Pfaff 141 Greifergegenspitze

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Ostrod
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Re: Pfaff 141 Greifergegenspitze

#11 Beitrag von Ostrod »

Das würde aber bedeuten, daß diese Gegenspitze Unfug wäre.

Das würde ich, bar jeden tieferen Wissens, so erstmal nicht vermuten...

Gruß, Lukas
Geist ist geil!

sputnik
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Re: Pfaff 141 Greifergegenspitze

#12 Beitrag von sputnik »

Lukas (Ostrod) hat vollkommen Recht! Es geht um Timing der unterschiedlichsten Art. Die Grundlagen sind bei Renter im zweiten Band nachzulesen (mit Zeichnungen) und hier mit meinen Anmerkungen versehen.
Es geht prinzipiell darum den Faden während der Stichbildung zu kontrollieren, dass er sich nicht verhängt oder beschädigt werden kann.

Zum Timing:
Ein Fixpunkt ist immer der untere Totpunkt der Nadelstange.
Hier die Beschreibung von "Renters, Der Nähmaschinen-Fachmann" Band 2. Seite 96ff. :

1. PERIODE
1. Die Nadel sticht in den Stoff.
2. Die Fadenanzugsfeder ist in diesem Augenblick zur Ruhe gekommen; sie liegt auf. (Je nach Material kann die FAF auch erst aufliegen wenn schon das Öhr im Material ist)
3. Die Greiferspitze befindet sich in Tiefstellung, etwa 15 ° vor der Senkrechten.
4. Der Fadenhebel hat kurz vorher mit seiner Abwärtsbewegung begonnen.
5. Der Transporteur schiebt bei Beginn der Fadenhebelabwärtsbewegung noch eine halbe bis eine ganze Zahnlänge nach und sinkt dann unter die Stichplatte.

II. PERIODE
1. Die Nadel hat ihre tiefste Stellung erreicht.
2. Die Fadenanzugsfeder ruht.
3. Die Greiferspitze nähert sich bis auf etwa 45°der Nadel.
4. Der Fadenhebel durchläuft das erste Drittel seines Abstieges und gibt losen Faden.
5. Der Transporteur hat seine Abwärtsbewegung beendet und beginnt mit dem Rücklauf unter der Stichplatte.

III. PERIODE
1. Die Nadel beginnt mit ihrer Aufwärtsbewegung und beendet dabei den Schlingenhub von 1,8 bis 2 mm (2,2 mm).
2. Die Fadenanzugsfeder ruht.
3. Der Greifer steht mit der Spitze auf der Mitte der Nadel, etwa 1,5 mm über der Oberkante des Nadelöhrs. (Kann manchmal auch weniger sein. Maximal mitte der Hohlkehle, minimal direkt über dem Öhr)
4. Der Fadenhebel bewegt sich weiter abwärts und gibt Faden.
5. Der Transporteur befindet sich unterhalb der Stichplatte auf seinem Rücklauf.

IV. PERIODE
1. Die Nadel steigt rasch aufwärts.
2. Die Fadenanzugsfeder ruht. (Die FAF kann in Spannung und Weg eingestellt werden. Sie gleicht Unregelmässigkeiten von Greifer zur Nadelstange und Fadenanzugshebel aus.)
3. Der Greifer hat die Oberfadenschlinge erfaßt, weitet sie und führt sie über das Spulengehäuse hinweg. Die Greiferspitze hat dabei in Tiefstellung die Senkrechte um etwa 15° überschritten.
4. Der Fadenhebel hat mit dem Aufstieg begonnen.
5. Der Transporteur hat den Rücklauf beendet und steigt in die Höhe.

V. PERIODE
1. Die Nadel hat den Aufstieg beendet.
2. Die Fadenanzugsfeder ruht.
3. Die Greiferspitze sieht etwa 30° rechts über der Waagerechten.
4. Der Fadenhebel bewegt sich rasch aufwärts, um den vom Greifer abgeworfenen Faden fortzuziehen. (Der um 180° gedrehte Faden hat sich zurückgedreht.)
5. Der Transporteur ist bei seiner Aufwärtsbewegung bis über die Stichplattenkante gestiegen.

VI. PERIODE
1. Die Nadel hat mit der Abwärtsbewegung begonnen.
2. Die Fadenanzugsfeder ist in Tätigkeit getreten und hat den Faden gespannt.
3. Die Greiferspitze befindet sich 10° vor der Waagerechten.
4. Der Fadenhebel erreicht seine Höchststellung. (Jetzt sollte der letzte Stich festgezogen sein)
5. Der Transporteur hat mit dem Vorschub des Nähgutes angefangen.

Nachsatz: Die nächste Stichbildung beginnt wieder bei Periode 1.

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Während des gesamten Ablaufs muss der Faden ausreichend kontrolliert werden um vor Beschädigungen geschützt zu sein.
Mache Fäden neigen dazu Knoten zu bilden oder sich stark zu verdrehen und verseilen. Manchmal auch sich um die Nadel zu schlingen und dadurch vom Greifer nicht mehr erfasst werden kann.
Der Transporteur soll bis zum Einstich schieben. Eventuell kann er schon beginnen wenn die Nadel noch 1mm im Nähgut ist.
Der Kapsellüfter soll zum Zeitpunkt wo der Faden den Haltefinger passiert das Greifermittelteil ganz minimal berühren. (Mit der Geschwindigkeit wird der Weg grösser)

Je nach Maschinenklasse und Unterklasse verwendet man unterschiedliche Greifer und Nähgarnituren. Eine Nähgarnitur besteht im Normalfall meistens aus Transporteur, Stichplatte und Nähfuss.
Die gibt es z.B. für max 80Nm, die nächste für max 110Nm und die gröbste bis 140Nm ... dazu sind die Transporteure unterschiedlich Verzahnt.
Und sehen wir uns nicht in dieser Welt
dann sehen wir uns in Bielefeld! (Udo Lindenberg)

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inch
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Re: Pfaff 141 Greifergegenspitze

#13 Beitrag von inch »

Die Greifergegenspitze wurde für sehr dünnes Garn eingesetzt und macht öfter Probleme.
Mein Workaround dazu wäre:
Den Greiferbügel abschrauben und dort abflexen,wo er hinter der letzten Schraube noch flach auf dem Greifer aufliegt,eventuelle scharfe Kanten nacharbeiten/polieren.
Слава Україні!
Hier geht`s zur Ukraine-Direkthilfe: https://prytulafoundation.org/en https://www.ldc-ua.org/en RTL Kinderhilfe - 10 €/SMS 44844 Stichwort: "Ukraine"

Marc90
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Re: Pfaff 141 Greifergegenspitze

#14 Beitrag von Marc90 »

Vielen lieben Dank für die überaus ausführliche Antwort, so eine detaillierte Anleitung habe ich überhaupt noch nie gesehen!
Ich werde versuchen den Greifer entsprechend einzustellen, vielleicht löst das ja die Problematik.

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js_hsm
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Re: Pfaff 141 Greifergegenspitze

#15 Beitrag von js_hsm »

Wurde hier übrigens auch mal behandelt
https://naehmaschinentechnik-forum.de/v ... 25&t=10465

Gruß, Achim
Der Maschinen(um)bauer
Adler 30,48,67,68,69 Pfaff 130,141,142,145,335,1222, Typical GC20606-18, Sailrite 9" Clone und.....
https://youtube.com/@Special_Solutions
BLDC-Servos https://www.naehmaschinentechnik-forum. ... 33#p119733

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