Adler 30-15 Transportschaden und Vorstellung

Fragen und Antworten zu Nähmaschinen von Adler, Dürkopp und Dürkopp Adler.
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Alpman
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Adler 30-15 Transportschaden und Vorstellung

#1 Beitrag von Alpman »

Hallo,

als kleine Vorstellung und weil mir das Forum auf Anhieb sehr wertvolle Infos zu meiner Maschine gegeben hat, dachte ich mir, ich dokumentiere hier meine kleine Geschichte über den Weg zu meiner ersten „richtigen“ Nähmaschine...


Zuerst kurz zu mir: Bj ’77, Heidelberg, selbstständiger Handwerker, Hobbybastler und Denweltfriedeninderwerkstattfinder... über den Umweg Messermacherei von der Scheide zum Leder gefunden. Erste Erfahrungen mit Prickeisen und Sattlerstich haben dann recht schnell den Wunsch nach einer Maschine geweckt, wodurch ich per Kleinanzeige auf eine Adler 30-15, die kompakte Schwester der 30-1, aufmerksam wurde.

Mit dem wirklich freundlichen Verkäufer den Versand (...ich weiß, nicht wirklich smart aber aufgrund der Reisebeschränkungen momentan nicht anders machbar) verhackstückt und auf den Weg gebracht, kam Sie nach etwas mehr als zehn Tagen und einem besorgten Anruf beim Paketdienst bei mir an.
Auf dem Transport sei die Verpackung beschädigt worden und man habe sie neu verpackt, hieß es in der Sendungsverfolgung - entsprechend war die Überraschung nicht riesig als mir beim Auspacken die Unterseite der Maschine entgegensah.

Die Schäden waren wie folgt:

- ein abgebrochener Fuß am Gussgehäuse
- die Handkurbel am Schwungrad abgeschlagen
- dito der Fadenspanner für den bös verbogenen Spulenwickler
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als kleinen Bonus hatte man mir, wohl aus der Wurfkiste, zwei kleine chinesische Getriebemotörchen beigelegt - ob als Trost oder zum Beweis eines etwas schrägen Humors wird sich schwer herausfinden lassen.

Den Gedanken zwecks Reklamation die Maschine zurück ins Paketzentrum zu schicken, um sie dort begutachten zu lassen, hatte ich schnell verworfen, war es weder sicher eine Erstattung zu bekommen, noch wann oder ob überhaupt und wenn in wie vielen Teilen die Maschine je wieder zu mir finden würde.
Kosten gegen Nutzen und Nerven gerechnet, war nach erfolgreicher Funktionsprüfung eine Eigenreparatur für mich (hier darf man gerne anderer Meinung sein) deutlich wirtschaftlicher.

Der Fadenspanner war schnell ausgebohrt und auf M5 geschnitten, der Wickler mit sanften Schlägen vom Schonhammer begradigt, der Gewinderest (M7 Fein?) aus dem Schwungrad ließ sich problemlos herausdrehen und provisorisch mit einer langen M6 Schraube, Unterlegscheiben und Muttern ersetzen.

Blieben noch der Gewinderest vom Fadenspanner im Kopf und der gebrochene Fuß. Der Gewinderest drehte sich beim Ausbohrversuch mit, an den komme ich also nur von Innen ran, dafür aber lagen die Nerven deutlich zu blank, also erst einmal ans Grobe - den Gußfuß wieder anbringen.

Nach etwas hin und her habe ich mich für die Risikovariante und für mich absolutes Neuland entschieden - Bronzelöten mit dem WIG-Schweißgerät.

Hierzu habe ich eine „Brücke“ zwischen zwei Füßen gebaut, so daß der Verzug sich minimal halten sollte. Die Bruchstelle hatte ich beidseitig V-förmig angeschliffen um Platz für die Naht zu schaffen.
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Den Maschinenfuß mit der Lötlampe ordentlich, weiträumig erhitzt und dann mit nicht wenig Herzklopfen und 95 Ampere den Lichtbogen gezündet. Zuvor etwas belesen und dementsprechend zwei Lötpunkte gesetzt, die mit dem zu erwarteten Verzug den Materialspalt zuziehen würden... kein Funkensprühen, keine Spannungsrisse, teilweise etwas Gewerkel, bis das Lot ins fließen kam, eine etwas brutal anmutende Naht aber am Ende eine erfolgreiche Reparatur - und ich, stolz wie Bolle die ersten Nähte gezogen... 5mm Stichlänge sind das aber nicht - also doch weiter zerlegen biggrin
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Beste Grüße und Danke für die tolle Plattform,

Christoph.
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GerdK
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Re: Adler 30-15 Transportschaden und Vorstellung

#2 Beitrag von GerdK »

Hallo Christoph,
danke für die super Beschreibung! smile
Und wie vor vielen Jahren mal meine damalige 80-jährige Nachbarin sagte: "Gut, wenn ein Mann stark ist und sich zu helfen weiß".
(Abgelegt unter "Sprüche für die Ewigkeit". :lol27: )

Viele Grüße, Gerd

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Alfred
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Re: Adler 30-15 Transportschaden und Vorstellung

#3 Beitrag von Alfred »

welcher Transportdienst war das?
Bei Hermes bekommt man für Reklamationen schon etwas Entschädigung, dei DHL ist alles Zwecklos, da ist immer alles ein Verpackungsfehler, man müsste zweischalig in Kartons verpacken.
Der Versender hätte natürlich auch besser verpacken können und den Griff vom Handrad abschrauben können.
Übrigens kann immer nur der Versender reklamieren als Autraggeber.
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Alpman
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Re: Adler 30-15 Transportschaden und Vorstellung

#4 Beitrag von Alpman »

Hallo GerdK, danke für das Willkommen!

@Alfred: Es war natürlich DHL und die Maschine war mehrlagig in Blisterfolie gewickelt, dann mit Packpapier ausgestopft, der Karton von innen mit weiteren Kartonteilen versteift und ordentlich verklebt. Die muss gestürzt sein. Ich hatte ja auch beim Gedanken an den Versand einer Gußmaschine ein leichtes Ziehen im Bauch, wollte die sie aber „unbedingt“ haben und ein wenig auf mein Glück gebaut... wenigstens weiß ich jetzt, daß Adler damals relativ guten Guß verwandt hat und man ihn auch ohne große Erfahrung halbwegs ordentlich löten kann.


Ich werde ihr jetzt mal den Kopf abnehmen, innen alles reinigen und nach dem tollen Faden hier:

https://naehmaschinentechnik-forum.de/v ... f=14&t=334

alle Einstellungen durchgehen und den Verschleiß sichten.


Auf Fotokarton näht sie inzwischen knapp 4mm, vielleicht kann ich noch ein, zwei Zehntel rauskitzeln.

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mahlekolben
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Re: Adler 30-15 Transportschaden und Vorstellung

#5 Beitrag von mahlekolben »

Das nenne ich mal einen epochalen Einstieg!

"Bronzelöten" von Guss mit Lichtbogen und Schutzgas (nehme ich an... sonst wie WIG, richtig?) toll! Nie gehört, klingt aber extrem spannend!
Beste Grüße!

Michael

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adler104
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Re: Adler 30-15 Transportschaden und Vorstellung

#6 Beitrag von adler104 »

Mal versuchen den Nähfußdruck zu verringern und den Nähfußhub zu erhöhen (steht beides in der Anleitung), meist ergibt sich dann ein klein wenig mehr Stichlänge. Ist auch wichtig dass der Stichlängensteller und die kleine Platte richtig eingesetzt sind.

Der Stichlängensteller und die kl platten haben jeweils eine kl. Aussparung (Wedge), bei der Platte muss die Aussparung nach oben und beim Stichlängensteller nach unten zeigen - siehe Bilder.

BTW - je dicker das Material wird, um so kürzer werden die Stiche (Pendeleffekt). Die längste Stichlänge erreichst du bei möglichst dünnem Material.
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Alpman
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Re: Adler 30-15 Transportschaden und Vorstellung

#7 Beitrag von Alpman »

@mahlekolben: vielen Dank! Ja, mit Argon... der Klassiker wäre mit einer Acetylenflamme - WIG bietet sich nur extrem an, da man es so gut dosieren kann. Ich hatte aber tatsächlich auch einen Haufen Glück dabei und dementsprechend sieht die Naht auch aus.

@adler104: Wow, genau darüber habe ich mir eben den Kopf zerbrochen... ich hatte das Plättchen zum Reinigen herausgenommen und war mir nicht mehr zu 100% sicher, wie herum ich es einsetzen muss - Klasse!



Im Moment kämpfe ich gerade mit zwei Schrauben, die sich nicht lösen lassen:
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Ich lasse sie jetzt über Nacht in WD40 liegen, so wie die Köpfe aussehen, bin ich nicht der Erste, der da Gewalt anwendet.


Der Rest wartet auf den Zusammenbau
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Re: Adler 30-15 Transportschaden und Vorstellung

#8 Beitrag von adler104 »

Alpman hat geschrieben: Sonntag 19. April 2020, 20:56
Im Moment kämpfe ich gerade mit zwei Schrauben, die sich nicht lösen lassen:
erwärmen mit Heißluftföhn oder Lötlampe o.ä.
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Alpman
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Re: Adler 30-15 Transportschaden und Vorstellung

#9 Beitrag von Alpman »

Hitze werde ich morgen versuchen und bevor ich die Köpfe ganz runddrehe, putze ich eben außenrum.


Gibt es denn eine Quelle für die kleinen M4 Feingewindeschrauben? Die Schraube für den Nadelhalter und die Klemmschraube für die Nadel wurden wohl irgendwann mal durch extrem schlecht passende M4 mit Standardsteigung ersetzt:
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Re: Adler 30-15 Transportschaden und Vorstellung

#10 Beitrag von dieter kohl »

heart -lich Bild im Forum

wir freuen uns auf einen regen Austausch mit dir

für Fragen zu deinen Maschinen bitte immer am besten gleich mit Fotos

Bilder bitte als Anhang hochladen
verlinktes verschwindet meistens nach kurzer Zeit und macht damit das Thema unbrauchbar
gruß dieter
der mechaniker

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