Puuuh, das ist ganz schön happig.
Aber als Reaktion auf sich ändernde Anforderungen irgendwo auch verständlich. Immerhin wird jetzt offen gelegt, was tatsächlich im Hintergrund läuft. Naja, zumindest ein Großteil.
Die Königsdisziplin wäre sicherlich gewesen, alle Konten zu löschen und neu anlegen zu lassen. Dann auch mit den entsprechenden Erklärungen und Einwilligungen. Das wäre aber schon ziemlich heftig geworden, oder?
Aber... war da nicht mal was, dass man den neuen Richtlinien zustimmen musste? Durchgelesen hat sie sich natürlich kaum jemand - Hauptsache: 3-2-1. Und so wirklich abgelehnt hätte sie auch kaum jemand (3-2-1).
Wer bei eBay ein Geschäft abschließt, während im Hintergrund Facebook mitläuft, sollte schon absehen können, was möglicherweise passieren kann. Gerade aber die "Generation Smartphone" bekommt es meiner Meinung nach besonders schwer gemacht, im Überblick zu halten, welcher Dienst nun gerade lauscht und welcher gerade bewusst abgeschaltet wurde.
eBay wird im Fokus vieler Datenschutzrechtler stehen, von daher bin ich mir fast sicher, dass das alles (wenn auch kippelig) in Ordnung ist und durchgewunken werden kann.
Aus meiner Sicht sind da aber so ein paar Sachen dabei... Meist betrifft es den von mir so gemiedenen 6/1/f - das ist der Satz, der das Interesse an Daten eines Verarbeiters durch Verklausulierung über das Interesse an Datenschutz eines Betroffenen stellt.
Besonders merkwürdig finde ich, dass es offensichtlich mehrere Versionen der Datenschutzhinweise gibt:
https://www.ebay.de/gdpr
https://www.ebay.de/help/policies/membe ... ng?id=4260
Zumindest heißt der Link "gdpr", was "General Data Protection Regulation" bedeutet. Also "generelle Datenschutz Regelung", der englische Name für die DSGVO und der Ursprung für unsere Übersetzung.
Und dieses Anhängsel "...erklärung" ist mir zu hart. Ich empfehle immer das Ding "Datenschutz
hinweise" zu nennen. So unverfänglich, wie eben möglich. Aber das ist deren Sache.
Was mir auch nicht gefällt, ist dass eBay global operiert und auch Daten mit global operierenden Unternehmen teilt. Teilweise gilt EU-Recht (DSGVO), teilweise wird wird dem Privacy-Shield entsprochen (einer Regelung zwischen der EU und den USA zur Übermittlung personenbezogener Daten), teilweise aber auch nicht. Das betrifft Unternehmen, die weder in der EU, noch in den USA ansässig sind. Und auch nicht alle Unternehmen in den USA entsprechen dieser Bestimmung. Das ist komisch, Daten erhalten sie aber trotzdem.
Was mir überhaupt nicht gefällt, ist, dass hier und dort zur Verhinderung eines Datenflusses ein "Opt-Out" nötig ist.
Wer es nicht weiß: Ein "Opt-In" bezeichnet eine einfache Einwilligung. Irgendwo gibt's einen Kasten, in den man einen Haken setzen kann (der Kasten darf nicht vorausgefüllt sein!), daneben ein "OK". Somit gibt man online eine Einwilligung ab.
Ein "Double-Opt-In" läuft genau so ab, man muss aber z.B. nachher noch auf einen Link in einer Bestätigungs-E-Mail klicken oder einen Zeichencode eintippen, den man per E-Mail oder SMS bekommen hat. Die Wege sind da vielfältig, aber jeder weiß jetzt, was wie gemeint ist: Es geht um die deutliche (daher auf anderem Wege) Bestätigung der Abgabe einer Einwilligung.
Ein "Opt-Out" heißt im Umkehrschluss aber der Vorgang, wo an einer Stelle aktiv auszudrücken ist: "Nein, ich will das nicht!" - und das passt meiner Meinung nach nicht.
Einwilligungen müssen immer freiwillig und zweckgebunden sein. Wie früher in der Schule: "Willst Du mit mir gehen?" und dann ankreuzen: Ja, Nein, Vielleicht, Ochnee...
Einen Zettel, auf dem stand: "Willst Du
nicht mit mir gehen?" (Ja, Nein, Vielleicht, Ochnee) habe ich nie vorgelegt bekommen und hätte auch zu Verwirrungen geführt. Einen Zettel, auf dem stand: "Willst Du mit mir gehen, vorher McDonalds und nachher das Eis bezahlen und am Wochenende das Auto von meinem Paps waschen?" habe ich so auch nicht gesehen (das betrifft die Zweckbindung - es hätten in diesem Fall mindestens vier einzelne Einwilligungen sein müssen. Dummerweise habe ich aber auch hier oft genug schweigend eingewilligt...)
Der Witz ist ja (und hier beginnen sich riesige Getriebe zu drehen), dass eBay mit verschiedenen Unternehmen Daten teilt. Diese Unternehmen teilen Daten aber wiederum mit weiteren Unternehmen. Und diese wiederum...
Keine Chance. An zu vielen Stellen werden Daten zusammengeführt, können Fehler entstehen oder korrumpiert werden etc.
Ich als Datenschützer stehe ja selbst massiv im Fokus: Ein Problem mit dem Finanzamt oder einem Lieferanten kann schnell dazu führen, dass meine Zuverlässigkeit in Frage gestellt wird. Und Zuverlässigkeit ist in meinem Job so eine Geschichte...
Nun möchte ich aber ein wichtiges Ersatzteil für einen Kunden bestellen, das es so nur noch auf dem zweiten Markt gibt. Oder ich brauche wieder 6x6mm Stahl für meine S-Haken.
Darf ich (wissend der oben beschriebenen Umstände) nicht mehr bei eBay bestellen? Oder muss ich vor jeder Bestellung nun stundenlang prüfen, ob ich auch alle Opt-Outs gesetzt habe oder ob noch zusätzliche Partner in den eBay-Dunstkreis mit aufgenommen wurden?
Wisst Ihr was?
3-2-1.
Das Ding ist so groß und so undurchsichtig... Es kann niemand von mir verlangen, das alles bis ins Kleinste durchzuackern. Da sitzen mehrere Rechtsanwaltskanzleien und Behörden dran - das ist nicht mehr mein Bier.
Was ich maximal tun kann ist: diverse Programme schließen, alte Browsersitzungen schließen und Cookies löschen, dann meinen eBay-Kauf machen, dann wieder Browser zu und Cookies putzen.