Nähmaschinentechnik-Forum

Hallo Zusammen,
Hier zeige ich euch einmal das Schränkchen zu meiner Pfaff 130-115. Leider habe ich erst jetzt gesehen, dass an dem einen Schubkästchen der Knauf fehlt, - da werde ich wohl alle drei ersetzen müssen. Vielleicht gibt es ja was ähnliches.
Das Schränkchen möchte ich mir natürlich ein bisschen aufarbeiten. Gibt es dazu im Forum schon einen Beitrag, wie ich das Pfaff Schränkchen herrichten könnt.
Ich würde zum Beispiel auch gerne wissen, womit es lackiert ist und wie ich das Tretgestell wieder schön in Ordnung bekomme.
Kann ich das Tretgestell irgendwo feststellen oder sollte ich es komplett rausschrauben? Ich finde da leider nirgendwo etwas dazu und würde mich über Hilfe sehr freuen!
Viele Grüße
Anja

So nen Knauf bekommst in einen jeden gut sortierten Baumarkt

Benno1 hat geschrieben: ↑Sonntag 18. Juli 2021, 19:38 So nen Knauf bekommst in einen jeden gut sortierten Baumarkt

So einen ähnlichen? Ja
Aber genau so einen? Eher unwahrscheinlich.
Aber es gibt doch genug Menschen, die alte Pfaff-Schränke zerlegen und zum Sperrmüll geben, vielleicht hat ja jemand die Knäufe aufbewahrt.

Es gibt für mich bei so Schränken immer eine kleine und eine große Lösung:
Mit Möbelpolitur alles einreiben und polieren bringt in kurzer Zeit oft eine erhebliche Verbesserung der Optik, dann noch die Mechanik neu fetten, das Spiel beseitigen und gut ist.
Die große Lösung ist dann abschleifen und neu lackieren, was nur manchmal besser aussieht als vorher.

Gruß
Detkef

Schaut mal was Er aus dem Schrank gemacht hat.
Finde ich garnicht soo schlecht.

https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anz ... 6-240-1442

Grüße Hagen

@ GameDoc: Er hat den Eiche Schrank abgebeizt (oder angeschliffen)
die Poren ausgebürstet und dann schwarz lackiert, (klar ablackiert) Decals drauf und nochmal klar überlackiert. (wenn's gut gemacht ist)

Benno, das Problem bei den alten Schränken ist der NC Lack (Nitro Cellulose Lack)
Der NC Lack wird mit den Jahren immer spröder und ist mittlerweile viel zu empfindlich gegen Flüssigkeiten.
Leider ist der NC Lack instabil weil 1 Komponenten Lack.
DD Lack oder PUR Lack ist zwei Komponentenlack und der Nitrolack muss vollständig runter bevor man da einen stabilen und dauerhaften 2 K Lack drauf macht.
Die Verdünnung vom neuen 2K Lack löst den alten 1K Lack nämlich an.

Abschleifen ist gefährlich. Das ist ein großes Risiko, denn das Furnier ist ja schon mehrfach geschliffen.
Den alten Nitrolack mit Verdünnung runter zu waschen ist auch nicht ohne. Der Furnierleim wird sich hoffentlich nicht lösen.
Das Risiko ist hoch und dann müsste der ganze Schrank neu furniert werden. => Wirtschaftlicher totalschaden

Die von GameDoc gezeigte Variante ist deshalb ziemlich schlau und auch noch recht hübsch.

Aber auf schwarzem Lack sieht man den Staub sehr gut => bei Eiche & offenporigen Lack und Staub - da ist Staub wischen keine gute Idee

Ich würde die Platte oben mit Linoleum oder Leder beziehen. Das ist schön, im Fall von Linoleum äußerst robust und pflegeleicht.
Den Rest vom Schrank einmal mit Renuvell abwischen und die Oberfläche sieht (vorübergehend) aus wie neu. => Renuvell

High,
natürlich kann man son Schränkchen nahezu wieder wie neu machen ...
ich persöhnlich neige eher zu minimalinversiven Massnahmen. Vergrauter Nitrolack lässt sich mit Graufleckentferner wieder auffrischen. Fehlstellen im Lack kann mit einem Schnellschliffgrund (Clou 300) mit einem Lappen aufgetragen behandeln. Dabei zügig vorgehen um den Lack nicht zusehr anzulösen. Damit bleibt der Charakter eines alten Möbels erhalten, Macken springen aber weniger ins Auge. Eventuelle Möbelpolitur sollte man vorher mit Alkohol, oder Waschbenzin (vorher ausprobieren) entfernen.
Dann ist ein leicht abweichender 3. Knauf auch nur ehrlich ...
Christoph

Nopi hat geschrieben: ↑Sonntag 18. Juli 2021, 22:33 Benno, das Problem bei den alten Schränken ist der NC Lack (Nitro Cellulose Lack)
Der NC Lack wird mit den Jahren immer spröder und ist mittlerweile viel zu empfindlich gegen Flüssigkeiten.
Leider ist der NC Lack instabil weil 1 Komponenten Lack.
DD Lack oder PUR Lack ist zwei Komponentenlack und der Nitrolack muss vollständig runter bevor man da einen stabilen und dauerhaften 2 K Lack drauf macht.
Die Verdünnung vom neuen 2K Lack löst den alten 1K Lack nämlich an.

Abschleifen ist gefährlich. Das ist ein großes Risiko, denn das Furnier ist ja schon mehrfach geschliffen.
Den alten Nitrolack mit Verdünnung runter zu waschen ist auch nicht ohne. Der Furnierleim wird sich hoffentlich nicht lösen.
Das Risiko ist hoch und dann müsste der ganze Schrank neu furniert werden. => Wirtschaftlicher totalschaden

Ehrlich gesagt hatte ich gehofft,daß du nach deinem nun glücklicherweise gelöschten Hochwasser-Post mal inne hälst und in dich gehst...
Aber nein,es geht gleich munter weiter.
Nitro-Lack ist für Holz hervorragend geeignet,weil er tief ins Holz eindringt (im Gegensatz zu Alkydharzlacken) und bei Reparaturen alte Schichten mit Neuen verschmelzen,durch Anlösen derselben.
Diesen Effekt macht sich in harmloser Form auch Möbelpolitur zunutze.
Nitro-Lack ist in keinster Weise "instabil",es gibt keinen Grund,ihn auf Holzoberflächen durch andere Lacksysteme zu ersetzen (von Schiffen reden wir hier nicht,richtig...und die haben den auch nicht )
Nitrolack ist weder empfindlich gegenüber Wasser,als auch Alkohol.
Nicht die Verdünnung vom "neuen" 2K-Lack löst Nitrolack an,sondern Verdünnung generell.
2K-Lack entspringt dem Alkydharz-Lacksystem,ein völlig anderes Lacksystem ...und ursprünglich für den Industrie/Fahrzeugbau entwickelt.
Nun noch das Furnier...Furnier wird nicht mehrfach geschliffen,es wird geschält auf die Möbel mit Holzleim (vorzugsweise Glutinleime) geklebt und wenn überhaupt,max. sauber geschliffen.
Je älter die Möbel,desto dicker ist im allgemeinen das Furnier (siehe Dickschicht-Furnier)und es kann,wenn man es denn unbedingt will,bedenkenlos übergeschliffen werden.
Und jetzt der "Furnierleim"...Furnierleim,sprich Holzleim läßt sich NICHT durch Verdünnung lösen,sondern reagiert lediglich auf intensiven Gebrauch von Wasser und Wärme.
Im Zweifelsfall und bei Unklarheiten empfehle ich,besser vorher Wikipedia zu benutzen.

Danke euch Allen!

Für mich ist jetzt klar - minimalistisch Aufbereiten -
Die empfohlenen Produkte habe ich mal gegoogelt, Renuwell (hatte ich nicht gekannt) scheint ja ein Graufleckentferner und Politur in Einem zu sein?
Das, denke ich, werde ich wohl mal probieren.

Detlef du schreibst: "dann noch die Mechanik neu fetten, das Spiel beseitigen und gut ist."
Mechanik neu fetten heißt hier: ?
Kann ich das Tretgestell irgendwie feststellen, so dass es sich beim Saubermachen nicht bewegt?
Womit reinige ich das Eisengestell? Wasser und Seife?

Und wie und wo kann ich was für ein Spiel beseitigen?

Oh weh, - so was von ahnungslos!
Viele Grüße
Anja

Hallo inch
und danke für deine Ausführungen,
aber ein paar Fragen/Anregungen habe ich noch.

Wenn ich einen geschlossenen Nähmaschinenschrank vor mir stehen habe, der aus Tischlerplatte besteht, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser mit Nitrocelluloselack lackiert wurde, korrekt?
Vor Aufkommen der NC-Lacke (laut wikipedia in den 1920er Jahren) gab es die geschlossenen Möbel imho noch nicht und die späteren Spanplattenschränke finde ich nicht erhaltenswert. BTW: Sind diese noch furniert oder kunststoffbeschichtet?

Diese Nitro-Lackschicht kann ich dann relativ komplikationsarm mit neuen NC-Lack, wie er z.B. als NC Gitarren-/Geigenlack vertrieben wird, erneuern?

Unter Furnierleim werden sehr unterschiedliche Leime angeboten. Einerseits Weißleime (PVAc) ähnlich Ponal und andererseits Fischleim (=Glutinleim). Hast du Erfahrungen bezüglich der Wasserbeständigkeit dieser Leimtypen?

Danke und Gruß
Detlef

AnPfaff hat geschrieben: ↑Montag 19. Juli 2021, 09:57Detlef du schreibst: "dann noch die Mechanik neu fetten, das Spiel beseitigen und gut ist."
Mechanik neu fetten heißt hier: ?
Fetten.JPG


Kann ich das Tretgestell irgendwie feststellen, so dass es sich beim Saubermachen nicht bewegt?
Womit reinige ich das Eisengestell? Wasser und Seife?

Und wie und wo kann ich was für ein Spiel beseitigen?

Das Spiel tritt bei den beiden Spitzenlagern auf, die das Trittbrett halten.
Diese Spitzen kann man lockern und so weit zur Seite schieben, dass man das Tritt"brett" herausnehmen und reinigen kann.
Beim Zusammenbau dann etwas Fett/Vaseline an die Lager"trichter" geben und diese so einstellen, dass kein Spiel spürbar ist, ohne das es schwergängig wird.
Die übrigen Lager (am unterern und oberen Ende der Zugstange und ein großes in der Schwungradlagerung) sind meist Kugellager. Diese kann man zerlegen, reinigen und neu fetten, wenn man es sich zutraut, oder man gibt regelmäßig einen Tropfen Öl in die Öllöcher.

Gruß
Detlef