt es da eine Liste - und ich bin nur mal wieder zu doof, sie zu finden boewu

Gibt es andere Fabrikate/Modelle mit Dreifachtransport, die ich mir ansehen sollte? Zwar würde ich gern bei Pfaff bleiben, weil ich eben schon jahrzehntelang mit denen nähe, aber ich bin da nicht militant.

Freundlichen Dank für jeden Input und herzliche Grüße an alle Näh(maschinen)enthusiasten
Erik

Re: Gebrauchte Pfaff 335 oder 345, worauf achten

Verfasst: Samstag 18. Januar 2020, 22:42
von inch
Hallo Erik,
willkommen im Forum!
Ich empfehle die Maschinen von Pfaff oder Adler und als Servomotor würde ich mich aus Kostengründen nach einem gebrauchten EFKA DC (230 V Betriebsspannung) umschauen. EFKA ist eine alteingesessene deutsche Firma mit hervorragender Industriequalität.
Ein neuer EFKA-Servo kostet halt paar Euro mehr...du kannst Stich für Stich nähen,hast drei Geschwindigkeitsstufen zum Voreinstellen,Nadelstop oben und unten, usw.
Da du vermutlich weder Druckluft,Lichtschranken oder Magnetschalter nachrüsten willst,erschöpfen sich damit die Steuerungsmöglichkeiten für alte mechanische Maschinen.
Die kräftigste Freiarm-Maschine ist die Pfaff 345,der Freiarm ist einen Tick dicker als von der 335,du kannst mit dickeren Nadeln nähen und sie hat mehr Füßchenhub als die Pfaff 335.
Wenn dir die Adler/Pfaff-Dreifachtransport-Maschinen nicht ausreichen und du noch dickere Materialien nähen willst,kannst du dich nach Adler,Claes,Dürkopp,Singer Leder/Sattler-Freiarm-Maschinen umsehen,für die absoluten Extremfälle wink

Re: Gebrauchte Pfaff 335 oder 345, worauf achten

Verfasst: Sonntag 19. Januar 2020, 07:45
von adler104
Die 335 und 345 unterscheiden (angesehen von den Unterklassen) im wesentlichen die Art des Greifers, die 335 hat einen horizontale liegenden Greifer, und durch die Bauform einen dünneren Arm, die 345 hat eine vertikalen Greifer.

Wie kräftig eine Maschine ist hängt von vielen Faktoren ab. Im Wesentlichen von der Größe und Schwere des Handrades, die Motorleistung und Größe der Keilriemenscheibe an Motor und Handrad und ob ein Speed Reducer vorhanden ist oder nicht.

Der Nähfußhub ist von der Unterklasse Abhängig, so aus dem Kopf gibt es H2, H3 und H4, wobei H4 den höchsten Nähfußhub hat (14mm meine ich), H2 hat des geringsten Nähfußhub. AFAIK gibt es H2 - H4 sowohl bei der 335 wie auch bei der 345. Auch Nadelstärke und Garnstärke sind von der Unterklasse abhängig, müssen aber nicht zwingend mit dem übereinstimmen, was auf der Maschine steht (Zahlen & Buchstaben Folge auf den Typenschildern), denn es kann immer mal sein, dass Maschinen für bestimmte Anwendungen unbebaut wurden und nicht mehr dem Auslieferungszustand entsprechen.

Für die Bestimmung der Unterklassen gibt es Listen, ich muss mal schauen ob und welche ich da habe., die kann ich ggf. als PDF anhängen. Evtl. hat aber jemand eine andere Übersicht und kann die hier posten.

Die Wahl des Motor hängt von deine Budget ab, EFKA sind sicherlich die besten, gefolgt von HoHsing und danach folgen Motoren von Jack oder andere Made in China Motoren. Ich pers komme mit dem Jack Servo + Speed Reducer hervorragend klar.

Re: Gebrauchte Pfaff 335 oder 345, worauf achten

Verfasst: Sonntag 19. Januar 2020, 10:38
von inch
Die Pfaff 335 ist original für Nadelstärken bis Nm 100 ausgelegt.
Die Pfaff 345 gab es ab Werk nur bis H3,sie ist für wesentlich stärkere Nadeln bis Nm 180 ausgelegt.
Die Konstruktion des Transporteur-Antriebs erscheint mir ebenfalls kräftiger als bei der 335.
Die Unterklassen beziehen sich meist auf die verschiedenen Arten von Einfasssern,elektrischen,bzw. pneumatischen Hilfsantrieben und anderem Zubehör.
Bei den alten Maschinen sollte VR für vorwärts/rückwärts vermerkt sein und eine möglichst große Stichlänge.
Ansonsten H3 in Ausführung C oder D und je nach Wunsch S für Stoff,oder L für Leder.

Re: Gebrauchte Pfaff 335 oder 345, worauf achten

Verfasst: Sonntag 19. Januar 2020, 11:03
von adler104
inch hat geschrieben: Sonntag 19. Januar 2020, 10:38 Die Pfaff 335 ist original für Nadelstärken bis Nm 100 ausgelegt.
Die Pfaff 345 gab es ab Werk nur bis H3,sie ist für wesentlich stärkere Nadeln bis Nm 180 ausgelegt.
Die Konstruktion des Transporteur-Antriebs erscheint mir ebenfalls kräftiger als bei der 335.
Die Unterklassen beziehen sich meist auf die verschiedenen Arten von Einfasssern,elektrischen,bzw. pneumatischen Hilfsantrieben und anderem Zubehör.
Bei den alten Maschinen sollte VR für vorwärts/rückwärts vermerkt sein und eine möglichst große Stichlänge.
Ansonsten H3 in Ausführung C oder D und je nach Wunsch S für Stoff,oder L für Leder.

Sorry aber Nadelstärke bei der 335 bis 100 stimmt mal mit Sicherheit nicht.

Unterklassen können sich auf alles mögliche beziehen, auch auf andere Nähfüße, Transporteure usw.

Wie gesagt, was ab Werk verbaut wurde ist das Eine aber was letztendlich vor einem steht muss nicht übereinstimmen mit dem was auf den Typenschildern seht.

Re: Gebrauchte Pfaff 335 oder 345, worauf achten

Verfasst: Sonntag 19. Januar 2020, 11:25
von inch
Auszug aus der BDA von PFAFF...
Was letztlich vor einem steht,kann sich erheblich von dem Label unterscheiden,das stimmt,weil keiner weiß,wie die Maschinen im Laufe ihres Lebens umgebaut wurden.

Re: Gebrauchte Pfaff 335 oder 345, worauf achten

Verfasst: Sonntag 19. Januar 2020, 11:39
von adler104
inch hat geschrieben: Sonntag 19. Januar 2020, 11:25 Auszug aus der BDA von PFAFF...
Was letztlich vor einem steht,kann sich erheblich von dem Label unterscheiden,das stimmt,weil keiner weiß,wie die Maschinen im Laufe ihres Lebens umgebaut wurden.


Siehe Anleitung als PDF - hier ist 120 als Nadelstärke angegeben und auch eine H4 erwähnt. Da es die 335 in H4 gab wird es die 345 vermutlich auch in H4 gegeben haben, ist vielleicht nicht so geläufig aber ich geh mal davon aus, dass es die auch gab.

Pfaff-335-Instruction-Book-Old-Casting.pdf
335 nadel.jpg

Re: Gebrauchte Pfaff 335 oder 345, worauf achten

Verfasst: Sonntag 19. Januar 2020, 11:51
von inch
Ja,das ist interessant. Die alte 335 ist für Nadeln bis Nm 110 angegeben und wurde auch als H4 gebaut.
Das heißt ja nicht,daß sie nicht auch `ne 120er Nadel verträgt.
Wieder ein Punkt mehr,der nicht unbedingt für die aktuellen Maschinen spricht...
Die 345 taucht in den Unterlagen allerdings immer nur mit max. H3 auf,aber wer weiß,vielleicht findet sich ja auch mal ein H4-Exemplar wink
Logisch wäre es eigentlich,daß es die auch als H4 geben müßte.

Re: Gebrauchte Pfaff 335 oder 345, worauf achten

Verfasst: Sonntag 19. Januar 2020, 12:00
von adler104
In der o.g. Anleitung steht bis 120 - ich denke 140 ist kein Problem für eine 335, wenn das Nadelloch im Transporteur groß genug ist (wo wir wieder bei Umbauten sind). Ich denke mal, das wird bei den modernen 335 nicht anders sein - je nach Anwendung, egal was in der Anleitung steht. Theorie und Praxis gehen sei vielen Maschinen immer etwas auseinander, nicht nur bei Pfaff.

Re: Gebrauchte Pfaff 335 oder 345, worauf achten

Verfasst: Sonntag 19. Januar 2020, 12:05
von inch
Klar,umbauen kann man viel,kein Problem. Aber in deiner Anleitung steht die auch nur bis Nm 110 als B-Ausführung,die 120er Nadel taucht nur in der Tabelle mit auf.
Interessant ist,deine Anleitung ist von 1968,meine Unterlagen von 1958 - und es hat sich nichts geändert bei der Maschine . Einfach nur Qualität...
1977 taucht die 335 übrigens nur noch als max. H3 in den Listen auf.