Warum reißt mein Oberfaden..?
Verfasst: Sonntag 11. Oktober 2020, 23:13
Spoiler: Er reißt ja schon gar nicht mehr ;-) Aber wer will: Hier die Geschichte dazu...
Kürzlich erworbene linksständige Freiarm-Pfaff 24 von 1903 auf Tretgestell. Nach etwas Säubern und Ölen bissl durch gekurbelt und fest gestellt, dass sie prinzipiell näht. Isjaschommagutsoweit.
Ihre erste echte Aufgabe war eine recht kurze aber doof zu erreichende Naht mit starkem Garn an einem Mopped-Tankrucksack für die meine Adler 30-1 schlicht die falsche Maschine war. Das hat auch prima geklappt.
Als nächstes wollte ich damit ein paar gerissene Jeans stopfen/flicken/verstärken. Also zunächst mal einen "guten" Kupplungsmotor dran, den ich noch rumfliegen hatte. Dünne Nadel und dünnes Garn rein und los. 2cm - Oberfaden gerissen. Ok, lampsam per Hand durchgekurbelt: 6cm - Oberfaden gerissen... Rissstelle ungefähr auf Höhe der Nadel demnach wohl keine Probleme mit der Fadenführung. Also mal Nadel gewechselt und bissl anders ausgerichtet, Schlingenub genau eingestellt und zwischendurch immer mal mit verschiedenen Einstellungen und Garnen neu probiert.
Der Faden riss jeweils früher bei kleinerer Stichlänge und höherer Geschwindigkeit sowie dünnerem Faden, daher ging die Tankrucksack-Naht mit starkem Garn und großer Stichlänge auch ohne Probleme.
Um das Problem näher eingrenzen zu können habe ich mal den Greiferdeckel ab gemacht und unter lupengenauer Beobachtung am offenen Herzen langsam druchgekurbelt (dünner Faden, kurze Stichlänge). Dabei war zu erkennen, dass der Faden mit jedem Stich ganz langsam immer mehr auf zu fasern schien - bis zum Riss. Also habe ich mir den Greifer genauer angesehen und siehe da: Die vordere Kante vom Haken, an der der Faden entlang läuft war merklich scharfkantig. Der Greifer war also an seinem äußeren Umfang schon so weit eingelaufen, dass der Radius am Übergang zur Stirnfläche - ja - weg war. Wer weiß, vielleicht ist der ja auch schon 117 Jahre alt. Wird also wohl keine Garantie mehr drauf sein (seufz).
Also mit Diamantfeile, feinem Schleifpapier und etwas Polierarbeit wieder einen glatten, weichen Übergang erzeugt und damit kann ich jetzt aufs Gas latschen bis die Maschine samt Tisch über den Boden hoppelt ohne dass der Oberfaden sich dadurch irgendwie beeindruckt zeigt und die ersten Jeans sind auch schon geflickt/verstärkt.
Son Zylinderarm ist schon echt was Feines. Jetzt muss ich nur noch sehen wie ich da so eine Art darning cone drangebastelt bekomme und ich habe eine prima Begründung dafür warum AUCH DIESE Maschine bleiben darf - ach was sag' ich: MUSS! :-)
Kürzlich erworbene linksständige Freiarm-Pfaff 24 von 1903 auf Tretgestell. Nach etwas Säubern und Ölen bissl durch gekurbelt und fest gestellt, dass sie prinzipiell näht. Isjaschommagutsoweit.
Ihre erste echte Aufgabe war eine recht kurze aber doof zu erreichende Naht mit starkem Garn an einem Mopped-Tankrucksack für die meine Adler 30-1 schlicht die falsche Maschine war. Das hat auch prima geklappt.
Als nächstes wollte ich damit ein paar gerissene Jeans stopfen/flicken/verstärken. Also zunächst mal einen "guten" Kupplungsmotor dran, den ich noch rumfliegen hatte. Dünne Nadel und dünnes Garn rein und los. 2cm - Oberfaden gerissen. Ok, lampsam per Hand durchgekurbelt: 6cm - Oberfaden gerissen... Rissstelle ungefähr auf Höhe der Nadel demnach wohl keine Probleme mit der Fadenführung. Also mal Nadel gewechselt und bissl anders ausgerichtet, Schlingenub genau eingestellt und zwischendurch immer mal mit verschiedenen Einstellungen und Garnen neu probiert.
Der Faden riss jeweils früher bei kleinerer Stichlänge und höherer Geschwindigkeit sowie dünnerem Faden, daher ging die Tankrucksack-Naht mit starkem Garn und großer Stichlänge auch ohne Probleme.
Um das Problem näher eingrenzen zu können habe ich mal den Greiferdeckel ab gemacht und unter lupengenauer Beobachtung am offenen Herzen langsam druchgekurbelt (dünner Faden, kurze Stichlänge). Dabei war zu erkennen, dass der Faden mit jedem Stich ganz langsam immer mehr auf zu fasern schien - bis zum Riss. Also habe ich mir den Greifer genauer angesehen und siehe da: Die vordere Kante vom Haken, an der der Faden entlang läuft war merklich scharfkantig. Der Greifer war also an seinem äußeren Umfang schon so weit eingelaufen, dass der Radius am Übergang zur Stirnfläche - ja - weg war. Wer weiß, vielleicht ist der ja auch schon 117 Jahre alt. Wird also wohl keine Garantie mehr drauf sein (seufz).
Also mit Diamantfeile, feinem Schleifpapier und etwas Polierarbeit wieder einen glatten, weichen Übergang erzeugt und damit kann ich jetzt aufs Gas latschen bis die Maschine samt Tisch über den Boden hoppelt ohne dass der Oberfaden sich dadurch irgendwie beeindruckt zeigt und die ersten Jeans sind auch schon geflickt/verstärkt.
Son Zylinderarm ist schon echt was Feines. Jetzt muss ich nur noch sehen wie ich da so eine Art darning cone drangebastelt bekomme und ich habe eine prima Begründung dafür warum AUCH DIESE Maschine bleiben darf - ach was sag' ich: MUSS! :-)