neue Singer 201K - viele Fragen

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Suse
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neue Singer 201K - viele Fragen

#1 Beitrag von Suse »

Hallo!
Ich habe kürzlich eine Singer 201K von 1952 erstanden. Als absoluter Laie habe ich den Eindruck, dass sie in gutem Zustand ist, die kommenden Tage werde ich mir aber erstmal die Zeit nehmen, sie zu reinigen und zu ölen. Ganz viele Infos dazu habe ich auch schon in einem älteren Beitrag dazu gefunden. Dennoch meine Frage, wenn Ihr von gereingtem Petroleum sprecht, geht sowas ? https://www.bauhaus.info/bootaccessoire ... p/22618753

Das Manual vom Motor ist auch vorhanden. Dieses sagt mir, dass die Kohlebürsten regelmäßig ausgetauscht werden müssen (sind noch ok) und der Motor ab und an über zwei Löcher geschmiert wird. Eine Original Tube ist noch vorhanden, nach 70 Jahren möchte ich die aber ungern verwenden. Welches Produkt eignet sich heutzutage dafür (Öl niemals nie, soviel habe ich schon verstanden)? Gibt es eine gute Bezugsquelle für Kohlebürsten, falls die doch mal durch sind?.

Soweit so gut. Der Hauptgrund, weshalb ich die Maschine noch nicht ausprobiert habe ist aber, dass sie einen Entstörkondensator (????) eingebaut hat, dessen Abdeckung defekt ist. Ich schätze ich bin verantwortungsbewusst und schließe sie so nicht ans Stromnetz an....?
Meine Singer 99K hat den gleichen Motor aber nicht so ein Ding. Daher meine unqualifizierte Frage, kann ich den einfach ausbauen oder muss der ersetzt werden?

Desweiterenen bin natürlich sehr offen für alle Ratschläge, die ihr mir mit auf den Weg geben könnt.
20221004_182142.jpg
20221004_181721.jpg
LG, Suse
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claude
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Re: neue Singer 201K - viele Fragen

#2 Beitrag von claude »

Dein Petroleum geht, es gibt beim Bauhaus aber auch eine gleichermaßen geeignete Alternative für weniger als die Hälfte:
https://www.bauhaus.info/campingzubehoe ... p/20434166

Der Entstörkondensator sieht in der Tat nicht mehr gut aus. Ich würde ihn erstmal überbrücken, um zu sehen ob der Motor läuft. Wenn ja, ist es immer noch früh genug, um sich nach Ersatz umzuschauen.

Betrieb ohne Entstörkondensator führt zu etwas mehr Bürstenfeuer an den Kohlen, beeinträchtigt aber nicht die Funktion.
Dauerhaft sollte man die Motoren aber nicht ohne passende Entstörkondensatoren betreiben, denn dadurch wird der Abbrand an den Kohlebürsten verringert und es gibt weniger Funkstörungen.

Die Kohlebürsten müssen erst ausgewechselt werden, wenn sie verbraucht sind, wenn Deine noch lang genug sind, musst Du Dir darüber erstmal keine Sorgen machen.

Suse
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Re: neue Singer 201K - viele Fragen

#3 Beitrag von Suse »

Hallo Claude!
Danke für die schnelle Antwort. Umso besser, wenn das günstigere auch geht. Bei den als Lampenöle geführten Produkten war ich mir nicht sicher.

Was den Kondensator anbetrifft, mit Abbrand an den Kohlebürsten meinst du, dass sich diese schneller abnutzen, wenn der Motor ohne Entstörkondensator läuft?
Mit überbrücken meinst du einfach aus dem Schaltkreis rausnehmen? Ich werde das morgen mal aufschrauben und mir ankucken, wie dir verbunden ist.
Was ich halt verwirrend finde ist, dass meine 99K keinen Kondensator hat. Heißt das, dass ich da auch besser einen einbaue, wenn ich Ersatz für die 201K besorgen muß?

Die Kohlebürsten waren gut einen 1cm lang, hatte gelesen, dass man sie austauschen muss, wenn unter 0,5 cm.

claude
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Re: neue Singer 201K - viele Fragen

#4 Beitrag von claude »

Genau, der Kondensator reduziert die Funkenbildung an den Kohlebürsten.

Mit überbrücken ist gemeint, den Motor, mit dem Umweg über das Pedal, direkt an den Motor anzuschließen.
Wenn Du einen baugleichen Motor ohne Kondensator hast, kannst Du dort ja abgucken, wie das genau verkabelt ist.

Ich würde beide Motoren wieder mit Kondensatoren bestücken.
In den Pedalen, soweit es noch welche mit Kohleplättchen sind, befinden sich auch Kondensatoren.
Wenn Du schon dabei bist, würde ich die auch gleich mit austauschen/nachrüsten, denn über kurz oder lang werden die auch altersschwach und sorgen dann dafür, daß der Motor knurrt oder sogar auf Vollgas läuft, sobald die Maschine angeschlossen wird.

Die richtigen Kondensatoren und Sicherheitshinweise zur Installation wurden hier bereits mehrfach ausführlich durchgekaut, da sollte die Suchfunktion Brauchbares zu Tage fördern.

Suse
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Re: neue Singer 201K - viele Fragen

#5 Beitrag von Suse »

Danke dir.

Dann wird morgen erstmal aufgeschraubt. Die 99K hat den gleichen Motor aber einen neuen Fußanlasser. Die 201K hat noch ihren Original Fußanlasser, da schau ich dann wohl auch mal rein und dokumentier das.

Ich hatte hier schon zu Kondensatoren gesucht aber nicht wirklich etwas Brauchbares gefunden. Ich werde die Beiträge nochmal durchforsten, glaube aber nicht, dass ich ohne Hilfe den richtigen Ersatz finde. Werde nach Sichtung der Lage also sicherlich nochmal schreiben!

claude
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Re: neue Singer 201K - viele Fragen

#6 Beitrag von claude »

Die hiesige Forensuche hat, nun ja, Luft nach oben, was die Brauchbarkeit angeht.

Über google kannst Du mit

kondensator site:naehmaschinentechnik-forum.de/

gezielt nur hier nach Kondensator suchen:

https://www.google.com/search?channel=f ... orum.de%2F

Da kommt dann doch einiges an brauchbaren Ergebnissen zusammen.

Wenn Du den alten Kondensator entfernst, lass die Kabel maschinenseitig so lang wie möglich.

Flickflak
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Re: neue Singer 201K - viele Fragen

#7 Beitrag von Flickflak »

Die Singer-Maschinen aus dieser Zeit hatten zwei Arten von Schwungrädern, das Speichenschwungrad und das massive Schwungrad. Die Maschinen haben verschiedene Riemenabdeckungen, die den Spuler halten. Dieses Video zeigt kurz die beiden Arten von Schwungrädern und etwas mehr über die verwendeten Riemen: https://youtu.be/pGHbPfaSXl8?t=321

Sie haben das Speichenschwungrad, das für Handkurbelmaschinen und Tretantrieb verwendet wird. Als die Maschinen geboren wurden, um einen Motor zu haben, hatten sie das solide Schwungrad. Daher wurde bei Ihrer Maschine der Motor nachträglich montiert, jedoch ohne das Schwungrad und die Riemenabdeckung zu wechseln. Die beiden Arten von Schwungrädern haben einen großen Unterschied im Durchmesser der Riemenscheibe für den Riemen. Leider wird dadurch das Übersetzungsverhältnis von Motor zu Maschine ziemlich schlecht. Außerdem hat der Motor etwa 30 % weniger Drehmoment als andere deutsche Motoren aus der gleichen Zeit. Es wird einige Nutzungsbeschränkungen festlegen, wenn Sie dies nicht ändern.

Ich verwende meinen Singer 201k mit massivem Schwungrad für schwere Stoffe und habe daher den Motor gegen einen stärkeren ausgetauscht und außerdem einen Speed Reducer hinzugefügt. Es sind aber auch ganz andere Motoren mit höherem Drehmoment erhältlich, sodass Speed Reducer nicht notwendig ist.
Pfaff 30, Pfaff 11, Köhler VS, Gritzner 1, Vesta ?, Singer 201k, Singer 66k, Singer 48k
Singer 237, Bernina 910, Husqvarna Viking 6010
Youtube channel: https://www.youtube.com/channel/UCtdxan ... /playlists

Suse
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Re: neue Singer 201K - viele Fragen

#8 Beitrag von Suse »

Flickflak hat geschrieben: Sonntag 23. Oktober 2022, 01:00 Die Singer-Maschinen aus dieser Zeit hatten zwei Arten von Schwungrädern, das Speichenschwungrad und das massive Schwungrad. Die Maschinen haben verschiedene Riemenabdeckungen, die den Spuler halten. Dieses Video zeigt kurz die beiden Arten von Schwungrädern und etwas mehr über die verwendeten Riemen: https://youtu.be/pGHbPfaSXl8?t=321

Sie haben das Speichenschwungrad, das für Handkurbelmaschinen und Tretantrieb verwendet wird. Als die Maschinen geboren wurden, um einen Motor zu haben, hatten sie das solide Schwungrad. Daher wurde bei Ihrer Maschine der Motor nachträglich montiert, jedoch ohne das Schwungrad und die Riemenabdeckung zu wechseln. Die beiden Arten von Schwungrädern haben einen großen Unterschied im Durchmesser der Riemenscheibe für den Riemen. Leider wird dadurch das Übersetzungsverhältnis von Motor zu Maschine ziemlich schlecht. Außerdem hat der Motor etwa 30 % weniger Drehmoment als andere deutsche Motoren aus der gleichen Zeit. Es wird einige Nutzungsbeschränkungen festlegen, wenn Sie dies nicht ändern.

Ich verwende meinen Singer 201k mit massivem Schwungrad für schwere Stoffe und habe daher den Motor gegen einen stärkeren ausgetauscht und außerdem einen Speed Reducer hinzugefügt. Es sind aber auch ganz andere Motoren mit höherem Drehmoment erhältlich, sodass Speed Reducer nicht notwendig ist.
Danke für die Infos, wieder was dazu gelernt, das Video schaue ich mir heute abend mal in Ruhe an. Bevor ich meine Maschine optimiere, muss ich jetzt aber erstmal schauen, dass ich sie überhaupt sicher zum Laufen bekomme smile

Suse
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Re: neue Singer 201K - viele Fragen

#9 Beitrag von Suse »

Kurzes Update.
Fußanlasser aufgeschraubt (könnte neue Gummi-Füße gebrauchen), da kam mir aber schon jemand zuvor. Kein Kondensator mehr vorhanden. War wohl bereits defekt. Komischerweise finde ich auch mindestens zwei youtube Videos, die beschreiben, wie man ihn ausbaut, aber nicht wie man ihn ersetzt.
Die Kontakte sahen etwas schlampig aus, und am rechten fehlt ein Teil zwischen Draht und Schraube.
20221023_100341.jpg
Ich hab die Drähte saubererer um die Kontakte gelegt und wieder zugeschraubt...
Offensichtlich ist das Netzteil/Fußanlasser irgendwann neu verkabelt wurden. Im Stecker, der an die Nähmaschine geht sah es etwas wild aus. Ich habe die Kontakte nach bestem Wissen und Gewissen neu gemacht und wieder zugeschraubt.
IMG_20221023_123540.jpg
Anlasser funktioniert.

Zum Kondensator am Motor:
Den habe ich rausgenommen und die Kabel, die aus dem Motor kamen so angeschlossen, wie die Kondensator Kabel drin waren.
20221023_120333.jpg
Motor läuft.
Wie man auf den Bildern sehen kann, müssten aber mindesten die Kabel aus der Lampe erneuert werden. Sind schon recht brüchig.
Woher bekommt man den solche Ringverbindungen, oder bastelt man sich die aus Ösen?
Welche Art von Kondensator ich als Ersatz brauche ist mir immer noch nicht klar.

Jetzt erstmal Nähmaschine reinigen.
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claude
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Re: neue Singer 201K - viele Fragen

#10 Beitrag von claude »

Kondensatoren im Pedal sind entbehrlich, es sei denn, dort entstehen Funkstörungen, die Du unterbinden möchtest, nur die am Motor sind nötig.

Versprödete Kabel auf jeden Fall austauschen oder, wenn sie fest angeschlossen sind, also z.B. die, die in den Motor gehen, mit Schrumpfschlauch neu isolieren.

Wenn es historisch korrekt sein soll, man kann nach wie vor stoffummanteltes Kabel kaufen oder das Kabel von einem kaputten Bügeleisen nehmen, wenn es farblich passt.

Die Anschlussösen kann man vorteilhaft mit der Ösenzange machen:
Kabel hinreichend lang abisolieren, um mehr als einmal um die Öse zu kommen. Hilfreich ist ein Kreuzschlitz-Schraubenzieher oder sonst irgendeine Achse, die den passenden Durchmesser hat, um die Ösen zu formen.
Drauf achten, daß nicht einzelne Äderchen abstehen und sich zum Nachbarkontakt durchschummeln, sonst knallts.

Nur Ösen aus Messing oder Aluminium und -ganz wichtig- ohne Lack verwenden. Auch Stahlösen sind keine gute Idee, deren Leitfähigkeit liegt etwa um den Faktor 10 niedriger, was zu erhöhtem Übergangswiderstand und Hitzeentwicklung führen kann. --> Nicht magnetische Ösen ohne Lack sind OK.

An die Schraubverbindungen im Pedal gehören korrekterweise Aderendhülsen.
Darauf achten, alle elektrischen Schraubverbindungen straff anzuziehen, dennoch bedenken, daß der umgebende Kunststoff nicht übermäßig robust ist und nach fest ab kommt ;-)

Was die Funkentstör-Kondensatoren angeht: Du brauchst welche, die vom Typ X2 oder (besser) Y2 sind und für eine Spannung von mindestens 275 V zugelassen sind.
Hier ein konkreter Bauvorschlag: viewtopic.php?t=4235

Die passende Kategorie bei Reichelt ist hier:
https://www.reichelt.de/funkentstoer-ko ... OFFSET=100
Das teuerste daran sind die Versandkosten, denk dran Aderendhülsen(zange) und Schrumpfschlauch bei Bedarf gleich mitzubestellen.

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