
Nähmaschinen gibt es schon lange, Fadenabschneider kamen später dazu.
Es gibt viele unterschiedliche Nähmaschinen und viele unterschiedliche Fadenabschneider. Bei Pfaff gibtes z.B. Modelle die mit Fadenabschneider X oder Y ausgestattet sein können.
Von der Maschine und dem montierten Fadenabschneider und eventueller weiterer Ausstattung hängt es ab wie die Ansteuerung aussehen muss.
Wie bereits richtig angemerkt wurde gibt es einige wenige Maschinen die sich durch eine falsche Ansteuerung zerstören können. Das ist z.B. bei einigen schweren Maschinen der Fall wo ein Rollenhebel für die mechanische Bewegung in eine Zwangskurve eingefädelt wird. Wenn da die Drehzahl zu hoch oder der Zeitpunkt der Auslösung falsch ist, kann es passieren dass die Maschine blockiert und dadurch das Gussgehäuse/Grundplatte bricht.
Es gibt auch Fadenabschneider bei spezielleren Maschinen welche nicht in die Kategorie Flachbett-Steppstich-Schnellnäher fallen. Diese lasse ich jetzt bewusst weg um zu viel Verwirrung zu vermeiden.
Bei einem "normalen" Flachbett Schnellnäher muss die Maschine vor dem Auslösen des Abschneidevorgangs auf eine bestimmte Geschwindigkeit gebracht werden (z.B. 220rpm +/-10rpm).
Dann wird bei einem bestimmten Drehwinkel Magnet/Ventil zur mechanischen Auslösung aktiviert. Damit wird z.B. ein Rollenhebel auf einen Excenter gedrückt oder in eine Kurve eingefädelt und damit die mechanische Bewegung betätigt.
Zusätzlich kann je nach Modell der Maschine und des Fadenabschneiders eine elektrische Spannungslüftung, Fadenwischer, Fadenklemmen und ähnliches erforderlich sein.
Nach dem hoffentlich erfolgreichen Aschneidevorgang muss die Maschine bei einem bestimmten Drehwinkel stehenbleiben. Bei manchen Maschinen muss sie dann noch ein wenig retourgedreht werden. Dann kann der Abschneidevorgang beendet und der Nähfuss gelüftet werden.
Alle diese Einstellungen sind relativ heikel und wichtig! Die Drehzahlen und Positionen müssen möglichst genau eingehalten werden!
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Wenn z.B. die Spannungslüftung nicht zum richtigen Zeitpunkt ausgelöst wird kann der abgeschnittene Faden zu lang oder zu kurz sein. Ein zu lange Faden z.B. kann sich im Greifer verfangen und die Maschine blockieren, ein zu kurzer Faden kann dazu führen das am Anfang der nächsten Naht Stiche fehlen.
Wenn die mechanische Bewegung nicht stimmt kann es sein das die Messer die Nadel erwischen und damit z.B. die Maschine blockiert oder die Messer brechen.
Wenn der Faden nicht richtig geschnitten wird, reisst er an einer Kante oder bei der Verknotung des letzten Stiches ab, was ebenfalls zu falscher Fadenlänge und den damit verbundenen Problemen führt.
Wenn der Fadenabschneider die falsche Seite der Oberfadenschlinge erwischt stimmt ebenfalls die Länge niicht.
Wenn der letzte Stich ausgelassen wird kann auch der Fadenabschneider den Faden nicht erwischen.
Schwergängigkeit, Schmutz, stumpfe Messer, Wackelkontakte, statische Aufladung sind ebenfalls häufige Fehlerquellen.
(das Kabel zum Gummischarnier brauchen wir doch nicht)

In den 1070er Jahren war die Hochzeit der Fadenabschneiderentwicklung und es gab noch keine Digitaltechnik. Deshalb hat z.B. EFKA damals für die gängigsten Maschinen ~100 unterschiedliche Steuerkästen gebaut, die dann trotzdem oft noch für speziellere Anforderungen modifiziert werden mussten. Mit Digitaltechnik und Servomotoren wurde einiges einfacher aber die Grundanforderungen an Geschwindigkeit und Genauigkeit sind natürlich gleich geblieben, auch wenn sie sich durch neue Technik einfacher einhalten lassen.
Es sind bei Nähmaschinen besonders die dynamischen Kräfte die zur Zerstörung der Maschine führen können.
Ich habe in meiner Anfangszeit als Nähmschinenmechaniker oft bei Firmen gefragt was mit dem Maschinenköpfen die dort in der Ecke liegen los ist ... und mir wurde geantwortet das da die Gussteile gebrochen sind und sie nur mehr als Ersatzteilspender dienen. Meistens waren zu viele Blattfedern für den Presserfuss (führen mittelfristig zu Rissbildung an den schwächsten Stellen im Guss) oder Blockaden (z.B. durch Faden im Greifer oder Fadenabschneider) die Ursachen dafür.
Deshalb hat Adler dann auch damit begonnen bei immer mehr Modellen Sicherheitskupplungen, die vorher nur als Sonderausstattung erhältlich waren, standardmässig einzubauen.
Ich kann nur von Maschinen/Kunden berichten mit denen ich zu tun hatte. Bei anderen Maschinen/Marken/Klassen/Motoren war es aber SEHR ähnlich.
Ich hoffe damit ein wenig zum Verständnis beigetragen zu haben.
Herzliche Grüsse vom Sputnik