138, Klassik meets HighTech...

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Werdenfelser
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138, Klassik meets HighTech...

#1 Beitrag von Werdenfelser »

Servus zusammen!

Auf vielfachen Wunsch einer einzelnen soll ich den "Restaurationsprozess" meiner 138 zeigen.
War von meiner Seite aus so nicht geplant, deshalb fehlen von den Anfängen ein paar Bilder. Aber eine verstaubte, verklebte, schwarze Nähmaschine kann sich hier wohl jeder vorstellen. biggrin

Die Maschine hab ich in EbayKleinanzeigen gefunden, schlummerte nachweislich 20 Jahre lang in einem Keller. Vorher war sie im Besitz eines Herrenschneiders, der sie mit in seine Rente genommen hatte, leider aber nicht mehr viel Spaß an ihr hatte.
In der Anzeige war nur ein verschwommenes Bild und als "Nähmaschine, alt, Vintage" beschrieben. Für 40,-€ wurde sie mein. lol

Holztisch mit durch Klebefolie verunstalteter Oberfläche, ein bisschen Zubehör, Anleitung und leider so viel Schwergang, das der Riemen beim Treten durchrutschte.
Und der Lack unter dem Arm war so rissig, das alles an Stoff einfach hängen blieb...

Also Ziele gesetzt, es soll für mich eine Gebrauchsmaschine werden.

- Lack instandsetzen
- motorisieren
- schwergängigkeit beseitigen

Erst mal hab ich alles mit WD40 geflutet, dann lief sie schon ein wenig besser und vor allem sind somit die meisten Schrauben wieder aufgegangen.
Somit konnte ich alles demontieren und zum lackieren vorbereiten:

Alles soweit abgebaut und abgeklebt.

Bild

Wichtig war mir das kein Schleifstaub in die Mechanik kommt!
Für die größeren Bohrungen habe ich Stopfen aus Balsa geschnitzt. Das ist so weich, das es sich den Bohrungen gut anpasst.
Und für die kleineren Zahnstocher mit Kreppband aufgefüttert. Wobei hier auf dem Bild eigentlich noch ein paar Löcher zuviel zugestopstelt sind. Ich hab dann wirklich nur die Ölbohrungen zugemacht. Alles, was sowieso nach unten offen ist, blieb auch offen.

Bild

Das ist der Grund für die Lackierung:

Bild

Und das mit der Grund, warum ich mit Hammerschlag streiche und nicht lackiere:

Bild

Die Frässpuren sind einfach zu grob. Das alles spachteln, nein Danke!

Geschliffen habe ich nur von Hand mit 80er Schleifleinen.
Zuerst löst sich der Klarlack, der ist sehr zäh, dauert ein bisschen. Und dann kommt eine recht dicke Schicht schwarzer Lack. Der ist sehr weich, lässt sich sehr gut beschleifen. Den Klarlack habe ich überall abgeschliffen. Erschreckend war, das auch an Stellen, die eigentlich völlig intakt waren, der Lack nach ein paar mal drüberschleifen ordentlich abgebröselt ist.

Morgen geht's weiter! wink
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Museumsfritze
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Re: 138, Klassik meets HighTech...

#2 Beitrag von Museumsfritze »

Danke Dir, schön das mal dokumentiert zu sehen.
www.naehmaschinenverzeichnis.de
Das virtuelle Nähmaschinenmuseum

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nicole.boening
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Re: 138, Klassik meets HighTech...

#3 Beitrag von nicole.boening »

Ich bin da letztens schon mal drüber gestolpert: Ein Laser wäre ein Traum wegen Rost und blöden Lackierungen https://www.youtube.com/watch?v=Snd6S25zt-Y
Näh und schraub wie du dich fühlst.

Neues Video: Nähen in Zeiten des Klimawandels ... die Tretmaschine.
https://youtu.be/-S44axYkxi4?si=2xkYSDK2GMLjh64E

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Re: 138, Klassik meets HighTech...

#4 Beitrag von dieter kohl »

serv

die Maschine stammt wahrscheinlich aus der zeit um die Währungsreform
die Grundierung und der lack hatten sich nicht vertragen

der Klarlack auf der Maschine müßte von einer "Nachbehandlung" sein, denn original war da kein schutzlack drauf
gruß dieter
der mechaniker

Werdenfelser
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Re: 138, Klassik meets HighTech...

#5 Beitrag von Werdenfelser »

Genau, für mich sieht das auch aus, als wenn da schon mal jemand nachgeholfen hätte und die mittlerweile drei Lacke sich nicht ganz vertragen hätten.

Von der Seriennummer her müsste sie von 50/51 sein. Passt auch mit den 134er Nadeln, die dabei waren.
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Werdenfelser
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Re: 138, Klassik meets HighTech...

#6 Beitrag von Werdenfelser »

Und weiter geht's. Leider hat anscheinend mein Bimmelfon den Schleifstaub irgendwie nicht so ganz gemocht. Jedenfalls sind die Bilder von der abgeschliffenen Maschine absolut nichts geworden.
Jedenfalls habe ich den Lack überall ordentlich angeschliffen, schadhafte Stellen bis auf den Guss, wo der alte Lack ordentlich gehalten hat, nur den Klarlack weg und den darunter liegenden schwarzen kräftig mit dem 80er Leinen bearbeitet.
Die meisten meiner Balsa-Stopfen habe ich eben zur Maschine abgebrochen. Damit gingen die beim Schleifen und malern nicht mehr im Weg um.
Und sehr wichtig, danach richtig gut entstauben und entfetten! Ich habe dazu Silikon-Entferner verwendet. Mehrfach. Und immer einen frischen Lappen verwenden.

Jetzt gibt's auch erst mal ein paar Bilder vom dunklen Dachboden, mit gutem Licht mach ich erst am Wochenende welche, wenn ich mal tagsüber daheim bin.

Zum lackieren: darauf achten, das es warm genug ist! Ich malerte draußen im Schuppen meines Vaters. War nicht so toll, die Farbe ist total besch... verlaufen. Außerdem wurde sie ewig nicht trocken.
Daraufhin habe ich einen guten Heizlüfter in den Schuppen gestellt, damit ging es. Trotzdem sieht man ein paar Stellen, die nicht so toll geworden sind... dodgy
Außerdem hab ich beim Transport oben am Arm eine Schramme in den noch nicht ganz ausgehärteten Lack gebracht, da muss ich noch mal bei... angry

Aber es schaut insgesamt sehr gut aus. Im Tageslicht wirkt das ganze sogar recht edel, der Lack ist dunkler als auf den Bildern. Bei Aston Martin heißt das Titansilber. tongue In Verbindung mit den schwarzen Anbauteilen gefällt mir das sehr gut!

Bild

Bild

Die ordentliche Bestrahlung mit dem Heizlüfter hatte noch eine andere Nebenwirkung (außer, das aus allen Löchern kräftig Öl getropft ist...): sie dreht sich wieder superleicht! Einmal anschubsen, dreimal weiterlaufen! So soll es sein!

Jetzt muss ich mir noch ein bisschen Zeit zum montieren klauen, dann kann´s schon fast losgehen.

Der zweite Teil des Plans sah die Motorisierung vor, dazu schon mal ein kleiner Teaser:

Bild

Um eine vernünftige Drehzahl zu bekommen und die Nadelpositionierung zu erhalten, habe ich mich entschlossen, die Untersetzung direkt an der Maschine zu realisieren. Dazu habe ich eine Riemenscheibe (150mm) ausgedreht und auf die originale gesetzt und mit dieser verschraubt und zur Sicherheit verklebt.

Bild

Bild

Die Durchführung für den Riemen muss ich noch ein bisschen erweitern, ansonsten schaut das schon mal gut aus.
Motor ist die 550 Watt-Version von Zoje, gekauft über Sewtex. Es liegt auch noch einer von College Sewing hier, der kommt aber in die Adler. Der Zoje gefällt mir aber fast besser, es wurden schöne Schwingungsdämpfer für die Motorplatte mitgeliefert, Montagematerial wirklich ausreichend und vernünftig und auch die Verkabelung wirkt sehr gut gemacht. Und die Motorwelle hat 15mm, so kann man die kleinerern (in meinem Fall 40mm) Antriebsräder von College Sewing direkt (sogar ohne einen Flansch abzusägen) verbauen. Seltsamerweise ist der eigentliche Motor trotz gleicher Nennleistung beim Zoje eine ganze Ecke grösser.

Also es wird schön langsam.

Ein kleiner Tipp hier noch, mein Lieblingsrostlöser:

Bild

Enthält auch eine kleine Menge Kältespray. Das funktioniert wirklich! Damit habe ich schon einige hoffnungslose Fälle gerettet.


Zu guter letzt für heute noch eine Frage, ich bin auf der Suche nach dem roten Pfaff-Logo als Aufkleber, gibt's das irgendwo? Kennt jemand eine Quelle?
Das hier meine ich:

Bild
Zuletzt geändert von Werdenfelser am Dienstag 24. Oktober 2017, 09:30, insgesamt 1-mal geändert.
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kathies
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Re: 138, Klassik meets HighTech...

#7 Beitrag von kathies »

Die neue Lakierung ist echt Klasse!!!
Du schreibst von Nadelpositionierung, kommt da auch noch ein Fadenabschneider rein, oder ist der Bereits drin?
Danke fürs ausführliche Beschreiben, das macht Mut ;-) auch mal dran zu gehn...
Liebe Grüße
Kathrin

Pfaff 463-34/01 900/57-AS, Union Special 39500AF, Pfaff 138-6BSX4.5, Pfaff 134-0-6, Strobel Kl.45-262, Bernina 1000
Neuzugang: Pfaff 142 und Pfaff 151 mit Kantenschnittmesser :-)
(Janome Cover Pro 1000 CPX)

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Benno1
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Re: 138, Klassik meets HighTech...

#8 Beitrag von Benno1 »

das schaut schon mal sehr gut, um nicht zu sagen PERFEKT aus. Wegen der Keilriemen-Ausparung hätte ich gemeint an der Stelle mit einer Holzfeile (halbrund) schräg ausfeilen rolleyes rolleyes rolleyes
Elna supermatic, ZZ und SU sind meine Hauptmaschinen, Singer 66, Singer-Klon von Rast & Gasser, Kayser L und noch so einige biggrin biggrin biggrin

Werdenfelser
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Re: 138, Klassik meets HighTech...

#9 Beitrag von Werdenfelser »

Nur schräg nach hinten reicht leider nicht, ich muss den Schlitz seitlich nach rechts erweitern, da mein Riemenrad etwas weiter außen sitzt als das originale.
Aber das ist das wenigste.
Und irgendwann steht eh eine neue Arbeitsplatte auf dem Plan... Die ist schon ganz schön hässlich...
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adler104
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Re: 138, Klassik meets HighTech...

#10 Beitrag von adler104 »

wenn Du einen Farblaserdrucker fast kannst Du Decals selbst drucken - vielleicht hilft dir das Bildchen hier

Ich würde die Platte evtl neu machen - die DECEFIX Folie sieht ein bisschen nach "Gelsenkirchener-Barock" aus. wink
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Middem Öl nich spaasam sein! wink

Singer 111G156 - Singer 307G2 - Singer 29K71 - Singer 212G141 - Singer 45D91 - Singer 132K6 - Singer 108W20 - Singer 51WSV2 - Singer 246K16 - Singer 143W2 - Pfaff 368

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