Warum reißt mein Oberfaden..?
Warum reißt mein Oberfaden..?
Spoiler: Er reißt ja schon gar nicht mehr ;-) Aber wer will: Hier die Geschichte dazu...
Kürzlich erworbene linksständige Freiarm-Pfaff 24 von 1903 auf Tretgestell. Nach etwas Säubern und Ölen bissl durch gekurbelt und fest gestellt, dass sie prinzipiell näht. Isjaschommagutsoweit.
Ihre erste echte Aufgabe war eine recht kurze aber doof zu erreichende Naht mit starkem Garn an einem Mopped-Tankrucksack für die meine Adler 30-1 schlicht die falsche Maschine war. Das hat auch prima geklappt.
Als nächstes wollte ich damit ein paar gerissene Jeans stopfen/flicken/verstärken. Also zunächst mal einen "guten" Kupplungsmotor dran, den ich noch rumfliegen hatte. Dünne Nadel und dünnes Garn rein und los. 2cm - Oberfaden gerissen. Ok, lampsam per Hand durchgekurbelt: 6cm - Oberfaden gerissen... Rissstelle ungefähr auf Höhe der Nadel demnach wohl keine Probleme mit der Fadenführung. Also mal Nadel gewechselt und bissl anders ausgerichtet, Schlingenub genau eingestellt und zwischendurch immer mal mit verschiedenen Einstellungen und Garnen neu probiert.
Der Faden riss jeweils früher bei kleinerer Stichlänge und höherer Geschwindigkeit sowie dünnerem Faden, daher ging die Tankrucksack-Naht mit starkem Garn und großer Stichlänge auch ohne Probleme.
Um das Problem näher eingrenzen zu können habe ich mal den Greiferdeckel ab gemacht und unter lupengenauer Beobachtung am offenen Herzen langsam druchgekurbelt (dünner Faden, kurze Stichlänge). Dabei war zu erkennen, dass der Faden mit jedem Stich ganz langsam immer mehr auf zu fasern schien - bis zum Riss. Also habe ich mir den Greifer genauer angesehen und siehe da: Die vordere Kante vom Haken, an der der Faden entlang läuft war merklich scharfkantig. Der Greifer war also an seinem äußeren Umfang schon so weit eingelaufen, dass der Radius am Übergang zur Stirnfläche - ja - weg war. Wer weiß, vielleicht ist der ja auch schon 117 Jahre alt. Wird also wohl keine Garantie mehr drauf sein (seufz).
Also mit Diamantfeile, feinem Schleifpapier und etwas Polierarbeit wieder einen glatten, weichen Übergang erzeugt und damit kann ich jetzt aufs Gas latschen bis die Maschine samt Tisch über den Boden hoppelt ohne dass der Oberfaden sich dadurch irgendwie beeindruckt zeigt und die ersten Jeans sind auch schon geflickt/verstärkt.
Son Zylinderarm ist schon echt was Feines. Jetzt muss ich nur noch sehen wie ich da so eine Art darning cone drangebastelt bekomme und ich habe eine prima Begründung dafür warum AUCH DIESE Maschine bleiben darf - ach was sag' ich: MUSS! :-)
Kürzlich erworbene linksständige Freiarm-Pfaff 24 von 1903 auf Tretgestell. Nach etwas Säubern und Ölen bissl durch gekurbelt und fest gestellt, dass sie prinzipiell näht. Isjaschommagutsoweit.
Ihre erste echte Aufgabe war eine recht kurze aber doof zu erreichende Naht mit starkem Garn an einem Mopped-Tankrucksack für die meine Adler 30-1 schlicht die falsche Maschine war. Das hat auch prima geklappt.
Als nächstes wollte ich damit ein paar gerissene Jeans stopfen/flicken/verstärken. Also zunächst mal einen "guten" Kupplungsmotor dran, den ich noch rumfliegen hatte. Dünne Nadel und dünnes Garn rein und los. 2cm - Oberfaden gerissen. Ok, lampsam per Hand durchgekurbelt: 6cm - Oberfaden gerissen... Rissstelle ungefähr auf Höhe der Nadel demnach wohl keine Probleme mit der Fadenführung. Also mal Nadel gewechselt und bissl anders ausgerichtet, Schlingenub genau eingestellt und zwischendurch immer mal mit verschiedenen Einstellungen und Garnen neu probiert.
Der Faden riss jeweils früher bei kleinerer Stichlänge und höherer Geschwindigkeit sowie dünnerem Faden, daher ging die Tankrucksack-Naht mit starkem Garn und großer Stichlänge auch ohne Probleme.
Um das Problem näher eingrenzen zu können habe ich mal den Greiferdeckel ab gemacht und unter lupengenauer Beobachtung am offenen Herzen langsam druchgekurbelt (dünner Faden, kurze Stichlänge). Dabei war zu erkennen, dass der Faden mit jedem Stich ganz langsam immer mehr auf zu fasern schien - bis zum Riss. Also habe ich mir den Greifer genauer angesehen und siehe da: Die vordere Kante vom Haken, an der der Faden entlang läuft war merklich scharfkantig. Der Greifer war also an seinem äußeren Umfang schon so weit eingelaufen, dass der Radius am Übergang zur Stirnfläche - ja - weg war. Wer weiß, vielleicht ist der ja auch schon 117 Jahre alt. Wird also wohl keine Garantie mehr drauf sein (seufz).
Also mit Diamantfeile, feinem Schleifpapier und etwas Polierarbeit wieder einen glatten, weichen Übergang erzeugt und damit kann ich jetzt aufs Gas latschen bis die Maschine samt Tisch über den Boden hoppelt ohne dass der Oberfaden sich dadurch irgendwie beeindruckt zeigt und die ersten Jeans sind auch schon geflickt/verstärkt.
Son Zylinderarm ist schon echt was Feines. Jetzt muss ich nur noch sehen wie ich da so eine Art darning cone drangebastelt bekomme und ich habe eine prima Begründung dafür warum AUCH DIESE Maschine bleiben darf - ach was sag' ich: MUSS! :-)
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- Manohara
- Edelschrauber
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- Wohnort: Witzenhausen
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Re: Warum reißt mein Oberfaden..?
eine Geschichte mit "Happy End"
gut!
Solche "linken" Maschinen werden für Linkshänder gebaut?
Oder gibt es noch einen anderen Sinn für diesen - doch beachtlichen - Aufwand?
Ich finde nicht, dass Linkshänder die schlechteren Menschen sind und gönne ihnen (ich bin keiner) jede Fürsorge, aber ich staune, dass dafür so viel Aufwand getrieben wird.
Bei Scheren verstehe ich es, weil die Links nicht funktionieren ...
Autos werden ja auch nicht andersrum gebaut (außer für Engländer natürlich, aber das hat wieder andere Gründe ...)

gut!
Solche "linken" Maschinen werden für Linkshänder gebaut?
Oder gibt es noch einen anderen Sinn für diesen - doch beachtlichen - Aufwand?
Ich finde nicht, dass Linkshänder die schlechteren Menschen sind und gönne ihnen (ich bin keiner) jede Fürsorge, aber ich staune, dass dafür so viel Aufwand getrieben wird.
Bei Scheren verstehe ich es, weil die Links nicht funktionieren ...
Autos werden ja auch nicht andersrum gebaut (außer für Engländer natürlich, aber das hat wieder andere Gründe ...)

Re: Warum reißt mein Oberfaden..?
Auf diesen Maschinen wurden die Schäfte von Stiefeln genäht. Naja und es gibt (und gab auch früher schon) ja nicht nur rechte Stiefel! 
Nee, ehrlich, ich weiß es auch nicht. Würde aber auch gerne, also wenn uns jemand erleuchten mag, immer her damit ;-)

Nee, ehrlich, ich weiß es auch nicht. Würde aber auch gerne, also wenn uns jemand erleuchten mag, immer her damit ;-)
- adler104
- Edelschrauber
- Beiträge: 6634
- Registriert: Samstag 11. Mai 2013, 21:19
- Wohnort: Norddüütschland
Re: Warum reißt mein Oberfaden..?
Die ist aber mal echt schick mit dem schönen Eisenfuß!!!!
Middem Öl nich spaasam sein!
Singer 111G156 - Singer 307G2 - Singer 29K71 - Singer 212G141 - Singer 45D91 - Singer 132K6 - Singer 108W20 - Singer 51WSV2 - Singer 246K16 - Singer 143W2 - Pfaff 368

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Re: Warum reißt mein Oberfaden..?
Steht nicht mal 24 drauf und der Deckel vom Mannloch ist auch noch massiv Guss!
Tja, Eisenfuß aber leider mit Schenkelhalsbruch rechts...
Tja, Eisenfuß aber leider mit Schenkelhalsbruch rechts...
- adler104
- Edelschrauber
- Beiträge: 6634
- Registriert: Samstag 11. Mai 2013, 21:19
- Wohnort: Norddüütschland
Re: Warum reißt mein Oberfaden..?
Osteoporose - kein Wunder in dem Alter 

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Re: Warum reißt mein Oberfaden..?
Ferreoporöse, oder? Ach, egal... ;-)
Re: Warum reißt mein Oberfaden..?
Das beispiel mit den stiefeln passt schon ...
auch bei sattlern gibts linke und rechte ecken, oder bei möbelbezügen etc ...
bei meinen früheren kunden (auch sattler, tapezierer, schuster ...) standen häufig beide versionen nebeneinander um schnell zwischen den maschinen wechseln zu können
es gab auch rechte und linke flachbettmaschinen die z.B. bei nähautomaten zum gleichzeitigen links- und rechtssäumen von geschirr- und handtüchern verwendet wurden.
herzliche grüsse vom Sputnik
auch bei sattlern gibts linke und rechte ecken, oder bei möbelbezügen etc ...
bei meinen früheren kunden (auch sattler, tapezierer, schuster ...) standen häufig beide versionen nebeneinander um schnell zwischen den maschinen wechseln zu können
es gab auch rechte und linke flachbettmaschinen die z.B. bei nähautomaten zum gleichzeitigen links- und rechtssäumen von geschirr- und handtüchern verwendet wurden.
herzliche grüsse vom Sputnik
Und sehen wir uns nicht in dieser Welt
dann sehen wir uns in Bielefeld! (Udo Lindenberg)
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Re: Warum reißt mein Oberfaden..?
Ja, das mag schon bequemer sein. Trotzdem kann ich mir kaum vorstellen, dass der gewöhnliche Schuster/Stiefelmacher immer gleich zwei gleichartige Maschinen für die selbe Anwendung nur halt links und rechts angeschafft hat bzw. dass es einen Markt dafür gab.
Müsste man fast mal bei Seiko anfragen. Die stellen diese Maschinen immer noch in Links und Rechts her, wobei heute die Betriebe zur Schuhherstellung auch anders "funktionieren" als zur Jahrhundertwende.
http://www.seiko-sewing.co.jp/en/products/tetfseries/
Müsste man fast mal bei Seiko anfragen. Die stellen diese Maschinen immer noch in Links und Rechts her, wobei heute die Betriebe zur Schuhherstellung auch anders "funktionieren" als zur Jahrhundertwende.
http://www.seiko-sewing.co.jp/en/products/tetfseries/
Re: Warum reißt mein Oberfaden..?
Ja ... schuhherstellung hat sich komplett verändert ... heute wird in gewerbe und industrie das meiste mit elektronisch gesteuerten automaten genäht. Viele arbeitsgänge die früher standard waren gibt es gar nicht mehr.
Ich meinte auch nicht normale flickschuster sondern masschuhproduzenten bis gewerbebetriebe und da steht dann ohnehin für jeden arbeitsgang eine entsprechend ausgestattete und eingestellte maschine herum.
Herzliche grüsse vom Sputnik
Ich meinte auch nicht normale flickschuster sondern masschuhproduzenten bis gewerbebetriebe und da steht dann ohnehin für jeden arbeitsgang eine entsprechend ausgestattete und eingestellte maschine herum.
Herzliche grüsse vom Sputnik
Und sehen wir uns nicht in dieser Welt
dann sehen wir uns in Bielefeld! (Udo Lindenberg)
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