Zu den "Wucherpreisen":
Wenn man einen Nähfuss anfertigt braucht man ein Stück geigneten Stahl ...
aus dem wird bei kleinen Stückzahlen die Form mit Übermass ausgefräst oder bei grösseren Stückzahlen Gesenkgeschmiedet/Feingegossen.
Die Herstellung der notwendigen Gesenke oder Gussformen ist viel Arbeit und lohnt deshalb erst bei grossen Stückzahlen.
Beim Fräsen brauche ich entweder ein CNC-Programm welches erstellt werden muss plus einer geeigneten Maschine, oder ich mache es auf einer manuellen Fräse wo ich je nach Organisation der Werkstatt
ein paar Stunden damit beschäftigt bin (Maschine rüsten = passende Werkzeuge zusammenstellen, kontrollieren, bei Bedarf nachschleifen, montieren, einmessen. etc).
Jetzt habe ich einen Rohling mit Übermass ...
der muss gehärtet und anschliessend angelassen werden.
Jetzt kann ich den Fuß vom Zunder befreien und schauen ob das soweit passt und die Härte stimmt.
Dann brauche ich eine Scheifmaschine auf der Fuss auf die gewünschten Maße geschliffen wird (mehrfach umspannen, Schleifscheiben wechseln, einstellen, schleifen).
Ich hab sowas alles gelernt und auch schon gemacht, habe aber nur manuell bediente Maschinen dafür zur Verfügung und habe damit wenig Übung ...
ich würde dafür wenn alles perfekt läuft mindestens einen halben Tag brauchen ... wenn ich noch Werzeuge nachschleifen, Schleifscheiben abrichten und ähnliches muss brauche ich eher einen ganzen Tag.
Vorher brauche ich natürlich eine Skizze oder Zeichnung mit den erforderlichen Maßen und Toleranzen.
Wenn ich Pech habe verzieht sich der Fuss durch das Härten/Anlassen/Schleifen soviel dass er unbrauchbar wird und ich kann wieder von vorne beginnen.
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Wenn ich Teile (z.B. Kugelbolzen für die Radaufhängung eines gängigen Autos) herstelle und davon 1000 Stück/Woche verkaufen kann, kostet das viel kompliziertere und grössere Teil fast nichts (für meinen letzten habe ich unter 5,-€ bezahlt).
Z.B. hat Adler in den 1980er Jahren gesagt es gibt offiziell keine Teile mehr für die Klasse 28, weil sie kaum noch vorrätige Teile hatten und sich das Anfertigen von neuen Teilen nicht mehr lohnt. Und das ist jetzt bald 50 Jahre her.
Und Adler Klasse 28 und Klasse 30 waren/sind relativ verbreitete Maschinen.
Es steht jedem frei der über das notwendige Wissen, Maschinen, Werkstatt und Werkzeuge verfügt sich so etwas selbst herzustellen.
Ob er das machen will muss jeder selbst entscheiden.
Grüsse vom Sputnik
P.S.: Anektdote: Ich habe oft bei der Übergabe neuer Maschinen/Anlagen von meinen Kunden gehört: "Um das Geld hätte ich mir ja den teuersten Mercedes kaufen können." und darauf geantwortet: "Ja klar, aber mit dem könnten sie immer noch keinen Stoff auf den Tisch legen".
