Verharzte Maschine putzen und gängig machen mit ...

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Also diese die Technisch in allen Nähmaschinen vom Grundprinzip her gleich sind.
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saumseliger
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Verharzte Maschine putzen und gängig machen mit ...

#1 Beitrag von saumseliger »

Hallo zusammen,

irgendwann in der ersten Hälfte des Jahres gab's das Thema schon mal.
Ich hatte damals Kettensägenreiniger ins Spiel gebracht.
So für den Fall, dass den jemand ohnehin rumstehen hätte ...

Jetzt hab' ich eine Textima-Saalfeld-Maschine hier, die äußerlich eher sauber wirkt,
aber alles, was sich irgendwie bewegen sollte, ist unter einer Harzschicht erstarrt.
So was hab' ich noch nie gesehen.

Ich hab's dann mit obigem Mittelchen probiert:
das klappt, also das macht fein sauber.
Aber einen Haken hat's doch: man soll die sauberen Teile unter fließendem Wasser abspülen.
Das geht bei demontiertem ganz gut, aber die ganze Maschine im Wasserbottich zu versenken ...

Vor dem Hintergrund hab' ich mir dann doch mal den Ballistol Harzlöser bestellt.
Das mit dem Schaum und dem "einfach abwischen" klingt ja wesentlich harmloser.

Jetzt habe ich aber in der Anleitung (runtergeladen) gelesen, dass man mit Gewinn anschließend Ballistol-Öl
aufbringen kann (soll), weil das dann auch neutralisiert.
In irgendeinem Datenblatt stand dann was von pH 13,5 für den Löser, das ist ja mal 'ne Hausnummer.
Viel höher geht ja nicht.

Jetzt frage ich mich: Wie sauer muss denn das Öl sein, wenn das neutralisieren soll?

Und die regelmäßigen Benutzer frage ich:
Macht ihr das mit dem Ballistol-Öl?
Oder lasst Ihr's beim Abwischen und dann mit "normalem" NäMa-Öl weiter?

Ich bin gespannt, mit etwas Glück kommt das Zeugs morgen.

tschö

der gert
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js_hsm
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Re: Verharzte Maschine putzen und gängig machen mit ...

#2 Beitrag von js_hsm »

Ich hab immer eine Sprühflasche mit Prilwasser da stehen.
Ballistol einwirken lassen und dann alles damit abspühen und abwischen.

Noch mal...Vorsicht mit manchen Lacken (z.B. die silbergrünen Pfaff Modelle (138 etc.)) da löst Ballistol den Lack ab wenn es zu lange drauf bleibt.

Gruß, Achim
Der Maschinen(um)bauer
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saumseliger
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Re: Verharzte Maschine putzen und gängig machen mit ...

#3 Beitrag von saumseliger »

Ah, danke. Auf Spüli wäre ich nicht gekommen, Klingt aber gut, werde ich probieren.

Der Schmodder sitzt gott sei dank überhaupt nicht auf dem Lack, sondern tatsächlich nur, wo's nix kaputtmacht.

Wenn ich mit der Maschine fertigbin, werde ich mal ein paar Bilder schicken,
sie macht auf mich einen sehr stabilen Eindruck.
Vielleicht behalte ich die.

tschö und vielen dank

der gert
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js_hsm
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Re: Verharzte Maschine putzen und gängig machen mit ...

#4 Beitrag von js_hsm »

js_hsm hat geschrieben: Donnerstag 18. September 2025, 15:34 Ich hab immer eine Sprühflasche mit Prilwasser da stehen.
Ballistol einwirken lassen und dann alles damit abspühen und abwischen.

Noch mal...Vorsicht mit manchen Lacken (z.B. die silbergrünen Pfaff Modelle (138 etc.)) da löst Ballistol den Lack ab wenn es zu lange drauf bleibt.

Gruß, Achim
P.S. danach mit Pressluft abblasen und alles nicht lackierte ölen/fetten
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Ramses
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Re: Verharzte Maschine putzen und gängig machen mit ...

#5 Beitrag von Ramses »

saumseliger hat geschrieben: Donnerstag 18. September 2025, 14:58 Ich hatte damals Kettensägenreiniger ins Spiel gebracht.
Was für ein Wirkstoff ist da enthalten?

Ich habe beste Erfahrungen mit Brennspiritus machen können.
Allerdings sollte man den von alten Lacken fernhalten, von Verzierungen sowieso/erst recht!

Man kann bei alten Lacken Brennspritus verwenden, um den Lack bis aufs blanke Metall zu entfernen.

Bei Verharzungen kann ich mir nichts Besseres vorstellen!

Alkohol hat buchstäblich zwei Seiten: eine hydrophile und eine lipophile.
Es löst also Fette und in gewissen Grenzen auch Dinge, die Wasser auflöst.
So gut wie Wasser ist es da aber nicht.

Hier ein Beispiel, diese Maschine war wirklich extrem, alles fest!
1304.jpg
1347.jpg
Und die Arbeit dürfte weniger gesundheitsschädlich sein, als bei Verwendung von Diesel oder gar Verdünner.
Verdünner habe ich mal verwendet, um Teile (Zahnräder usw.) von Wanduhren zu entfetten.
Da blieb aber ein hartes, poröses Zeugs übrig, das ich dann im Ultraschallbad mit Spülmittel entfernt habe. Heute würde ich auch dafür Spiritus verwenden, also anstelle des Verdünners, Ultraschall könnte ich mir wohl sparen.
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saumseliger
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Re: Verharzte Maschine putzen und gängig machen mit ...

#6 Beitrag von saumseliger »

Danke an alle!

Und jetzt bin ich motiviert, auch zumindest schon mal den vorher-Zustand zu präsentieren:
P1120515.JPG
P1120513.JPG
P1120512.JPG
P1120511.JPG

Da bewegt sich gar nichts. Nicht mal ansatzweise.
Außer dem Stichsteller. Ein klein bisschen, nachdem ich dem ordentlich Petroleum aufgetan hatte.

Eigentlich würde ich gerne die Greiferkonstruktion ausbauen, die ist ja in der Bodenplatte mit zwei Schrauben gehalten.
Aber an den (Kerb?-)Stift komme ich nicht dran, solange sich da nichts bewegt.
Ich werde die Unterseite und den Bereich der Armwelle erstmal mit dem Löser bearbeiten und dann mit dem Heißluftgebläse versuchen,
die Lagerstellen so weit gängig zu bekommen, dass ich demontiert bekomme, was weg muss.

Und das Reinigungs-Vorgehen:
Was ich gelöst bekomme, kommt in eine heiße Soda-Lösung.
Wird dann heiß abgespült und trocknet dann in der Regel sehr schnell ab. Mit dem Öllappen drüber und gut ist.

Aber wie ihr seht, ist das Demontieren schon das Problem.
Die Eskalationskette meinerseits wird sein:
Harzlöser, um die Sachen überhaupt loszubekommen. Und für die nicht-lackierten Areale.
Was sich nicht gibt, werde ich dann versuchsweise mit Spiritus behandeln.
Bremsenreiniger gibt's auch.
Und als ultima ratio: Verdünner, und aus irgendwelchen Gründen steht hier noch 'ne Flasche Aceton herum (geerbt).

Also alles, was flüssig ist und Lack angreift, als letzte Lösung.

Und von dem Harzlöser erwarte ich mir, dass der eben nicht überall rumläuft, weil der ja als Schaum am Ort bleiben soll.

Wenn's konkreter wird mit der Maschine, mach' ich ein Maschinen-Thema auf.
Es ist übrigens die, die im NäMa-Verzeichnis unter "Saalfeld (Knoch)" als erstes zu sehen ist.
Da wird sie "Textima Geradstich" genannt.
Ich hab' eine Anleitung aufgetrieben, da heißt die Maschine "H54".

Die zweite Maschine im Verzeichnis "Modell 0" (da gibt's mehr Bilder), ist bis auf den Gleitfadenhebel technisch gleich.

Vielen Dank für*s Mitmachen und mehr, sobald der Harzlöser ins Spiel kommt ...

tschö
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Re: Verharzte Maschine putzen und gängig machen mit ...

#7 Beitrag von saumseliger »

@Ramses

Entschuldige, ich hatte die Frage überlesen.

Das Zeug ist von Stihl und heißt: "varioclean".

Laut Stihl ist da drin:
AQUA, DISODIUM METASILICATE, SODIUM LAURIMINODIPROPIONATE, SODIUM POLYACRYLAT
zumindest nach der Detregentien-Verordnung.

Ich kenne das schon länger, als ich das erste mal damit zu tun hatte, stand irgendwas von "Harnstoff-Verbindungen" drauf.
Die scheinen die Rezeptur verändert zu haben, zumindest mir als Chemie-Laien scheint da nichts "harnstoffiges" drin zu sein.

Weißt Du mehr?

der gert

PS: GLS behauptet, der Harzlöser wäre nur noch 10 Stopps entfernt.
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dieter kohl
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Re: Verharzte Maschine putzen und gängig machen mit ...

#8 Beitrag von dieter kohl »

serv

bei Harnstoff denke ich immer an Urin -lol:
gruß dieter
der mechaniker

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Re: Verharzte Maschine putzen und gängig machen mit ...

#9 Beitrag von saumseliger »

naja, das trifft es auch ganz gut.

zitiert aus der wikipedia:

Der Niederländische Chemiker Herman Boerhaave entdeckte 1727 bei der Untersuchung von Urin den Harnstoff, den er sal nativus urinae nannte, „natürliches Salz des Harns“.[13] Hilaire-Marin Rouelle gelang 1773 ebenfalls die Gewinnung von Harnstoff mit einer alkoholischen Fällung aus Urinrückständen.[14] 1797 zeigte William Cruickshank, dass im Urin eine kristallisierbare Substanz vorhanden ist, die durch Salpetersäure gefällt werden kann. Damit hatte er den Harnstoff dargestellt.[15

und als der dann im großen stil künstlich hergestellt werden konnte, ging's mit den kunstharzen richtig los:
melamin als beispiel (da darf ich gar nicht an meine backschüsseln denken).

und im moment ist harnstoff als ADblue ganz groß im rennen.

übrigens, um auf die sache zurückzukommen:
der harzlöser ist angekommen.
das geht richtig gut zur sache, ich werde versuchen, das zeug mit nicoles zahnbürstenmethode lokal begrenzt einzusetzen.
aber die gegend hinter der kopfplatte ist schon fein sauber.

tschö

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Ramses
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Re: Verharzte Maschine putzen und gängig machen mit ...

#10 Beitrag von Ramses »

Danke!
saumseliger hat geschrieben: Freitag 19. September 2025, 10:56 Weißt Du mehr?
Die Inhaltsstoffe kenne ich nicht!

Dieses "SODIUM LAURIMINODIPROPIONATE" dürfte wohl der zentral reinigende Inhaltsstoff sein.

Nun ja, Du kannst ja mal Spiritus zum Vergleich testen.
Alkohol wird nämlich z.B. verwendet, um Kolophonium zu lösen. Und das ist im Grunde genommen nichts anderes als Harz.

Der Vorteil von Brennspiritus, man bekommt ihn in jeder Drogerie (was man heute noch so bezeichnet) und bei Diskountern, die etwas mehr Auswahl als Aldi oder Penny bieten. In größeren Verbrauchermärkten sowieso.

Achso! Mit Brensspiritus würde ich mich auch an Nähmaschinen trauen, die man mit Salatöl "geschmiert" hat.

Aceton müsste ich mal spaßeshalber ausprobieren. Vom Preis ist es aber deutlich teurer.
Spiritus hat dagegen den Vorteil, daß er Kunststoffe (im Gegensatz zu Aceton) nicht angreift.

Noch ein kleiner Nachtrag!
Wenn Du den Greiferbereich auseinanderbaust, prüfe mal vorab, ob die Teile magnetisch sind.
Wenn nicht, dann ist äußerste Vorsicht angebracht!

Ich habe zwei Naumann Kl. 14, bei denen die Schiffchentreiberwellenkurbel (so heißt das Teil wirklich!) zerfallen ist!
Ich gehe davon aus, daß sie aus Zink besteht!

Bei der hier vorgestellten Schwingschiffchenmaschine ist alles magnetisch, m.E. also unkritisch.

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