als kleine Vorstellung und weil mir das Forum auf Anhieb sehr wertvolle Infos zu meiner Maschine gegeben hat, dachte ich mir, ich dokumentiere hier meine kleine Geschichte über den Weg zu meiner ersten „richtigen“ Nähmaschine...
Zuerst kurz zu mir: Bj ’77, Heidelberg, selbstständiger Handwerker, Hobbybastler und Denweltfriedeninderwerkstattfinder... über den Umweg Messermacherei von der Scheide zum Leder gefunden. Erste Erfahrungen mit Prickeisen und Sattlerstich haben dann recht schnell den Wunsch nach einer Maschine geweckt, wodurch ich per Kleinanzeige auf eine Adler 30-15, die kompakte Schwester der 30-1, aufmerksam wurde.
Mit dem wirklich freundlichen Verkäufer den Versand (...ich weiß, nicht wirklich smart aber aufgrund der Reisebeschränkungen momentan nicht anders machbar) verhackstückt und auf den Weg gebracht, kam Sie nach etwas mehr als zehn Tagen und einem besorgten Anruf beim Paketdienst bei mir an.
Auf dem Transport sei die Verpackung beschädigt worden und man habe sie neu verpackt, hieß es in der Sendungsverfolgung - entsprechend war die Überraschung nicht riesig als mir beim Auspacken die Unterseite der Maschine entgegensah.
Die Schäden waren wie folgt:
- ein abgebrochener Fuß am Gussgehäuse
- die Handkurbel am Schwungrad abgeschlagen
- dito der Fadenspanner für den bös verbogenen Spulenwickler
als kleinen Bonus hatte man mir, wohl aus der Wurfkiste, zwei kleine chinesische Getriebemotörchen beigelegt - ob als Trost oder zum Beweis eines etwas schrägen Humors wird sich schwer herausfinden lassen.
Den Gedanken zwecks Reklamation die Maschine zurück ins Paketzentrum zu schicken, um sie dort begutachten zu lassen, hatte ich schnell verworfen, war es weder sicher eine Erstattung zu bekommen, noch wann oder ob überhaupt und wenn in wie vielen Teilen die Maschine je wieder zu mir finden würde.
Kosten gegen Nutzen und Nerven gerechnet, war nach erfolgreicher Funktionsprüfung eine Eigenreparatur für mich (hier darf man gerne anderer Meinung sein) deutlich wirtschaftlicher.
Der Fadenspanner war schnell ausgebohrt und auf M5 geschnitten, der Wickler mit sanften Schlägen vom Schonhammer begradigt, der Gewinderest (M7 Fein?) aus dem Schwungrad ließ sich problemlos herausdrehen und provisorisch mit einer langen M6 Schraube, Unterlegscheiben und Muttern ersetzen.
Blieben noch der Gewinderest vom Fadenspanner im Kopf und der gebrochene Fuß. Der Gewinderest drehte sich beim Ausbohrversuch mit, an den komme ich also nur von Innen ran, dafür aber lagen die Nerven deutlich zu blank, also erst einmal ans Grobe - den Gußfuß wieder anbringen.
Nach etwas hin und her habe ich mich für die Risikovariante und für mich absolutes Neuland entschieden - Bronzelöten mit dem WIG-Schweißgerät.
Hierzu habe ich eine „Brücke“ zwischen zwei Füßen gebaut, so daß der Verzug sich minimal halten sollte. Die Bruchstelle hatte ich beidseitig V-förmig angeschliffen um Platz für die Naht zu schaffen.
Den Maschinenfuß mit der Lötlampe ordentlich, weiträumig erhitzt und dann mit nicht wenig Herzklopfen und 95 Ampere den Lichtbogen gezündet. Zuvor etwas belesen und dementsprechend zwei Lötpunkte gesetzt, die mit dem zu erwarteten Verzug den Materialspalt zuziehen würden... kein Funkensprühen, keine Spannungsrisse, teilweise etwas Gewerkel, bis das Lot ins fließen kam, eine etwas brutal anmutende Naht aber am Ende eine erfolgreiche Reparatur - und ich, stolz wie Bolle die ersten Nähte gezogen... 5mm Stichlänge sind das aber nicht - also doch weiter zerlegen

Beste Grüße und Danke für die tolle Plattform,
Christoph.