Nähmaschinentechnik-Forum

Hallo zusammen!

Vor weinigen Wochen habe ich eine Singer 201k (hergestellt in Schottland, 1936) in der Nähe für 20 € gekauft, es fehlte nur der Kniehebel, der ist aber unterwegs. Die Maschine selbst näht nun wieder (entharzt, gesäubert, geölt).
Dann kam der Motor dran… habe versucht die Kondensatoren „wiederzubeleben“ nach der sanften Aufweckmethode, die bei occaphot beschrieben wird. Dabei ist einer der beiden Kondensatoren verpufft.
Auf den ersten Fotos sieht man das Kabelwirrwarr. Habe die Kondensatoren vom Rest getrennt, man sieht die Beschriftungen. Ich bin da Laie, traue mir zwar eine neue Verkabelung zu, die alle beteiligten Komponenten gut gebrauchen könnten,- aber nur mit Unterstützung. Ansonsten frage ich einen mir bekannten Elektromeister, wenn’s heikel wird.

Gibt es Ersatz für diese Kondensatoren? Warum gibt es zwei? Einer für den Motor, einer für den Anlasser?? Im Gehäuse des Anlassers (Foto nr_7) gibt es keinen. Vergleichbare Modelle, die ich im Netz gefunden habe aus den 1930er-Jahren und später, scheinen gar keine Kondensatoren zu haben.
Die Konstruktion an meiner Maschine sieht auch später drangefrickelt aus, aber schön Ton in Ton.

Die neuen Kondensatoren würde ich wieder gern in die Hülle setzen und so anbringen, wie ich die Maschine vorgefunden habe. Ich hoffe nur, dass diese Ursprungskombi bereits vom Fachmann überlegt montiert wurde..

Foto nr_9, Aufschrift des ersten Kondensators, der dreipolig ist:
0 – 065 MFD
33-6 (vermutlich, schwer lesbar)
Das schwarze Kabel war am Motorgehäuse festgeschraubt, das dürfte die Erdung sein.
Das Netzkabel ist allerdings nur zweiadrig ohne Erdung. Mir ist mulmig.

Foto nr_10, Aufschrift des zweiten Kondensators, der zweipolig ist:
0 – 08 MFD
1500 D C TEST (Buchstabe fehlt, siehe Foto)
34-6 (vermutlich, schwer lesbar)

Alle Kabel sind an einem Singer-Stecker montiert (Foto nr_5). Einen Verdrahtungsplan kann ich nicht fachmännisch, da fehlt mir die Sachkenntnis, Symbole etc.. Aber ich habe alles „aufgemalt“! Ich hoffe, es ist verständlich.
Meine Fragen in die fachkundige Runde:
1. Welche Kondensatoren benötige ich?
2. Was ist mit der Komplett-Verdrahtung? Ist die in Ordnung? Was ist mit der Erdung?
3. Direkt zum Fachmann?
Freue mich auf Antworten,- hab’s nicht eilig mit der Wiederherstellung. Eile mit Weile.
Euch einen schönen Abend!

Astrid

Hallo Astrid,
die Bezeichnungen auf den alten Kondensatoren würde ich so interpretieren:
0 – 065 MFD ----> 0,065µF = 65 nF
0 – 08 MFD ----> 0,08µF = 80 nF

Von den Kapazitätswerten her würde das zu den üblichen Werten bei Entstörkondensatoren in solcher Position passen.
Wenn es meine Maschine wäre, würde ich für den ersten (den dreipoligen) den hier nehmen:
(STRG-Taste gedrückt halten beim Anklicken)
https://www.ebay.de/itm/Miflex-X1-Y2-Ko ... 1926873455
Der ist zwar mit 0,1µF etwas größer als der alte, aber das sollte funktionieren. Und rund ist er auch. Ob er allerdings in die Halterungen passt, müßte man ausmessen.

Der zweite wird schwieriger. Denn einen zweipoligen 0,08µF (oder - aufgerundet - einen 0,1µF Kondensator) in "rund" zu finden, wird wohl nicht so einfach. Zu alledem muss er auch noch eine sog. "X2"-Spezifikation bzgl. Spannungsfestigkeit haben.
Müßt ihr mal schauen....

Viele Grüße, Gerd

Hallo Gerd,

Danke für die Hilfe.
Die Umrechnung hatte ich auch schon bereits gestartet, aber,- weil Neuland, unsicher, ob noch andere Kriterien wichtig sind. Im Forum gibt es ja schon viele Beiträge und Lesenswertes über den Tausch von Kondensatoren, da habe ich mich schon durchgepflügt.
Nun ist ja ebay schon schlau und hat mir beim Öffnen Deines links schon den anderen nötigen Kondensator empfohlen in der unteren Hälfte des Fensters. Scheint eine beliebte und gängige Kombi zu sein:
https://www.ebay.de/itm/Miflex-X2-Konde ... 0010.m2109
Müsste passen, oder?
Bleibt die Frage nach der Erdung.

woll hat geschrieben: ↑Freitag 10. April 2020, 12:00Müsste passen, oder?

Von den elektrischen Daten her passt er. Ob er mechanisch in die Halterung passt, müßtest Du mal ausmessen (der neue hat lt. Angabe des Datenblatts 15,5 mm im Durchmesser)

woll hat geschrieben: ↑Freitag 10. April 2020, 12:00Bleibt die Frage nach der Erdung.

Kein Problem. Schliesse das Kabel mit der durchsichtigen Isolierung des neuen (dreipoligen) Kondensators dort an, wo vorher das schwarze(?) angeschlossen war (wahrscheinlich Maschinenmasse).

P.S.: Ah, ich verstehe, was Du meinst. Die Maschine ist wahrscheinlich schutzisoliert und hat deshalb kein Erdungskabel (jetzt grün/gelb, früher rot)

Viele Grüße, Gerd

Hallo Gerd!
So schnell Antwort!
Der neue dreipolige Kondensator kommt mit dem Erdungskabel an die den Motor, genau. Aber die ganze Maschine ist ja nicht geerdet, das Netzkabel ist nur zweiadrig. Das widerspricht sich doch?

woll hat geschrieben: ↑Freitag 10. April 2020, 12:18 Hallo Gerd!
So schnell Antwort!
Der neue dreipolige Kondensator kommt mit dem Erdungskabel an die den Motor, genau. Aber die ganze Maschine ist ja nicht geerdet, das Netzkabel ist nur zweiadrig. Das widerspricht sich doch?

Nein, das ist OK. Hier ist - als Beispiel - ein Auszug aus dem technischen Handbuch der PFAFF 260 zur Schutzisolierung: Viele Grüße, Gerd

Ok, ich bin eher davon ausgegangen, dass der Motor, Anlasser und Leuchte eher Schutzklasse I entspricht. Habe aber gerade mal untersucht: Anlasser hat kein Metallgehäuse, alles Bakelit. Der Motor hat auch ein Bakelitgehäuse mit einer metallenen Spange. So lernt man dazu.
Dann scheint ja tatsächlich eine doppelte Isolation vorhanden zu sein. Es ist also zu hoffen, dass bei Fehlstrom genügend Schutz vor Berührung elektrischleitender Teile besteht.
Dann bestelle ich mal die Kondensatoren und bei weiteren Frage melde ich mich nochmal.

Danke Dir nochmal, Gerd + gemütliche Feiertagsgrüße!