Ich hätte auch einen Vorschlag zu bieten.
Ich hatte ein solches Schränkchen in Eiche hell Furnier bekommen, was nun so gar nicht zu meiner Einrichtung passt. Ich wollte es möglichst schwarz haben, jedoch ohne Clou Beize ausm Baumarkt sonden, rausfinden, wie man früher Holz eigentlich schwarz, bzw. schwarzbraun bekommen hat, als es die moderne Chemie noch net so gab.
Nach einiger Recherche kam dabei heraus:
1.) man braucht starken Schwarzetee, ca. 6 Beutel auf 250ml (enthält Oxalsäure, ausgepresster Rhabarber saft würde wohl auch gehen, aber ich hab kein Rhabarber im Garten zum ausquetschen für die Oxalsäure)
2.) man braucht Eisenacetat (Accropaz Topfkratzer die Seife gründlich rauswaschen und dann in Essig-Essenz mehrere Tage lang auflösen, Mit Edelstahl-Kratzern gehts nicht, muß Accropaz sein, weil die aus Eisen sind)
3.) Leinöl. Wenn man sich damit beschäftigt, gibts es viele Verwendungen dafür unt ich hatte mir vor Jahren mal einen 10Ltr Kanister unter der Bezeichnung "Leinöl - Pferdenahrungsergänzung, kaltgepresst, entschleimt" direkt von ner Ölmühle für 35€ gekauft. Wesentlich günstiger als der 1/8 Ltr im Supermarkt für den Salat für ca. 6-8€ und mind. 120 mal frischer als das Zeug aus dem Baumarkt (nach mittlerweile 8 Jahren haben meine Flüssigbestände an Leinöl noch immer kein penetranter Heuchgeruch, oder ranzigen Geruch und das bei ungekühlter Lagerung)
Vorgehensweise:
1.) Schränkchen sauber machen mit feuchtem Lappen
2.) bissel anschleifen, wenns irgendwo Macken oder Spreisel hat die abstehen. Bei einer geschlossenen Kunstharzlckschicht würde die Methode nicht funktionieren, da die auf Eindringen ins Holz basiert.
3.) mit Tee streichen und trocknen lassen. Jab ich zweimal gemacht. je mehr Oxalsäure im Holz, desto besser für die Färbwirkung. Noch passiert nix
4.) mit dem Eisenacetat streichen. Hab ich zweimal gemacht. Ergibt irgendein mattes Matschbraun und man denkt, das wird nie was, weil das stellenweise heller wirkt als Eiche hell und schon eher nach "K..zbraun" ausschaut
5.) mit Leinöl dünn streichen. Viel hilft hier nicht viel, das Leinöl muß ins Holz eindringen und polimerisieren. Idealerweise viel frische Luft und Sonne. Oha, es wird ja schwarzbraun.
6.) über mehrere Tage immer mal wieder mit Leinöl nassschleifen. Dazu habe ich Poliergaze fein genommen und einfach in Leinöl getunkt und dann das Schränkchen immer wieder abgerieben und nach vielleicht ner Stunde mit nem Küchenpapier abgerieben, damit nirgends Leinöl in dickerer Schicht steht und übermäßig anfängt zu kleben. Das soll ja ins Holz rein und nicht oben drauf sitzen. Das ganze nicht häufiger als einmal am Tag machen. wiederholung so oft, bis man mit der Oberfläche zufrieden ist.
Ergebnis:
kann von der Dunkelheit problemlos mit IKEA schwarzbraun mithalten
Durch das nasschleifen mit Leinöl schließen sich die Poren und die Oberfläche wird glatter, aber die Holzmaserung bleibt erhalten.
Die Innenseite vom Aufklappdeckel habe ich in Eiche hell gelassen, so habe ich im geschlossenen Zustand nun ein fast schwarzes Schränkchen, wenn ichs aufklappe eine helle Nähfläche. Gefällt mir.
Vorteil:
Keine Notwendigkeit zum großartigen schleifen, oder beizen.
man lernt was über altertümliche Finishing-Techniken und kann seinen sportlichen Ehrgeiz befriedigen.
Man verwendet keine moderne Chemie, nach dem Motto altes Schränkchen braucht alte Finishingtechnik, aber das ist Geschmacksache
Der bisherige Lack / Oberflächenfinish ist recht bedeutungslos, daa das Leinöl so ziemlich alles unterwandert und ins Holz eindringt
Nachteil:
ist keine 5-min Aktion und die einzelnen Schritte wollen zwischendrin trocken/polymerisieren und wer schonmal Holz mit Leinöl (nicht Firnis) geölt hat, weiß daß das dauert, bis das polymerisiert und nicht mehr klebt.
Würd ichs wieder so machen:
Definitiv. Clou Beize ausm Baumarkt kann jeder, aber wer denkt schon, daß man Eiche hell mit Tee, Accropaz, Essigessenz und Leinöl nahezu schwarz bekommt. Für mich wars eine positive handwerkliche Erfahrung wert. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden und die Oberfläche ist leicht zu erhalten und aufzufrischen, indem man ab und an mal mit nem Leinölfeuchten Lappen drüber wischt. Politur brauchts für mich nicht.
P.S.
Das Schränkchen habe ich umsonst bekommen und diese Methode einfach riskiert, ohne Erfahrung damit zu haben. Ich geb zu zwischendrin dachte ich, das geht voll in die Hose und wird nix. Aber da die Zutaten nicht wirklich teuer sind und das Leinöl durchaus Restbestände ausm Supermarkt sein kann, ohne daß man was kaufen muß. Kann man leicht auch erstmal ein Probestück Holz ausprobieren, bevor man sich an sein Schränkchen traut
