Fadenabschneider nachrüsten?

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Teddy
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Fadenabschneider nachrüsten?

#1 Beitrag von Teddy »

Meine Frau kämpft bei Nähprojekten eher mit ihrer Plastik-Nähmaschine als mit dem eigentlichen Projekt. Da drängt sich mir geradezu eine richtige Industrie-Nähmaschine als tolles Geschenk auf. In den Fokus ist die Pfaff 1163 gerückt. Besonders der praktische Fadenabschneider imponiert in diversen Youtube-Videos. Eine Gebrauchtmaschine ist auch schon gefunden. Leider ist ausgerechnet dieses interessante Feature bei der Maschine nicht vorhanden. Es existiert aber ein mechanisch überschaubares Faden-Abschneider-Set in der Bucht. Was sagt die Schwarm-Intelligenz zu meiner Wahl der Nähmaschine und ist eine Aufrüstung einer Pfaff mit dem Set sinnvoll und machbar?

Liebe Grüße aus Bochum

Ted
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js_hsm
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Re: Fadenabschneider nachrüsten?

#2 Beitrag von js_hsm »

Wenn Du uns mehr von den Projekten berichtest bei denen es hakt wäre es leichter Empfehlungen auszusprechen.
Ob eine reine Gradstichmaschine für den Hobbybereich sinnvoll ist stelle ich mal dahin.
Ein Fadenabschneider ist sicherlich nett aber notwendig ??

Gruß, Achim
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Hummelbrummel
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Re: Fadenabschneider nachrüsten?

#3 Beitrag von Hummelbrummel »

Die beiden Fadenabschneider (wir reden von automatischen, ja?), die ich persönlich kenne, sind nett, wenn mann schnell, viel, und unsauber arbeitet. (Janome und Pfaff, die Janome wohnt nicht mehr hier.)

Wenn es ordentlich werden soll, dann schneide ich immer von Hand.

Der Fadenabschneider schneidet schon sauber, beide Fäden bleiben auf der linken Seite ca. 2 cm hängen (Länge genau müsste ich messen), und man kann sie am Ende dann in der gewünschten Länge abschneiden, wenn man will.

Aber: Das Schneiden passiert unter der Stichplatte, und da wir der Unterfaden geparkt.
Am Anfang der nächsten Naht wird dann das lose Fadenende mit in die Naht gewurschtelt, was links ziemlich scheußlich aussieht.

Man kann dies verhindern, indem man vor Nahtbeginn erst den Unterfaden hochholt und ganz ganz klassisch beide Fäden hinten festhält, wenn man losnäht. Faden suchen und hochholen empfinde ich aber als umständlich und deutlich aufwändiger, als den einen händischen Schnitt gleich nach der Naht an der passenden Stelle – und beide Fäden sind wieder startklar für die nächste Naht. (Festhalten sollte man immer.)

Ich (Hobbynäherin) schätze meinen Fadenschneider schon und nutze ihn gern, bei "quick an dirty"-Nähten, aber so selig, wie oft angepriesen, macht er nicht.

Ansonsten muss ich Achim recht geben. Für vernünftiges Hobbynähen brauche ich einen Geradstich zum Nähen und einen Zickzack zum Versäubern, außerdem ist es mir mega wichtig, dass man die Geradstichnacht seitlich versetzen kann, und zwar Mitte, links und (!) rechts, damit ich Kanten bequem und sauber absteppen kann.

Das alles konnte meine alte Pfaff 362, mit der ich groß geworden bin und später unter anderem auch viel Kinderkleidung genäht habe.

Aber: Die stößt bei Jersey und Sweat schon sehr an ihre Grenzen. (Mit vielen Tricks und Know-how ging es ganz gut, aber Nähkomfort geht anders). Wenn Deine Frau solche Materialien auch viel und gern näht, dann macht eine Maschine mit 1-3 zusätzlichen Elastikstichen auf jeden Fall mehr Spaß. Und dazu dann irgendwann eine Overlock.

Viele Grüße
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det
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Re: Fadenabschneider nachrüsten?

#4 Beitrag von det »

Hallo Ted,
die 1163 ist ein Schnellnäher und schafft - je nach Ausführung - 3.000 bis 5.000 Stiche pro Minute. Ist das wirklich gewünscht?
Außerdem kann sie nur Geradstich, ein Zickzack-Stich ist aber bei vielen Projekten hilfreich. Ist genug Platz vorhanden, die Maschine zu stellen?

Wenn deine Frau viele kleine Teile im Akkord näht, dann macht so ein Fadenabschneider auf jeden Fall Sinn. Aber ich weiß nicht, ob der Aufwand, so ein Teil zu beschaffen, einzubauen und zu justieren im verfnünftigen Verhältnis zur Zeitersparnis steht.

BTW: Mit welcher Maschine kämpft deine Frau denn zur Zeit?

Gruß
Detlef
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Teddy
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Re: Fadenabschneider nachrüsten?

#5 Beitrag von Teddy »

Herzlichen Dank für die guten Infos, die mir zeigen, auf was ich beim Kauf achten muss: Der Zickzack-Stich ist wichtiger als von mir vermutet, während sich jetzt der Nutzen eines Fadenabschneiders relativiert hat. Ich selbst nähe nur dickes Leder, was meine Cowboy 3200 erstklassig mit geradem Stich erledigt. Allerdings kann sie darüber hinaus keinen anderen Stich, was ich aber nie als Handikap empfunden habe. Meine Frau als Hobby-Näherin benötigt da mehr Möglichkeiten, wie ich jetzt erkennen muss. Damit fallen die beiden Pfaffs aus der Wahl, da sie beide keinen Zickzack-Stich bieten.

Mittlerweile hat sich der Besitzer einer Fachfirma aus Rodeberg gemeldet und mir ebenfalls von den von mir favorisierten Pfaffs abgeraten. Auch den Nutzen eines Fadenabschneiders hat er so eingeordnet wie hier im Forum. Ich habe einen Besuch der Firma vereinbart in den nächsten Tagen und hoffe auf eine vernünftige Maschine bei guter Beratung.

Natürlich wurde mir empfohlen, meine Frau zum Kauf mitzubringen, da sie sich ja mit der Maschine wohl fühlen muss, allerdings ist dann die Überraschung für Weihnachten hinüber. Das muss auch so klappen, daher eine kurze Beschreibung des Ist-Zustandes: Genäht wird von meiner Frau/Tochter mit normalen Stoffen, Röcke, Änderungen usw, nichts Spezielles, an Fein-Stoffe wie Jersey kann ich mich nicht erinnern. Ihre jetzige Maschine, eine Brother Inovis 55, ist dabei fehleranfällig. Der mechanische Faden-Einfädler ist zu empfindlich und ich musste ihn bereits ersetzen durch ein fummelig zu installierendes Ersatzteil-Kit. Jetzt ist er wieder außer Funktion. Oft verschluckt die Maschine sich und dann darf ich meine genervte Gattin beim vorsichtigen Freischneiden des Fadenknäuels unterstützen. Spaß beim Nähen will da nicht aufkommen. Insgesamt halte ich wenig von dem Plastik-Bomber, der Dutzende von verrückten Stichen kann, aber bei den Basics oft versagt, daher mein Schielen nach einer Industrie-Maschine. Die ist sicherlich überdimensioniert für Hobby-Anwendungen, aber dafür garantiert sie vernünftiges Arbeiten. Der Etat liegt bei 1000 Euro, was im Profibereich nur für eine Gebrauchtmaschine reichen wird. Die Tochter wird auch noch befragt, welche Anforderungen noch existieren, bis dahin bin ich natürlich offen für Vorschläge hier im Forum.

LG aus Bochum

Ted

P. S.: Platz für eine Maschine mit Tisch ist vorhanden
Zuletzt geändert von Teddy am Montag 11. Dezember 2023, 12:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Fadenabschneider nachrüsten?

#6 Beitrag von det »

Hallo nochmal,
wenn es robustes Alteisen sein darf dann werfe ich mal die Pfaff 138 in den Raum. Macht sich nicht gut unter'm Weihnachtsbaum, aber robust.

Ansonsten sollte auch eine Brother iv55 fehlerfreie Basics können. Vielleicht muss da mal ein Service inkl. Justage gemacht werden.

Gruß
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Re: Fadenabschneider nachrüsten?

#7 Beitrag von Teddy »

Danke für den Tipp! Am Freitag ist der Termin beim Händler. Der hat einen Nachbau der Pfaff 138 (Sewmaq 138) da, was ist davon zu halten? Oder lieber Original? Die Optik spielt keine Rolle. Gegen "Alteisen" ist nichts einzuwenden, gehöre ja schließlich selbst dazu...
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Re: Fadenabschneider nachrüsten?

#8 Beitrag von js_hsm »

Ich empfehle die alte helle (Silbergrauundwasweissch Hammerschlag)
Die wurden meist für standard HNM Nadeln 130/705H ausgeliefert (bitte vor Kauf prüfen)
Die sind extrem robust und häufig für kleines Geld zu bekommen (meine hab ich geschenkt bekommen)
Da dann einen Servomotor dran oder unter den Tisch.

Gruß, Achim
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Re: Fadenabschneider nachrüsten?

#9 Beitrag von Hummelbrummel »

Fadenknäule unter der Stichplatte könnten auch ein Bedienfehler sein.

Spontan fällt mir ein:
- Nähen, ohne dass der Nähfuß abgesenkt ist (viele etwas teurere moderne Maschinen lassen das nicht zu.)
- Nahtanfang direkt an der Stoffkante, ohne unterstützende Maßnahmen (z. B. Verwendung von einem "Hund", Fadenenden festhalten.)

(Diese Nähsituation macht m.E. keine Maschine immer einfach so von selbst gut. Eher selten, bei besonders optimalen Nähbedingungen. Wobei man sagen muss, dass eine Geradstichmaschine, oder eine Geradstichplatte in einer Zickzackmaschine da schon etwas helfen.)

Ich liebe die alten Eisenschweine, aber gerade für Drauflosnähen ohne Nähkenntnisse bieten viele moderne Maschinen auch gute Unterstützung.

Noch so ein Klassiker: Fadenknäuel und Kuddelmuddel am Nahtende, weil der letzte Stich nicht vollständig beendet wurde (= die letzte Umschlingung nicht bis zu Ende vollzogen wurde, = die Nadel am Ende nicht in der richtige Position gebracht wurde. Das machen viele moderne von selbst richtig, viele alte nicht.)

Überhaupt ist die automatische Nadelstellung ein Feature, das ich an meiner modernen Maschine sehr schätze. (Ich kann vor-einstellen, ob die Nadel beim Stoppen unten ist - zum Ecken nähen oder bei schwierigen Sachen stückweise nähen) oder oben. Dann ist sie aber genau da oben, wo der Stich auch wirklich fertig ist, ohne Kuddelmuddel.

Ich kenne keine Brother aus eigener Anschauung und weiß jetzt nicht, was die 55 kann und was nicht (bzw. was sie am Nahtende von selbst macht), aber bei einem Budget von 1000 Euro würde mir schon das ein oder andere nette neue Maschinchen einfallen.
(Eine Freundin hat eine Innovis 10 und ist mit der sehr zufrieden.)

Computermaschine ist auch relativ.
Da gibt es welche, die elektronisch gesteuert sind, man aber mehr oder weniger klassisch einstellt; und solche, die man auf die eigenen Bedürfnisse oder den jeweiligen Nähfall "programmieren" kann, und manches dazwischen.
Aber das muss man auch mögen, wenn man es hat.
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Re: Fadenabschneider nachrüsten?

#10 Beitrag von Teddy »

Die Würfel sind gefallen! Ich bin gerade vom Händler zurück und um sofort die Katze aus dem Sack zu lassen: Es ist eine Janome Skyline S5 geworden. 2 volle Stunden Beratung, Telefonate mit der Tochter, die das Anforderungsprofil für meine Frau besser kennt als ich und am Ende eine Maschine, an die ich nie gedacht habe. Ein ordentlicher Sprung von den erst angedachten, ungeeigneten Pfaff 1163. Wie kam es dazu?

Ein Riesenraum voller gebrauchter Industriemaschinen war der Anfang. Von diesen Maschinen blieben sofort nur 4 übrig, die den geforderten Zickzack-Stich konnten. Preise um die 500 - 800 Euro, was mir sehr entgegen kam. Alle Maschinen neu gewartet, neue Motoren, viel vertrauenserweckendes Eisen, viel Patina und irre Näh-Geschwindigkeiten. Die nächste Stufe im ebenso vollen Nachbarraum waren dann die Industriemaschinen in Neu mit Preisen ab 1600 Euro. Die Tochter bemerkt bei einem Telefonat, dass die Maschine auch Reisverschlüsse nähen müsste! Und welche Programme es denn gäbe. Mist, ich merke, dass die mir sympathischen Maschinen für mich passen würden, aber nicht für meine Frau! Also lasse ich mich weiter beraten: Am Ende nähern wir uns dem von mir eigentlich "verachteten" Hobby-Bereich. Und ich muss dazu lernen: Licht-Geschwindigkeiten und 200 Jahre Haltbarkeit bringen nichts, wenn die Machine nur mehr oder weniger geradeaus nähen kann. Meine Damen verlangen nach mehr! Die stört anscheinend auch das viele Plastik nicht. Auch im Laden werde ich gefragt, was an der alten Brother nicht funktioniert hat. Viel ist mit der Ungeduld meiner Frau erklärbar, dazu sicher Bedienfehler. Am Ende sitze ich an dieser Janome und wundere mich, wie einfach die Bedienung ist. Vieles, was bei meiner Frau zu Näh-Fehlern geführt hat, wird durch die Maschine entschärft. Kein Hochholen des Fadens, das Menü für die Stichvarianten selbsterklärend, automatische Fadenspannung, ein praktischer Kniehebel zum Heben und Senken der Nadel und vieles mehr. Im Gegensatz zum Modell zuhause brauche ich das Schwungrad nicht einmal anfassen. Alles klappt, wie es soll. Der Besitzer des Ladens zerstreut meine letzten Zweifel an der Zuverlässigkeit der Mechanik. Ohne Schrauben lösen zu müssen, zeigt er mir glänzendes Metall im Inneren der Maschine nach Wegklappen der Plastik-Hülle. Solide und stabil, wie ich es eigentlich nur bei den Industriebrocken erwartet habe. 5 Jahre Garantie kommen nicht durch weiches Alu. Ich bin überzeugt und jetzt steht die Maschine versteckt in der Werkstatt und wartet auf ihren großen Augenblick zu Weihnachten.

Ich hoffe, ich habe keinen Mist gekauft. Beim Googlen nach Nachteilen der Näh-Maschine bin ich heute abend im Internet auf die Schnelle nicht großartig fündig geworden, was ich als einigermaßen gutes Zeichen sehe. Großer Dank jedenfalls an das Forum für die vielen Hinweise und Tipps, die mich schnell in die richtige Richtung geschoben haben. Das Verkaufsgespräch war obendrein ungeheuer lehrreich. So einen Überblick über die Möglichkeiten im Profi- und Hobby-Nähen bekommt man sonst nicht in der Kürze der Zeit. Jetzt muss die Maschine liefern. Nach Weihnachten kommt das Fazit, ob meine Frau den Daumen hebt oder senkt. Ich werde berichten...
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